Wie finanziert Vorarlberg 2021?

Wie hoch ist aktuell die durchschnittliche Höhe einer Wohnbaufinanzierung bei der Hypo Vorarlberg? Ist diese linear zu den Immobilienpreisen gestiegen?

Eine durchschnittliche Finanzierung liegt derzeit, ohne Berücksichtigung von Wohnbauförderungsdarlehen, bei ca. EUR 300.000,–. Die Gesamtfinanzierungssumme ist für den Kreditnehmer daher oft entsprechend höher. Dabei ist durchaus ein gewisses Verhältnis zu steigenden Immobilienpreisen zu spüren, aber dadurch, dass die Mittel der Kreditnehmer zur Rückzahlung nicht linear dazu gestiegen sind, ist auch die Finanzierungshöhe nicht in gleichem Maße mitgestiegen. 

Stichwort Eigenkapitalquote von mindestens 20 %. Gehen wir von den aktuellen Immobilienpreisen bzw. Baukosten aus, so sieht es unter EUR 500.000,– dünn aus. Das wären EUR 100.000,–. Ist das noch realistisch?  

Grundsätzlich sind die 20 % nach wie vor anzustreben. Allein die Kauf- und Finanzierungsnebenkosten liegen bei ca. 10 %. Darüber hinaus sind in der Regel Ausgaben in mindestens der gleichen Höhe für Inneneinrichtung, Küche, Gartengestaltung etc.  zu berücksichtigen. So sind wir immer noch bei einer 100 % Finanzierung für die Liegenschaft selbst. Aber ganz abgesehen davon wie gut die Sicherstellung ist, eine Kreditvergabe stellt in erster Linie auf die Rückzahlungsfähigkeit des Kreditnehmers ab. Das ermöglicht auch einen gewissen Spielraum hinsichtlich der vorhandenen Sicherheiten.

Hat hier die Faustformel, dass maximal ein Drittel des Monatseinkommens für die Wohnraumfinanzierung eingeplant werden sollte noch ihre Berechtigung?

Die Rückzahlungsfähigkeit gilt als wichtigstes Kriterium für eine erfolgreiche Finanzierung. Das Einkommensdrittel dient dabei als realistischer Richtwert. War es vor Jahren noch durchaus üblich, dass ein Alleinverdiener die gesamte Finanzierung stemmt, sind heute zwei Tendenzen erkennbar, die es dem Kreditnehmer überhaupt erst ermöglichen das besagte Drittel zu realisieren. Einmal hat sich die kalkulierte Rückzahlungsdauer in den letzten Jahren doch erheblich erhöht. Wurden früher 20 bis 25 Jahre angestrebt, sind heute 30 Jahre und mehr durchaus üblich. Auf der anderen Seite sind zwei Einkommen in der Regel unabdingbar.

Das Niedrigzinsniveau scheint zumindest langfristig wieder zu steigen. Was raten Sie Ihren Kunden derzeit? Fix oder variabel?

Je angespannter die Rückzahlungssituation, desto wichtiger ist ein möglichst großer abgesicherter Finanzierungsteil. Fakt ist, eine Absicherung ist derzeit so günstig wie nie. Das niedrige Zinsniveau hält sich seit längerem, aber grundsätzlich ist künftig nur eine Richtung offen. Steigen die Zinsen, werden auch die Kosten für die Absicherung steigen. Ich vergleiche es überspitzt mit einer Autoversicherung: Wenn das Auto bereits auf den Baum zufährt, ist es für den Abschluss der Vollkasko zu spät. Mischfinanzierungen mit fixen und variablen Zinssätzen sind derzeit, sofern die Kreditlaufzeit über 10 Jahren liegt, eine sinnvolle Lösung. Dabei sollte dem Fixanteil eine möglichst langfristige Vereinbarung von 15 bis 20 Jahren zugrunde liegen.

Ihr Tipp für alle, die sich trotz des schwierigen Immobilienmarktes den Traum von den eigenen vier Wänden verwirklichen wollen?

Mut zur Lücke. Gerade wenn es um Inneneinrichtung und Außengestaltung geht, scheint oft das Beste gerade gut genug. Auch mit gebrauchten Möbeln und der einen oder anderen kleineren Baustelle im Garten, steht einem glücklichen Start im eigenen Zuhause nichts im Wege.

Alexander Walterskirchen
Leiter Finanzierungsberatung (Zentrale Bregenz)

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