Die Kreditvergabe hat sich zum Jahresende 2022 im Euroraum angesichts der gestiegenen Leitzinsen und Konjunktursorgen deutlich verlangsamt. Die Geldhäuser im Währungsgebiet vergaben im Oktober noch 8,9% mehr Kredite als vor Jahresfrist. Im November betrug das Wachstum noch 8,3%. Im Dezember wurden lediglich noch 6,3% mehr Kredite an Firmen vergeben, wie die EZB am Freitag mitteilte. Neben den Notenbanktreffen stehen auch wichtige Makrozahlen auf der Agenda. Heute wird die Vorabschätzung zum BIP-Wachstums im 4. Quartal 2022 für Deutschland vermeldet. Morgen folgt die Schätzung für den Euroraum.
Palladium muss einen sehr schlechten Start in das Jahr 2023 verzeichnen. Aktuell notiert der Preis für eine Unze Palladium bei 1.664 US-Dollar. Dies entspricht einem Minus von 7,23% gegenüber dem Jahresschlussstand 2022. Zwei Jahre in Folge konnte Palladium schon keinen Wertzuwachs verzeichnen. Aufgrund der pandemiebeschränkten Einschränkung der chinesischen Palladium-Importe legte der Palladiumpreis in den vergangenen Monaten den Rückwärtsgang ein. Weitere Belastungsfaktoren für die Preisentwicklung bei Palladium sind die bereits eingesetzte Teilsubstitution von Platin anstelle von Palladium bei der Herstellung von Benzinmotoren sowie die hohe Nachfrage von batteriebetriebenen Fahrzeugen in China. Die neuesten Meldungen aus Indien, in den kommenden Jahren massiv auf E-Fahrzeuge zu setzten, dürften den Palladiumpreis auch nicht beflügeln. Heute früh wurden die Verbraucherpreisentwicklungsdaten für den Monat Januar für die Metropolregion Tokio veröffentlicht. Das Plus von 4,3% zum Vorjahresmonat ist der stärkste Anstieg 42 Jahren. Das Inflationsziel der Bank of Japan von 2% wurde somit bereits den achten Monat in Folge übertroffen. Es wird damit gerechnet, dass die japanische Notenbank im Frühjahr unter neuer Führung die Zinsen anziehen wird.
Das gestern veröffentlichte ifo-Geschäftsklima für Januar verbesserte sich gegenüber Dezember von 88,6 auf 90,2 Punkte. Dies war bereits der vierte Anstieg in Folge. Dass sich hierbei die Lageeinschätzung der Unternehmen um 0,3 auf 94,1 Punkte eintrübte, passte jedoch nicht so ganz ins hoffnungsfrohe Bild der Konjunkturerholung. Offenbar scheint das eine oder andere Unternehmen wachsende Schwierigkeiten mit dem Dreiklang aus erhöhten Energiepreisen, noch nicht vollends wieder hergestellten Lieferketten und gestiegenen Zinsen zu haben. Vielleicht macht sich aber auch schon der Rückgang der Neuaufträge im zweiten Halbjahr 2022 negativ bemerkbar. Hinsichtlich ihrer Geschäftserwartungen zeigten sich die Unternehmen dennoch klar weniger pessimistisch als noch vor einem Monat: Schließlich legte jener Teilindex von 83,2 im Dezember auf nunmehr 86,4 Zähler im Januar zu. Vertreter mehrerer großer US-Banken warnten davor, dass das an den Märkten derzeit gespielte Soft Landing-Szenario für die US-Konjunktur möglicherweise zu optimistisch sein könnte. Dabei wurden Stimmen laut, dass es der US-Notenbank Fed kaum möglich sein wird, die Inflation auf das von ihr gewünschte Niveau zu drücken, ohne hierbei der Konjunktur zu schaden.
Da ansonsten weder Wirtschaftsdaten noch anderweitige relevante Ereignisse anstehen, dürften sich die Blicke der meisten Marktteilnehmer heute vorwiegend nach Berlin richten. Dies umso mehr als dort laut Medienberichten offenbar eine Entscheidung in der Frage der Lieferung von Kampfpanzern gefallen ist. Neben deutschen Leopard-2-Panzern sollen wohl auch Modelle des Typs Abrams aus den USA in die Ukraine geliefert werden. In einer Welt, in der alles mit allem zusammenhängt, darf man darauf gespannt sein, ob die Märkte dies eher als einen Schritt in Richtung eines möglichen Verhandlungsfriedens oder einer weiteren Eskalation des von Russland angezettelten Krieges sehen. Vorbörslich ist der DAX leicht im Minus, der Euro hat zum US-Dollar zugelegt.
Zum Wochenstart gestern verbesserte sich das Konsumentenvertrauen für Europa nur leicht von -22,2 auf -20,9. Heute Vormittag werden die Januar-Daten zum Einkaufsmanager-Index für Deutschland und Europa veröffentlicht. Die Analysten der LBBW gehen von einer Verbesserung aus, sowohl für das Verarbeitende Gewerbe als auch für die Dienstleistungen.
Die am Freitag veröffentlichten Preise auf der Erzeugerstufe für Verbrauchsgüter im Dezember sind zwar nochmals um 0,5% gestiegen. Immerhin, und das ist die gute Nachricht dieser Zahl, die Aufwärtsdynamik lässt derzeit eindeutig nach. Im Vergleich zum Vorjahresmonat legten die gewerblichen Erzeugerpreise um 21,6% zu. In Österreich legten diese im November zum Vormonat um 15,4 % zu. Der ökonomische Datenkalender ist diese Woche prall mit Konjunkturindikatoren gefüllt: Am Dienstag wird der GfK-Konsumklimaindex für Deutschland veröffentlicht. Ebenso werden die Einkaufsmanagerindizes für einige Euroraumländer veröffentlicht.
In den USA verringerten sich die Baugenehmigungen im Dezember um 1,6 % nachdem der Rücksetzer im November schon 10,6 % betrug. In Deutschland werden ebenso dringend neue Wohnungen gebraucht, doch stattdessen wurden zuletzt deutlich weniger Neubauten genehmigt. Dies alles ist auf die steigenden Hypotheken und die teuren Materialien zurückzuführen. Heute werden die Verkäufe bestehender Häuser im Dezember gemeldet. Die Anleger befanden sich vor dem Hintergrund der Nachrichtenlage im Rückzug. Den europäischen Börsen ist angesichts von Rezessionssorgen, schwachen Firmenbilanzen und rationalen Gewinnmitnahmen die Puste ausgegangen. DAX und Euro Stoxx 50 gingen mit einem Minus von 1,7% und 1,9% bei 14.920 Punkten beziehungsweise 4.094 Zählern aus dem Handel.
Die US-Volkswirtschaft zeigt unmissverständliche Anzeichen einer Schwäche. Die Finanzmärkte hatten bei alledem gestern zunächst Schwierigkeiten, sich einen Reim zu machen. Zu Beginn des Handelstages liefen Gold- und Rohöl zunächst ins Plus, um dann im Minus zu schließen. Ähnlich die Aktienmärkte: Der DAX machte zunächst 60 Punkte gut und gab nachfolgend rund 65 Punkte ab. Der S&P 500 verlor im Tagesverlauf alles in allem 1,2%. Am Rentenmarkt hielten sich gestern die Gewinne bis zum Handelsschluss. In den aufwärts weisenden Rentenmarktkursen spiegeln sich zu großen Teilen Leitzinshoffnungen. Springender Punkt hinter all dem: EZB, Fed & Co. müssten in ihrer jeweiligen Geldpolitik, nach vorne geblickt, wenig auf das derzeit hohe absolute Niveau der Inflation achten. Bei Licht besehen ist zu konstatieren: Die Inflation ist nicht weg. Im Gegenteil: Aktuell verliert ein Geldschein weiterhin sehr viel schneller an Wert, als sich die Geldpolitik dies wünscht, im Euroraum, im Vereinigten Königreich, in den Vereinigten Staaten.
Deutlich schwächer als erwartet schnitt gestern in den USA der Empire Manufacturing Index ab, der die Beurteilung der Geschäftsbedingungen von Produzenten im US-Staat New York misst. Er ist mit -32,9 deutlich schwächer ausgefallen als erwartet. Mit Ausnahme des Corona-Crashs ist das einer der schwächsten Werte seit Jahrzehnten. Hauptauslöser für den schwachen Wert war die schlechte Beurteilung von Neuaufträgen und Auslieferungen. Immerhin zeigte sich der Index für die Geschäftserwartungen positiv mit 8,0 Punkten (nach 6,3 im Vormonat). Die US-Börsen reagierten kaum auf diese Daten. In Japan verbuchte der Nikkei dagegen heute Morgen einen Kurssprung von über 2%. Für Europa stehen heute keine wesentlichen Makrodaten an. Dafür umso mehr für die USA: Einzelhandelsumsätze, Produzentenpreisindex, Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung (jeweils für Dezember).
Ebenso verkündete das nationale Statistikbüro heute früh, dass die Bevölkerung Chinas das erste Mal seit 60 Jahren im letzten Jahr geschrumpft ist. Die Zahl der Neugeborenen ging von 10,62 Mio. auf 9,56 Mio. zurück. Gestern gab US-Finanzministerin Janet Yellen überraschend bekannt, dass sie am Mittwoch zu einem Gespräch mit dem chinesischen Vize-Premier Liu He zusammenkommen wird. Das politische Klima zwischen den USA und China ist frostig. Nach der Veröffentlichung der Inflations-Zahlen der Statistik Austria von 2022 gestern, gibt heute das Statische Bundesamt seine Revision der Vorabschätzung der Dezember-Inflationsrate bekannt.
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