Laut dem Statischen Bundesamt wird die Inflationsrate in Deutschland im Mai 2023 voraussichtlich +6,1 % betragen. Damit ist die Inflationsrate für Mai niedriger ausgefallen als allgemein erwartet. Ebenso wurde vermeldet, dass die Verbraucherpreise gegenüber April 2023 um 0,1 % sanken. Dies gibt Hoffnung, dass auch in Österreich die Inflationsrate für diesen Monat zurückspringt. Trotz des erfreulichen Rückgangs der Inflationsrate haltet die LBBW an ihrer Prognose fest, dass die Europäischen Zentralbank im weiteren Verlauf dieses Jahres ihren Einlagesatz in zwei Schritten auf 3,75 % hochhieven wird. Dann sollte jedoch das Ende der Fahnenstange erreicht sein.
In den USA überrascht die weiterhin robuste Verfassung des US-Verbrauchervertrauens. Jener vom Conference Board erhobene Indikator wurde für April nämlich markant von ursprünglich publizierten 101,3 auf 103,7 Punkte nach oben revidiert. In Österreich hingegen stagniert das Verbrauchervertrauen nach einem Anstieg im Dezember weiterhin. Auch bei den Einkaufmanagerindizes tut sich wieder einiges. Der chinesische EMI fiel im Mai mit 48,8 Zählern nochmals leicht schwächer aus als im April (49,2). Auch der EMI für den EU-Raum sank um 0,8 Zähler auf 53,3. Lediglich der Einkaufmanagerindex auf Japan konnte mit +2,0 Zählern glänzen.
Alle Marktteilnehmer warten gespannt auf eine Zahlenflut, die neue Details zur wirtschaftlichen Entwicklung bringen wird. Zu den Veröffentlichungen gehören Zahlen zum US-Immobilienmarkt, Inflationsdaten aus Spanien und ebenfalls Parlamentswahlen in Spanien. Während der Kapitalmarkt auf die Wahlen in Spanien weniger stark reagieren dürfte, ist das Bild in der Türkei ein anderes. Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan wird für fünf weitere Jahre die Geschicke des Landes bestimmen, was von Experten kritisch gesehen wird. Bezeichnend ist die hohe Inflationsrate von zuletzt 47%, was auch die türkische Lira extrem belastet. Wir wünschen einen sonnigen Start in die verkürzte, aber spannende Kapitalmarktwoche.
Der Ölpreis hat sich zuletzt deutlich erholen können gleich mehrere Faktoren haben die Preise für das schwarze Gold nach oben gebracht. Zum einen wird spekuliert, ob die OPEC+ bei ihrer nächsten Sitzung Anfang Juni erneut die Förderung verknappt. Seit November 2022 hat das Ölkartell die Quoten bereits um mehr als 3,5 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) gesenkt. Zum anderen zeigt sich die Ölnachfrage robuster als erwartet. Die IEA erhöhte jüngst ihre Nachfrageschätzung für das laufende Jahr um 0,2 mbpd. Demnach soll die Ölnachfrage 2023 jetzt um 2,2 mbpd zulegen. Ob das Ölangebot im laufenden Jahr im selben Umfang zulegen kann, scheint vor dem Hintergrund der Kürzungen bei der OPEC+ fraglich. Die LBBW geht daher weiter von einem hohen Ölpreisniveau aus. Auf Sicht von 12 Monaten rechnen sie mit Brent-Preisen von 80 US-Dollar.
Um der erhöhten Rezessionsgefahr in Amerika eine Pause zu gewähren, deutet das Protokoll der FOMC-Sitzung von Anfang Mai darauf hin, dass eine Pause im aktuellen US-Leitzinserhöhungsreigen notwendig sein könnte. Die Rede ist partiell davon, dass der Erhöhungsschritt vom Mai der letzte im laufenden Zyklus ein könnte. Klar ist aber derzeit dennoch nichts. Heute stehen in Deutschland unter anderem die Details zum BIP des zweiten Quartals an. Die Analysten der LBBW sind insgesamt skeptisch. Sie erwarten, dass der private Konsum gedämpft bleiben wird. Die Nettoexporte drehten zuletzt zu Deutschlands Ungunsten. Viel an energieintensiver Produktion, was vormals exportiert wurde, wird nun importiert - ein großes Minus beim BIP. Des Weiteren: Die Unternehmen investieren aktuell nur sehr zögerlich; speziell bei den Bauinvestitionen herrscht annähernd Stillstand.
Der heutige Tag beginnt mit der Veröffentlichung des ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland. Nach den rückläufigen ZEW-Konjunkturerwartungen und anderen schwächeren Indikatoren erwarten die Analysten der LBBW auch hier einen Rückgang. Für den Euroraum erscheint der endgültige April-Wert für den harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Der vorläufig berichtete Anstieg von 7,0% ggü. dem Vorjahresmonat dürfte bestätigt werden. Außerdem bleiben die Verhandlungen über die Anhebung der US-Schuldenobergrenze im Fokus. Aufgrund der noch nicht erfolgten Einigung tendierten die Aktienmärkte in Europa und den USA gestern schwächer. Die kurzfristig erhöhte Unsicherheit zeigte sich beim zwischenzeitlichen Anstieg der Rendite sechsmonatiger US-Treasury Bills auf 5,41%, dem höchsten Niveau seit 2000. Die länger laufenden US-Anleihen blieben dagegen nahezu unverändert. Im Nachgang schlossen auch die Märkte in Asien am heutigen Morgen etwas schwächer.
Heute werden die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes im Mai für Deutschland, Eurozone, UK und USA vermeldet. Die Indizes für das Verarbeitende Gewerbe dürften sich nach Einschätzung der LBBW Analysten im Kontraktionsbereich leicht verbessern oder sich schlimmstenfalls seitwärts bewegen. Im Gegensatz dazu erwartet die LBBW, dass die Aktivitäten im Dienstleistungssektor im Expansionsmodus bleiben - sich jedoch leicht verschlechtern.
Die deutschen Erzeugerpreise haben im April leicht zugelegt. (+0,3% M/M) und sind nicht etwa gesunken, wie die von Reuters zuvor befragten Volkswirte erwarteten. Zum Vorjahresvergleich lag der Anstieg der Erzeugerpreise bei 4,1% nach +6,7% im März. Eine leichte Überraschung, nachdem wir uns schon an monatlich fallende Erzeugerpreise, getrieben durch die Energiepreise, gewöhnt hatten. Auffällig ist, dass die Preise für Investitionsgüter deutlich angezogen haben. Das dürfte einerseits eine etwas bessere Konjunkturlage widerspiegeln, aber auch Zweitrundeneffekte werden eine Ursache gewesen sein. Alles in allem keine dramatische Zahl, aber sie zeigt, dass die Inflation zurückgehen mag, die Preise selbst aber wohl nicht. Das gilt vor allem für die Produkte weiter hinten in den Wertschöpfungsketten, letztlich also auch für den privaten Endverbrauch.
Einige werden außerdem bemerkt haben, dass der Euro deutlich an Boden gewinnen konnte. Der EUR/USD-Wechselkurs liegt inzwischen bei 1,07 und profitiert auch von den Unruhen um das US-Schuldenlimit. In den nächsten Wochen dürfte die Zinsdifferenz wieder in den Vordergrund rücken. In Europa werden weitere Zinsschritte erwartet, in den USA nicht. Dementsprechend leiten die Analysten der LBBW ein positives Bild für den Euro ab.
Wie erwartet, gab es in den gestrigen Gesprächen zwischen Präsident Joe Biden und dem republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, keine Einigung im Streit um die Schuldenobergrenze. McCarthy sprach von produktiven Gesprächen und hält es für möglich, einen Deal bis Ende der Woche zu erreichen. US-Präsident Biden reist heute zum G7-Treffen, kommt aber schneller als ursprünglich geplant wieder zurück. Ursprünglich wollte der US-Präsident im Anschluss an das G7-Treffen im japanischen Hiroshima nach Papua Neuguinea und Australien weiterreisen. Japans Wirtschaft legte im ersten Quartal im Jahresvergleich um 1,6% zu. Damit wurden die Markterwartungen von 0,7% deutlich übertroffen.
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