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Hypo Börsenblick

28.03.2024
Alle Dinge erhoben, außer einem

Mit einem Anstieg der Kakaopreise, dem Indiktaor für die wirtschaftliche Stimmung in Europa und den Handelsspanungen zwischen den USA und China scheint sich vieles zu erhöhen. Eine Ausnahme is der Wert des japanischen Yen.

Kakaopreise erreichen Rekordhöhen. Die Mai-Futures-Kontrakte für Kakao überstiegen gestern die Marke von 10 000 USD pro metrische Tonne. Dies ist das Ergebnis schlechter Ernten bei den großen Erzeugern in der Elfenbeinküste und Ghana, die mit begrenzten Düngemitteln und Wetterbedingungen zu kämpfen haben. Dies hat zu einem Anstieg der Preise für Schokoladenerzeugnisse sowie zu einer Förderung schokoladenfreier Alternativen durch Schokoladenhersteller wie Hershey geführt.

 

Steigende wirtschaftliche Stimmung in der Eurozone. Mit einem Anstieg um 0,8 Zähler auf nun 96,3 stieg der Indikator zur wirtschaftlichen Stimmung in der Eurozone etwas stärker als erwartet, wobei mit Deutschland, Frankreich, Italien und Polen insbesondere die großen Volkswirtschaften zum Anstieg beitrugen. Bei einem Blick auf die Wirtschaftssegmente zeigt sich, dass die Dienstleistungen und der Handel stärker zulegen konnten als die Industrie.

 

Ein neuer Handelsstreit. US-Finanzministerin Janet Yellen kritisierte gestern bei einem Auftritt im US-Bundesstaat Georgia die Subventionspolitik der chinesischen Regierung und betonte, dass man eine neuerliche Überschwemmung der US-Märkte durch subventionierte chinesische Importprodukte nicht hinnehmen werde. Bei den subventionierten Produkten handelt es sich um solche aus dem Bereich der sauberen Energie. Es wird geschätzt, dass China im vergangenen Jahr mehr als 130 Mrd. USD allein für den Solarmarkt ausgegeben hat. Die Biden-Administration hat ihre eigenen Subventionen für saubere Technologien, insbesondere für Elektrofahrzeuge, gewährt. Diese Subventionen waren der Streitpunkt in einer gestern von China bei der Welthandelsorganisation eingereichten Beschwerde.

 

Der schwache Yen. Nachdem der japanische Yen Anfang der Woche ein neues 34-Jahre-Tief gegenüber dem US-Dollar erreichte, versuchen japanische Politiker seither vergeblich, die scheinbar unaufhaltbare Abwertung verbal zu stoppen. Ein Faktor dafür ist die noch unsichere Zinswende in den USA. Eine Intervention auf der Seite der Japaner könnte bevorstehen.

27.03.2024
Aufwärtstrends bei Aktien

Die europäischen Aktienmärkte erlebten gestern einen Aufschwung, ebenso wie das Social-Media-Unternehmen von Donald Trump bei seinem Börsengang. Heute werden Daten zum Wirtschaftswachstum in Deutschland und der gesamten EU erwartet.

Europas Aktienmärkte setzten am Dienstag ihre Rekordjagd fort. Der DAX überschritt im Handelsverlauf die 18.400er-Marke und schloss bei 18.384 Punkten, einem Plus von 0,67 %. Der Euro Stoxx 50 legte 0,40 % zu auf 5.064 Zähler. Zu den Zugpferden zählte wieder DAX-Schwergewicht SAP (+1,0 %). Im Mittelpunkt des Interesses standen wieder einmal die Rüstungswerte. Rheinmetall (+2,7 %) erhält EU-Fördergelder zum Ausbau der Munitionsproduktion. Heute trifft sich der deutsche Wirtschaftsminister Habeck mit Vertretern der Rüstungsindustrie zu Gesprächen. An der Börse Kopenhagen verlor die Aktie der Reederei Möller Maersk 2,6 %. Einer ihrer Containerriesen hatte die Brücke über den Hafen von Baltimore durch Rammen eines Pfeilers zum Einsturz gebracht. US-Präsident Biden will die Brücke mit Bundesmitteln wieder aufbauen.

Nach der Fusion mit der Digital World Acquisition Corporation am Montag erlebte die Trump Media & Technology Group am Dienstag ihren Börsengang an der Nasdaq. Die Aktie sprang bis zu 60 % in die Höhe und schloss am Ende um 16 % über dem Ausgabepreis. Der Kurs von 57,99 USD bedeutet eine Börsenkapitalisierung von rund 8 Mrd. US-Dollar. Der größte Anteilseigner mit 60 % ist der ehemalige US-Präsident Donald J. Trump. Sein Anteil ist nach dem gestrigen Handel jetzt etwa 4,6 Mrd. USD wert. Obwohl die Marktkapitalisierung jetzt etwa das 2.000-fache des geschätzten Jahresumsatzes von Trump Media beträgt, haben sowohl der wichtigste Vermögenswert, Truth Social, als auch Trump selbst Investoren angezogen. Ein solcher Investor beschrieb seine Unterstützung für die Aktie als Unterstützung sowohl für den ehemaligen Präsidenten als auch für die freie Meinungsäußerung und erklärte, Truth Social sei die einzige Social-Media-Plattform, die nicht stark von der Regierung beeinflusst wird.

26.03.2024
China Development Forum, EU-Klage und ein Glücksfall in den USA

Führungskräfte treffen sich diese Woche in China, aber einige ihrer Unternehmen werden in Europa unter die Lupe genommen. In den USA wird diese Woche der Börsengang eines Unternehmens mit einem sehr bekannten Gründer erwartet.

Führungskräfte treffen sich diese Woche in Peking zum China Development Forum. Führungskräfte aus den USA stellen Berichten zufolge die größte Teilnehmergruppe dar, darunter Tim Cook von Apple, Stephan Schwarzman von Blackstone und Laxman Narasimhan von Starbucks. Dies ist ein starker Kontrast zum letztjährigen Treffen, bei dem viele US-Führungskräfte aus Angst vor chinesischer Spionage nicht teilnahmen. Nach dem Abschluss der Veranstaltung sollte sich Chinas Staatschef Xi Jinping mit den Teilnehmern treffen. Der chinesische Ministerpräsident Li Qiang hat gestern bereits neue Prioritäten für die chinesische Regierung vorgestellt, darunter Investitionen in saubere Energie, Wissenschaft und Technologie. Dies dürfte dazu beitragen, das Wachstum der chinesischen Wirtschaft inmitten eines schwachen Immobiliensektors anzukurbeln, der traditionell eine wichtige Wachstumsquelle war.

 

Während sich Führungskräfte in China treffen, stehen bestimmte ihrer Unternehmen in Europa unter Beobachtung. Die EU-Kommission wirft Apple, der Google-Mutter Alphabet sowie dem Facebook-Konzern Meta vor, gegen den Digital Markets Act verstoßen zu haben und leitete gegen diese drei Unternehmen daher gestern ein Verfahren ein. Dieses könnte die Tech-Riesen teuer zu stehen kommen. Im schlimmsten Fall drohen nämlich Strafen bis zu 10 % des jeweiligen weltweiten Umsatzes. Amazon und Microsoft, welche seitens der EU ebenfalls als Gatekeeper mit besonders hoher Marktmacht eingestuft werden, sind vom aktuell eingeleiteten Verfahren hingegen nicht betroffen.

 

In den USA könnte noch in dieser Woche ein neues Unternehmen an die Börse gehen. Am Freitag fusionierte die Trump Media & Technology Group, die Muttergesellschaft der Social-Media-Plattform Truth Social, mit der Digital World Acquisition Group (DWAC). Der ehemalige US-Präsident Donald Trump und Gründer von Truth Social besitzt 60 % des neu gegründeten Unternehmens. Mit einer Marktkapitalisierung von 5 Milliarden US-Dollar wird dieses Unternehmen voraussichtlich diese Woche mit dem Handel an der Börse beginnen. Die Aktien von DWAC legten gestern im vorbörslichen Handel zu. Dies alles dürfte Trump in seinem 2024 Präsidentschaftswahlkampf einen Glücksfall bescheren. Diese Kampagne geriet in letzter Zeit durch eine Klage des Bundestaates New York gegen Trump unter Druck.

25.03.2024
Ölmärkte eröffnen höher, Zinssätze im Euroraum

Infolge von einem Terroranschlag in Russland am Wochenende haben die Ölmärkte heute Morgen höher eröffnet. Diese Woche werden nur wenige makroökonomische Daten erwartet. Das Wirtschaftsvertrauen des Euroraums vom März, das am Mittwoch veröffentlicht wird, könnte jedoch Aufschluss über die Zukunft der Zinssätze in Europa geben.

Am vergangenen Freitag gab es in Moskau einen Terroranschlag. Nach bisherigen Angaben starben bei dem Angriff 137 Menschen. Die US-Geheimdienste hatten im Vorfeld vor islamistischem Terror gewarnt. Russlands Präsident Putin sieht stattdessen, eine Verbindung in die Ukraine. Aus den Reihen der russischen Politik sind also Forderungen zu hören, eine Antwort "auf dem Schlachtfeld" zu geben. Nach dem Anschlag haben die Ölmärkte heute höher eröffnet. Die ICE Brent-Preise erholten sich heute Morgen auf rund USD 86/bbl.

In dieser Woche dürfte es bei den Makrodaten eher ruhig zugehen. Heute steht auf dem Kalenderblatt die Anzahl der US-Neubauverkäufe vom Februar. Erwartet wird eine Fortsetzung des zuletzt ansteigenden Trends. Für mehr Interesse dürfte am Karfreitag die US-PCE-Kernrate sorgen. Bereits morgen stehen die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter der Vereinigten Staaten vom Februar sowie das US-Konsumentenvertrauen vom März auf dem Programm.

Diesseits des Atlantiks richtet sich die Aufmerksamkeit im Wertpapierhandel diese Woche auf das Euroraum-Wirtschaftsvertrauen vom März, publiziert am Mittwoch. Nach Lesart des LBBW-Research' dürfte es sich aufhellen. Die zentrale Frage an dieser Stelle lautet, ob ein solches Ergebnis den Fahrplan der EZB in Richtung Leitzinssenkungen ändern könnte. Zum Ausklang der vergangenen Woche erklärte der Chef der Österreichischen Nationalbank, Holzmann, dass eine erste Zinssenkung in Vorbereitung sei. Der Zeitpunkt stehe noch nicht fest. Ähnlich äußerte sich der Präsident der Deutschen Bundesbank. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) erwartet hinsichtlich, dass die Währungshüter bis Juni in einen neuen Reigen von Leitzinssenkungen einschwenken werden.

22.03.2024
SNB, BoE und deutscher Wohnimmobilienmarkt

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkte gestern ihren Leitzins von 1,75 % auf 1,50 %. Die Bank of England (BoE) hielt aber ihren Leitzins  unverändert. Für den deutschen Wohnimmobilienmarkt ist heute gleich in doppelter Hinsicht ein spannender Tag. 

Die deutlich gesunkene Inflation in der Schweiz machte der gestrigen Entscheidung der SNB möglich: Die SNB stellte fest, dass die Inflationsbekämpfung wirksam war. Die Teuerung liegt im Wohlfühlbereich der SNB und dürfte dort nach den aktualisierten Prognosen auch in den nächsten Jahren verharren. Die Währungshüter verwiesen zudem explizit auf die reale Aufwertung des Schweizer Franken im vergangenen Jahr. Der Franken reagierte auf die Lockerung der Geldpolitik mit einer Abwertung gegenüber dem Euro um rund einen Rappen. Eine Zinssenkung zum gestrigen Termin galt im Vorfeld zwar als möglich, aber nicht als wahrscheinlich. Hinsichtlich des weiteren geldpolitischen Kurses hielt sich die SNB alle Türen offen. Die BoE  vollzog gestern einen deutlichen verbalen Schwenk, obwohl sie ihre Zinssätze nicht geändert haben. Noch vor zwei Monaten tendierte die BoE zu weiteren Zinserhöhungen, nun signalisierte sie ihre Bereitschaft für künftige Zinssenkungen. Am Geldmarkt verschoben sich daraufhin die Erwartungen für den Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung von August auf den Juni.  Auf der politischen Bühne setzen die Staats- und Regierungschefs der EU heute ihren zweitägigen Gipfel fort.

Heute veröffentlicht das Statistische Bundesamt seinen Häuserpreisindex für das vierte Quartal. Seit dem Hochpunkt im Q2 2022 hat der Index bis zum Q3 2023 rund 11 % nachgegeben. Ebenso wird der Bundesrat möglicherweise über das Wachstumschancengesetz abstimmen. Auch wenn es inhaltlich nicht miteinander verknüpft ist, nutzen die unionsgeführten Bundesländer das Wachstumschancengesetz als Druckmittel, um Zugeständnisse der Bundesregierung gegenüber den Bauern zu erreichen. Gespräche zwischen Bundesregierung und Deutschem Bauernverband hatten zwar gewisse Fortschritte gebracht. Ob diese aus Sicht der Union letztlich ausreichen, um heute dem Gesetz zuzustimmen, bleibt die große Frage. Andere Wirtschaftsverbände, die seit Monaten von der Politik einen parteiübergreifenden Konsens zur Unterstützung der Wirtschaft fordern, sprechen sich vehement dafür aus, dass zumindest das Wachstumschancengesetz endlich beschlossen wird. Dies geschieht vor dem gestern veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland und dem Euroraum. Die Indizes sackten noch tiefer in die Kontraktionszone.

21.03.2024
US-Notenbank wartet ab, Märkte feiern

Die gestrige Sitzung der amerikanischen Notenbank brachte keine großen Überraschungen. Das Zielband für den Tagesgeldsatz wurde wie erwartet unverändert bei 5,25 % - 5,50 % belassen. Die Fed-Mitglieder bestätigten auch ihre Haltung, wonach erst nach weiteren positiven Daten auf der Inflationsfront Zinssenkungen zu erwarten seien. Zudem sieht man die Wirtschaft nun auf einem stärkeren Wachstumspfad als bisher. Die BIP-Prognose für das laufende Jahr wurden von 1,4 % auf 2,1 % angehoben, jene für 2025 auf 2,0 % belassen. Auch bei der Preisdynamik sieht man die Kerninflation für dieses Jahr mit 2,6 % nun um 0,2 pp höher als zuletzt. Trotz der Aufwärtsrevisionen der makroökonomischen Zahlen signalisiert der Leitzinspfad der Fed (Dot plot) weiterhin drei Zinssenkungen im Ausmaß von insgesamt 75 Basispunkten für dieses Jahr. Lediglich die Zinsprognose für Ende kommenden Jahres wurde leicht angehoben (nun 3,9 % statt zuvor 3,6%).

Die US-Aktienindizes reagierten allesamt erleichtert auf die Nachrichten. Der S&P beendete den Tag mit einem Plus von 0,89 %, während der Nasdaq Composite sogar um 1,25 % zulegen konnte. Die Marktteilnehmer hätten nach den heißeren Inflationsdaten zu Jahresanfang schlimmeres erwartet. Neben dem unveränderten Leitzinspfad für dieses Jahr stimmten auch Aussagen Powells zur Entwicklung der Bilanz der Notenbank positiv. Der Fed-Chef deutete an, dass der Bilanzabbau in naher Zukunft verlangsamt werden könnte. Auch die asiatischen Börsen schlossen sich heute Morgen der positiven Stimmung an. Dennoch ist weiterhin Vorsicht vor allzu optimistischen Erwartungen geboten.  Nicht nur ist die erste Zinssenkung frühestens für das FOMC-Meeting im Juni zu erwarten, sondern auch eine Rückkehr zu nachhaltiger Preisstabilität lässt sich aus heutiger Sicht noch nicht erkennen.

 

20.03.2024
Zentralbanksitzungen in den USA und in China

Die gemischten Signale der letzten US-Konjunkturdaten geben der Fed auf ihrer heutigen Zinssitzung wohl keine klaren Handlungsempfehlungen. Da wäre zum einen die trübere Konsumentenlaune, die für eine frühere Leitzinssenkung spricht. Im Vorfeld der Fed-Zinssitzung haben sich die Anleger gestern an den europäischen Aktienmärkten vorsichtig optimistisch gezeigt. Heute Morgen haben im Nachgang des monatlichen Zinsentscheids der chinesischen Zentralbank die Banken ihre Kreditreferenzzinsen wie erwartet nicht verändert.

Die in der vergangenen Woche veröffentlichten US-Einzelhandelsumsätze stiegen im Vormonatsvergleich um 0,6 % und blieben damit hinter den Erwartungen (+0,8 %) zurück. Dabei wurden die Januar-Daten von -0,8 % auf -1,1 % nach unten korrigiert. Zum anderen stiegen die Erzeugerpreise im Vormonatsvergleich um 0,6 % und damit doppelt so stark wie erwartet. Dies unterstreicht den anhaltenden Inflationsdruck und würde für ein längeres Belassen der Leitzinsen auf dem aktuellen Plateau bei 5,5 % sprechen, welches seit Juli 2023 existiert. Aufgrund der bereits von Fed-Chef Powell gegebenen Signale gilt es als ausgemacht, dass es heute noch zu früh für eine Zinswende ist. Die aus Marktdaten berechnete Wahrscheinlichkeit das es heute zu keiner Leitzinssenkung kommt, liegt bei 99 %. Auch für die Mai-Sitzung erwarten 91 % keine Veränderung. Im Juni überwiegt bereits die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung (62 %). Doch erst für den Fed-Entscheid Ende Juli wäre ein Senkungsschritt von 25 Bp wahrscheinlich (77 %). Im Rahmen der heutigen Sitzung erhoffen sich die Investoren indes Hinweise auf etwaige Abkehrpläne von der Hochzinspolitik zu erhalten. Insbesondere stehen hierbei die Fed-Prognosen für das Wachstum und die Inflation im Vordergrund. Gleichzeitig könnten die Notenbanker den projizierten Leitzinspfad (FOMC Dot Plot) im Vergleich zu ihrer Dezemberprojektion straffen. Dementsprechend könnte es anstatt der bisher erwarteten drei Zinssenkungen um jeweils 25 Bp bis Jahresende 2024 nur noch zwei Senkungen um ebensolche Größeneinheiten geben. Dies hätte wiederum Anpassungen seitens der Markterwartungen zur Folge, wodurch der Druck auf kurzfristige US-Staatsanleihen zunehmen könnte und diese temporär höher rentieren dürften.

 

Der DAX kam gestern wieder in die Nähe der 18.000er-Marke und tastete sich in der Spitze um 0,4 % auf bis zu 17.998 Punkte vor. Der Euro Stoxx 50 zog zum Handelsschluss um rund 0,5 % auf 5.008 Zähler an. So gut wie keine Nervosität herrschte an der Wall Street. Der Dow Jones, der breiter gefasste S&P 500 sowie der Index der Technologiebörse Nasdaq schlossen gestern allesamt im grünen Bereich.

 

Heute hat die chinesische Zentralbank den einjährigen Leitzins (Loan Prime Rate, LPR), auf dem die meisten neuen und ausstehenden Kredite in China basieren, bei 3,45 % belassen. Gleichwohl blieb der fünfjährige LPR-Referenzsatz unverändert. Dieser beeinflusst die Preisgestaltung von Hypotheken und wurde zuletzt im Februar um 25 Bp auf 3,95 % gesenkt, um die Konjunktur anzukurbeln. Nach dem Zinsentscheid fassten die Anleger in China offenbar neuen Mut. Die Börse in Shanghai legte um 0,5 % zu. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen, CSI 300, gewann 0,2 %. In Japan blieben die Börsen heute aufgrund eines Feiertags geschlossen.

19.03.2024
Kupferpreise und die BoJ

Der Ölpreis legte in den vergangenen Handelstagen um über vier US-Dollar pro Fass zu und notiert inzwischen auf dem höchsten Stand seit Oktober. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Kupfer. Entgegen den mehrheitlichen Erwartungen von Analysten straffte die Bank of Japan (BoJ) heute Nacht ihre Geldpolitik. Heute stehen Konjunkturdaten aus Europa und den USA auf der Agenda.

Der Kupferpreis erreichte letzte Woche mit USD 9.000/t den höchsten Stand seit einem Jahr. Ausgelöst wurde dies durch eine Verlangsamung der Produktion chinesischer Kupferhütten inmitten eines angespannten Kupfererzmarktes. Die Kupferminen, die derzeit in anderen Teilen der Welt - insbesondere in Chile - in Betrieb sind, erreichen aufgrund sinkender Erzqualitäten und erschöpfter Reserven ihren Höhepunkt. Eine Mine in Panama, auf die rund 1,5 % der weltweiten Kupferproduktion entfallen, musste vor kurzem aufgrund von Protesten im Lande geschlossen werden. Es fehlt an hochwertigen großen Bergbauprojekten in der Pipeline, die die sinkenden Angebotsmöglichkeiten ausgleichen könnten. Die Energiewende, die große Mengen an Kupfer verbraucht, wird jedoch als Nachfragetreiber dienen. Der schwache Immobilienmarkt in China - dem traditionell größten Abnehmer von Kupfer - könnte diese Nachfrage jedoch bremsen. Die wirtschaftliche Entwicklung und die Zinssätze werden ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Bislang haben die hohen Zinsen und der starke Dollar die Preise für Industriemetalle, einschließlich Kupfer, behindert.

 

Als weltweit letzte Notenbank verabschiedete die BoJ sich von ihrem negativen Leitzins (-0,10 %) und strebt künftig einen Tagesgeldsatz zwischen 0,00 % und 0,10 % an. Auch verzichtet sie nun auf ihr Instrument der Zinskurvenkontrolle, mit dem sie längerfristige Zinsen steuerte. Allerdings ist die BoJ weiterhin bereit, langlaufende Staatsanleihen zu kaufen, sofern sie dies als notwendig erachtet. Ihre Käufe von ETFs beendet sie. Die Notenbank signalisierte, dass die geldpolitischen Rahmenbedingungen akkommodierend bleiben werden. Der weitere geldpolitische Pfad sei datenabhängig. Sie vermittelte mithin nicht das Bild, dass die heutigen Beschlüsse der Anfang einer entschlossenen Zinserhöhungskampgange seien. Ohnehin gab es auch zwei Gegenstimmen im neunköpfigen Gremium gegen den heutigen Entscheid. Diese Punkte sind wohl der Grund dafür, dass die Finanzmärkte auf den Zinsentscheid mit einer Abwertung des Japanischen Yen und leicht sinkenden langlaufenden Staatsanleiherenditen reagierten. Der NIKKEI Aktienindex hatte am Montag bereits kräftig zugelegt und verzeichnet heute früh weitere leichte Gewinne.

 

An Konjunkturdaten steht heute der ZEW-Index für Deutschland und den Euroraum auf der Agenda, der die Konjunkturerwartungen von Ökonomen und Anlegern widerspiegelt. Etwas mehr Aufmerksamkeit dürften die Marktteilnehmer den um 13:30 Uhr anstehenden Daten zu den Baugenehmigungen und den Baubeginnen in den USA schenken. Die Baubeginne waren im Januar unerwartet schwach und dürften sich im Februar wieder erholt haben. Gestern wurde bereits der NAHB Index mit einem Anstieg von 48 auf 51 veröffentlicht. Der Stimmungsindikator notiert damit im neutralen Bereich. Der Wohnungsbau in den USA erlebt nicht im Geringsten einen derartigen Einbruch der Aufträge wie hierzulande. Allerdings lohnt in den USA ein Blick unter die Oberfläche. Der Anteil an Mehrfamilienhäusern an den Neubauten hatte in den vergangenen zehn Jahren in Relation zu den Einfamilienhäusern spürbar zugelegt. In den jüngsten 12 Monaten kehrte sich dieser Trend aber ein gutes Stück um. Diese Divergenz spiegelt die Preisentwicklung wider. Während die Preise von Einfamilienhäusern in den USA neue Rekordstände erklimmen, verzeichnen die Apartments gewerblicher Immobilienmarktakteure Preisverluste im zweistelligen Prozentbereich.

18.03.2024
Platinpreise und Zentralbanken

Platinpreise klettern im Schatten der Goldhausse. Heute veröffentlicht die europäische Statistikbehörde Eurostat die finalen Inflationsdaten für Februar. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) erwartet eine Bestätigung der Erstschätzung der Teuerungsrate von 2,6 % nach 2,8 % im Januar. Eine Woche voller Zentralbankentscheidungen steht an, mit mindestens acht Zentralbanken, die während der Woche tagen werden.  Die Daten letzte Woche hatten unterstrichen, dass die Teuerung in den USA hartnäckig hoch bleibt, was Zinssenkungen zumindest dort etwas in die Ferne gerückt sein dürften.

Im Gleichlauf mit der steilen Aufwärtsbewegung beim Goldpreis konnten in den vergangenen Tagen auch die Preise des Industriemetalls Platin eine deutliche Höherbewertung erfahren. In der Spitze lag der Preis für Platin in der vergangenen Woche gut 12 % über dem Anfang März gehandelten Drei-Monats-Tief, aber dennoch gut 3 % unter dem Jahresschlusskurs 2023. Eine Studie des World Platinum Investment Council (WPIC) gibt Grund zur Hoffnung, dass der Platinpreis in den kommenden Monaten stabil bzw. leicht höher notieren könnte. Für das laufende Jahr prognostiziert das WPIC ein signifikantes Angebotsdefizit in Höhe von rund 420.000 Feinunzen. Während die Analysten von einem um 3 % niedrigen Angebot ausgehen, dürfte die Nachfrage von Seiten der Automobilindustrie auf das höchste Niveau seit 2017 steigen. Die Gründe hierfür liegen zum einen in einer strengeren Abgasnorm für Nutzfahrzeuge insbesondere in China, und einer verstärkten Nachfrage aus weiteren Industriebereichen, insbesondere aus der Glas- und Chemieindustrie. Die Kupferpreise sind auch in den letzten Tagen gestiegen.

 

Die Woche der Zentralbanken beginnt am frühen Dienstagmorgen im Fernen Osten mit der Zinsentscheidung der Bank of Japan (BoJ). Die Mehrzahl der Ökonomen erwarten, dass die BoJ ihren Leitzins entweder im März oder im April von minus 0,10 % anheben wird. Die Reserve Bank of Australia veröffentlicht ihre Zinsentscheidung um 4.30 Uhr gefolgt von der People's Bank of China (PBoC). Am Mittwoch tagt der Offenmarktausschuss FOMC. Keine Veränderung der Leitzinsen wird erwartet. Beobachter warten vor allem gespannt darauf, ob der starke Preisdruck im Februar dazu geführt hat, dass die US-Notenbanker ihre Prognosen für Zinssenkungen in diesem Jahr verändert haben. Am Donnerstag liegt der Fokus zunächst auf der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die SNB dürfte ihre Geldpolitik unverändert lassen. Analysten erwarten überwiegend, dass der Leitzins bei 1,75 % bleiben wird, obwohl die Inflationsrate im Januar auf 1,2 % gefallen ist. Am Nachmittag (13.00 Uhr) kommt die Zinsentscheidung der Bank of England. Die Sitzung des geldpolitischen Rats dürfte ereignislos verlaufen, der Leitzins dürfte bei 5,25 % bleiben. Am Donnerstag kommen außerdem die geldpolitischen Entscheidungen der norwegischen (10.00 Uhr) und der türkischen Zentralbank (12.00 Uhr).

15.03.2024
Zinsänderung, Tesla, DAX und Konjunkturdaten

Eher zweitrangige Konjunkturindikatoren bescherten der Wall Street gestern einen kleinen Rücksetzer. S&P 500 und Nasdaq-Sammelindex verloren beide jeweils 0,3 %. Deutschlands Leitindex DAX gelang es mit dem Zins-Gegenwind nicht, sich oberhalb der neuen Rekordmarke von 18.000 zu behaupten. Heute kommen weitere wichtige Konjunkturdaten aus den USA.

Die Erzeugerpreise in den USA stiegen im Februar zum Vormonat um 0,6 %, doppelt so stark wie erwartet. Aufgrund des Vorlaufs zur Verbraucherpreisinflation dämpfte dies die Hoffnungen auf Zinssenkungen durch die Fed, deren Beginn die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) frühestens im Juni erwartet. Zugleich sendeten die Einzelhandelsumsätze ein gewisses Schwächesignal. Sie legten im Februar zwar um 0,6 % zu, dies war aber weniger als erwartet und erfolgte zudem von einer nach unten revidierten Januar-Basis aus. Sollte die Kauflaune der Verbraucher tatsächlich schwächeln, bliebe aber auch der Inflationsdruck unter Kontrolle. In der Abwägung beider Daten schlug das Pendel zugunsten höherer Zinsen aus. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe legte spürbar auf 4,29 % zu, und auch der US-Dollar tendierte gegenüber dem Euro etwas fester.

 

Während die S&P 500 und Nasdaq-Sammelindex nahe ihren Rekordständen verweilen, scheint die Erfolgsserie von Tesla definitiv gerissen. Die Aktie gab nach einer Herunterstufung weitere 4 % ab und hat damit seit Jahresbeginn 30 % verloren. Vom Höchststand aus sind es sogar mehr als 50 %, und dieser liegt nun schon 28 Monate zurück. Auch wenn die Aktie gesunken ist, bedeutet dies aber nicht, dass Tesla oder eines der anderen Unternehmen von Elon Musk in den letzten Monaten weniger innovativ geworden sind. Es ist eine bemerkenswerte Leistung, dass das privat gehandelte Unternehmen SpaceX, das ebenfalls auch von Musk geleitet wird, gestern erfolgreich das größte Flugobjekt aller Zeiten ins All gebracht hat.

 

Der DAX verlor gestern am Ende 0,11 % auf 17.942 Zähler, und auch der Euro Stoxx 50 fiel mit einem vergleichbar kleinen Verlust wieder unter eine runde Zahl. Er schloss bei 4.993 Punkten. Es ist vielleicht kein Zufall, dass beide Indizes nahe an Tausendermarken notieren, denn am heutigen Freitag ist großer Verfallstermin für Terminkontrakte und Optionen. An diesen runden Marken gibt es üblicherweise besonders viele offene Positionen. Da die Indizes seit Mitte Januar fast wie an der Schnur gezogen nach oben liefen, sind die meisten Kaufoptionen stark gestiegen und müssen von den Stillhaltern mit Verlust wieder eingedeckt werden. Dieser Bereinigungsprozess sollte mit dem Verfallstermin abgeschlossen sein.

 

Der Empire Manufacturing Index der New Yorker Fed könnte heute mit einem spürbaren Rückgang eine Abschwächung signalisieren. Die Industrieproduktion im Februar ist zwar ein nachlaufender, aber auch belastbarer Indikator. Hier sieht die LBBW ein minimales Plus um 0,1 %, welches den Januar-Rückgang ausbügeln würde. Auf den Konsum lässt der Verbrauchervertrauens-Index der Uni Michigan Rückschlüsse zu. Auch hier ist die LBBW skeptisch. Diskussionsstoff bietet heute Vonovia: Milliarden-Abschreibungen auf Wohnungsbestände sollen einen Befreiungsschlag bringen.

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Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

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