Für viele Frauen ist das Thema Geldanlage mit Unsicherheit verbunden, obwohl sie in puncto Bildung oft die Nase vorn haben. Doch finanzielle Unabhängigkeit ist angesichts der demografischen Entwicklung wichtiger denn je. Wir sprechen mit Frau Mag. Alexandra Truschnegg, der Leiterin des Portfolio Managements unserer Bank, über die Herausforderungen und konkrete Wege zur finanziellen Selbstbestimmung.
Warum ist das Thema Geldanlage aus Ihrer Sicht für Frauen besonders wichtig?
Geldanlage ist mehr als Rendite — sie ist ein Baustein finanzieller Unabhängigkeit. Frauen starten oft mit anderen Voraussetzungen: Teilzeit, Karriereunterbrechungen, niedrigere Pensionen. Das wirkt sich direkt auf die Vorsorge und den Handlungsspielraum aus. Deshalb sollten wir das Thema bewusst und langfristig angehen.
Die Statistiken zur finanziellen Situation von Frauen in Österreich sind ernüchternd. Wo sehen Sie die größten Probleme?
Die finanzielle Lage vieler Frauen ist durch strukturelle Benachteiligungen geprägt: niedrigere Stundenlöhne, häufigere Teilzeitarbeit aufgrund von Betreuungs- und Pflegeaufgaben sowie daraus resultierende Lücken in der Altersvorsorge. Diese Faktoren summieren sich zu geringerer Unabhängigkeit und höherer Anfälligkeit im Alter. Deshalb brauchen wir sowohl politische Maßnahmen, wie bessere Kinderbetreuung und faire Löhne, als auch individuelle Strategien: frühzeitig sparen, gezielt investieren und Finanzwissen aufbauen, um langfristig mehr Sicherheit und Selbstbestimmung zu erreichen.
Viele Frauen empfinden Finanzthemen als komplex und riskant. Was raten Sie?
Wissen schafft Sicherheit. Informieren Sie sich gezielt, zum Beispiel mit Büchern, Podcasts oder kurzen Kursen. Beginnen Sie klein: Fondssparen ab 50 Euro ist ein guter Einstieg. So sammeln Sie Erfahrung, ohne sich zu überfordern.
Trotz hoher Bildungsabschlüsse – 55,3 % der Universitätsabsolventinnen sind weiblich – investieren viele Frauen noch zögerlich.
Was hält sie ab?In Studien sehen wir, dass 54 % der Frauen noch gar nicht investiert haben, im Vergleich zu 37 % der Männer. Die Gründe sind meist fehlendes Wissen, Unsicherheit oder die Annahme, zu wenig Geld zu haben. Viele nehmen Finanzthemen als komplex und belastend wahr und meiden den Kapitalmarkt aus Angst vor Verlusten. Das ist schade, denn Frauen sind oft gründlicher in der Recherche und weniger von Selbstüberschätzung geprägt. Wir haben das Know-how und die Kompetenz, wir müssen es nur finanziell nutzen.
Welche strukturellen Hürden müssen wir beachten?
Teilzeitarbeit aufgrund von Betreuungsaufgaben und der Gender Pay Gap beeinflussen Einkommen und Altersvorsorge. Das sind gesellschaftliche Themen, die politische Lösungen wie bessere Kinderbetreuung und faire Löhne benötigen. Aber wir können individuell gegensteuern, indem wir früh anfangen zu sparen und gezielt investieren.
Was bietet Ihre Bank konkret an?
Wir bieten persönliche Beratung, verständliche Informationsangebote und flexible Sparpläne. Unsere Beraterinnen unterstützen Sie beim Einstieg und bei der langfristigen Planung.
Ein letzter Tipp für unsere Leserinnen?
Fangen Sie an. Denn auch kleine Schritte zählen! Bilden Sie sich, nutzen Sie Beratung, und denken Sie langfristig. Finanzielle Selbstbestimmung entsteht durch Wissen, Planung und Mut zur ersten Investition.