- 2. September 2025
Lagarde im Radiointerview Die Äußerungen der Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, finden an den Finanzmärkten stets große Beachtung – insbesondere in außergewöhnlichen Situationen. Am Vortag äußerte sich Lagarde zur politischen Lage in Frankreich. Hintergrund ist die Ankündigung von Premierminister François Bayrou, am 8. September eine Regierungserklärung mit anschließender Vertrauensabstimmung vorzulegen. Anlass ist der Haushaltsentwurf für 2026, der erhebliche Einsparungen vorsieht. Die Opposition lehnt diese Pläne ab, und da Bayrous Regierung keine eigene Mehrheit in der Nationalversammlung besitzt, wird ein Scheitern der Abstimmung erwartet. Im Falle einer Ablehnung müsste Bayrou laut Verfassung zurücktreten. Präsident Emmanuel Macron stünde dann vor der Entscheidung, entweder einen neuen Premierminister zu ernennen oder Neuwahlen auszurufen. Lagarde zeigte sich besorgt über die Entwicklungen und erklärte, die Spreads französischer Staatsanleihen genau zu beobachten. Gleichzeitig versuchte sie, die Befürchtungen hinsichtlich einer größeren Krise zu relativieren. Sie verwies darauf, dass französische Banken heute robuster aufgestellt seien als während der letzten Finanzkrise. Gerüchte über ein mögliches Eingreifen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wies sie zurück. Bemerkenswert ist, dass Lagarde selbst früher den IWF leitete und zuvor französische Finanzministerin war. Die Unsicherheit an den Märkten dürfte jedoch anhalten, solange keine konkreten Maßnahmen zur Reduzierung des Staatsdefizits von über fünf Prozent erkennbar sind. Schnabel gegen Zinssenkung EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat sich heute zu einem anderen Themenfeld geäußert und dabei die aktuelle geldpolitische Ausrichtung der Europäischen Zentralbank verteidigt. Ihrer Einschätzung nach besteht derzeit kein Anlass, die bestehende Strategie zu verändern. Besonders betonte Schnabel, dass sie keine Veranlassung für eine Zinssenkung sehe. Die geldpolitischen Maßnahmen der EZB seien ihrer Ansicht nach bereits ausreichend unterstützend ausgestaltet, um den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gerecht zu werden. Heute Inflation und US-Zahlen Nachdem der gestrige Feiertag an den US-Börsen für einen eher ruhigen Handelsverlauf gesorgt hat, dürfte es heute wieder lebhafter werden. Es kommen eine Reihe von Zahlen, die den Markt bewegen könnten. Um 11 Uhr MESZ wird die Inflationsrate im Euroraum publiziert. Die Erwartungen liegen bei 2,1 % für den August nach 2,0 % im Juli. Aus den USA soll der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe Auskunft über die Industriekonjunktur im August geben. Erwartet wird ein Anstieg von 48,0 auf 48,8. Das wäre ein Zeichen einer gewissen Belebung, aber auch damit läge der Indikator noch in der Kontraktionszone von weniger als 50 Indexpunkten.
- 1. September 2025
Inflationsanstieg löst keine Sorgen aus Die deutsche Inflation lag im August nach nationaler Statistik mit 2,2 % erstmals seit Mai wieder oberhalb der 2%-Marke. Nach EU-Rechnung sind es 2,1 %. Mehr Preisaufwärtsdruck bei Lebensmitteln und weniger Entlastung von der Energieseite zogen die Teuerung nach oben. Trotz des leichten Inflationsanstiegs kann die EZB derzeit relativ entspannt auf die Entwicklung schauen. Sowohl in Frankreich als auch in Italien lag die Teuerung im August erneut teils weit unterhalb der Stabilitätsmarke. Der relativ feste Euro-Außenwert dämpft zudem die importierte Inflation, was die Preisaufwärtsrisiken für die nächste Zeit begrenzen dürfte. Andererseits scheinen die Zeiten sinkender Inflation einstweilen vorbei zu sein. Die Befürworter einer unveränderten geldpolitischen Ausrichtung im EZB-Rat erhalten daher durch die heutigen Daten weiteren Rückenwind. Der am Freitag ebenfalls veröffentliche PCE-Deflator für die USA - allerdings erst für den Monat Juli -brachte auch keine unliebsamen Überraschungen. Powerwoche - aber mit Verzögerung Weil in den USA heute Labor Day gefeiert wird haben Aktienbörsen wie Anleihemärkte geschlossen. Dies dürfte ein Mitgrund dafür sein, dass am heutigen Tag außer dem bereits mit 50,5 Zählern - und damit wieder oberhalb der Expansionsschwelle - veröffentlichen chinesischen Einkaufsmanagerindex auch makroseitig kaum etwas geboten ist. Dies ändert sich ab morgen mit den vorläufigen August-Zahlen zur Teuerung im Euroraum sowie dem ISM-Einkaufsmanagerindex zum verarbeitenden Gewerbe. Am Mittwoch dürften die Marktteilnehmer gespannt der Rede von EZB-Chefin Christine Lagarde lauschen und dabei versuchen zu erahnen, ob für den Euroraum nun eine Zinspause ansteht, oder ob doch noch mit einer weiteren Leitzinssenkung zu rechnen ist. Weiteren Aufschluss über den geldpolitischen Pfad der Fed erhoffen sich die Anleger von dem für Mittwoch avisierten Konjunkturbericht Beige Book sowie von der für Donnerstag terminierten Rede von Fed-Vize Williams. Die Auftragseingänge der US-Industrie stehen am Mittwoch an. Auf Deutschland bezogen sind jene für kommenden Freitag versprochen. Für Donnerstag steht der ISM-Schwesterindex zum Dienstleistungssektor auf der Agenda. Das Highlight der Woche, nämlich der offizielle US-August-Arbeitsmarkt, beendet schließlich am Freitagnachmittag eine mehr als gut bestücke Makrowoche.
- 29. August 2025
Dümpelnde Euro-Wirtschaft Der Indikator zum Wirtschaftsvertrauen im Euroraum ging im August von 95,7 auf 95,2 Punkte zurück. Bereits seit über einem Jahr dümpelt er auf unterdurchschnittlichem Niveau im Wesentlichen seitwärts. In den USA wurde das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal von 3,0 % auf 3,3 % revidiert. Auch die weiteren gestern veröffentlichten Wirtschaftsdaten zeigten keine größeren Ausschläge. Entsprechend verlief die Entwicklung an den Finanzmärkten ebenfalls weitgehend stabil. Fed-Direktorin klagt gegen Trump Lisa Cook, Mitglied des Direktoriums der US-Notenbank, hat Klage gegen ihre von Präsident Trump angekündigte Abberufung eingereicht. Sie bezeichnete den Vorgang als rechtswidrig. Kurz darauf wurden neue Vorwürfe gegen Cook an das Justizministerium übermittelt. Der Fall könnte vor dem Obersten Gerichtshof landen. Unabhängig davon äußerte sich Fed-Direktor Christopher Waller zur Geldpolitik. Er sprach sich erneut für eine Zinssenkung bei der nächsten Sitzung aus, sieht derzeit jedoch keinen Bedarf für einen größeren Schritt. Deutsche Inflation auf Zielniveau Heute werden für Deutschland Daten zu den Einzelhandelsumsätzen im Juli sowie zum Arbeitsmarkt und zur Inflation im August veröffentlicht. Für letztere erwartet die LBBW, dass die Inflationsrate bei 2,0 % verharren wird. Zudem veröffentlicht die EZB am Vormittag die Ergebnisse ihrer jüngsten Umfrage zu den Inflationserwartungen der Verbraucher. Am Nachmittag werden noch verschiedene Wirtschaftsdaten aus den USA veröffentlicht, von denen wir aber keine wesentlichen Impulse für die Finanzmärkte erwarten.
- 28. August 2025
Da geht die Post (nicht) ab Verunsicherung herrscht derzeit auch im internationalen Postverkehr. Seit US-Präsident Trump vor einem Monat überraschend das Ende der bisher geltenden Zollbefreiung für Warensendungen mit geringem Wert auf den morgigen Freitag vorzog (mit Ausnahme Chinas sollte die Befreiung ursprünglich erst 2027 abgeschafft werden), stellten bereits über 30 Postunternehmen weltweit den Paketversand in die USA überwiegend ein. Der bei der UNO angesiedelte Weltpostverein, zuständig für die Koordinierung des globalen Postverkehrs, warnte gestern, dass es derzeit vielen der 192 Mitglieder nicht möglich sei, die neuen Regelungen umzusetzen. Neben der kurzen Frist stellen unklare Vorgaben aus den USA zu Dokumentation und Zolleintreibung ein Problem dar. Die UN-Organisation arbeite eng mit US-Behörden zusammen, um die Unklarheiten zu adressieren und eine rasche Wiederaufnahme des Paketversands zu ermöglichen. Während dem US-Einzelhandel v.a. die Billigkonkurrenz aus China ein Dorn im Auge ist, hat die nunmehrige US-Entscheidung gemessen am Warenwert eher Symbolcharakter. Gerade einmal 2% der US-Gesamtimporte im vergangenen Jahr waren auf solche Warensendungen zurückzuführen. Chinas Rohstoffdominanz im Blick Von zweifellos größerem Wert im internationalen Wirtschaftsverkehr ist der Rohstoffhandel. Chinas monopolähnliche Stellung bei der Weiterverarbeitung dieser ist zwar schon länger bekannt, aber in ungewöhnlich deutlichen Worten äußerte sich gestern der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA) zu dem Thema. Er mahnte eine stärkere Diversifizierung an und verwies auf die Risiken, die mit der hohen Abhängigkeit von nur einem Land einhergehen. Explizit erwähnte er dabei neben Umwelt- auch politische Risiken, welche die Versorgungssicherheit beeinträchtigen könnten. Mit diesem Ziel ist auch der japanische Außenminister Takeshi Iwaya gerade in Zentralasien unterwegs. Bei seiner Auslandsreise, die alle Länder der Region umfasst, geht es vor allem um eine engere Kooperation bei Industrieprojekten und der Minenexploration. Jedoch buhlt nicht nur Japan um die Gunst der Region. Im April hielt die EU ihr erstes Gipfeltreffen mit Vertretern der fünf Staaten ab. Im Juni war Chinas Präsident Xi zu Besuch in Kasachstan. Und zu Russland unterhalten die Staaten traditionell enge Beziehungen. An Daten wird heute vor allem der Economic Sentiment Index für die Eurozone Aufmerksamkeit erhalten.
- 27. August 2025
US-Unternehmen investieren trotz Unsicherheiten wieder stärker Die Auftragseingänge für bestimmte langlebige Wirtschaftsgüter sind in den USA im Juli überraschend stark gestiegen. Wie das US-Handelsministerium am Dienstag berichtete, legten die sogenannten Kernkapitalgüter - ein wichtiger Indikator für Unternehmensinvestitionen, der Flugzeuge und militärische Güter ausklammert - um 1,1 % im Vergleich zum Vormonat zu. Zuvor waren sie im Juni revidiert um 0,6 % zurückgegangen. Der jüngste Zuwachs fiel höher aus als alle Prognosen einer Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen. Trotz des Anstiegs rechnen wir damit, dass die Investitionstätigkeit der US-Unternehmen in diesem Jahr verhalten bleiben wird. US-Verbraucherstimmung schwächer, Fed vor schwierigen Entscheidungen Die Verbraucherstimmung in den USA hat sich im August weiter eingetrübt. Der Index des Conference Board sank um 1,3 Punkte auf 97,4. Die Erwartungen für die kommenden Monate verschlechterten sich, während die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage auf den niedrigsten Stand seit April fiel. Besonders der Arbeitsmarkt bleibt ein zentrales Risiko. Der Anteil der Verbraucher, die Arbeitsplätze als schwer zu finden bewerten, erreichte den höchsten Wert seit 2021. Gleichzeitig stagnierte die Zahl der Befragten, die Jobs als zahlreich einschätzen. Der daraus abgeleitete Arbeitsmarkt-Indikator, ein wichtiger Maßstab für die Stärke des Jobmarktes, setzt damit seinen mehrjährigen Rückgang fort. Diese Entwicklungen erhöhen den Druck auf die US-Notenbank, tätig zu werden. In einer Rede bei der Jackson-Hole-Konferenz öffnete Fed-Chef Jerome Powell die Tür für eine mögliche Zinssenkung im September ein gutes Stück weiter. Die Erwartung der Märkte spiegelte dies wider: Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September stieg auf 85 %. Doch eine endgültige Entscheidung der Fed hängt unserer Meinung nach von den in den kommenden Wochen veröffentlichten Inflations- und Arbeitsmarktdaten ab. Ein unerwartet starkes Stellenplus im August - ohne klar erkennbare Einmaleffekte - oder ein merklicher Anstieg des Preisniveaus, insbesondere bei den am 10. und 11. September anstehenden Inflationsdaten (PPI und CPI), könnten die Fed dazu bewegen, ihre Pläne für eine Zinssenkung auf Eis zu legen. Ausblick: Nvidia im Fokus Die asiatischen Aktienmärkte starteten freundlich in den Tag. Dabei zeigten sich insbesondere Technologieaktien vor der Veröffentlichung von Nvidias Quartalszahlen robust. Investoren hoffen auf Einblicke in die Nachfrage nach KI-Chips und die Tragfähigkeit des Börsenaufschwungs. Nvidia, weltweit führender Hersteller von KI-Chips, wird voraussichtlich ein Umsatzwachstum von über 50 % für 2025 vermelden. Allerdings bleibt unsicher, wie stark die US-China-Spannungen Nvidias Geschäfte in China belasten. Für die Märkte sind die Nvidia-Zahlen ein Barometer für KI-Investitionen und geopolitische Risiken.
- 26. August 2025
Heute stehen US-Daten an Was neue Konjunkturindikatoren angeht, wenden sich die Köpfe der Interessierten heute nach Übersee. Die Vereinigten Staaten liefern Zahlen zu den Auftragseingängen vom Juli und zum Verbrauchervertrauen vom August. Beides wird mit allerhöchster Wahrscheinlich daraufhin abgeklopft werden, ob die Wirtschaftspolitik des Oval Office quantitativ messbaren Schaden in der Wirtschaft Nordamerikas angerichtet hat oder nicht. Der US-Dollar hat sich gegenüber dem Euro gestern befestigt, trotz steigendem ifo-Index. Die Verkäufe des "Greenback" nach Fed-Chef Powells Einlassungen in Jackson Hole vergangenen Freitag haben zu Beginn dieser Woche zunächst keine Anschlussgeschäfte gefunden. Für die anstehenden US-Makrodaten erwartet die LBBW bessere Werte, als dies der Konsens der Experten zugestehen mag. Erneut Vertrauensvotum in Paris Zur Euro-Schwäche gestern trugen auch Nachrichten aus Paris bei. Premiermister Bayrou kündigte eine Vertrauensabstimmung an, betreffend den von der Regierung vorgelegten Haushaltsentwurf 2026. Am 8. September muss sich die Abgeordnetenkammer entscheiden. Hierzu wird das Parlament sogar vorzeitig aus der Sommerpause zurückgeholt. Es geht um Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in Höhe von zusammen 44 Mrd. Euro und um die Abschaffung zweier landesweiter Feiertage. Klingt nach einem "Heißen Herbst".
- 25. August 2025
Aktienmärkte im Plus Der Wall Street verhalf die Aussicht auf eine Zinssenkung zu einem versöhnlichen Wochenausklang. Der S&P 500 gewann 1,5 % und egalisierte damit die seit Vorwochenschluss aufgelaufenen Verluste. Der Nebenwerteindex Russell 2000, der vor allem die US-Binnenwirtschaft repräsentiert, gewann sogar gut 3 %. Intel profitierte vom Erwerb eines 10%-Pakets durch die US-Regierung. DAX und Euro Stoxx legten marginal zu. Bemerkenswert ist die Lethargie, in der sich Europas Börsen bewegen. Zwischen Höchst- und Tiefststand des DAX lagen in der vergangenen Handelswoche gerade einmal 1,1 %. Das Analysehaus Sentix wertet die ausgebliebene Stimmungsreaktion auf die verbesserten Zinsperspektiven als negativ. Russlands Kriegswirtschaft unter Druck Am Sonntag beging die Ukraine ihren Unabhängigkeitstag. Höchster Gast in Kyjiw war Kanadas Premierminister Mark Carney mit neuen Hilfszusagen im Gepäck. Unterdessen zeigen ukrainische Angriffe auf Russlands Ölindustrie offenbar Wirkung: Schätzungen zufolge sind bereits 15 % der Raffineriekapazitäten ausgefallen. Und auch Russlands Getreideernte leidet unter dem Mangel an Arbeitskräften sowie Trockenstress. Die Exporte dürften laut russischen Exilmedien zum Vorjahr um ein Viertel fallen. Den Kreml werden solche Widrigkeiten aber kaum zum Abbruch seines Vernichtungskrieges bewegen. Ifo-Klima könnte sinken Zum Wochenstart legt das Münchener ifo Institut seinen monatlichen Konjunkturindex vor. Nach drei Anstiegen in Folge erwartet die LBBW für August einen leichten Rückgang. Damit würde Deutschlands Wirtschaft weiterhin dem Rhythmus der sprichwörtlichen Echternacher Springprozession folgen (die aber in Wirklichkeit keine Rückwärtsschritte kennt). Die Hoffnung auf Impulse durch die neue Bundesregierung scheint zu schwinden. Für Montag hat Deutschlands Kanzler Merz zunächst die von der Union gestellten Minister zu einem Krisentreffen einberufen. Ob es in den USA besser läuft, wird der Dienstag zeigen. Dann werden neue Daten zu Auftragseingängen und Verbrauchervertrauen veröffentlicht.
- 22. August 2025
PMI-Daten durchwachsen Die am Donnerstag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes zeichneten insgesamt ein eher ambivalentes Bild. Während der deutsche Index für das verarbeitende Gewerbe um 0,8 auf 49,9 Zähler anstieg, sank jener für den Dienstleistungssektor um 0,5 auf 50,1 Punkte. Einerseits signalisieren die Zahlen zum Teil eine gewisse Erleichterung hinsichtlich eines wohl ausbleibenden Worst-Case-Szenarios im Handelsstreit, andererseits ist die wirtschaftliche Stagnation hierzulande keinesfalls vom Tisch. Heutige Rede Powells im Fokus Am heutigen Freitag stehen wieder einige Veröffentlichungen auf der Agenda, insbesondere auf der Makro-Ebene. Gleich zu Beginn des Tages veröffentlichte das deutsche statistische Bundesamt aktuelle Zahlen des Bruttoinlandsprodukts für das zweite Quartal. Zuletzt betrug das BIP-Wachstum -0,1 % im Vergleich zum Vorquartal. Darüber hinaus wird die Europäische Zentralbank um 11 Uhr den Tariflohnindikator für das zweite Quartal publizieren. Das wichtigste Ereignis des Tages wird dann zweifelsohne die Rede von Fed-Chef Jerome Powell auf dem alljährlichen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole sein. Die Rede wird um 16 Uhr unserer Zeit stattfinden und dürfte weitere Erkenntnisse hinsichtlich des geldpolitischen Pfades bringen. Darüber hinaus wird die Ratingagentur Moody's am heutigen Freitag ihre aktualisierte Einschätzung für die Republik Österreich kundgeben. Auf Ebene der Einzeltitel gewähren heute anlässlich der nahezu abgelaufenen Berichtssaison kaum nennenswerte Unternehmen Einblicke in ihre Bücher.
- 21. August 2025
Fed-Gouverneurin Cook unter Druck US-Präsident Donald Trump versuchte gestern einmal mehr, den künftigen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank zu beeinflussen. Trump forderte den Rücktritt der Fed-Gouverneurin Lisa Cook, nachdem bekannt wurde, dass sie bei ihren Kreditanträgen für ihre Immobilien geschummelt hatte. Sowohl für ein Objekt in Michigan als auch für eines in Georgia gab sie dem Vernehmen nach an, dort ihren Erstwohnsitz zu haben, was bessere Kreditkonditionen zur Folge hat. Cook ist eine von drei Fed-Gouverneuren, die von Joe Biden nominiert wurde. Sie reagierte prompt auf die Vorwürfe: "Ich habe nicht die Absicht, mich wegen einiger Fragen, die in einem Tweet aufgeworfen wurden, einschüchtern zu lassen und von meinem Amt zurückzutreten". Weitere Impulse von geldpolitischer Seite dürften vom heute beginnenden hochrangingen Notenbanker-Stelldichein in Jackson Hole kommen: Die mit Spannung erwartete Rede von Fed-Chef Jerome Powell ist jedoch erst für morgen, Freitag, 16 Uhr MESZ, anberaumt. Exportüberschuss schrumpft Gestern wurden neue Handelsbilanzdaten für Deutschland veröffentlicht. Das Hauptaugenmerk liegt derzeit angesichts des Zollthemas auf den Handelsdaten mit den USA: Hier hat sich der Exportüberschuss im ersten Halbjahr deutlich verringert. Die Exporte in die USA übertrafen die Importe im ersten Halbjahr um 30,2 Mrd. Euro, ein Rückgang von 12,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Die höheren Zölle zeigen also bereits Wirkung; der internationale Warenverkehr wurde behindert. Heute steht ebenfalls eine Reihe von Konjunkturdaten auf der Agenda. Unter anderem werden für Deutschland und den Euroraum Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht; die LBBW geht von einer leichten Abschwächung sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch bei den Dienstleistungen aus.
- 20. August 2025
Zölle - still und heimlich Noch ist das Zolldrama aber nicht zu Ende. Die US-Regierung beschloss gestern eine Ausweitung der Stahl- und Aluminiumzölle auf weitere 407 Produktkategorien (darunter Fahrzeugteile, Baumaterialien und schwere Gerätschaft). Deren Stahl- und Aluminiumanteil unterliegen mit sofortiger Wirkung dem Zollsatz von 50 %. Das Ganze geschah ohne lange Vorankündigung oder Social Media Begleitung durch Trump. Ein schlichtes Medienstatement des Handelsministeriums und eine Änderung im Bundesregister waren diesmal das höchste der Gefühle. Die US-Industrie, und hier vor allem die Bauwirtschaft, muss sich damit jedenfalls auf zusätzliche Belastungen einstellen. Indien sucht neue (und alte) Partner In der Außenpolitik dürfte Trumps Handelskonfrontation unterdessen bereits nachhaltig Schaden angerichtet haben. Durch die aggressive Vorgehensweise gegenüber Indien (25 % reziproke Zölle seit 7. August, weitere 25 % angedroht ab 27. August) stehen die bisher guten Beziehungen zu den USA zunehmend auf der Kippe. Premierminister Modi setzte im Nachgang der Alaska-Verhandlungen zum Ukrainekrieg ein sichtbares Zeichen und bezeichnete den russischen Präsident Putin demonstrativ als "Freund". Zugleich hob er beim gestrigen Besuch des chinesischen Außenministers Wang Yi die "guten Fortschritte" und "konstruktiven Beziehungen" zu Peking hervor. Von chinesischer Seite versprach unterdessen erleichterten Zugang zu Seltenen Erden und eine weitere Stabilisierung der Beziehungen bei sensiblen Themen wie jenes der Grenzstreitigkeiten. Das noch vor Kurzem von starken Spannungen geprägte bilaterale Verhältnis steht damit vor einer Wende. Indiens Annäherung an Peking und Moskau sind ein deutlicher Wink an Washington, dass man sich von den USA nicht vorführen lässt. Für Europa sind diese Entwicklungen keine erfreuliche Nachricht. Indien ist in vielen Fällen ein ähnlich gesinterter Partner und teilt Interessen wie Freihandel und fairen Wettbewerb. Wichtige Konjunkturdaten stehen heute nicht auf dem Programm. Dafür kann man bereits vor Jerome Powells Rede am Freitag einen Einblick in die Einschätzung der US-Notenbank zur gegenwärtigen Lage bekommen. Die Fed veröffentlicht am Abend das Protokoll der letzten Sitzung. Zum ersten Mal in drei Jahrzehnten gab es bei der Entscheidung im Juli zwei abweichende Stimmen. Für Spannung ist also gesorgt.
- 8. August 2025
nappe Entscheidung in Großbritannien Gestern senkte die Bank of England ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,0 %. Die Entscheidung fiel denkbar knapp aus mit einer Mehrheit von fünf zu vier Stimmen. Schwache Daten aus Deutschland Wie Destatis gestern früh mitteilte, lag die Produktion im produzierenden Gewerbe im Juni um 1,9 % unter dem Vormonat. Dies zeigt, dass es gegen Ende des zweiten Quartals deutlicher abwärts ging. Die Produktion fiel gar auf ein Fünf-Jahres-Tief. Nimmt man den am Vortag veröffentlichten Auftragseingang hinzu, dann dürfte das dritte Quartal ein deutliches Minus für das deutsche BIP bringen. Das dürfte auch die Botschaft der Außenhandelszahlen sein: Die Exporte legten im Juni um 0,8 % zu, die Importe um 4,2 %. Der Überschuss sank von 18,4 Mrd. Euro auf 14,9 Mrd. Euro. Ein besonderes Augenmerk verdienen die Daten zum Handel mit den USA. Dort war im Juni der dritte Rückgang in Folge zu verzeichnen. Angesichts der aktuellen Zölle dürfte es wohl kaum besser werden. Allerdings sinken die Zölle für PKW, was die Gesamtbetrachtung erschwert. Alles in allem geht es aber jetzt vermutlich erst noch einmal abwärts, bevor sich die Konjunkturlage im kommenden Jahr - hoffentlich - wieder bessert.
- 7. August 2025
Bank of England vor Zinssenkung Die Bank of England (BoE) wird heute um 13.00 Uhr (MESZ) ihren Zinsentscheid bekanntgeben. Nach Prognose der LBBW wird der Geldpolitische Rat beschließen, den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf 4,00 % zu senken. Dies ist auch die einhellige Erwartung der von Reuters befragten Bankvolkswirte. Die Entscheidung der Währungshüter dürfte indes – wie auch bei den vorangegangenen Gremiensitzungen – nicht einhellig ausfallen. Die hartnäckig hohe Inflation, insbesondere bei den Preisen für Dienstleistungen in Kombination mit einem Anstieg der langfristigen Inflationserwartungen, spricht an und für sich zumindest für eine Beibehaltung des derzeitigen Kurses. Das nicht in Gang kommende Wachstum der britischen Wirtschaft ist indes ein Argument für eine Lockerung der geldpolitischen Zügel. Dies gilt umso mehr angesichts der Höhe des aktuellen Leitzinses. Dieser beläuft sich auf 4,25 % und dürfte damit nach allgemeiner Auffassung deutlich über dem neutralen Zinssatz liegen. Mit anderen Worten: Derzeit bremst die BoE-Geldpolitik noch die Konjunktur. Dies ist mit ein Grund, warum die LBBW in ihrer Prognose für Anfang November 2025 eine nochmalige BoE-Leitzinssenkung um einen Viertelprozentpunkt eingestellt hat. US-Lohnkosten auf der Agenda Heute stehen die US-Lohnstückkosten auf dem Veröffentlichungskalender. Diese dürften niedrig ausfallen und somit den Druck auf die Fed erhöhen, ihre Leitzinsen zu senken.