- 18. Dezember 2025
Geschäftsklima in Deutschland sinkt Deutschland kommt aus dem Konjunkturtal einfach nicht heraus. Das ifo-Geschäftsklima sank von 88,0 Punkten im November auf 87,6 Punkte im Dezember. Zum Jahresausklang bleibt damit die Konjunktur in Deutschland wolkenverhangen. Dabei ist es besonders enttäuschend, dass die Geschäftserwartungen erneut gefallen sind. Vermutlich spielen hier die Signale aus Berlin eine große Rolle. Die Politik liefert nicht, teilweise agiert sie sogar realitätsblind. In früheren Konjunkturzyklen half in ähnlichen Phasen oft der Erfolg der Industrie auf den Exportmärkten. Davon kann dieses Mal keine Rede sein. Die Mehrzahl der Prognosen für das Jahr 2026 zielt auf eine Wachstumsbelebung ab, geschönt zudem durch einen positiven Kalendereffekt. Nach der gestrigen Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimas und der Einkaufsmanagerindizes vorgestern ist zu konzedieren: Es geht weiter im alten Trott. Schon das BIP-Wachstum im Auftaktquartal 2026 droht zu einer Nullnummer zu werden. BOE dürfte ihren Leitzins senken Die Bank of England (BOE) wird heute Mittag den Zinsentscheid ihrer gestrigen Gremiensitzung verkünden. Nach Prognose der LBBW werden die Währungshüter ihren Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf 3,75 % herunterschleusen. Auf der November-Sitzung des Geldpolitischen Rates votierten bereits vier der neun Mitglieder für eine Leitzinssenkung. Der BOE-Vorsitzende Andrew Bailey votiere damals zwar für eine Beibehaltung des Leitzinsniveaus. Der oberste Währungshüter ließ jedoch durchblicken, auf der nächsten Sitzung unter Umständen für eine Leitzinssenkung stimmen zu wollen. Da die britische Inflationsrate von 3,6 % im Oktober auf 3,2 % im November gefallen ist und auch andere, jüngst veröffentlichte Konjunkturdaten auf eine Abnahme der Inflationsrisiken hindeuten, dürfte nun mit großer Wahrscheinlichkeit eine Mehrheit für eine Leitzinssenkung zustande gekommen sein. Aus Sicht der Landesbank Baden-Württemberg sollte sich der Zinssenkungskurs der BOE im nächsten Jahr fortsetzen. Eurosystem mit neuer Projektion Gut eine Stunde nach der BOE wird auch die EZB ihren Zinsentscheid verkünden. Hier hält sich die Spannung allerdings in engen Grenzen. Alle der von Reuters befragten Bankvolkswirte erwarten, dass die Notenbanker im Frankfurter Skytower ihre Schlüsselzinsen unverändert lassen werden. Das Augenmerk der Marktteilnehmer dürfte sich vielmehr auf die Inflationsprojektionen des Stabes des Eurosystems richten. Die Experten werden erstmals eine Projektion für das Jahr 2028 erstellen. EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat vor Kurzem durch entsprechende Äußerungen Spekulation entfacht, dass der nächste Zinsschritt der EZB nach oben gehen könnte. Wenn man die Prognosen der LBBW betrachtet, dürfte die Leitzinswende nicht vor dem Jahr 2027 erfolgen. In den Vereinigten Staaten wird heute der Konsumentenpreisindex für November veröffentlicht werden. Die LBBW geht davon aus, dass die Inflation auf eine Rate von 3,2 % zulegen wird. Dies dürfte die US-Notenbank aber nicht davon abhalten, im nächsten Jahr ihren Zinssenkungskurs fortzusetzen. Die Schwäche am US-Arbeitsmarkt dürfte bei der Abwägung der US-Notenbanker schwerer wiegen als der Anstieg der Inflationsrate.
- 17. Dezember 2025
US-Arbeitslosenquote: 4-Jahres-Hoch Das US-Arbeitsministerium veröffentlichte gestern nicht nur den Arbeitsmarktbericht für November, sondern auch die nachträglich erhobenen Daten zur Beschäftigungsentwicklung im Oktober. Ursächlich für die Verzögerung war die lange Haushaltssperre (Government Shutdown), in der US-Behörden manche Tätigkeiten vorübergehend einstellen mussten. Auch dadurch sank die Zahl der Beschäftigten im Oktober um 105 Tausend und stieg im November um 64 Tausend. Der US-Arbeitsmarkt schwächelt also weiter, bricht aus Sicht der LBBW aber nicht ein: Im Durchschnitt der zurückliegenden drei Monate schuf die US-Privatwirtschaft pro Monat 75 Tausend neue Jobs. Dies ist zwar nur die Hälfte der Beschäftigungszuwächse vom Vorjahr, aber immer noch ein spürbarer Anstieg. Die Stundenlöhne zogen dabei weiterhin an. Allerdings sprang die Arbeitslosenquote von 4,4 % im September auf 4,6 % im November. Dies markiert nicht nur ein neues Jahreshoch (im Januar lag das Jahrestief bei 4,0 %), sondern auch den höchsten Stand nach September 2021 (4,7 %). Bei den US-Einkaufsmanager-Indizes (PMI) gab es einen leichten Rückgang von 54,2 auf 53,0 Punkte, was aber noch im expansiven Bereich liegt. In Summe dürfte die US-Notenbank ihren Zinssenkungskurs auch im kommenden Jahr fortsetzen. Die Aktienmärkte setzten nach den mit Spannung erwarteten Daten ihren leichten Abwärtstrend der vergangenen Tage größtenteils fort. Rückläufige PMI-Werte für Euroraum Für den Euroraum wurden gestern vorläufige Dezember-Daten der Einkaufsmanagerindizes (PMIs) veröffentlicht. In Deutschland musste zum Jahresende ein Rückgang dieser Stimmungsindikatoren verzeichnet werden, sowohl für die Industrie (von 48,2 Punkten auf 47,7) als auch für den Dienstleistungssektor (von 53,1 auf 52,6). Dies lag unter den Erwartungen und wirkte sich auch auf die PMIs für den Euroraum aus, die ebenfalls nachgaben. Beim ZEW Indikator für Deutschland gab es dagegen eine positive Nachricht: Die Erwartungskomponente für die konjunkturelle Entwicklung verbesserte sich von 38,5 auf 45,8 Zähler und übertraf die Erwartungen (Bloomberg-Konsens: 38,4). Allerdings gelang dies nur auf Basis einer verschlechterten Lageeinschätzung (von -78,7 auf -81,0) der befragten Analysten und professionellen Anleger. Heute Daten zum ifo Geschäftsklima Heute stehen nochmals Daten zur Konjunkturentwicklung in Deutschland auf der Agenda: Das ifo-Forschungsinstitut veröffentlichte um 10 Uhr aktuelle Einschätzungen vom Dezember. Für den Geschäftsklimaindex, der im November bei 88,1 Punkten notierte, könnte zum Jahresausklang noch ein kleiner Anstieg herausspringen.
- 16. Dezember 2025
Finanzmärkte haben Flut von US-Wirtschaftsdaten im Blick Die europäischen Börsen haben zum Wochenauftakt leicht zugelegt. Der DAX stieg um 0,2 % auf 24.229 Punkte und bleibt damit gut zwei Prozent unter seinem Rekordhoch. Auch der Euro Stoxx 50 legte zu und kletterte um 0,6 % auf 5.753 Zähler. Allerdings gerieten Rüstungsaktien unter Druck. Hintergrund waren die am Sonntag begonnenen Gespräche zwischen den USA und der Ukraine über einen möglichen Waffenstillstand im Krieg mit Russland. Präsident Selenskyj hatte dabei angeboten, auf einen Nato-Beitritt zu verzichten. Parallel dazu nutzten Investoren an der Wall Street teilweise den jüngsten Rücksetzer bei Technologiewerten für Käufe. Letztendlich dominierte allerdings die Vorsicht der Anleger vor weiteren Engagements im Vorfeld einer Reihe von US-Konjunkturdaten. Besonders die heute zur Veröffentlichung anstehenden Arbeitsmarktzahlen stehen im Fokus, die zuletzt aufgrund des wochenlangen Regierungsstillstands ausgefallen waren. Der nun erwartete Bericht für November umfasst auch Oktoberdaten. Für Oktober werden jedoch lediglich die Beschäftigungszahlen nachgereicht, während für November ein vollständiger Datensatz (mit Arbeitslosenquote und Stundenlöhne) vorgelegt wird. Der S&P 500 und die Techbörse Nasdaq verloren jeweils rund 0,2 % und 0,6 %. Die Börsen in Fernost reagierten heute Morgen ebenfalls mit Zurückhaltung und warten auf Hinweise, um die künftige Geldpolitik der US-Fed besser einschätzen zu können. Der Hang Seng, CSI 300, Kospi sowie Topix und Nikkei 225 notieren um mehr als ein Prozent im Minus. Der DAX könnte gemäß vorbörslicher Indikation ebenfalls mit Verlusten in den Tag starten. Dämpfer für Exporte gen Westen und Osten Die deutschen Ausfuhren dürften im auslaufenden Jahr um weniger als ein Prozent gegenüber dem Vorjahr auf etwa 1,6 Bio. EUR steigen. Das geht aus Berechnungen des bundeseigenen Wirtschaftsförderers Germany Trade & Invest (GTAI) auf Basis der Außenhandelsdaten der ersten drei Quartale hervor. Damit würden die Exporte das dritte Jahr in Folge auf dem Niveau des Nach-Corona-Jahres 2022 verharren. Dabei sinken die deutschen Warenausfuhren nach China im zu Ende gehenden Jahr deutlich: Die deutschen Exporte in die Volksrepublik brechen der Prognose zufolge um rund zehn Prozent auf 81 Mrd. EUR ein. China fällt damit erstmals seit 2010 aus den Top fünf der deutschen Exportziele auf Rang sieben zurück und wird von Großbritannien und Italien überholt. Gründe sind die Schwäche des chinesischen Binnenmarkts sowie die zunehmende lokale Produktion deutscher Unternehmen. Der China-Anteil an den gesamten deutschen Exporten sinkt auf 5,2 % - nach etwa 7,5 % im Jahr 2021. Auch in den USA läuft es schwächer. Die Ausfuhren dorthin dürften gegenüber 2024 um etwa 7,3 % auf knapp 150 Mrd. EUR zurückgehen. Für 2026 rechnet GTAI mit weiteren, jedoch moderateren Rückgängen im US-Geschäft. Dennoch bleiben die USA mit großem Abstand wichtigster Absatzmarkt, vor Frankreich, den Niederlanden und Polen. PMIs und ZEW-Index im Fokus Heute werden für den laufenden Monat die Vorabschätzungen für die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) von S&P Global für die EWU und Deutschland veröffentlicht. Im Konsens dürfte die Stimmung im deutschen Dienstleistungssektor unverändert bleiben und sich im verarbeitenden Gewerbe leicht verbessern. Die beiden Sektoren zusammen dürften in Summe bei 52,4 Zählern auf dem Vormonatsniveau verharren. Heute Vormittag veröffentlicht das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter Analysten und professionellen Anlegern. Der Index für die erwartete konjunkturelle Entwicklung in Deutschland wird nach Einschätzung der LBBW von zuletzt 38,5 auf 45 Punkte steigen.
- 15. Dezember 2025
Asien: Schwacher Start nach enttäuschenden China-Zahlen Die letzte Woche vor Weihnachten verspricht noch einmal spannend zu werden. Zahlreiche Entscheidungen und Wirtschaftsdaten dürften vor der liquiditätsarmen Feiertagszeit für Bewegung sorgen. Bereits heute Morgen konnte dies an den asiatischen Börsen beobachtet werden, welche durchgehend schwach in den Tag starteten. Der japanischen Nikkei 225 lag zuletzt um 1,3 % im Minus, während der koreanische KOSPI um 1,2 % tiefer notierte. Neben dem Abverkauf an den US-amerikanischen Börsen am Freitag drücken auch neue Sorgen aus der chinesischen Wirtschaft auf die Stimmung. Die Einzelhandelsumsätze im November präsentierten sich mit einem Zuwachs von mageren 1,3 % (erwartet wurde ein Plus von 2,9 %) alarmierend schwach, was die zunehmende Kaufzurückhaltung der Haushalte seit den Herbstmonaten erneut unterstreicht. Ähnlich enttäuschend sieht es bei den Investitionen aus, die in den ersten elf Monaten des Jahres um 2,6 % schrumpften (erwartet: -2,3 %). Nur die Industrieproduktion konnte im November mit +4,8 % deutlicher zulegen, verfehlte damit aber ebenfalls die Erwartung. Wenig überraschend machte sich dies auch am Aktienmarkt bemerkbar. Der CSI 300 notierte zuletzt 0,4 % schwächer, der Hang Seng büßte mit -1,1 % stärker ein. Deutschland: Bahn mit Großinvestition Auf dem CSU-Parteitag am Samstag verlangte Bundeskanzler Friedrich Merz von den Delegierten einen langen Atem. Die angestoßenen Strukturreformen würden Zeit benötigen, um ihre volle Wirkung in der Realwirtschaft zu entfalten. Damit dämpft Merz die Erwartungen auf eine baldige wirtschaftliche Kehrtwende. Aus der deutschen Industrie konnte am Wochenende dennoch Positives gemeldet werden. So unterzeichnete die Deutsche Bahn mit der VW-Tochter MAN einen Rahmenvertrag über den Kauf von rund 3.000 Bussen im Gesamtvolumen von einer Milliarde Euro. Die Auslieferung ist für den Zeitraum 2027 bis 2032 geplant. Für den Münchner Fahrzeughersteller stellt dies den größten Einzelauftrag in der Unternehmensgeschichte dar. Der Aktie von Traton (der börsennotierten Holdinggesellschaft von MAN) könnte dies zum Wochenstart Rückenwind verleihen. Zahlreiche Ereignisse in dieser Woche Eine Reihe wichtiger Konjunkturdaten, vom Arbeitsmarkt über die Industrie bis hin zu Inflation, verspricht eine spannende Woche für Anleger. Den Auftakt machen am Dienstag u.a. die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, gefolgt vom ifo-Geschäftsklima-Index am Mittwoch. In beiden Fällen erwartet die LBBW eine leichte Verbesserung der Stimmung. Am Dienstag stehen in den USA die Arbeitsmarktzahlen für November an (die Oktoberdaten fielen dem Government Shutdown zum Opfer), bevor dann am Donnerstag die US-Verbraucherpreise gemeldet werden. Für die Fed dürften die Daten erneut das Dilemma zwischen einer Abkühlung des Arbeitsmarkts und anziehender Inflation aufzeigen. Bei der Zinsentscheidung der EZB am selben Tag sollte es unterdessen keine Überraschungen geben, der Leitzins dürfte unverändert bei 2 % belassen werden. Zum Abschluss der Handelswoche tagt noch die Bank of Japan. Nach Einschätzung der Landesbank Baden-Württemberg wird sich die BOJ erstmals seit Januar wieder an eine Zinserhöhung heranwagen. Sowohl das zuletzt gestiegene Nominallohnwachstum als auch der schwache Yen sprechen für eine solche. Gleichzeitig bereiten aber auch die neuen Spannungen mit China in der Wirtschaft erste Sorgen. In einer jüngsten Unternehmensumfrage sahen 43 % der Befragten bereits negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage (mit dem Tourismussektor als Hauptleidtragendem). Es bleibt abzuwarten, wie sehr dies die BOJ in ihrem weiteren Zinspfad beeinflussen wird.
- 12. Dezember 2025
Oracle zieht Tech-Werte nach unten Am Donnerstag verbuchten Aktien aus dem Technologiesektor mehrheitlich Verluste. Grund dafür waren negative Zahlen des Softwarekonzerns Oracle. Das Unternehmen meldete ein überraschend schwaches Wachstum der wichtigen Cloud-Sparte gegenüber dem Vorquartal und warnte vor um 15 Milliarden Dollar höheren jährlichen Ausgaben. Dadurch flammten die Sorgen der Anleger um Fehlinvestitionen im KI-Sektor wieder auf. Infolgedessen brach die Aktie von Oracle um 11 % ein. In der Breite profitierten die wichtigsten Aktienindizes zumindest vom Zinsentscheid der Fed am Mittwoch. Jerome Powell konstatierte lediglich, dass die Notenbank weiter beobachten müsse und klarere Signale abwarte. Die Marktteilnehmer hatten wohl einen etwas pessimistischeren Ton erwartet und waren entsprechend positiv gestimmt. Die Technologieindizes ließ der Fed-Zinsentscheid aber kalt. SNB belässt ihren Leitzins bei 0 % Der Zinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) war frei von Überraschungen. Der Handlungsdruck für die Währungshüter ist derzeit niedrig, da sich die Inflation am unteren Ende des Zielbereichs befindet. Mittelfristig rechnet die SNB damit, dass die Teuerung auf niedrigem Niveau innerhalb des Korridors bleibt. Zudem haben sich die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft durch die Einigung auf niedrigere US-Zölle wieder aufgehellt. Eine weitere Zinssenkung dürfte vor diesem Hintergrund vorerst nicht auf der Agenda stehen, zumal die Hemmschwelle für die erneute Einführung von Negativzinsen hoch sein dürfte. Heute nur wenige Veröffentlichungen Am heutigen Freitag stehen nur wenige Veröffentlichungen auf der Agenda. Einzig das Bundesamt für Statistik veröffentlichte heute Morgen die finale Inflationsrate für November, deren Schätzung bereits Ende des vergangenen Monats veröffentlicht wurde. Sie lag, wie bereits im Vormonat, bei 2,3 % und bewegt sich damit weiterhin im Zielkorridor der EZB von rund 2 %. Größere Aufmerksamkeit gilt jedoch den US-Inflationsdaten am kommenden Montag. Dies sind dann die ersten Zahlen seit der Fed-Sitzung am Mittwoch, im Rahmen derer die Währungshüter den Leitzins gesenkt hatten. Der Konsumentenpreisindex (CPI), der die Preisentwicklung eines festen und repräsentativen Warenkorbs misst, hatte im September erstmals seit Januar wieder die Marke von 3 % erreicht. Der am Montag veröffentlichte Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE), mit seinen dynamischen Gewichten, könnte sich diesem Wert annähern.
- 11. Dezember 2025
Fed senkt Zinsen zum 3. Mal in Folge Aus Sorge um den Arbeitsmarkt senkte die US-Notenbank Fed gestern zum dritten Mal in diesem Jahr den Leitzins. Der Zentralbankrat setzte das Tagesgeldzielband um 25 Basispunkte herab auf eine Spanne von 3,5 bis 3,75 %. Einstimmig erging die Entscheidung allerdings nicht. Die wiederholten abweichenden Voten in den zurückliegenden Monaten zeigen einen Dissens darüber, ob die Abwärtsrisiken für die Beschäftigung oder die Aufwärtsrisiken für die Inflation höher zu gewichten sind. Die Mehrheit versammelte sich bei der Auffassung, dass eine Stützung des lahmenden Arbeitsmarktes derzeit wichtiger ist. Nach vorne schauend zeigen die Leitzinsprojektionen jedoch, dass der Spielraum für weitere Zinssenkungen schrumpft, sofern man die Preisstabilitätsrisiken nicht vernachlässigen will. Moderate Veränderungen an der Wortwahl der Fed zu möglichen weiteren Zinsschritten lassen eine Präferenz für eine Zinspause zu Beginn des kommenden Jahres erkennen. Euro-Aufwertung prognostiziert Während die EZB über das gesamte nächste Jahr hinweg die Leitzinsen stabil bei 2,15 % belassen dürfte, könnte die Fed im kommenden Jahr noch ein weiteres Mal die Zinsen um 25 Basispunkte senken. Diese unterschiedlichen geldpolitischen Kurse dürften den Renditevorsprung kurzlaufender US-Staatsanleihen gegenüber vergleichbaren deutschen Bundesanleihen verringern. Da die Renditedifferenz seit geraumer Zeit wieder der dominante Treiber des EURUSD Wechselkurses ist, orientiert die LBBW deren Euro- / US-Dollar-Prognose eng an dieser. Bis Ende 2026 erwartet die Landesbank aus Baden-Württemberg demnach einen Wechselkurs von 1,22 US-Dollar je Euro. Der Euro wertete bereits kurz nach dem Zinsentscheid weiter auf und notiert aktuell bei fast 1,17 US-Dollar. Märkte reagieren mit Zurückhaltung Bereits im Vorfeld des Fed-Entscheids galt eine Zinssenkung um 25 Basispunkte an den Finanzmärkten als ausgemachte Sache. Die Börsianer gingen daher in den Wartemodus über. Der DAX und der Euro Stoxx 50 notierten zum Handelsschluss jeweils rund 0,1 % und 0,2 % schwächer bei 24.130 und 5.708 Punkten. Im Fokus der Anleger standen am Ende des Börsentages vor allem die Aussagen zum künftigen geldpolitischen Kurs der Währungshüter. Heute werden die Börsenplätze erst einmal die Statements von Fed-Chef Powell verdauen. An den Börsen in Ostasien überwiegt heute Morgen die Zurückhaltung. Die Kurstafeln in Japan, Hong Kong, Taiwan und China notieren größtenteils im roten Bereich. Auch die vorbörsliche DAX-Indikation deutet darauf hin, dass der hiesige Handelstag mit leichten Verlusten startet. Silberrallye setzt sich fort In Anbetracht niedrigerer Zinssätze wurde die Nachfrage nach Edelmetallen - die inhärent keine Zinsen abwerfen - weiter angekurbelt. Somit setzte sich die Rekordrallye beim Silber vor und nach der Zinssenkung weiter fort. Das Edelmetall legte gestern um rund 4 % zu und erreichte in der Spitze ein historisches Allzeithoch bei fast 62 USD je Feinunze. Damit wurde mitunter die psychologisch wichtige 60-USD-Marke geknackt. Dieser Preissprung dürfte nicht zuletzt auch kurzfristig orientierte Spekulanten und Trendfolger angelockt haben. In der heutigen Handelssession steuerte das Edelmetall bereits einen Preis von 63 USD an. Heute im Fokus Heute stehen weder dies- noch jenseits des Atlantiks marktbewegende Konjunkturnachrichten auf der Agenda. Die Schweizerische Nationalbank dürfte auf ihrer heutigen Notenbanksitzung den Leitzins bei 0 % belassen.
- 10. Dezember 2025
Außenhandel im Oktober erholt, seit Jahresbeginn aber schwächer Im Oktober stiegen die deutschen Exporte gegenüber dem September um 0,1 %. Die Importe sanken im Oktober um 1,2 % zum Vormonat. Der Überschuss im Warenhandel wuchs im Oktober kalender- und saisonbereinigt zum September um 1,3 Mrd. Euro auf 16,9 Mrd. Euro. Die bisherige Jahresbilanz zeigt dennoch eine leichte Verschlechterung der deutschen Handelsbilanz. Im Zeitraum Januar bis Oktober 2025 legten die Importe um 4,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu, die Exporte dagegen nur um 1,1 %. Ausfuhren in die EU nahmen zwar um 2,7 % zu. Gegenüber Drittstaaten waren sie indes um 2,3 % rückläufig. Besonders stark ging es 2025 bislang mit den Exporten in die USA sowie nach China bergab, die zum Vorjahreszeitraum um 7,5 % bzw. 11,5 % abnahmen. USA-China: Handelskonflikt entschärft US-Präsident Trump hat Nvidia trotz Sicherheitsbedenken erlaubt, H200-Halbleiter gegen einen Preisaufschlag von 25 % nach China zu liefern. Die KI-Chips werden in Taiwan hergestellt, zur Sicherheitsprüfung in die USA verschifft und anschließend an die chinesischen Kunden geliefert. Trumps Vorgänger hatte den Export dieser leistungsstarken Halbleiter nach China verboten. Zu groß war die Sorge, dass China die USA im KI-Wettbewerb überholen würde. H200-Chips beschleunigen rechenintensive Anwendungen wie generative KI und Supercomputing. Die Exportgenehmigung umfasst weder Nvidias neustes Modell Blackwell, noch das kommende System Rubin. US-Notenbank im Fokus Anleger blicken heute auf die Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) des Federal Reserve System der USA. Die Mitglieder des FOMC müssen die schwächere Konjunktur ebenso berücksichtigen wie die hartnäckig hohe Inflation. Erschwert wird ihre Urteilsfindung, weil wegen des Shutdowns der US-Regierungsbehörden im Oktober und dem halben November weiterhin wichtige Daten fehlen. Obwohl die Inflation im September auf 3 % gestiegen ist, dürfte das FOMC den Leitzins dennoch um 25 Basispunkte lockern und somit der Konjunktur größere Bedeutung zumessen als den Inflationsrisiken. Dennoch sollte der Schritt unter den FOMC-Mitgliedern umstritten sein. Einige Mitglieder werden voraussichtlich erneut für eine Zinspause plädieren, um die Inflation in Schach zu halten. Ihr Abstimmungsverhalten könnte Hinweise auf Zinsschritte im kommenden Jahr liefern. Aus China kommen Zahlen zur Inflation. Die Verbraucherpreisinflation dürfte von 0,2 % im Oktober auf 0,5 % in November zum jeweiligen Vorjahresmonat anziehen.
- 9. Dezember 2025
Produktionsanstieg im Oktober Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe stieg laut Statistischem Bundesamt im Oktober stärker, als von Analysten vorab erwartet worden war. Im Monatsvergleich war ein Plus von 1,8 % zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat legte sie um 0,8 % zu. Die Zunahme der Produktion ist unter anderem auf den Anstieg im Bausektor um 3,3 % gegenüber dem Vormonat zurückzuführen. Auch im Maschinenbau (+2,8 %) und bei der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (+3,9 %) war ein ordentliches Plus zu verzeichnen. Ob diese Aufhellung des aktuell noch trüben Konjunkturbildes nachhaltig sein wird, muss sich erst noch zeigen. So weist der weniger volatile Dreimonatsvergleich für August bis Oktober 2025 immerhin noch einen Produktionsrückgang um 1,5 % im Vergleich zu den drei Monaten zuvor aus. Ein Sorgenkind bleibt zudem die wichtige Automobilindustrie, die im Oktober einen Produktionsrückgang um 1,3 % im Monatsvergleich verzeichnete. sentix Index für Euroraum etwas höher Die von sentix befragten Investoren schätzen im Dezember die Konjunktur im Euroraum etwas weniger pessimistisch als im Vormonat ein. Der Index stieg um 1,2 Punkte auf -6,2 Zähler. Die Bewertung der deutschen Konjunktur bleibt dagegen schlecht. Der Gesamtindex fiel weiter von -20,4 auf -22,7 Punkte. Mit -41,8 Zählern ist die Lagebewertung wieder so schlecht wie zuletzt im Februar 2025. Zurückhaltung vor Fed-Entscheid Vor dem morgigen Zinsentscheid der Federal Reserve blieben die Anleger zum Wochenbeginn vorsichtig. Die deutliche Mehrheit der Marktteilnehmer rechnet ausweislich der Terminnotierungen mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte. Die Unsicherheit hinsichtlich des künftigen Zinspfades bleibt aber hoch. Der DAX verbuchte zum Ende des gestrigen Handelstages einen minimalen Zuwachs von 0,07 %. Die US-Aktienindizes Nasdaq und S&P 500 schlossen mit einem moderaten Minus. Heute dürften vom Makrokalender keine entscheidenden Impulse ausgehen. Es stehen nur Daten aus der zweiten Reihe auf der Agenda. Unter anderem wird das NFIB Wirtschaftsvertrauen für den Mittelstand aus den USA gemeldet.
- 5. Dezember 2025
Kursrally verliert an Dynamik, Bitcoin beendet jüngste Erholung Die Kursrally, die die US-Börsen in dieser Woche bis nahe an ihre historischen Höchststände geführt hat, verliert vor der anstehenden Zinsentscheidung der Fed nächste Woche an Durchschlagskraft. Bitcoin beendete seine jüngste Erholung, US-Staatsanleihen gaben nach. Zwar verzeichnete die Mehrzahl der S&P-500-Werte leichte Zugewinne, der Leitindex selbst zeigte sich jedoch nahezu unverändert. Trotz rückläufiger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe - ein in der Thanksgiving-Woche erfahrungsgemäß schwankungsanfälliger Indikator - halten die Märkte an der Erwartung einer Zinssenkung in der kommenden Woche fest. Die Aktien von Meta stiegen am Donnerstag um rund 3,5 %, nachdem Bloomberg berichtete, das Unternehmen erwäge für 2026 deutliche Budgetkürzungen im Metaverse-Bereich. Die große Frage für die Märkte lautet, ob eine mögliche Zinssenkung der Fed in der kommenden Woche eine sogenannte Santa-Rally auslösen kann. Die Landesbank Baden-Württemberg betrachtet die US-Zinssenkung an den Märkten bereits weitgehend eingepreist und rechnet daher vor dem Jahreswechsel nicht mehr mit einer Jahresendrally. Bewährungsprobe für die Regierungskoalition Die Regierungskoalition von CDU und SPD steht heute vor einer entscheidenden Bewährungsprobe: Gegen 12.30 Uhr soll der Bundestag über das Rentengesetz abstimmen. Eine Gruppe jüngerer Unionsabgeordneter - etwa 18 - lehnt den Entwurf ab und könnte die knappe Mehrheit von zwölf Sitzen ins Wanken bringen. Der Widerstand der Jüngeren speist sich aus Sorge vor milliardenschweren Mehrausgaben und einer Belastung künftiger Generationen. Ein Scheitern würde die Autorität von Merz beschädigen und die Handlungsfähigkeit der Regierung infrage stellen. Ein Bruch der Koalition und Neuwahlen wären nicht ausgeschlossen. Mögliche Hilfe kommt aus unerwarteter Richtung: Die Linkspartei will sich enthalten. Damit würde die Mehrheitsschwelle auf 284 Stimmen fallen, was die Koalition mit 328 Sitzen komfortabel erreichen könnte. Politisch wäre ein Erfolg mithilfe der Enthaltung einer kapitalismuskritischen Partei jedoch ein großer weiterer Kratzer am Führungsanspruch des Kanzlers. Die Ergebnisverkündung ist für 13 Uhr vorgesehen. Auftragseingänge Deutschland und US-Inflationszahlen im Blick Auf dem ökonomischen Datenkalender für heute stehen die Auftragseingänge der deutschen Industrie. Die LBBW rechnet mit einem erneuten Rückgang beim Auftragsvolumen. Im Mittelpunkt des Interesses der Marktteilnehmer steht heute aber die US-Inflation: Die Fed erhält mit dem Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE) und den ebenfalls verschobenen Daten zu Einkommen und Ausgaben für September einen verspäteten Befund. Ökonomen erwarten beim Kern-PCE den dritten Anstieg um 0,2 % in Folge, die Jahresrate dürfte knapp unter 3 % verharren - stabil, aber zäh. Des Weiteren dürfte sich die Konsumentenstimmung in den USA auf Basis des Verbrauchervertrauens der University of Michigan abermals verschlechtert haben. In der kommenden Woche werden sich Marktteilnehmer auf folgende Punkte konzentrieren: Die US-Notenbank steht vor ihrer dritten Zinssenkung in Folge, wobei die Anzahl abweichender Voten nochmals wachsen könnte. Ein besonderer Fokus liegt auf den neuen Leitzinsprojektionen. Der US-Makrodatenkalender wird noch immer durch den zurückliegenden Government Shutdown durcheinandergewirbelt. Die wöchentlichen ADP-Daten und die monatliche JOLTS-Statistik geben neue Aufschlüsse zur US-Arbeitsmarktlage.
- 4. Dezember 2025
Das politische Berlin übt sich im nervösen Kauen der Fingernägel Im Deutschen Bundestag steht heute die Abstimmung zum Steueränderungsgesetz 2025 an. Es geht insbesondere um eine dauerhafte Absenkung der Umsatzsteuer in der Gastronomie auf 7 %. Daneben soll die Entfernungspauschale für alle, die zur Arbeit pendeln, auf 38 Cent ab dem ersten Kilometer steigen. Das Gesetz muss nachfolgend noch den Bundesrat passieren. Viel spannender wird es indes sicherlich morgen, im Rahmen der Abstimmung über die von der Bundesregierung geplanten Änderungen, betr. die Gesetzliche Rentenversicherung. Derweil macht sich die Fed bereit, Weihnachtsgeschenke zu verteilen Die gestrigen Nachrichten zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in den Vereinigten Staaten waren im Kern aktien- und rentenmarktfreundlich. Es galt die Devise: "Bad news are good news." So meldete der Personaldienstleister ADP per November für die privaten US-Unternehmen wider Erwarten einen Rückgang der Beschäftigung. Wie eine turnusgemäß veröffentlichte Firmenbefragung belegt, gingen per saldo 32.000 Stellen verloren, vor allem bei kleinen und mittelgroßen Betrieben. Noch im Oktober waren 47.000 Jobs netto geschaffen worden. Noch immer knüpft die Publikationstätigkeit offizieller statistischer Institutionen in den Vereinigten Staaten, "shutdown"-bedingt, nicht wieder an das bekannte Niveau an. Beispiel: Am morgigen ersten Freitag dieses Monats wird KEIN offizieller US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht. Insofern traf die gestrige ADP-Meldung auf ein gesteigertes Interesse am Finanzmarkt. Mit ihr hat sich die Wahrscheinlichkeit einer unmittelbar anstehenden Leitzinssenkung der Fed erhöht. Es winkt ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk der US-Währungshüter: Im gestrigen Handelsverlauf tendierte der S&P 500 positiv, die Renditen von US-Staatsanleihen gaben ein paar Stellen ab. Dass der Dienstleistungs-ISM für November gestern mit einem Anstieg überraschte, fiel etwas unter den Tisch. Sechsmal werden wir noch wach, … Zwar mag der heutige Donnerstag die vorherrschende Spannung am Finanzmarkt hochhalten; sie zu steigern, wird ihm aber kaum gelingen. Das Kalenderblatt mit potenziell interessanten Makro-Daten zeigt nur Einträge der zweiten resp. der dritten Reihe. Wir werden uns gedulden müssen, nicht bis übermorgen, dem Nikolaustag; immerhin gibt es morgen besagten "show-down" im Bundestag. Danach werden sich die Blicke der am Finanzmarkt Aktiven auf den 10. Dezember richten: Letzte Zinssitzung des FOMC im laufenden Jahr. Danach kann Weihnachten kommen.
- 3. Dezember 2025
Kein Durchbruch bei Gesprächen Gestern sprachen der US-Gesandte Steve Witkoff und Trump-Schwiegersohn Jared Kushner in Moskau mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bezüglich eines möglichen Friedens im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Dabei scheint jedoch kein Durchbruch erzielt worden zu sein. Witkoff war zuletzt vor allem dadurch negativ aufgefallen, dass er russische Positionen quasi kritiklos 1:1 übernahm. Selbst aus Kreisen republikanischer Kongressabgeordneter sind zu seiner Russland-Nähe mehr als kritische Töne zu hören. Auf CBS sagte der Abgeordnete Mike Turner: Man kann nicht für America-First sein und gleichzeitig Pro-Russland. Russland ist ein selbsterklärter Widersacher Amerikas. US-Außenminister Marco Rubio, welcher neben den beiden genannten am Sonntag ebenfalls an Vorgesprächen mit einer ukrainischen Delegation in Florida teilnahm, steht zwar nicht im Verdacht russlandfreundlich zu sein. Allerdings scheint dieser hier inzwischen nur noch wenig zu sagen haben. Vorsichtshalber ließ er sich daher auch für das laufende NATO-Treffen entschuldigen, bei dem dieses Thema ebenfalls im Vordergrund steht. Kushner werden in Sachen Russland vor allem wirtschaftliche Interessen nachgesagt. Don Baker, ein weiterer republikanischer Kongressabgeordnete, sagte daher auf ABC: Viele Leute rund um den Präsidenten hoffen, durch eine Vereinbarung mit Russland Milliarden zu scheffeln. Das alarmiert mich enorm. Ich will Amerika als Anführer der freien Welt sehen, das sich um Recht kümmert und nicht um Geschäfte. Inflation legt zu, aber EZB hat Ruh Entgegen der Konsenserwartungen, welche von einem verharren der harmonisierten Verbraucherpreise in Euroraum bei 2,1 % ausgingen, legte die Teuerung im November um 2,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat zu. In der Kernrate, also ohne die volatilen Preise für Nahrung und Energie, lag die Inflation wie schon im Oktober auch im November bei 2,4 %. Damit liegen die Daten zwar etwas oberhalb des 2%-Preisziels der Europäischen Zentralbank. Weil der Preisausblick jedoch tendenziell abwärtsgerichtet ist, haben die Währungshüter im Euroraum alle Zeit der Welt, die weitere Entwicklung entspannt abzuwarten. Die LBBW prognostiziert daher schon seit längerem, dass Lagarde & Co. auf ihrer abschließenden Notenbanksitzung am 18. Dezember die Füße still und die Leitzinsen im Euroraum unverändert halten werden. US-Makrozahlen zuhauf Bezüglich der abschließenden Fed-Sitzung des Jahres am 10. Dezember ist das letzte Wort indes noch nicht gesprochen. Im Einklang mit der vorherrschenden Marktmeinung erwartet die LBBW hierfür zwar einen weiteren Leitzinssenkungsschritt um 25 Basispunkte. Bis zum Treffen der US-Währungshüter stehen allerdings noch einige Makro-Veröffentlichungen auf der Agenda, welche das Potenzial haben könnten, nochmals für Spannung zu sorgen. Dies würde zum Beispiel gelten, wenn die jüngst schwachen ISM-Zahlen beim verarbeitenden Gewerbe heute durch einen starken Wert beim Schwesterindex für den Dienstleistungssektor wieder wettgemacht werden würden. Oder wenn die heutigen Daten zur US-Industrieproduktion über den Erwartungen gut bzw. die ADP-Zahlen zum US-weiten Stellenaufbau besonders stark ausfallen würden. Mit den wöchentlichen Zahlen zu den US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe (morgen) sowie den Daten zu den Konsumausgaben der US-Verbraucher, den Zahlen zum PCE-Deflator - dem von den US-Währungshütern meist geschätzten Maß zur US-Teuerung - sowie den, von der Uni Michigan erhobenen Werten zur US-Verbraucherstimmung (allesamt übermorgen), stehen alleine in dieser Woche noch einige potenzielle Game Changer auf dem Terminkalender.
- 2. Dezember 2025
Jahresendrallye noch nicht in Sicht Der gestrige Auftakt in den letzten Handelsmonat des Jahres verlief alles andere als euphorisch. Die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks beendeten den ersten Handelstag im letzten Monat des Jahres im roten Bereich. Eine oft in dieser Jahreszeit beobachtete Jahresendrallye scheint sich aktuell nicht aufzubauen. Enttäuschende Konjunkturdaten aus China sowie Gewinnmitnahmen und fallende Kurse bei Kryptowährungen drückten auf die Stimmung der Anleger. Die Mutter aller Cyber-Devisen - der Bitcoin - verlor gestern rund 5 %. Der DAX verzeichnete ein Minus von rund 1 %. Vor dem Hintergrund laufender Gespräche über ein Friedensabkommen gerieten vor allem europäische Rüstungskonzerne unter die Räder. Der europäische Branchenindex für Aerospace & Defense Unternehmen rutschte um fast 3,2 % ab. Im Zuge dessen büßten mitunter Hensoldt, Rheinmetall und Renk rund 2 bis 5 % ein. In Anbetracht der vorherrschenden Marktstimmung dürfte es wohl nicht zu einer fulminanten Jahresendrallye kommen, sondern lediglich zu einem Ausklingen des Börsenjahres. Chip-Krise gefährdet die Produktion Aktuell verschärfen fehlende Halbleiter die bereits schwierige Situation der Industrie. Laut der jüngsten ifo-Befragung gaben im November 11,2 % der Unternehmen an, Schwierigkeiten bei der Beschaffung benötigter Materialien für die eigene Produktion zu bekommen. Zum Vergleich: Im Oktober lag der Anteil der Firmen, die über Engpässe klagten, bei 5,5 %. Damit hat sich der Anteil der deutschen Industriebetriebe mit Materialengpässen mehr als verdoppelt. In Anbetracht der Versorgungsschwierigkeiten mit Halbleitern des Herstellers Nexperia spitzte sich vor allem in der Automobilwirtschaft der Mangel zu: Fast 28 % der Unternehmen berichteten hier von Engpässen bei Vorprodukten. Gleichzeitig verzeichnen auch die Hersteller von elektronischen und optischen Produkten sowie die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen vermehrt Probleme mit Materialknappheit. Hier betrug der Anteil jeweils 17,5 % und 16 %. Im Maschinenbau stieg der Anteil auf rund 8 %. Maues Konsumklima Die anhaltende Unsicherheit der Verbraucher hinsichtlich der Konjunkturerwartungen sowie der pessimistischeren Einkommenserwartungen trüben in der Vorweihnachtszeit die Konsumlaune. Trotz der Black-Friday- und Cyber-Monday-Deals sank in der heißen Phase des Weihnachtsgeschäfts die Stimmung der deutschen Verbraucher auf ein Jahrestief. Im Dezember fiel das vom Handelsverband Deutschland (HDE) erhobene Konsumbarometer auf 95,2 Zähler von 95,6 Punkten im November (Umfrage unter 1.600 Personen). Inflation im Blick Heute werden neben den Oktober-Arbeitslosenzahlen der Eurozone (Prognose: 6,3 %) auch die November-Inflationsdaten für den Euroraum veröffentlicht. Bereits Ende letzter Woche meldete Deutschland eine Inflationsrate von 2,6 % (europäische Berechnungsmethode, HVPI) und damit den höchsten Stand seit neun Monaten. Nach der nationalen Berechnungsmethode verharrte die Inflationsrate jedoch bei 2,3 %. Laut der Reuters-Konsensprognose dürfte die Teuerungsrate im Eurogebiet auf dem Niveau des Vormonats bei 2,1 % verharren. Dies würde die aktuelle Position der EZB untermauern, dass auf absehbare Zeit kaum Handlungsbedarf besteht.