Zweigeteilte Wirtschaft in Deutschland
Der sogenannte HCOB-Einkaufsmanagerindex (Composite) für die Wirtschaftsaktivität in Deutschland zog von 50,5 Punkten im August auf 52,4 Punkten im September an und verzeichnete damit ein 16-Monatshoch. Hinter dieser an und für sich positiven Entwicklung verbirgt sich jedoch eine zweigeteilte Wirtschaftslage. Während die Wirtschaftsaktivität im Dienstleistungssektor im September um 3,2 Punkte auf 52,5 Punkte kletterte, sank die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um 0,7 Punkte auf 52,2 Punkte.
Es kommt erschwerend hinzu, dass der HCOB Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe, in welchem neben der Produktion noch weitere Wirtschaftsindikatoren wie beispielsweise Auftragseingänge und Beschäftigung eingehen, im September auf lediglich 48,5 Punkte lautete und somit unter der Expansionsschwelle liegt.
Insofern stellt die Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes ein ambivalentes Signal für die deutsche Wirtschaft zum Ende des dritten Quartals dar. Einerseits ist der Stimmungsaufschwung in der Industrie vorerst beendet. Andererseits fassen die Unternehmen im Dienstleistungssektor neuen Mut. In der Summe ist dies ein vorsichtiges Hoffnungszeichen, dass die deutsche Wirtschaft zum Jahresende aus der Stagnationsfalle herausfinden könnte. Ein nachhaltiger Aufwind ergibt sich hieraus aber wohl nur unter zwei Voraussetzungen: Zum Ersten das Ausbleiben weiterer negativer Schocks mit Blick auf die Handelspolitik. Zum Zweiten muss die Bundesregierung ihren vollmündigen Reformankündigungen bald Taten folgen lassen.
Derweil hat die OECD ihre Wachstumsprognose 2025 für Deutschland leicht gesenkt, und zwar um 0,1 Prozentpunkte auf 0,3 %. Hieraus lässt sich jedoch kein Argument für eine abermalige EZB-Leitzinssenkung stricken, denn die Wachstumsprognose für den Euroraum insgesamt hoben die Pariser Wirtschaftsforscher um 0,2 Prozentpunkte auf 1,2 % an. Deutschland ist damit nach der Jahrtausendwende wieder der kranke Mann Europas.
ifo-Index auf der Agenda
Heute Vormittag wird das ifo-Institut ihren Geschäftsklimaindex für Deutschland veröffentlichen. Prognosen der LBBW zufolge dürfte der Indikator leicht ansteigen, und zwar von 89,0 Punkten im August auf 89,4 Punkte im September.