Das politische Berlin übt sich im nervösen Kauen der Fingernägel
Im Deutschen Bundestag steht heute die Abstimmung zum Steueränderungsgesetz 2025 an. Es geht insbesondere um eine dauerhafte Absenkung der Umsatzsteuer in der Gastronomie auf 7 %. Daneben soll die Entfernungspauschale für alle, die zur Arbeit pendeln, auf 38 Cent ab dem ersten Kilometer steigen. Das Gesetz muss nachfolgend noch den Bundesrat passieren. Viel spannender wird es indes sicherlich morgen, im Rahmen der Abstimmung über die von der Bundesregierung geplanten Änderungen, betr. die Gesetzliche Rentenversicherung.
Derweil macht sich die Fed bereit, Weihnachtsgeschenke zu verteilen
Die gestrigen Nachrichten zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in den Vereinigten Staaten waren im Kern aktien- und rentenmarktfreundlich. Es galt die Devise: "Bad news are good news." So meldete der Personaldienstleister ADP per November für die privaten US-Unternehmen wider Erwarten einen Rückgang der Beschäftigung. Wie eine turnusgemäß veröffentlichte Firmenbefragung belegt, gingen per saldo 32.000 Stellen verloren, vor allem bei kleinen und mittelgroßen Betrieben. Noch im Oktober waren 47.000 Jobs netto geschaffen worden.
Noch immer knüpft die Publikationstätigkeit offizieller statistischer Institutionen in den Vereinigten Staaten, "shutdown"-bedingt, nicht wieder an das bekannte Niveau an. Beispiel: Am morgigen ersten Freitag dieses Monats wird KEIN offizieller US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht. Insofern traf die gestrige ADP-Meldung auf ein gesteigertes Interesse am Finanzmarkt. Mit ihr hat sich die Wahrscheinlichkeit einer unmittelbar anstehenden Leitzinssenkung der Fed erhöht. Es winkt ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk der US-Währungshüter: Im gestrigen Handelsverlauf tendierte der S&P 500 positiv, die Renditen von US-Staatsanleihen gaben ein paar Stellen ab. Dass der Dienstleistungs-ISM für November gestern mit einem Anstieg überraschte, fiel etwas unter den Tisch.
Sechsmal werden wir noch wach, …
Zwar mag der heutige Donnerstag die vorherrschende Spannung am Finanzmarkt hochhalten; sie zu steigern, wird ihm aber kaum gelingen. Das Kalenderblatt mit potenziell interessanten Makro-Daten zeigt nur Einträge der zweiten resp. der dritten Reihe. Wir werden uns gedulden müssen, nicht bis übermorgen, dem Nikolaustag; immerhin gibt es morgen besagten "show-down" im Bundestag. Danach werden sich die Blicke der am Finanzmarkt Aktiven auf den 10. Dezember richten: Letzte Zinssitzung des FOMC im laufenden Jahr. Danach kann Weihnachten kommen.