Inflation bleibt präsent

Ohne Zweifel wird 2022 als Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die Inflation mit Wucht zurückkehrte.

Gemessen am nationalen Verbraucherpreisindex (VPI) lag die Inflation in Österreich bei 8,6 %. Der VPI ist ein Maßstab für die allgemeine Preisentwicklung bzw. für die Inflation in Österreich. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in Europa und für die Bewertung der Geldwertstabilität innerhalb der Euro-Zone.

Differenzen zwischen HVPI und VPI schwanken

Im vergangenen Jahr war die Schere zwischen den Inflationsraten gemessen am HVPI bzw. am VPI besonders groß. Wie stark die Abweichungen zwischen HVPI und VPI zukünftig sein werden, hängt an der Energiepreisentwicklung. Es gilt: Ein besonders starker Anstieg der Energiepreise führt zu einer deutlich höheren harmonisierten Inflationsrate. Umgekehrt sorgt ein besonders starker Preisrückgang für Energie für eine nach nationaler Methode berechnete Inflationsrate oberhalb der harmonisierten Inflation.

Preissteigerung gefühlt noch höher

Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher fühlt sich die Inflation höher an als die amtlich gemessenen Preissteigerungen – sei es nach HVPI oder VPI. So lag beispielsweise in Deutschland die sogenannte gefühlte Inflation einer Umfrage der IU Internationalen Hochschule mit Sitz in Erfurt unter 1.200 Menschen zufolge im September 2022 bei 34 %. Der tatsächliche VPI-Septemberwert bewegte sich auf einem Niveau von „nur“ 10 %. Dass die offiziellen Zahlen so weit weg liegen von der gefühlten Inflation, liegt zum einen am individuellen Kaufverhalten der Bürgerinnen und Bürger. Es kann beträchtlich vom durchschnittlichen Warenkorb der amtlichen Statistik abweichen. Erklärt werden kann die Differenz zudem dadurch, dass Verbraucherinnen und Verbraucher Preiserhöhungen für Güter des alltäglichen Bedarfs wie Tanken und Lebensmittel viel bewusster wahrnehmen als die Kosten für Waren und Dienstleistungen, die nur selten konsumiert werden, aber dennoch in den Warenkorb einfließen; etwa Autos, Fernseher oder Computer. Zudem gehen die Ausgaben mangels Erfassung der Kosten für selbstgenutztes Wohneigentum nur unvollständig in den HVPI mit ein. Der HVPI spiegelt also die Preiserhöhungen im Immobiliensektor nicht wider. So liegen Hauspreise nur mit großem Zeitverzug und in vierteljährlichen Abständen auf der EU/EWU-Ebene vor.

Außerdem gelten Immobilien nicht nur als Konsum- gut, sondern auch als Vermögensgegenstand. Am grundlegenden Inflationsbild hätte sich aber durch die Einbeziehung dieser Kosten nichts geändert.

Basiseffekt soll es richten

Ab März, wenn das Preisniveau mit dem bereits durch den Kriegsausbruch beeinflussten Vorjahresniveau verglichen wird, dürfte die Inflation im Trend messbar fallen. Die Kernrate wird aber noch länger unangenehm hoch bleiben. Von Entwarnung kann also nicht die Rede sein. Die Erfahrung zeigt, dass es erheblich länger dauert von 6 % auf das EZB-Zielniveau um die 2 % zu kommen, als von 10 % auf 6 %. Zudem droht die Gefahr von hohen Lohnanpassungen, die wiederum zu höheren Preisen führen – zumal der zunehmende Fachkräftemangel diesen Trend verstärkt.

Geldpolitischer Druck auf EZB

Auch auf europäischer Ebene bleibt die Situation angespannt. Damit ist absehbar, dass die Bekämpfung einer zu hohen Inflation die vordringlichste Aufgabe der Europäischen Zentralbank bleiben wird. Je restriktiver die Notenbank aber agiert, desto größer wird das Risiko, dass die Bremswirkung auf das Wachstum zu groß wird. Die Kapitalmärkte dürften deshalb schwankungsanfällig bleiben. Zudem ist weiter mit einer negativen Realverzinsung zu rechnen.

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