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Der Blick in den Rückspiegel: BIP Deutschland, Euroraum, USA
Heute stehen wichtige Konjunkturdaten auf dem Programm: Deutschland und der Euroraum veröffentlichen die erste Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt des vergangenen Quartals. Die LBBW rechnet mit einer Fortsetzung der Wellblechkonjunktur. In den Vereinigten Staaten haben die Erwartungen hoher Zollsätze die Importe steigen lassen, die direkt vom Bruttoinlandsprodukt abgezogen werden. Dadurch durchlief die US-Wirtschaft im ersten Quartal eine Entwicklung, die an eine Neuauflage der Covid-19-Krise oder eine Sperrung des Suez-Kanals erinnert.
Was steht heute noch auf dem prall gefüllten Kalenderblatt? Es werden wichtige Wirtschaftskennzahlen veröffentlicht: die deutsche Inflationsrate, die ADP-Arbeitsmarktdaten sowie der Chicago-Einkaufsmanagerindex – alle jeweils für April. Zudem gibt es US-Daten aus dem März, unter anderem zum Immobilienmarkt und zur finanziellen Situation der privaten Haushalte. An gewöhnlichen Tagen wären diese Zahlen von großer Bedeutung für die Finanzmärkte, doch heute könnte der Fokus auf anderen Ereignissen liegen.
Europa und Sentiment im Fokus
Auch am heutigen Dienstag stehen wieder einige wichtige Makro-Veröffentlichungen auf der Agenda, insbesondere in Europa. Zu Beginn des Tages erwarten uns aktuelle Zahlen des GfK-Konsumklimas für Mai. Die Landesbank Baden-Württemberg prognostiziert einen leichten Rückgang des Sentimentindikators von zuletzt -24,5 auf -25,2 Zähler. Im Anschluss folgt um 10 Uhr das aktuelle Wachstum der Geldmenge M3 in der Eurozone. Die LBBW prognostiziert unverändert +4 % im Vergleich zum März des Vorjahres. Ebenso wird die EZB die Inflationserwartungen der Verbraucher auf Sicht eines Jahres respektive drei Jahren veröffentlichen, woraus sich wertvolle Informationen hinsichtlich des geldpolitischen Pfades ableiten lassen. Um 11 Uhr stehen dann mit dem Wirtschafts- und Industrievertrauen weitere Sentimentindikatoren der Eurozone an. Das Researchteam der LBBW erwartet für beide jeweils rückläufige Werte. Jenseits des Atlantiks wird das Conference Board heute Nachmittag mit dem Konsumentenvertrauen ein weiteres Stimmungsbarometer publizieren.
Auch sonst ist jede Menge geboten
Aber nicht nur auf der Mikro- sondern auch auf der Makroebene ist in der laufenden Woche jede Menge geboten. Zu nennen sind hier zuvorderst das vom Conference Board erhobene und für morgen terminierte US-Konsumentenvertrauen, die Einkaufsmanagerindizes zum verarbeitenden Gewerbe Chinas (Mittwoch) bzw. der Vereinigten Staaten (Donnerstag), die vorläufigen Schätzungen zum BIP-Wachstum im ersten Quartal 2025 für Deutschland, den gesamten Euroraum und für die USA - jeweils am Mittwoch, die Flash Estimates zur April-Inflation in Deutschland (Mittwoch) bzw. im gesamten Euroraum (Freitag), die Zahlen zum US-amerikanischen PCE-Deflator (Mittwoch) sowie last, jedoch keineswegs least, der am Freitag anstehende offizielle US-April-Arbeitsmarktbericht.
Kleines Licht am Ende des Tunnels
Nachdem der deutsche ifo-Geschäftsklimaindex im März infolge der Verabschiedung milliardenschwerer Investitionspakete durch den scheidenden Bundestag noch zulegte, war für April angesichts der jüngsten Eskalation im Handelskonflikt mit den USA ein Rückwärtsgang erwartet worden. Dem war jedoch nicht so. Das ifo-Geschäftsklima stieg im April überraschend von 86,7 auf 86,9 Punkte - der vierte Anstieg in Folge. Die Geschäftserwartungen erhielten zwar einen leichten Dämpfer, der jedoch deutlich geringer ausfiel als gedacht. Die Erwartungen trübten sich von 87,7 auf 87,4 Punkte ein. Die Lageeinschätzung erreicht den höchsten Wert seit acht Monaten und verbesserte sich von 85,7 auf 86,4 Punkte - wiewohl auf einem noch immer überaus niedrigen Niveau. Es besteht somit keineswegs ein Grund, in Jubelstimmung zu verfallen. Immerhin scheint es aber nicht so, als gleite die deutsche Wirtschaft aus ihrem wellblechartigen Konjunkturverlauf demnächst in eine schwere Rezession ab.
PMI für Deutschland sinkt unter 50
Angesichts der positiven Stimmung an den Märkten gerieten die schwächeren Makrodaten gestern in den Hintergrund. Der Zoll-Rundumschlag von US-Präsident Trump hat den zwischenzeitlichen Stimmungsaufschwung in der deutschen Industrie beendet: Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe sank im April von 48,3 auf 48,0 Punkte. Für den Dienstleistungssektor ging der Indikator deutlicher zurück: von 50,9 auf 48,8 Punkte. Dadurch rutschte der Composite PMI erstmals seit Dezember 2024 unter die Marke von 50 Punkten. Immerhin zeigen sich die Entscheider in der Realwirtschaft nicht so stark beeindruckt wie die finanzmarktnäheren Befragten in der jüngsten Umfrage des ZEW. Hoffnungen auf einen beginnenden Konjunkturfrühling müssen dennoch auf absehbare Zeit aufgeschoben werden. Helfen könnten Entspannungen in den Handelskonflikten oder ein Rückenwind durch die Ausgabenprogramme der künftigen deutschen Bundesregierung.
Heute folgt das ifo Geschäftsklima
Das ifo-Institut veröffentlicht heute um 10 Uhr seine April-Daten zum Geschäftsklima für Deutschland. Auch hier wird von Rückgängen ausgegangen, da die Unsicherheiten durch die US-Zollpolitik die Lage und die Erwartungen belasten. Die Berichtssaison läuft unterdessen auf Hochtouren: Aus dem S&P 500 legen heute 44 Unternehmen ihre Quartalszahlen vor. Und in Europa präsentieren 26 Index-Mitglieder des Stoxx Europe 600 ihre Ergebnisse.
IWF mit neuen BIP-Prognosen
Gestern veröffentlichte der IWF seine neuen Konjunkturprognosen. Nun erwarten die Ökonomen für die Weltwirtschaft ein Wachstum von 2,8 % im laufenden Jahr, nach 3,3 % im Januar. Besonders ausgeprägt war die Abwärtsrevision für die US-Wirtschaft: Nach 2,7 % werden nun 1,8 % erwartet. Besonders skeptisch bleibt man beim Währungsfonds für Deutschland: Die Abwärtskorrektur von 0,3 % auf 0,0 % nimmt sich dabei noch relativ moderat aus. Interessant die Kommentierung zur Veröffentlichung: Man habe die Zollankündigungen bis zum 4. April berücksichtigt. Der Zollhammer ist also eingebacken, die Zollpause dagegen nicht. Insgesamt sind die Daten unspektakulär. Insgesamt hat sich der IWF derinsgesamt noch skeptischeren BIP-Prognosen der LBBW angenähert.
Zeit der Verhandlungen steht an
Auch in den kommenden 90 Tagen ist Volatilität angesagt. Denn es ist fraglich, mit welchen der laut Weißem Haus auf der Liste stehenden 75 Staaten bis Anfang Juli ein neuer Handelspakt zustande kommt. Und vor allem gegenüber China geht man derzeit, trotz rhetorischer Annäherung, weiter in die Offensive. Zuletzt mit einer ab Oktober geltenden Hafengebühr für chinesische Schiffe beziehungsweise solcher aus chinesischer Produktion.
Abgesehen davon dürften sich die Atomverhandlungen der USA mit dem Iran nach jüngsten Aussagen ebenfalls in der heißen Phase befinden. Einem Treffen zwischen hochrangigen Vertretern beider Seiten am Wochenende in Rom sollen diese Woche Gespräche im Oman folgen. Die Zeit hierbei drängt. Laut dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ist der Iran nicht mehr weit von der Entwicklung einer Atombombe entfernt. Und in Israel sieht man in der gegenwärtigen Schwäche des Regimes in Teheran die einmalige Chance, die nuklearen Kapazitäten des Landes militärisch auszuschalten.
Woche mit wichtigen Wirtschaftsdaten
An Wirtschaftsdaten mangelt es diese Woche ebenfalls nicht. Während in den USA der IWF heute seine neuen Konjunkturprognosen vorstellen wird, werden an der Börse Quartalszahlen von Tesla (heute) und Alphabet (Donnerstag) erwartet. In Deutschland wird sich der Blick auf neue Daten zu den Einkaufsmanagerindizes (Mittwoch) sowie dem ifo Geschäftsklimaindex für April richten.
Japan verhandelt, WTO warnt
Ein Teil der Antwort auf die Frage, wie es mit der Weltkonjunktur weitergeht, dürfte aus Washington kommen. Trump greift dabei höchstpersönlich in die laufenden Gespräche zu den Importzöllen ein. Heute kommt eine hochrangige japanische Delegation an den Potomac. Man darf gespannt sein, mit welchen Vorschlägen die Emissäre aus dem Land der aufgehenden Sonne an den Verhandlungstisch kommen. Der US-Präsident hofft nach eigener Aussage auf einen "guten Deal". Was das in Zahlen heißt, bleibt dabei vorläufig sein Geheimnis.
Deutsche Erzeugerpreise gefallen?
Die Daten des Tages werden von den deutschen Erzeugerpreisen für März angeführt, für welche die LBBW einen Rückgang um 0,1 % erwartet. An den Finanzmärkten stärker ins Gewicht fallen dürften jedoch die Daten aus den USA zum Immobilienmarkt und vor allem der Konjunkturindex für den Fed-Distrikt Philadelphia. Der "Philly Fed Index" dürfte deutlich gesunken sein von +12,5 im März auf -10,0 im April.
US-Einzelhandelsumsätze im Fokus
Makro-Zahlen aus Europa stehen heute nicht auf dem Kalenderblatt. Für zusätzliche Orientierung dieser Art werden sich die Wertpapierhändlerinnen und -händler bis zum Nachmittag gedulden müssen. Dann aber kommt ein "Leckerbissen" für die volkswirtschaftliche Analyse. Konkret geht es um die US-Einzelhandelsumsätze vom vergangenen Monat. Die LBBW erwartet, dass sich diese im März spürbar erholt haben, speziell wegen Vorzieheffekten, betr. zu erwartender Autozölle.
Daten zur Kreditvergabebereitschaft
Heute stehen lediglich Konjunkturdaten aus der zweiten Reihe auf der Agenda. So zum Beispiel der ZEW-Indikator der Konjunkturerwartungen von Ökonomen für Deutschland und dem Euroraum. Angesichts der US-Zollpolitik dürfte der Index im April kräftig gesunken sein. Am Nachmittag eröffnet der Empire Manufacturing Index Einblicke, wie es um die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe im Bundesstaat New York bestellt ist. Das größte Marktinteresse könnte heute um 10 Uhr die Veröffentlichung der Ergebnisse der vierteljährlichen EZB-Umfrage unter Banken zu ihrem Kreditgeschäft erfahren (Bank Lending Survey).
Morgen früh vor Öffnung der europäischen Börsen veröffentlicht China seine erste offizielle Schätzung für das BIP-Wachstum im ersten Quartal.
Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.
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