Publikationen

Hypo Börsenblick

20.05.2025
Trumps Telefonat mit Putin gerät zur Farce

 

Deutschland mit Nullwachstum

Aufgrund des von Donald Trump angezettelten Handelskriegs sah sich die EU-Kommission dazu gezwungen die Erwartungen an das Wirtschaftswachstum weiter zu senken. Nach bereits zwei Jahren der Rezession erwartet die Kommission im Rahmen ihres nun veröffentlichten Frühjahrsgutachtens für Deutschland im laufenden Jahr eine Stagnation und damit eine weitere Periode ohne Wachstum. Für den Euroraum als Ganzes zeigt sich die Kommission zwar ebenfalls skeptischer als zuvor, prognostiziert für 2025 allerdings noch ein Plus von 0,9 %.

 

Neustart fünf Jahre nach dem Brexit

Der Brexit liegt bereits fünf Jahre zurück. Das Vereinigte Königreich leidet bis heute unter dem damaligen Austritt aus der Europäischen Union. Nun einigten sich Großbritannien und die EU wieder auf eine Stärkung ihrer Beziehungen, die sich gemäß des britischen Premiers Keir Starmer positiv auf Wachstum und Arbeitsplätze auswirken sollten. Neben einem Sicherheits- und Verteidigungspakt wurden Vereinbarungen zu Themen wie Handel, Fischerei und Jugendmobilität beschlossen.

 

 

 

KI für die Industrie

Siemens will eine dreistellige Millionensumme pro Jahr in KI investieren und möchte hierdurch eine führende Rolle bei Sprachmodellen für die Industrie einnehmen. Mit Hilfe von sogenannten KI-Agenten plant das Unternehmen dabei mehrere Sprachmodelle hintereinander zu schalten, um hierdurch die ganze Prozesskette in den Fabriken abbilden zu können. Damit soll zudem das Risiko von Halluzinationen auf ein absolutes Mindestmaß reduziert und die Produktivität um bis zu 50 % gesteigert werden.

 

Trump telefonierte mit Putin

Wladimir Putin lehnt eine Waffenruhe weiter ab. Trotzdem bezeichnete Donald Trump sein gestriges zweistündiges Telefonat mit dem russischen Premier als exzellent. Anstatt gegenüber Putin Härte zu zeigen und die Ukraine zu unterstützen, schielt Trump für die Zeit nach einem möglichen (Diktat)-Frieden mit dem überfallenen Nachbarland vor allem auf Geschäfte mit Russland, dessen Potenzial er als grenzenlos bezeichnete.

19.05.2025
US-Anleihen sind nur noch zweite Wahl

 

Bonitätswächter sehen USA kritisch

Als letzte große Ratingagentur entzog Moody's am Freitag den USA die Bonitäts-Bestnote AAA. Diese Herabstufung war aus Sicht der LBBW überfällig. Der Gesamtstaat ist mittlerweile mit rund 120 % des BIP verschuldet, und 12 % der Staatseinnahmen müssen für Zinsen aufgewendet werden. Die Bonitätswächter unterließen es, das Untergraben der Unabhängigkeit der US-Notenbank, den Dauerstreit über die Staatsschuldenobergrenze oder Gedankenspiele um eine Zwangsumschuldung von US-Staatsanleihen als Begründung ins Feld zu führen. Dennoch musste Moody's-Chefvolkswirt Mark Zandi wüste Beleidigungen aus dem Umfeld des Weißen Hauses über sich ergehen lassen. Besserung ist nicht in Sicht. Präsident Donald Trump versucht, ein Steuergesetz durch den Kongress zu bringen, das die US-Staatsverschuldung um einige Billionen US-Dollar weiter in die Höhe triebe. Dieses hat am Sonntagabend den Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses passiert. Die Märkte sehen US-Staatsanleihen schon lange kritisch: Sie rentieren ein halbes Prozent über dem Swapsatz. Dieser Zinssatz wird Tauschgeschäften zwischen Banken zu Grunde gelegt.

 

Wahltag in Europa

Mit einer deutlichen Mehrheit haben die Rumänen Nicusor Dan, Bürgermeister der Hauptstadt Bukarest, zum neuen Präsidenten gewählt. In der ersten Runde hatte noch der Rechtsnationalist George Simion vorne gelegen, doch eine proeuropäische Mobilisierung stoppte ihn auf der Zielgeraden. Keiner der beiden Kandidaten entstammt dem seit Sturz der Ceausescu-Diktatur regierenden Parteienkartell. Erste große Aufgabe wird die Bildung einer neuen Regierung sein. Ein ähnliches Kräftemessen steht in Polen bevor. Rafal Trzaskowski, der von der Regierung unterstützte Bürgermeister von Warschau, liegt nur knapp vor Karol Nawrocki, dem Kandidaten der oppositionellen PiS. Bei den Parlamentswahlen in Portugal erhielt die regierende Mitte-Rechts-Partei von Ministerpräsident Montenegro die meisten Stimmen. Trotz diverser Skandale hielten die Rechtspopulisten ihren Stimmenanteil von rund 20 %, nahezu gleichauf mit den Sozialisten. Das Ergebnis spricht für eine Neuauflage der Mitte-Rechts-Minderheitsregierung unter Abgrenzung nach Rechtsaußen.

 

Trump will mit Putin telefonieren

Das Wahlergebnis in Rumänien dürfte in Kyjiw mit Erleichterung aufgenommen werden. Auch der neue Papst Leo XIV. stärkte Präsident Selenskyj den Rücken. In der neuen Woche will Donald Trump mit Wladimir Putin über einen Frieden in der Ukraine sprechen. Anscheinend hat sich Washington zuvor mit den Europäern abgestimmt. Ob die US-Regierung jedoch bereit ist, Russlands Aggression gegebenenfalls auch mit schärferen Sanktionen zu begegnen, erscheint fraglich. Entsprechenden Initiativen des Senats, die in Vorbereitung sind, könnte Präsident Trump ein Veto entgegensetzen. Die Kapitalmärkte haben zuletzt allgemein auf konstruktive Entwicklungen gewettet. Die Woche endete mit Gewinnen der großen Indizes. Vor allem die US-Märkte gingen mit deutlichem Plus ins Wochenende, getrieben von einer Erholung der führenden Technologiewerte. Aus Sentiment-Sicht erscheint das Erholungspotenzial damit allerdings ausgereizt. Die USA haben ihre Zölle weitgehend zurückgenommen, und die Kurse sind wieder nahezu dort, wo sie zum Amtsantritt Donald Trumps waren. Doch das Grundvertrauen ist beschädigt. Immerhin: Chinas Industrie wuchs im April um 6,1 % zum Vorjahr. Als nächster wichtiger Indikator steht am Donnerstag das ifo-Geschäftsklima auf der Agenda.

16.05.2025
Daten aus den USA, Wahlen in Europa

 

US-Daten besser als erwartet

Die gestern veröffentlichten Daten der Umsätze im Einzelhandel in den USA waren etwas stärker als der Analystenkonsens vorhergesagt hatte. Auch die regionalen Stimmungsindikatoren für die Region Philadelphia und für New York entwickelten sich besser als erwartet. Letzterer Index sank zwar leicht in der Headline. Dennoch signalisiert er wachsende Auftragseingänge und steigende Auslieferungen. Die Industrieproduktion verfehlte im April hingegen knapp die Erwartungen.

 

Tiefe Stimmungsindikatoren

Auch wenn die "harten" US-Konjunkturdaten in Summe positiv überraschten - eine kalte Dusche gab es vom Stimmungsindikator der Wohnungsbauunternehmen: Der NAHB-Index sackte von 40 auf 34 Punkte ab. Das ist der niedrigste Stand seit gut zwei Jahren. Den Unternehmen machen nach eigenen Angaben das Zinsniveau, politische Unsicherheit sowie steigende Materialkosten zu schaffen. Weitere Daten zum US-Immobilienmarkt werden heute Nachmittag in Gestalt der Baugenehmigungen und Neubaubeginne veröffentlicht. In den vergangenen beiden Jahren tendierten beide Zeitreihen leicht rückläufig. Schlechte Stimmung herrscht auch unter den Verbrauchern in den USA. Hierzu gibt heute um 16 Uhr der Index der Uni Michigan Aufschluss über die jüngsten Entwicklungen. Der Index des Verbrauchervertrauens ist in den vergangenen drei Monaten kräftig gefallen. In seiner gesamten Historie seit 1978 gab es nur drei Monate, in denen der Index noch niedriger notierte als derzeit. Ökonomen erwarten nun eine geringfügige Erholung.

 

In Europa wird gewählt

Am Sonntag werden gleich in drei Ländern Europas die politischen Weichen neu gestellt. Portugal hält Parlamentswahlen ab. Es ist der dritte Urnengang in nur etwas mehr als drei Jahren. Die Minderheitsregierung von Luís Montenegro war im März gestürzt. Umfragen deuten darauf hin, dass das konservative Bündnis von Luís Montenegro die anstehende Wahl für sich entscheiden könnte. In Polen findet am Sonntag die erste Runde der Präsidentschaftswahlen statt. Bislang wird die Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk vom konservativen Präsidenten Andrzej Duda ausgebremst. Beobachter erwarten ein knappes Rennen, das erst in einer Stichwahl am 1. Juni entschieden wird. In Rumänien schließlich findet nun genau das statt, nämlich die Stichwahl zum künftigen Präsidenten des Landes. Schon nach dem ersten Durchgang schlugen die Wogen hoch. Der prowestliche Ministerpräsident Marcel Ciolacu trat zurück, da es "sein" Kandidat nicht in die Stichwahl schaffte. Die Währung wertete ab, und die Staatsanleiherenditen stiegen. Denn als Favorit geht nun der rechtspopulistische George Simion ins Rennen. Sollte er sich gegen den parteilosen Nicusor Dan durchsetzen, würde sich das Land vom politischen Kurs der EU entfernen und sich Ländern wie Ungarn, der Slowakei und Russland annähern. In der Ukraine und Moldawien besteht bereits ein Einreiseverbot für Simion.

15.05.2025
Trump reist, Putin kneift, Merz redet

 

Aktien tendieren uneinheitlich

Wie bereits gestern an dieser Stelle berichtet, zog US-Präsident Trump in Saudi-Arabien eine Reihe von Orderzusagen für KI-Infrastruktur an Land. Dies verhalf den Tech-Titeln an der Wall Street zu Kursavancen. Der Nasdaq-Index legte um 0,7 % zu. Diese positive Branchenstimmung schwappte jedoch nicht auf den Gesamtmarkt über. Dort setzten nach den starken Vortagen Gewinnmitnahmen ein. Zuvor hatten die Märkte stark von der Entspannung zwischen den USA und der Volksrepublik China profitiert. Der Dow Jones ging mit einem Minus von 0,4 % aus dem Handel. Zudem erhielt die Hoffnung auf einen baldigen Frieden in der Ukraine einen Dämpfer, nachdem Putin nicht an den heutigen Verhandlungen in Istanbul teilnehmen wird.

 

Pfisterer-Börsengang geglückt

Die erste Aktien-Neuemission des Jahres ist geglückt! Die Aktien des Elektrotechnikspezialisten Pfisterer aus Winterbach bei Stuttgart debütierten gestern am Frankfurter Parkett. Der Börsengang des Herstellers von elektrischer Verbindungstechnik von der Niederspannung bis zur Höchstspannung war gelungen: Der Platzierungspreis lag bei 27 Euro in der Mitte der zuerst aufgerufenen Bookbuildingspanne, die Erstnotiz lag knapp 11 % darüber. Diese Gewinne konnten bis zum Handelsschluss gehalten werden. Rund 200 Millionen Euro wurden durch den Börsengang erlöst; etwa die Hälfte davon fließt dem Konzern zu. Damit soll das geplante Wachstum im In- und Ausland finanziert werden. 

 

Erste Regierungserklärung von Merz

Gestern hat  der deutsche Kanzler Friedrich Merz in seiner ersten Regierungserklärung einen mehrfachen Politikwechsel angekündigt. Deutschland sei in der Lage, aus eigener Kraft aus der Wirtschaftskrise zu kommen. Ziel der mit dem Koalitionspartner SPD abgestimmten Rede war, eine Übersicht über die bevorstehende Regierungsarbeit zu geben. Es werde laut Merz darum gehen, den Zusammenhalt der Gesellschaft zu sichern und die Zusage "Wohlstand für alle" zu erneuern. Deutschlands Gestaltungskraft in der Welt stehe und falle dabei mit der wirtschaftlichen Stärke. Hierzu machte Finanzminister Klingbeil gestern Hoffnung auf eine rasche Umsetzung der Regierungspläne: Am 25. Juni soll das Kabinett ein großes Maßnahmenpaket beschließen.

 

Agenda heute

Heute stehen eine Reihe von Konjunkturdaten auf der Agenda. Besonders im Fokus: Die US-Einzelhandelsumsätze für den Monat April. Allerdings kann man schon vorwegnehmen: Der Zoll-Wirrwarr macht eine Analyse schwierig, nicht nur für die Analysten der LBBW, sondern auch für die Fed. Powell & Co. werden wohl ein paar Datenpunkte mehr zuwarten müssen, bis sie klarer in puncto Konjunktur und Inflation sehen.

14.05.2025
Auf Zollpause folgen positive Inflationsdaten

 

Preisanstieg im April weiter schwach

Nachdem bereits am Montag die Märkte dank der überraschenden Zollpause im Handelskonflikt zwischen den USA und China anzogen folgten gestern bereits die nächsten guten Nachrichten. Das US-Arbeitsministerium gab bekannt, dass die Konsumentenpreise im April um nur 0,2 % gegenüber dem Vormonat stiegen. Der Konsens ging von einem Anstieg um 0,3 % aus. Auf Jahressicht lag die Inflation bei 2,3 %.

Angesichts der zahlreichen Zollerhöhungen über die letzten Wochen kommt der schwache Preisauftrieb etwas überraschend. Zwar drückten unter anderem niedrigere Benzin- und Lebensmittelpreise auf die Gesamtrate, aber auch die Rate des Kern-VPI lag auf Monatssicht unter den Erwartungen. Stagnierende Neuwagenpreise sowie fallende Gebrauchtwagenpreise trugen zu dem Trend bei. Produkten mit hohem Importanteil aus China (u.a. Möbel und Haushaltsgeräte) verzeichneten zwar Preissteigerungen, aber die Zölle scheinen bisher nur zum Teil weitergegeben zu werden. Unternehmen könnten verstärkt auf Altbestände in ihren Lagern zurückgegriffen oder auch Margeneinbußen hingenommen haben, um den Zollschock abzufedern. Eine Teilerklärung für die niedrigere Gesamtrate liefert die Preisentwicklung im Dienstleistungssektor. So sanken beispielsweis die Preise für Hotelübernachtungen und Flüge um 2,8 % bzw. 0,2 %. Für die Fed dürfte sich trotz der neuen Inflationsdaten nicht allzu viel ändern. Denn die Lage bleibt vorerst volatil und die Zollkonflikte der USA mit dem Rest der Welt sind bei Weitem noch nicht aus dem Weg geräumt.

 

Trump auf Tour in der Golfregion

Mit einem Plus von 0,72 % am gestrigen Handelstag konnte der S&P seinen gesamten Jahresverlust wettmachen. Vor allem die Technologiewerte (Nasdaq Composite + 1,61 %) verliehen den Börsen dabei erneut einen deutlichen Schub. Dies liegt nicht zuletzt an einer Reise Donald Trumps in die Golfstaaten. Bei seinem gestrigen Stopp in Saudi-Arabien verkündete der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman auf einer Investmentkonferenz dabei zahlreiche Handelsgeschäfte mit den USA. Zur genauen Höhe gibt es unterschiedliche Angaben. Zeitweise war sogar von einer Billion US-Dollar die Rede. Vorgesehen sind unter anderem Investitionsprojekte von US-Firmen wie Alphabet und Oracle mit saudischen Firmen zum Ausbau von Rechenzentren- und KI-Infrastruktur. Zudem gaben Nvidia und AMD eine viele Milliarden schwere Vereinbarung zur Lieferung von Hochleistungschips an das saudische Unternehmen Humain bekannt. Der Zeitpunkt kommt für die Chiphersteller gerade richtig. Denn US-Exportrestriktionen belasten zunehmend das Geschäft am bisher wichtigen Markt China.

Der Besuch Trumps steht aber auch im Zeichen der Stärkung der politischen Allianz zwischen den beiden Staaten. So verkündete er die Aufhebung aller Sanktionen gegen Syrien, was von den Golfstaaten begrüßt wird. Unter anderem erhofft man sich dadurch ein weiteres Zurückdrängen des iranischen Einflusses in der Region und die Möglichkeiten eines Wiederaufbaus des Landes.

 

Zollverhandlungen bleiben im Fokus

Die Börsen in Asien starteten nach einem starken Wochenbeginn heute gemischt in den Tag. Der japanische Nikkei lag zuletzt 0,4 % im Minus, der chinesische Leitindex CSI 300 sowie der koreanische KOSPI konnten hingegen um 0,3 % bzw. 1,2 % zulegen. In der Region wird sich der Fokus nun zunehmend darauf richten, wie schnell die USA ihre Handelsgespräche mit anderen Staaten vorantreiben. Gerade in Ost- und Süd-ostasien möchte man nach der Vereinbarung mit China nicht ins Hintertreffen geraten.

13.05.2025
DAX weiter auf Rekordfahrt

Waffenstillstand im Zollkonflikt

Am vergangenen Wochenende haben sich die Vereinigten Staaten und China darauf verständigt, einen Großteil ihrer gegenseitigen Zölle für einen Zeitraum von 90 Tagen auszusetzen. Diese Maßnahme soll Raum für weitere Verhandlungen schaffen und eine Deeskalation im anhaltenden Handelskonflikt ermöglichen. Konkret senken die USA ihre Zölle auf chinesische Importe von zuvor 145 % auf 30 %. China reduziert im Gegenzug die Zölle auf US-Waren von 125 % auf 10 %. Diese Änderungen treten ab dem 14. Mai in Kraft und gelten zunächst für 90 Tage. Die Finanzmärkte reagierten positiv auf diese Entwicklung. Der deutsche Leitindex DAX stieg im frühen Handel auf ein neues Rekordhoch von 23.911,98 Punkten. Der Goldpreis hingegen fiel deutlich, da die Nachfrage nach sicheren Häfen aufgrund der Entspannung im Handelsstreit nachließ. Beide Länder betonten, dass sie keine wirtschaftliche Entkopplung anstreben und kündigten die Einrichtung eines Mechanismus zur Fortführung der Verhandlungen an.

 

Erdgaspreise legen wieder zu

Die Preise für Erdgas zur Lieferung im Folgemonat an der niederländischen Terminbörse TTF lagen Mitte Februar noch bei rund 60 Euro je Megawattstunde (MWh). Bis Ende April halbierten sie sich auf etwa 30 Euro/MWh. Seit Anfang Mai jedoch ziehen die Preise wieder deutlich an. Im April belasteten Konjunktursorgen, insbesondere infolge der US-Zollpolitik, die Energiemärkte. Inzwischen überwiegt jedoch die Hoffnung auf eine Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China – ein Signal, das die Märkte positiv aufnehmen. Zudem sind die Gasspeicher in der EU derzeit nur zu 42 % gefüllt – deutlich weniger als der Fünfjahresdurchschnitt von 51 %. In den kommenden Wochen wird daher mit einer steigenden Nachfrage an den Spotmärkten gerechnet. Die EU hält zudem an ihrem Ziel fest, bis Ende 2027 vollständig auf Gasimporte aus Russland zu verzichten. Ab 2026 sollen neue Verträge ohne langfristige Bindung verboten werden.

 

US-Inflation im Fokus

Heute veröffentlicht das US-Arbeitsministerium die Verbraucherpreisdaten für den Monat April. Im März lagen sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation überraschend deutlich unter den Erwartungen – ohne nachvollziehbare Erklärung.

 

Heute auf der Agenda

Für 11:00 Uhr ist die Veröffentlichung der ZEW-Konjunkturerwartungen für Mai angesetzt. Die LBBW rechnet, gestützt auf eine verbesserte Finanzmarktstimmung, mit einer deutlichen Erholung. Ebenso veröffentlicht das US-Arbeitsministerium die Verbraucherpreisdaten für den Monat April.

12.05.2025
DAX klettert über Marke von 23.500 Punkten

 

Nach Zoll-Chaos neuer DAX-Rekord

In der vergangenen Woche erholten sich die Aktienmärkte weiter vom großen Schock der US-Zollpolitik. Der DAX übertraf am Freitag im Tagesverlauf sogar erstmals die Marke von 23.500 Punkten und markierte einen neuen Rekordstand. Einen Monat zuvor war der deutsche Aktienindex nach den drastischen Zollerhöhungen von US-Präsident Trump noch bis auf ca. 18.500 Punkte abgestürzt. Ein so schneller und starker Wiederanstieg um 5.000 Punkte erschien zu diesem Zeitpunkt kaum denkbar. Risiken eines Rücksetzers an den Märkten bleiben aber bestehen, wenn sich die Hoffnungen der Investoren auf eine größere Entspannung bei den Zollkonflikten nicht erfüllen. Donald Trump äußerte am Freitag noch, dass er für China einen Zollsatz von 80 % als angemessen erachte. Nach den Verhandlungen mit China am Wochenende, die seitens der USA von Finanzminister Scott Bessent geführt wurden, sprachen beide Seiten von einem "erheblichen Fortschritt". Weitere Gespräche sind geplant, mehr Details sollen heute in einer gemeinsamen Erklärung verkündet werden. In den USA stiegen die Futures auf Aktienindizes in der Nacht an und der Goldpreis ging zurück. Am chinesischen Aktienmarkt brach jedenfalls keine Euphorie aus: Der chinesische Aktienindex CSI 300 schloss heute Morgen nur leicht höher (+0,8 %).

 

Diese Woche im Fokus

Der globale Handelskonflikt bleibt weiterhin im Fokus der Finanzmarktakteure. Darüber hinaus dominieren in dieser Woche neue Makrodaten aus Übersee: Am Dienstag sorgt die Veröffentlichung der US-Konsumentenpreise vom April für besondere Spannung angesichts der Frage, wie stark sich Donald Trumps "Zollhammer" darauf bereits durchgeschlagen hat. Am Donnerstag folgen die US-Einzelhandelsumsätze, die im April angesichts deutlich gesunkener Autoverkäufe eine Stagnation verzeichnet haben dürften. In Europa könnten sich die positiven Makrodaten der Vorwoche fortsetzen: Bei den ZEW-Konjunkturerwartungen wird aufgrund der verbesserten Stimmung an den Finanzmärkten mit einer spürbaren Erholung gerechnet.

 

09.05.2025
Deutsche Industrie überrascht positiv

 

Vorzieheffekte wirken positiv auf die deutsche Industrie

Nach einem relativ schwachen Jahresauftakt endet das erste Quartal mit positiven Zeichen für die deutsche Industrie. Zuerst überraschten die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe. Das Neugeschäft der deutschen Industrie stieg im März überraschend um 3,6 % zum Vormonat und damit so stark wie seit Dezember nicht mehr. Zudem erhöhte sich die Industrieproduktion (produzierendes Gewerbe ohne Energie und Baugewerbe) um 3,6 % gegenüber Februar. Hohe Produktionsanstiege verzeichneten vor allem die Automobilindustrie (+8,1 %), die Pharmaindustrie (+19,6 %) und der Maschinenbau (+4,4 %). Das Orderplus und der Produktionsanstieg dürften dabei in großen Teilen auf Vorzieheffekte als Reaktion auf die angekündigten US-Zollerhöhungen zurückzuführen sein. Unternehmen ziehen dabei ihre Bestellungen vor, um höhere Preise infolge der Zölle zu vermeiden.

Von diesem Sachverhalt profitierte auch der deutsche Exportmotor. Die deutschen Ausfuhren stiegen im März den fünften Monat in Folge und um 1,1 % im Vergleich zum Vormonat auf 133,2 Mrd. EUR, wie Destatis gestern mitteilte. Das US-Geschäft wuchs dabei überdurchschnittlich: Die Ausfuhren gen USA, dem wichtigsten Handelspartner Deutschlands, legten um 2,4 % auf 14,6 Mrd. EUR zu. Die jüngste Entwicklung nährt Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Industriekonjunktur. Angesichts der hohen Unsicherheit in Sachen Handelspolitik wäre es indes verfrüht, bereits eine positive Trendwende auszurufen. Die pessimistischeren Geschäftsaussichten der Unternehmen schließen eine erneute Abschwächung der Industriekonjunktur im weiteren Jahresverlauf nicht aus. Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren, gemessen an den ifo Exporterwartungen, ist im April auf den niedrigsten Stand seit fast fünf Jahren gefallen.

 

Optimismus im Handelskonflikt

Gestern schlug die EU-Kommission Zölle auf US-Importe im Wert von 95 Mrd. EUR vor. Diese Maßnahme soll eine Antwort auf US-Importzölle von 25 % auf Stahl, Aluminium und Autos sowie umfassendere Zölle von 10 % auf weitere Güter sein. Sie würden sich gegen Wein, Fisch, Flugzeuge, Autos und Autoteile, Chemikalien, Elektrogeräte, Gesundheitsprodukte und Maschinen aus den USA richten. Die EU-Kommission kündigte zudem eine einmonatige Konsultationsphase an, während der sich EU-Mitglieder und Unternehmen äußern können. Anschließend will sie eine endgültige Entscheidung über Gegenzölle treffen.

Gleichzeitig gab US-Präsident Trump ein erstes Handelsabkommen nach der Verhängung weltweiter Zölle bekannt. Die Übereinkunft auf ein Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien hellte gestern die Stimmung an den US-amerikanischen und europäischen Aktienmärkten auf. Die Übereinkunft diente den Märkten als Fahrplan für weitere Deals, sorgte für mehr Planungssicherheit, und stimmte die Anleger verhalten optimistisch.

Der Dow Jones, der S&P 500 sowie der Index der Technologiebörse Nasdaq zogen um 0,6 % bis 1,1 % an. Der DAX und Euro Stoxx 50 schlossen leicht über 1 % fester. Am Devisenmarkt legte der US-Dollar-Index um rund 1 % auf 100,6 Punkte zu, während das britische Pfund und der Euro zum US-Dollar nachgaben. Am Kryptomarkt dominierte derweil wieder der Risk-on-Modus. Die höhere Risikofreude ließ den Bitcoin-Kurs erneut über die Schwelle von 100.000 USD steigen - der höchste Stand seit Anfang Februar.

08.05.2025
US-Zinsentscheid ohne Überraschung

 

Fed mit keiner Überraschung

Die US-Notenbank hat gestern wie erwartet beschlossen, ihr Tagesgeldzielband unverändert bei 4,25 % bis 4,50 % zu belassen. Es ist die dritte Sitzung ohne Zinsänderung in Folge. Die Fed hob die makroökonomische Unsicherheit in Verbindung mit der Zollpolitik der US-Regierung hervor, was zeigt, dass sie wachsam und flexibel auf externe Einflüsse reagiert. Damit haben die Währungshüter den wiederholten Forderungen Donald Trumps nach baldigen Zinssenkungen widerstanden, was die Unabhängigkeit und Entschlossenheit der Fed in der Wahrnehmung vieler Marktakteure stärkt. Angesichts der jüngsten unerwartet robusten Arbeitsmarktdaten gab es derzeit keine klare ökonomische Indikation für eine geldpolitische Lockerung. Die Federal Reserve konstatierte zudem eine weitere Zunahme der makroökonomischen Unsicherheit, verbunden mit einem gestiegenen Risiko sowohl für höhere Arbeitslosigkeit als auch für höhere Inflation. Der allgemeine Marktkonsens besagt dass aus aktueller Sicht mit drei Zinssenkungenin den USA im laufenden Jahr zu rechnen ist.

 

Handelsgespräche USA - China

Einen Beitrag zur Reduktion der Unsicherheit könnten Verhandlungen zwischen den USA und China hinsichtlich der Zollpolitik leisten. Nach der raschen Eskalation des Handelsstreits zwischen den zwei wirtschaftlichen Großmächten setzen sich die Kontrahenten nun immerhin an den Verhandlungstisch. Am Wochenende treffen sich der US-Finanzminister Scott Bessent und der chinesische Vize-Ministerpräsident He Lifeng in Genf. Das Ziel der Gespräche dürfte aber erst einmal eine Deeskalation sein.

 

Kaschmir-Konflikt eskaliert

Der Konflikt zwischen den Atommächten Indien und Pakistan eskaliert. Nach dem mutmaßlich terroristischen Anschlag am 22. April, bei dem indische Touristen in der Unruheregion Kaschmir getötet wurden, hat Indien in der Nacht auf Mittwoch Luftangriffe auf mehrere Ziele in Pakistan ausgeführt. Pakistan wiederum hat nach eigenen Angaben fünf indische Kampfjets abgeschossen. Der pakistanische Ministerpräsident kündigte zudem eine Reaktion auf die indische Militäraktion an. Die Himalaya-Region Kaschmir ist seit der Entstehung der heutigen Staaten Indien und Pakistan im Jahr 1947 umkämpft und es kommt immer wieder zu Unruhen. Durch die aktuelle Eskalation wächst international die Sorge vor einem neuen Krieg auf dem Subkontinent.

 

Zinssenkung der BoE voraus

Heute wird die Bank of England ihren Zinsentscheid veröffentlichen. Die LBBW rechnet damit, dass die Währungshüter ihren Leitzins von 4,50 % auf 4,25 % reduzieren werden. Ausschlaggebend dürfte die hohe Unsicherheit rund um die US-Zollpolitik und deren Auswirkungen auf die Konjunktur sein. Möglicherweise könnte dies die Bank of England auch dazu bewegen, bereits die Tür für künftig zügigere Zinssenkungen zu öffnen. Neben der Zinsentscheidung der britischen Notenbank erwarten uns Daten zur Industrieproduktion aus Deutschland. Jenseits des Atlantiks werden Zahlen zur US-Produktivität und zu den Lohnstückkosten veröffentlicht.

07.05.2025
Fed-Sitzung auf der Agenda

 

Fehlstart für schwarz-rote Koalition

CDU-Chef Friedrich Merz verfehlte bei der gestrigen Kanzlerwahl im Deutschen Bundestag im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit. Nur 310 der insgesamt 630 Abgeordneten votierten in der ersten Runde für den Sauerländer. Mindestens 18 Koalitionsabgeordnete hatten ihn damit nicht unterstützt. Danach brodelte die Gerüchteküche, wer Friedrich Merz die Gefolgschaft verweigert haben könnte. Die Abstimmung erfolgte in geheimer Wahl. Es war das erste Mal in der Nachkriegszeit, dass ein Kanzlerkandidat im ersten Wahlgang scheiterte. Es gelang den Koalitionären jedoch, mit Stimmen der Linken eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag für eine Fristverkürzung für einen zweiten Wahlgang zusammenzubringen. Dadurch gelang noch am gestrigen Nachmittag der 2. Wahlgang auf die Tagesordnung des Deutschen Bundestages. Friedrich Merz wurde schließlich mit 325 Stimmen doch noch zum Bundeskanzler gewählt und kann damit heute seine geplanten Antrittsreisen nach Paris und Warschau antreten. Der Freizeitpilot startet jedoch geschwächt in sein neues Amt. Der Euro legte nach der Wahl von Friedrich Merz gegenüber dem US-Dollar zu.

 

Fed-Sitzung auf der Agenda

Die US-Notenbank Fed wird heute Abend den Zinsentscheid ihres Offenmarktausschusses bekanntgeben. Aus Sicht der LBBW werden die US-Währungshüter ihr Zielband für den Tagesgeldsatz bei 4,25 % bis 4,50 % belassen. Dies gleicht der Erwartung nahezu aller von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte. Während nach  Einschätzung der Landesbank Baden-Württemberg die Fed auch im weiteren Verlauf des Jahres keine Leitzinssenkung beschließen wird, gehen die anderen Marktteilnehmer ausweislich der Terminnotierungen von drei Leitzinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte aus. 

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Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

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