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Hypo Börsenblick

14.03.2025
Die Konjunktur legt zu, aber erst 2026?

 

Neue Prognosen

Die Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland haben gestern ihre Frühjahrsprognosen für Deutschland vorgestellt, die von den geplanten Ausgabenprogrammen von Union und SPD beeinflusst sind. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) erwartet 2025 eine Stagnation des BIP und erhöhte seine Prognose für 2026 auf ein BIP-Wachstum von 1,5 %. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) rechnet erst 2026 mit einem Konjunkturimpuls und reduzierte die Wachstumsprognose für 2025 auf 0,1 %. Das LBBW Research hält ebenfalls an einer Prognose eines BIP-Rückgangs von 0,2 % für 2025 fest, erwartet aber 2026 ein Wachstum von 1,2 %. Für den Euroraum wird 2026 ein BIP-Plus von 1,2 % erwartet.

 

 

Tiefere Kurse

Weiter eskalierende Zollstreitigkeiten haben gestern einmal mehr die Stimmung an den Aktienmärkten getrübt. Der DAX gab 0,5 % nach. In den USA ging es für den S&P 500 deutliche 1,4 % ins Minus. Ob es der US-Präsident Donald Trump war, europäische Alkoholika mit einer 200 %-Steuer zu belegen, die den Börsianern die Laune verdarb, bleibt offen. Kanada zeigt sich im Zollstreit ebenfalls unnachgiebig und legte bei der Welthandelsorganisation WTO Beschwerde gegen die US-Zölle auf Stahl und Aluminium ein.

13.03.2025
Steigende Renditen trotz rückläufiger Inflation

 

US-Inflation schwächt sich ab

Gute Nachrichten gab es gestern in puncto Inflation: Dem US-Arbeitsministerium zufolge stiegen die US-Konsumentenpreise im Februar um 0,2 % gegenüber dem Vormonat, nach +0,5 % im Januar. Die Jahresrate schwächte sich auf 2,8 % ab, nach 3,0 % im Januar. Dies brachte ein Stück weit Erleichterung, nicht zuletzt mit Blick auf die Kernrate, die mit 3,1 % auf den tiefsten Stand seit April 2021 gesunken ist. Beim Blick in die Details hat der Preisdruck im Februar in der Tat auf breiter Front nachgelassen. Dies gilt unter anderem für den Dienstleistungsbereich, inklusive der Wohnkosten. Für die US-Notenbank ist dies in doppelter Hinsicht eine willkommene Nachricht: Zum einen steigt die Chance, dass der zuletzt ins Stocken geratene Desinflationsprozess wieder Fahrt aufnimmt und damit die Fed wieder auf den Leitzinssenkungspfad zurückkehrt. Zum anderen reduziert ein nachlassender Preisdruck die Sorge, dass die US-Wirtschaft in eine Konsumrezession gedrängt wird. Nach Veröffentlichung der Verbraucherpreisdaten reagierten die Anleger an den Aktienmärkten erleichtert, der S&P 500 legte um 0,5 % zu.

 

EU reagiert mit Gegenzöllen

An den Rentenmärkten kletterten die Renditen dennoch weiter. Zum einen ändert Trump erratisch seine Zollankündigungen, zum anderen reagierte die EU mit Gegenzöllen auf die neuen US-Zölle auf Stahl und Aluminium. Die Europäische Kommission legte eine 99 Seiten lange Liste vor, die weit über Levi's, Jack Daniels und Harley Davidson hinaus geht und am 12./13. April in Kraft treten soll.

 

12.03.2025
Talfahrt des US-Dollar setzt sich fort

 

US-Dollar schwächelt

Der US-Dollar wertete gestern weiter gegenüber dem Euro ab. Der Wechselkurs überschritt deutlich die Schwelle von 1,09 US-Dollar je Euro. Zuletzt notierte der Greenback zum Euro im November 2024 so schwach. Der US-Dollar kam angesichts der zunehmenden Sorgen um die US-Wirtschaft unter Druck. Weitere Unsicherheit schürte gestern der US-Präsident. Donald Trump verkündete, dass Stahl- und Aluminiumimporte aus Kanada mit zusätzlichen Zöllen belegt werden sollen. Nach Zugeständnissen Kanadas nahm Trump dies allerdings wieder zurück. Die Gemeinschaftswährung profitierte dagegen von der Hoffnung auf das milliardenschwere Paket für Verteidigung und Infrastruktur in Deutschland. Hinzu kam die Meldung, dass die Ukraine laut Präsident Wolodymyr Selenskyj den Vorschlag der US-Regierung für einen 30-tägigen Waffenstillstand akzeptiert. Die USA gaben daraufhin die Militärhilfen für die Ukraine wieder frei. Abzuwarten bleibt nun die Reaktion Russlands.

 

US-Unternehmen verunsichert

Das Vertrauen der US-Kleinunternehmen ist im Februar um 2,1 Punkte auf 100,7 gesunken. Dies ergab die monatliche Erhebung der National Federation of Independent Business (NFIB). Der NFIB-Index für Unsicherheit stieg um vier Punkte auf 104 Punkte und erreichte damit den zweithöchsten jemals gemessenen Wert. Der Vertrauensvorschuss vieler Unternehmer für den neuen US-Präsidenten scheint zu schwinden. Der Anteil der Unternehmer, die eine Verbesserung der Wirtschaftslage erwarten, sank um zehn Punkte auf 37 %. Der Anteil derjenigen, die der Meinung sind, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um ihr Unternehmen zu erweitern, sank um fünf Punkte auf 12 %. Das entspricht dem größten Rückgang seit April 2020.

 

Heute Inflationsdaten aus den USA

Am heutigen Handelstag steht die Veröffentlichung der Inflationsdaten für die USA auf dem Makrokalender. Hier könnten sich bereits erste Auswirkungen der Zollerhöhungen durch US-Präsident Donald Trump zeigen. Dies würde die Inflationssorgen wieder anheizen und Hoffnungen auf Zinssenkungen der Federal Reserve erneut dämpfen. Der Anstieg der Konsumentenpreise gegenüber dem Vorjahr könnte von zuletzt 3,0 % weiter anziehen und die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) stagnieren. Die Konsenserwartung geht dagegen von einer leichten Entspannung aufgrund von negativen Basiseffekten aus.

11.03.2025
Rezessionsangst in den USA

 

Verhandlungen in Dschidda

Auf dem heutigen Kalenderblatt mit für den Finanzmarkt potenziell bedeutsamen Ereignissen ist im Wesentlichen ein einziger Eintrag zu finden. In Dschidda treffen sich Delegationen aus der Ukraine und aus den Vereinigten Staaten, um über die Bedingungen einer Feuerpause in Osteuropa zu beraten. Die Entsandten aus Washington werden die bekannten Forderungen wiederholen. Ihr Ziel ist es, sich große Teile der Rohstoffreserven zu sichern, ohne Sicherheitsgarantien geben zu müssen.

 

Die US-Wirtschaft leidet

Aufgrund der Angst vor einer möglichen Rezession, die durch die protektionistische Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump ausgelöst werden könnte, haben Anleger am Montag weltweit Aktien verkauft. Die Kurse an den wichtigsten Börsen in den USA und Europa fielen auf den niedrigsten Stand seit der Präsidentschaftswahl. Analysten mehrerer großer Investmentbanken hatten zuvor vor einem erhöhten Risiko eines Wirtschaftsabschwungs gewarnt. Trump selbst schloss in einem Interview mit dem Fernsehsender Fox News eine Rezession nicht aus. Im Englischen bürgert sich der Begriff "Trumpcession" ein. An der Wall Street in New York sank der Dow-Jones-Index um zwei Prozent und der S&P 500 verlor gestern 2,7 %. Seit seinem Rekordhoch am 19. Februar hat der S&P-Index nun mehr als vier Billionen Dollar an Marktwert verloren. Am stärksten jedoch, verlor der Technologieindex Nasdaq mit –4,00 %.

10.03.2025
Jetzt wird verhandelt

 

US-Arbeitsmarkt verliert an Schwung

Am US-Arbeitsmarkt wurden im Februar 151.000 Stellen geschaffen. Diese Zahl lag in der Mitte der Expertenschätzungen. Die LBBW wertet sie aber als Enttäuschung, denn eine erwartete Gegenbewegung auf den wegen schlechten Wetters geringen Stellenaufbau im Januar blieb aus. Auch die Personalabbaupläne in der Bundesverwaltung zeigen erste Folgen. Dort nahm die Beschäftigung um 10.000 Stellen ab. Die Landesbank Baden-Württemberg sieht die US-Wirtschaft zwar nicht in eine Rezession abgleiten, aber die Marktteilnehmer werden nach diesen Zahlen wohl weiter darauf spekulieren. Der Euro hielt sich auf dem erhöhten Niveau, getrieben vom sinkenden Renditevorsprung der USA am Anleihemarkt. Die Wall Street erholte sich von Anfangsverlusten, der S&P 500 legte 0,6 % auf 5.770 Punkte zu. Dennoch blieb es mit -3,1 % die schwächste Woche seit September 2024. Die von der Trump-Administration betriebene Zerstörung des Vertrauens in die USA zeigt offenbar Wirkung. In Washington geht es zunächst mal wieder um den Staatshaushalt. Bringt das Weiße Haus nicht alle Abgeordneten auf Linie, steht der nächste Shutdown unmittelbar bevor.

 

Ukraine und USA verhandeln

Die Welt schaut in der neuen Woche nach Saudi-Arabien, wo ab Dienstag Verhandlungen zwischen Vertretern Kyjiws und Washingtons beginnen sollen. Das Weiße Haus hat der Ukraine im Vorfeld nahezu sämtliche Unterstützung entzogen. Donald Trump hält einen Verlust der ukrainischen Unabhängigkeit für möglich. Von denjenigen, die bislang als Unterstützer der Ukraine galten, war kein Widerstand zu spüren, etwa von Außenminister Marco Rubio, der die US-Delegation anführen soll. Unterdessen beginnt Russland gemeinsam mit dem Iran und China Seemanöver vor der Arabischen Halbinsel, während in Rumänien der prorussische Kandidat von der Präsidentschaftswahl ausgeschlossen wurde. Kanada erhält einen neuen Premierminister. Der ehemalige Notenbanker Mark Carney bekam von den Mitgliedern der Liberalen Partei die meisten Stimmen und könnte auch in der bald fälligen Parlamentswahl von der Anti-US-Stimmung profitieren, ausgelöst durch Trumps Übergriffigkeit gegenüber dem nördlichen Nachbarn.

07.03.2025
EZB senkt Leitzins um 25 Basispunkte

 

Einlagesatz wie erwartet nun 2,5 %

Die EZB hat ihre Leitzinsen gestern erwartungsgemäß um 25 Basispunkte gesenkt. Dies war bereits die sechste Leitzinssenkung der EZB seit Juni 2024, der Einlagesatz verringerte sich seitdem von 4,0 % auf 2,5 %. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte, dass die Geldpolitik auf diesem Niveau nun „deutlich weniger restriktiv“ sei. Nach Einschätzung der LBBW wird die EZB bei ihrer nächsten Sitzung im April erst einmal eine Atempause einlegen.

 

Erwarteter Schuldenanstieg erhöht auch die Corporates-Renditen

Im Gegensatz zu den Leitzinsen stiegen die Renditen von Bundesanleihen gestern weiter an: 10-jährige Bunds kletterten auf ein Jahreshoch von rund 2,9 %, getrieben durch die für Deutschland geplante Lockerung der Schuldenbremse. Das dadurch mögliche große Investitionsprogramm beflügelte dafür die europäischen Aktienmärkte, der DAX erreichte einen neuen Rekordstand von über 23.400 Punkten. Die US-Börsen verloren dagegen weiter. Der starke Anstieg der Bund-Renditen trieb auch die Renditen von Unternehmensanleihen nach oben. Bei Corporate Bonds im Investmentgrade sprang die Index-Rendite dadurch in zwei Tagen um ca. 30 Basispunkte auf 3,6 % und damit an ihr Jahreshoch.

 

Gespräche mit Ukraine laufen weiter

Eine zentrale Rolle spielte in dieser Woche erneut die Geopolitik aus Übersee, die einen starken Anstieg der Unsicherheit und damit auch der Volatilität an den Märkten verursachte. Zum einen die Ankündigungen höherer US-Zölle auf Importe, wobei Präsident Trump gestern Abend einen Aufschub gegenüber Mexiko und Kanada bis Anfang April gewährte. Zum anderen wurde gestern vermeldet, dass Gespräche mit Selenskyj wieder aufgenommen werden sollen. Auch die Ukraine-Hilfen der USA könnten unter gewissen Bedingungen wieder fortgesetzt werden.

 

Heute US-Arbeitsmarktdaten

Im Januar hatten ungewöhnlich schlechte Wetterbedingungen den US-Arbeitsmarkt wesentlich beeinträchtigt. Bei den heute zur Veröffentlichung anstehenden Februar-Daten rechnet die LBBW daher mit einem positiven Gegeneffekt, der im Monatsvergleich für einen deutlichen Anstieg der Beschäftigtenzahl sorgen sollte. Die US-Arbeitslosenquote könnte dadurch unter die Marke von 4,0 % sinken. Bei den Stundenlöhnen rechnet die Landesbank Baden-Württemberg mit einem gedämpften Anstieg (im Januar waren es +0,5 % gegenüber dem Vormonat).

06.03.2025
Milliardenpaket lässt Zinsen steigen

 

DAX vollzieht Comeback

Nach dem Kursrückgang am Vortag kehrten die europäischen Aktienmärkte am Mittwoch in den Aufwärtsmodus zurück. Auslöser war die Einigung zwischen CDU/CSU und SPD auf ein umfangreiches Fiskalpaket für Deutschland. Der DAX stieg um 3,4 % auf 23.080 Punkte und näherte sich damit seinem Rekordhoch von 23.307 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 legte um 2,2 % auf 5.506 Punkte zu.

 

Schuldenbremse ade

Die deutschen Anleihemärkte reagierten auf die Ankündigung des Schuldenpakets mit einem drastischen Renditeanstieg. Eine zunehmende Staatsverschuldung könnte in den kommenden Jahren strukturell höhere Marktzinsen zur Folge haben. In der Folge stieg die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe um 30 Basispunkte auf 2,80 %, den höchsten Stand seit 16 Monaten. Ein derart starker Anstieg innerhalb eines Tages wurde zuletzt im Juni 2022 beobachtet. Aktuell notiert die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen knapp 22 Basispunkte unter dem bisherigen Verlaufshoch von 3,02 %. Diese wurde im Chart am 06. Oktober 2023 verankert.

Dieser Renditeanstieg beeinflusste auch andere europäische Staatsanleihen, deren Renditen in ähnlichem Maße anstiegen. Mit diesem umfangreichen Finanzierungspaket zielen Union und SPD darauf ab, die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu stärken und die Infrastruktur zu modernisieren. Kapitalmarktexperten betrachten dies als eine der bedeutendsten Veränderungen in der deutschen Fiskalpolitik seit dem Zweiten Weltkrieg.

 

Heute warten auf die EZB - Morgen auf die US-Arbeitsmarktdaten

Die Finanzmärkte gehen fest davon aus, dass die Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte gesenkt werden. Die quartalsweise aktualisierten Wirtschaftsprognosen der Notenbank dürften hingegen nur geringfügig angepasst werden und daher kaum Einfluss auf die Märkte haben. Spannend wird die Frage, ob die EZB das aktuelle Zinsniveau weiterhin als "restriktiv" einstuft. In letzter Zeit haben sich einige EZB-Direktoren, darunter Isabel Schnabel, dagegen ausgesprochen. In einem Interview mit der Financial Times betonte sie zudem, dass die EZB bald über eine Unterbrechung oder das Ende ihrer Zinssenkungen beraten müsse. Eine Änderung der bisherigen Wortwahl wäre ein erstes Signal in diese Richtung.

In den USA richtet sich der Blick auf die morgige Veröffentlichung der Beschäftigungsdaten für Februar. Der letzte Arbeitsmarktbericht überraschte positiv, obwohl die Jobzuwächse hinter den Erwartungen zurückblieben, was unter anderem auf ungewöhnlich schlechte Wetterbedingungen zurückzuführen ist. Die LBBW erwartet, dass diese Verzerrungen im Februar korrigiert werden, sodass das Jobwachstum auf über 300.000 Stellen ansteigen könnte. Zudem zeigen regionale Frühindikatoren eine verbesserte Stimmung. Hier rechnet die LBBW mit einem erneuten Rückgang der Arbeitslosenquote, was die jüngsten Zinssenkungsspekulationen am US-Rentenmarkt dämpfen könnte.

Den Blick in die Unternehmensbücher und somit die Veröffentlichung der Jahreszahlen gewähren heute die Deutsche Lufthansa, Merck, ProsiebenSat1, Siltronic und Zalando.

05.03.2025
Zollängste belasten Märkte und Wirtschaft

 

Handelspolitik belastet Börsen

Die Furcht vor einem globalen Handelskrieg verunsicherte gestern die Anleger weltweit, da die angekündigten US-Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China in Kraft getreten sind und mit Gegenzöllen aus den Ländern zu rechnen ist. Nachdem bereits die wichtigen Börsen in Asien gestern im Minus schlossen, zeigte sich der Tokioter Nikkei-Index sowie der breiter gefasste Topix heute Morgen wieder etwas fester. Auch die Börsen auf Chinas Festland und Taiwan stabilisierten sich. Die geopolitischen Risiken sowie die Angst vor einer weiteren Eskalation des Handelskrieges haben gestern auch den DAX unter Druck gesetzt. Er beendete den Tag 3,5 % schwächer bei 22.327 Punkten. Je nachdem wie die weiteren Reaktionen auf den Handelskonflikt ausfallen, dürfte die Unsicherheit der Anleger und die Volatilität an den Märkten hoch bleiben.

 

Zollpläne belasten Stimmung in der Chemieindustrie

Im globalen Wettbewerb steckt die chemische Industrie aufgrund hoher Energiepreise, schwacher Nachfrage, zunehmender Handelsbarrieren sowie bürokratischer Hürden weiterhin in einer Krise. Die bereits schlechte Stimmung in der deutschen Chemieindustrie verschlechterte sich im Februar insbesondere wegen drohender US-Zölle. Das Geschäftsklima in der Chemiebranche fiel von minus 14,8 Zählern auf minus 18,2 Punkte, wie das Ifo-Institut gestern zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Während sich die Geschäftslage im negativen Bereich etwas verbesserte, fielen die Erwartungen für die kommenden sechs Monate deutlich pessimistischer aus als zuvor. Der Subindikator rutschte von -12 auf -23,3 Punkte. Da die Chemieindustrie neben den Auto- und Maschinenbauern zu den besonders exportstarken deutschen Branchen zählt, dürften die Zollpläne von Donald Trump vor allem das Exportgeschäft belasten. Die Exporterwartungen rutschten wieder in den negativen Bereich, nachdem sie drei Monate im positiven Terrain notierten. Gleichzeitig bewerten die Unternehmen ihren Auftragsbestand weiterhin als äußerst niedrig - das entsprechende Barometer notiert so tief wie im ersten Pandemiejahr. Angesichts dieser Belastungen planen die Unternehmen, ihre Produktion zu senken - und weiter Personal abzubauen.

04.03.2025
DAX 23.000, Trump stoppt Nachschub

 

Krise, welche Krise?

Während das politische Europa nach dem freitäglichen Wortgefecht im Weißen Haus zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einerseits sowie dem US-Präsidenten Donald Trump und seinem Vize James "JD" Vance andererseits hellauf entgeistert war, wurden am Aktienmarkt schon mal die möglichen Folgen einer Abkehr der USA von ihren NATO-Bündniszusagen und der daraus resultierenden Erhöhung der Ausgaben für Verteidigung in den europäischen Staaten eingepreist. Vor allem Rüstungswerte trieben die Hausse an. Im DAX zogen Anteilsscheine der Rheinmetall AG um 14 % in die Höhe.

 

Große Sondervermögen gefordert

Das ist kein Wunder, denn es sind große Zahlen in Umlauf gebracht worden. Das Sondervermögen für die Bundeswehr könnte von 100 Mrd. Euro auf bis zu 400 Mrd. Euro aufgestockt werden. Aus der EU winken Mittel in ähnlicher Größenordnung, dazu erhebliche Beträge für die Ertüchtigung der Infrastruktur. Schnell könnte die erste Billion erreicht werden. Ob es kommt, ist alles andere als gewiss. Aber solche Summen wecken Fantasien. Näheres könnte schon Ende der Woche feststehen, wenn sich die EU-Staaten am Donnerstag zu einem Sondergipfel zum Ukraine-Krieg treffen.

 

Verbrenner-Aus verschoben?

Automobilwerte profitierten gestern von einer anderen Nachricht. Die EU-Staaten werden nicht wie geplant am heutigen Tag über das Verbot von Verbrennungsmotoren in Neuwagen ab 2035 abstimmen. Das Votum wurde aus der Tagesordnung des Ministerrates gestrichen, teilte ein Sprecher der EU mit. Damit ist es zunächst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben.

 

Trump setzt Ukraine-Hilfen aus

In der Nacht kam aus Washington die Nachricht, dass US-Präsident Trump die Militär-Hilfe der USA für die Ukraine aussetzt. Es handelt sich um Mittel und Material, dass noch von Trumps Amtsvorgänger Joseph Biden versprochen worden war. Die Hilfe wird dabei voraussichtlich nicht dauerhaft eingestellt, sondern so lange unterbrochen, bis der ukrainische Präsident Selenskyj Schritte für Friedensverhandlungen mit Russland unter-nimmt. Welcher Art diese Schritte sein müssen und welche weiteren Folgen für die Verhandlungen daraus entstehen, ist zur Stunde ungewiss. Jedoch ohne US-Hilfe wird die Ukraine dauerhaft der russischen Armee kaum standhalten können.

Konjunkturdaten scheinen angesichts der Nachrichtenlage beinahe nebensächlich. Von der US-Konjunktur gab es eine eher ernüchternde Botschaft. Der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe sank im Februar von 50,9 auf 50,3. Erwartet worden war laut Ökonomen-Befragung nur ein leichter Rückgang um 0,1 Indexpunkte. Heute ist weitgehend Leere auf dem Kalender. Allerdings treten die Strafzölle der USA für Importe aus Kanada und Mexiko in Kraft.

03.03.2025
Europa ist aufgewacht

 

Koalition der Willigen

Europa ist aufgewacht, wie es der polnische Ministerpräsident Donald Tusk formulierte. Beim Ukraine-Gipfel in London formierte sich, angeführt von Frankreich und Großbritannien, eine Koalition der Willigen. Ziel ist es, eine zunächst einmonatige Waffenruhe in der Luft, auf See und im Bereich der Energieinfrastruktur zu erreichen, um Zeit für Verhandlungen zu gewinnen. Europäische Bodentruppen sind gemäß Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erst nach einem erfolgreich verhandelten Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland ein Thema.

 

Ist die Luft schon raus?

Seit Jahresbeginn legte der DAX um insgesamt 13,27 % zu. Per Ende Februar lag der deutsche Blue-Chip-Index lediglich 2012 und 2015 noch besser im Rennen als nun. Nach einem solchen Raketenstart war die Luft danach allerdings zumeist raus. Von März bis Juli folgte dann in aller Regel eine Seitwärtstendenz. Im Median bzw. Mittel der bis zu diesem Zeitpunkt bislang acht besten Jahren notierte der deutsche Blue-Chip-Index per Ultimo zwar nochmals um 0,8 % bzw. 1,2 % höher als per Ende Februar - jedoch nur, weil die Jahresendrally die Situation nochmals heilte. Zwischendurch gab es jedoch regelmäßig deutliche Rückschläge - vor allem in den Monaten August und September.

 

Here comes Tariff Man, again...

Tag für Tag scheint US-Präsident Donald Trump derzeit einen neuen Strafzoll zu verhängen. Gemäß seiner jüngsten Aussagen sollen ab dem 2. April Zölle in Höhe von 25 % auf Halbleiterimporte greifen. Hierbei würde Trump die eigene Wirtschaft wohl in besonderem Maße treffen, was seiner Make America Great Again-Maxime zuwiderlaufen würde. Schließlich arbeiten die US-Techs überwiegend nach dem Fabless-Prinzip, haben also keine eigene Fertigung, sondern lassen im Ausland produzieren. Seit Bidens Initiative entstehen zwar nirgendwo auf der Welt so viele Chipfabriken wie in den USA. Aber das braucht seine Zeit und betrifft bislang nur das Frontend. Das sogenannte Backend, also das arbeitsintensive Testen und Ummanteln der Chips, findet hingegen nahezu ausschließlich in Asien statt. Hierzu werden auch die in den Staaten produzierten Chips zunächst ex- und später wieder reimportiert, wodurch Zölle fällig würden.

 

Vollgas trotz Fasching

Trotz Fasching kennen die Finanzmärkte keine Atempause: Neben den Februar-Zahlen zur Teuerung im gesamten Euroraum (um 11 Uhr) steht heute noch der US-amerikanische ISM-Einkaufsmanagerindizes zum verarbeitenden Gewerbe auf der Agenda (um 16 Uhr). Der Caixin, dessen chinesisches Pendant, wurde bereits heute früh veröffentlicht und legte von 50,1 Punkte im Januar auf 50,8 Zähler für Februar zu. Morgen treten Zölle in Höhe von zusätzlichen 10 % für Waren aus China sowie Strafzölle auf Importe aus Mexiko und Kanada in Kraft. Letztere könnten gerüchteweise jedoch geringer als die ursprünglich angekündigten 25 % ausfallen. Für Mittwoch sind der Dienstleistungs-ISM terminiert. Zudem entscheidet die Deutsche Börse über die künftige Titelzusammensetzung ihrer Auswahlindizes. Am Donnerstag tagt die EZB. Die Frankfurter Währungshüter dürften die Leitzinsen dabei wohl ein weiteres Mal um 25 Basispunkte senken. Von Interesse dürfte jedoch insbesondere sein, ob Lagarde & Co. für die Zeit danach die Möglichkeit einer Zinspause durchscheinen lassen. Zum Wochenschluss am Freitag steht mit dem offiziellen US-Februar Arbeitsmarktbericht noch ein weiteres Highlight auf der Agenda.

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Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

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