Publikationen

Hypo Börsenblick

25.08.2025
Fed erwägt Zinssenkung

 

Powell gewichtet Risiken neu

Auf der jährlichen Notenbank-Tagung in der Sommerfrische von Jackson Hole gab Fed-Chef Powell in verklausulierter Notenbanker-Sprache den Finanzmärkten einen Wink: Eine Verschiebung im Gleichgewicht der Risiken für Inflation und Beschäftigung, könnte, ausgehend von einem noch immer restriktiven Zinsniveau, eine Anpassung der Geldpolitik rechtfertigen. Dies beflügelte Spekulationen auf einen Lockerungsschritt auf der nächsten Fed-Sitzung am 17. September. Der US-Dollar wertete zu allen wichtigen Währungen um rund ein Prozent ab, und die Renditen von US-Staatsanleihen gaben nach. Trotz des ständigen Drucks aus dem Weißen Haus ist eine Zinssenkung jedoch keineswegs gewiss. Zwar wachsen seit dem schwachen US-Arbeitsmarktbericht für Juli die Sorgen um die Beschäftigung. Gleichzeitig scheint jedoch die US-Zollpolitik die Inflation zu treiben. Hierauf deutet der unerwartet starke Anstieg der Produzentenpreise im Juli.

 

Aktienmärkte im Plus

Der Wall Street verhalf die Aussicht auf eine Zinssenkung zu einem versöhnlichen Wochenausklang. Der S&P 500 gewann 1,5 % und egalisierte damit die seit Vorwochenschluss aufgelaufenen Verluste. Der Nebenwerteindex Russell 2000, der vor allem die US-Binnenwirtschaft repräsentiert, gewann sogar gut 3 %. Intel profitierte vom Erwerb eines 10%-Pakets durch die US-Regierung. DAX und Euro Stoxx legten marginal zu. Bemerkenswert ist die Lethargie, in der sich Europas Börsen bewegen. Zwischen Höchst- und Tiefststand des DAX lagen in der vergangenen Handelswoche gerade einmal 1,1 %. Das Analysehaus Sentix wertet die ausgebliebene Stimmungsreaktion auf die verbesserten Zinsperspektiven als negativ.

 

Russlands Kriegswirtschaft unter Druck

Am Sonntag beging die Ukraine ihren Unabhängigkeitstag. Höchster Gast in Kyjiw war Kanadas Premierminister Mark Carney mit neuen Hilfszusagen im Gepäck. Unterdessen zeigen ukrainische Angriffe auf Russlands Ölindustrie offenbar Wirkung: Schätzungen zufolge sind bereits 15 % der Raffineriekapazitäten ausgefallen. Und auch Russlands Getreideernte leidet unter dem Mangel an Arbeitskräften sowie Trockenstress. Die Exporte dürften laut russischen Exilmedien zum Vorjahr um ein Viertel fallen. Den Kreml werden solche Widrigkeiten aber kaum zum Abbruch seines Vernichtungskrieges bewegen.

 

Ifo-Klima könnte sinken

Zum Wochenstart legt das Münchener ifo Institut seinen monatlichen Konjunkturindex vor. Nach drei Anstiegen in Folge erwartet die LBBW für August einen leichten Rückgang. Damit würde Deutschlands Wirtschaft weiterhin dem Rhythmus der sprichwörtlichen Echternacher Springprozession folgen (die aber in Wirklichkeit keine Rückwärtsschritte kennt). Die Hoffnung auf Impulse durch die neue Bundesregierung scheint zu schwinden. Für Montag hat Deutschlands Kanzler Merz zunächst die von der Union gestellten Minister zu einem Krisentreffen einberufen. Ob es in den USA besser läuft, wird der Dienstag zeigen. Dann werden neue Daten zu Auftragseingängen und Verbrauchervertrauen veröffentlicht. 

22.08.2025
Warten auf Jackson Hole

 

Aktienindizes auf Richtungssuche

An den Aktienmärkten hielten sich die Anleger am Donnerstag in Erwartung weiterer geldpolitischer Signale aus den USA eher bedeckt. Derweil blicken die Marktteilnehmer mit Spannung auf die Rede von Fed-Chef Jerome Powell am heutigen Freitag in Jackson Hole. Die Wetten auf eine erste Zinssenkung der Fed im September nahmen jüngst wieder etwas ab. Auf Basis der impliziten Leitzinserwartungen liegt die Wahrscheinlichkeit dafür mittlerweile nur noch bei rund 80 %. Bis weitere Klarheit herrscht, werden die Börsianer wohl weiter auf Richtungssuche sein. Der DAX beendete den Tag nahezu unverändert mit +0,06 %, während der Euro Stoxx 50 -0,22 % verbuchte. Der S&P 500 schloss 0,40 % tiefer.

 

PMI-Daten durchwachsen

Die am Donnerstag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes zeichneten insgesamt ein eher ambivalentes Bild. Während der deutsche Index für das verarbeitende Gewerbe um 0,8 auf 49,9 Zähler anstieg, sank jener für den Dienstleistungssektor um 0,5 auf 50,1 Punkte. Einerseits signalisieren die Zahlen zum Teil eine gewisse Erleichterung hinsichtlich eines wohl ausbleibenden Worst-Case-Szenarios im Handelsstreit, andererseits ist die wirtschaftliche Stagnation hierzulande keinesfalls vom Tisch.

 

Heutige Rede Powells im Fokus

Am heutigen Freitag stehen wieder einige Veröffentlichungen auf der Agenda, insbesondere auf der Makro-Ebene. Gleich zu Beginn des Tages veröffentlichte das deutsche statistische Bundesamt aktuelle Zahlen des Bruttoinlandsprodukts für das zweite Quartal. Zuletzt betrug das BIP-Wachstum -0,1 % im Vergleich zum Vorquartal. Darüber hinaus wird die Europäische Zentralbank um 11 Uhr den Tariflohnindikator für das zweite Quartal publizieren. Das wichtigste Ereignis des Tages wird dann zweifelsohne die Rede von Fed-Chef Jerome Powell auf dem alljährlichen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole sein. Die Rede wird um 16 Uhr unserer Zeit stattfinden und dürfte weitere Erkenntnisse hinsichtlich des geldpolitischen Pfades bringen. Darüber hinaus wird die Ratingagentur Moody's am heutigen Freitag ihre aktualisierte Einschätzung für die Republik Österreich kundgeben. Auf Ebene der Einzeltitel gewähren heute anlässlich der nahezu abgelaufenen Berichtssaison kaum nennenswerte Unternehmen Einblicke in ihre Bücher.

21.08.2025
Zweifel an KI-Hausse wachsen

 

Aktienmärkte tendieren schwach

Nach den schwachen Vorgaben aus den USA ließen gestern auch europäische Aktien Federn. Der DAX gab um 0,6 % nach. Insbesondere Tech-Titel haben derzeit einen schweren Stand. Eine Reihe von Nachrichten brachte Anleger ins Grübeln: So fürchten sie beispielsweise mögliche staatliche Eingriffe, da die US-Regierung einen Anteil am kriselnden Chipkonzern Intel im Austausch für Finanzhilfen erwägt. Gestern setzte sich die Schwäche der Tech-Titel zunächst fort, die Nasdaq gab in der Spitze um 2 % nach. Bis zum Handelsende wurden die Verluste auf 0,7 % eingegrenzt. Der S&P 500 gab um 0,24 % nach.

 

Fed-Gouverneurin Cook unter Druck

US-Präsident Donald Trump versuchte gestern einmal mehr, den künftigen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank zu beeinflussen. Trump forderte den Rücktritt der Fed-Gouverneurin Lisa Cook, nachdem bekannt wurde, dass sie bei ihren Kreditanträgen für ihre Immobilien geschummelt hatte. Sowohl für ein Objekt in Michigan als auch für eines in Georgia gab sie dem Vernehmen nach an, dort ihren Erstwohnsitz zu haben, was bessere Kreditkonditionen zur Folge hat. Cook ist eine von drei Fed-Gouverneuren, die von Joe Biden nominiert wurde. Sie reagierte prompt auf die Vorwürfe: "Ich habe nicht die Absicht, mich wegen einiger Fragen, die in einem Tweet aufgeworfen wurden, einschüchtern zu lassen und von meinem Amt zurückzutreten". Weitere Impulse von geldpolitischer Seite dürften vom heute beginnenden hochrangingen Notenbanker-Stelldichein in Jackson Hole kommen: Die mit Spannung erwartete Rede von Fed-Chef Jerome Powell ist jedoch erst für morgen, Freitag, 16 Uhr MESZ, anberaumt.

 

Exportüberschuss schrumpft

Gestern wurden neue Handelsbilanzdaten für Deutschland veröffentlicht. Das Hauptaugenmerk liegt derzeit angesichts des Zollthemas auf den Handelsdaten mit den USA: Hier hat sich der Exportüberschuss im ersten Halbjahr deutlich verringert. Die Exporte in die USA übertrafen die Importe im ersten Halbjahr um 30,2 Mrd. Euro, ein Rückgang von 12,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Die höheren Zölle zeigen also bereits Wirkung; der internationale Warenverkehr wurde behindert. Heute steht ebenfalls eine Reihe von Konjunkturdaten auf der Agenda. Unter anderem werden für Deutschland und den Euroraum Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht; die LBBW geht von einer leichten Abschwächung sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch bei den Dienstleistungen aus.

20.08.2025
Handelskrieg schadet alten US-Allianzen

 

Big Tech-Aktien belasten Wall Street

An den US-Börsen zeigte sich gestern eine deutliche Sektorrotation. Defensive Werte wie Immobilien, Konsumgüter und Healthcare lagen im Plus, während Schwächen bei Big Tech den S&P 500 (-0,6 %) belasteten. Damit wiederholte sich gestern ein im August häufiger auftretendes Muster: Die negative Performance der großen Technologiewerte überschattet eine stabilere Dynamik im breiten Markt. Besonders stark abgestraft wurden vergangene Highflyer wie Nvidia (-3,5 %), AMD (-5,4%) und Palantir (-9,4 %). Gerade US-Technologiefirmen gerieten zuletzt erneut verstärkt zwischen die Fronten im US-Handelskrieg (Stichwort Exportabgaben). Gleichzeitig scheint sich trotz Zollunsicherheiten und einer Abschwächung des Arbeitsmarktes der US-Konsument (noch) halbwegs ausgabefreudig zu zeigen. Die Quartalszahlen des Einzelhandelskonzerns Home Depot verfehlten gestern zwar leicht die Erwartungen, aber ein stabiles Wachstum in bestehenden Filialen werteten Anleger als positiv und sendete die Aktie um mehr als 3 % höher. Die heute anstehenden Zahlen von Target sowie jene von Walmart morgen werden dabei ein noch umfassenderes Bild zur US-Konsumstimmung im vom Zollchaos geprägten zweiten Quartal bieten.

 

 

Zölle - still und heimlich

Noch ist das Zolldrama aber nicht zu Ende. Die US-Regierung beschloss gestern eine Ausweitung der Stahl- und Aluminiumzölle auf weitere 407 Produktkategorien (darunter Fahrzeugteile, Baumaterialien und schwere Gerätschaft). Deren Stahl- und Aluminiumanteil unterliegen mit sofortiger Wirkung dem Zollsatz von 50 %. Das Ganze geschah ohne lange Vorankündigung oder Social Media Begleitung durch Trump. Ein schlichtes Medienstatement des Handelsministeriums und eine Änderung im Bundesregister waren diesmal das höchste der Gefühle. Die US-Industrie, und hier vor allem die Bauwirtschaft, muss sich damit jedenfalls auf zusätzliche Belastungen einstellen.

 

Indien sucht neue (und alte) Partner

In der Außenpolitik dürfte Trumps Handelskonfrontation unterdessen bereits nachhaltig Schaden angerichtet haben. Durch die aggressive Vorgehensweise gegenüber Indien (25 % reziproke Zölle seit 7. August, weitere 25 % angedroht ab 27. August) stehen die bisher guten Beziehungen zu den USA zunehmend auf der Kippe. Premierminister Modi setzte im Nachgang der Alaska-Verhandlungen zum Ukrainekrieg ein sichtbares Zeichen und bezeichnete den russischen Präsident Putin demonstrativ als "Freund". Zugleich hob er beim gestrigen Besuch des chinesischen Außenministers Wang Yi die "guten Fortschritte" und "konstruktiven Beziehungen" zu Peking hervor. Von chinesischer Seite versprach unterdessen erleichterten Zugang zu Seltenen Erden und eine weitere Stabilisierung der Beziehungen bei sensiblen Themen wie jenes der Grenzstreitigkeiten. Das noch vor Kurzem von starken Spannungen geprägte bilaterale Verhältnis steht damit vor einer Wende. Indiens Annäherung an Peking und Moskau sind ein deutlicher Wink an Washington, dass man sich von den USA nicht vorführen lässt. Für Europa sind diese Entwicklungen keine erfreuliche Nachricht. Indien ist in vielen Fällen ein ähnlich gesinterter Partner und teilt Interessen wie Freihandel und fairen Wettbewerb.

 

Wichtige Konjunkturdaten stehen heute nicht auf dem Programm. Dafür kann man bereits vor Jerome Powells Rede am Freitag einen Einblick in die Einschätzung der US-Notenbank zur gegenwärtigen Lage bekommen. Die Fed veröffentlicht am Abend das Protokoll der letzten Sitzung. Zum ersten Mal in drei Jahrzehnten gab es bei der Entscheidung im Juli zwei abweichende Stimmen. Für Spannung ist also gesorgt.

 

08.08.2025
Friedenshoffnung treibt die Kurse

 

Trump möchte Putin treffen

Der Start in den August war recht volatil und gewissermaßen ein Abbild des bisherigen Börsenjahres "en miniature". Der Aktienmarkt durchlief in den vergangenen Tagen eine kleine Tal- und Bergfahrt - beginnend mit schwachen Arbeitsmarktdaten vorigen Freitag, was die Kurse kräftig unter Druck brachte. In der laufenden Handelswoche berappelte sich der Aktienmarkt, vor allem wegen wachsender Hoffnungen auf Zinssenkungen der US-Notenbank. Gestern brachte die Nachricht eines geplanten Treffens von US-Präsident Trump mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin steigende Kurse; und der DAX überwand die Marke von 24.000 Punkten. Zwar ist das Ergebnis eines solchen Gesprächs offen, aber alleine die Möglichkeit eines Waffenstillstandes ließ wohl einige Anleger ihre Shortpositionen überdenken und schließen. Es ist noch nicht ganz klar, wann und wo das Gipfeltreffen stattfinden soll, im Gespräch sind die Vereinigten Arabischen Emirate. Trump dürfte frustriert darüber sein, dass er sein Versprechen, den Krieg rasch zu beenden, nicht halten konnte. Daran dürfte auch der Gipfel nur wenig ändern: Putin macht keine Anstalten, den Krieg beenden zu wollen, und wird Forderungen stellen, denen die ukrainische Seite wohl kaum zustimmen kann. Es ist noch nicht klar, ob Präsident Selenskyi dabei sein wird. Die Skepsis in Kyjiv im Vorfeld des Gipfels ist groß: Gegenüber Trump, der nicht als verlässlicher Partner gesehen wird, und gegenüber Putin, der wohl kaum von seinem Kriegsziel abrücken wird, die Ukraine zu unterwerfen.

 

Knappe Entscheidung in Großbritannien

Gestern senkte die Bank of England ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,0 %. Die Entscheidung fiel denkbar knapp aus mit einer Mehrheit von fünf zu vier Stimmen.

 

Schwache Daten aus Deutschland

Wie Destatis gestern früh mitteilte, lag die Produktion im produzierenden Gewerbe im Juni um 1,9 % unter dem Vormonat. Dies zeigt, dass es gegen Ende des zweiten Quartals deutlicher abwärts ging. Die Produktion fiel gar auf ein Fünf-Jahres-Tief. Nimmt man den am Vortag veröffentlichten Auftragseingang hinzu, dann dürfte das dritte Quartal ein deutliches Minus für das deutsche BIP bringen. Das dürfte auch die Botschaft der Außenhandelszahlen sein: Die Exporte legten im Juni um 0,8 % zu, die Importe um 4,2 %. Der Überschuss sank von 18,4 Mrd. Euro auf 14,9 Mrd. Euro. Ein besonderes Augenmerk verdienen die Daten zum Handel mit den USA. Dort war im Juni der dritte Rückgang in Folge zu verzeichnen. Angesichts der aktuellen Zölle dürfte es wohl kaum besser werden. Allerdings sinken die Zölle für PKW, was die Gesamtbetrachtung erschwert. Alles in allem geht es aber jetzt vermutlich erst noch einmal abwärts, bevor sich die Konjunkturlage im kommenden Jahr - hoffentlich - wieder bessert.

07.08.2025
Wirtschaft will nicht recht in Gang kommen

 

Weniger Aufträge für die deutsche Industrie

Der Auftragseingang in der deutschen Industrie ist im Juni – in saison- und preisbereinigter Rechnung – um 1,0 % gesunken und verzeichnete damit den zweiten Rückgang in Folge. Besonders stark ausgeprägt war der Auftragsrückgang bei den Investitionsgüterproduzenten. Hierfür war ein Einbruch der ausländischen Bestellungen aus dem Nicht-Euroraum ursächlich. Das Statistische Bundesamt weist zwar darauf hin, dass die Auftragseingänge ohne die Berücksichtigung von Großaufträgen um 0,5 % gegenüber dem Vormonat gestiegen wären. Dem steht jedoch entgegen, dass die Auftragseingänge vom Juni noch nicht die Auswirkungen des "Zollkompromisses" zwischen den Vereinigten Staaten und der EU zeigen. Hier müssen wir uns noch zwei oder drei Monate gedulden. Die gestern gemeldeten Daten unterstreichen nach Einschätzung der LBBW lediglich, dass die Konjunktur in Deutschland nicht so recht in Schwung kommen will. Nach deren Prognose wird die Leistung der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr stagnieren.

 

Bank of England vor Zinssenkung

Die Bank of England (BoE) wird heute um 13.00 Uhr (MESZ) ihren Zinsentscheid bekanntgeben. Nach Prognose der LBBW wird der Geldpolitische Rat beschließen, den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf 4,00 % zu senken. Dies ist auch die einhellige Erwartung der von Reuters befragten Bankvolkswirte. Die Entscheidung der Währungshüter dürfte indes – wie auch bei den vorangegangenen Gremiensitzungen – nicht einhellig ausfallen. Die hartnäckig hohe Inflation, insbesondere bei den Preisen für Dienstleistungen in Kombination mit einem Anstieg der langfristigen Inflationserwartungen, spricht an und für sich zumindest für eine Beibehaltung des derzeitigen Kurses. Das nicht in Gang kommende Wachstum der britischen Wirtschaft ist indes ein Argument für eine Lockerung der geldpolitischen Zügel. Dies gilt umso mehr angesichts der Höhe des aktuellen Leitzinses. Dieser beläuft sich auf 4,25 % und dürfte damit nach allgemeiner Auffassung deutlich über dem neutralen Zinssatz liegen. Mit anderen Worten: Derzeit bremst die BoE-Geldpolitik noch die Konjunktur. Dies ist mit ein Grund, warum die LBBW in ihrer Prognose für Anfang November 2025 eine nochmalige BoE-Leitzinssenkung um einen Viertelprozentpunkt eingestellt hat.

 

US-Lohnkosten auf der Agenda

Heute stehen die US-Lohnstückkosten auf dem Veröffentlichungskalender. Diese dürften niedrig ausfallen und somit den Druck auf die Fed erhöhen, ihre Leitzinsen zu senken.

06.08.2025
Heute Aufträge, morgen Produktion

 

Schon früh am Morgen hieß es heute: Aufgepasst!

Auf dem Kalender mit den potenziell den Finanzmarkt bewegenden Konjunkturzahlen findet sich das wesentliche Daten-Highlight heute bereits ganz früh am Tag. Um 8:00 Uhr unserer Zeit wird der Auftragseingang der deutschen Industrie vom vergangenen Juni mitgeteilt. Wir erinnern uns: Im Mai gab es einen nennenswerten Rücksetzer, mit einem Minus im Monatsvergleich um 1,4 %. Alles andere als ein Anstieg wäre eine herbe Enttäuschung. Das Bauchgefühl vieler, die das Wirtschaftsgeschehen verfolgen und kommentieren, deutet für Europa aktuell auf eine Aufwärtsbewegung hin. Es wäre schön, mal zu sehen, dass belastbare Zahlen das Gefühl unterfüttern.

 

Ansonsten herrscht Sommerflaute

Ansonsten dürfte der heutige Handelstag von "Business as usual" geprägt sein. Das Oval Office mag einmal mehr mit irgendeiner Zoll-Geschichte von sich reden machen. Gestern beispielsweise wurde mal wieder gegen das mit der EU ausgehandelte Handelsabkommen geätzt. Von solchen Dingen nehmen in diesen Wochen nur wenige im Wertpapiergeschäft Kenntnis - Sommerurlaub! Bei alledem: Am Finanzmarkt sind gerade solche, von niedriger Liquidität gekennzeichnete Zeiten anfällig für schnelle Preisbewegungen, in die eine oder die andere Richtung. Ein Beispiel lieferte der vergangene Freitag mit schlechten "non-farm payrolls". Die Aktien haben sich seither wieder gefangen. Derweil versucht der Rentenmarkt, nachhaltig höheres Kursterrain zu erreichen. Auf der US-Kurve blieben gestern überzeugende Anschlusskäufe aus. Die Bunds hingegen waren gesucht, am langen Ende etwas stärker als am kurzen. Dem US-Dollar kam all dies nicht zugute. Gegenüber dem Euro büßte er neuerlich ein paar Nachkommastellen ein - der Devisenhandel fremdelt weiter mit allem, was aus dem Oval Office kommt.

Traditionell werden unmittelbar nach den deutschen Auftragseingängen der Industrie die zugehörigen Produktionszahlen publiziert. Hierauf dürfen wir uns morgen freuen. Damit dies die Märkte aus ihrer Sommerlethargie reißt, müsste damit eine gehörige Überraschung verbunden sein - hoffen wir mal: zum Positiven!

05.08.2025
Zinssenkungs-Wahrscheinlichkeit nimmt zu

 

US-Industrieaufträge brechen ein

Der Auftragseingang der US-Industrie ist im Juni um 4,8 % gegenüber dem Vormonat eingebrochen. Ökonomen hatten mit einem etwas stärkeren Minus von 4,9 % gerechnet. Für den Mai ergibt sich nach revidierten Angaben des US-Handelsministeriums ein kräftiges Plus von 8,3 % - zunächst war nur ein Anstieg von 8,2 % gemeldet worden. Bei den Bestellungen für langlebige Wirtschaftsgüter verzeichnete das Ministerium für Juni einen Rückgang von 9,4 %, nachdem vorläufig bereits ein Minus von 9,3 % gemeldet worden war. Angetrieben von erneuten Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed legten die Aktienkurse an der Wall Street zu. Laut dem FedWatch-Tool der CME liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September aktuell bei rund 94 %. Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Plus von 1,3 % bei 44.174 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 1,5 %, die technologielastigen Nasdaq-Indizes legten um bis zu 2,0 % zu.

Die Aktienmärkte in Asien haben ihre Erholung heute früh fortgesetzt und den zweiten Tag in Folge zugelegt. In Tokio verbuchte der Nikkei-Index ein Plus von 0,6 % auf 40.545 Punkte. Auch in China hellte sich die Stimmung auf: Der Shanghai Composite legte um 0,4 % zu, der Index der größten Unternehmen aus Shanghai und Shenzhen stieg um 0,3 %.

 

Kupfermarkt unter Druck - US-Zölle greifen nur begrenzt

Anfang Juli kündigte US-Präsident Donald Trump einen Zoll von 50% auf Kupferimporte ab 1. August an. Bereits im Vorfeld sorgte dies für starke Vorzieheffekte: Die US-Nachfrage nach Kupfer stieg, Lager wurden gefüllt, die Preise kletterten auf Rekordniveau, während sie international nachgaben. Mit der offiziellen Unterzeichnung der Zollverordnung folgte die Ernüchterung: Der 50%-Zoll betrifft lediglich Halbfertigprodukte wie Drähte und Rohre, die weniger als 10 % der US-Kupfernachfrage abdecken. Raffiniertes Kupfer, das etwa 50 % des Verbrauchs ausmacht, sowie Kupferkonzentrate bleiben außen vor. Prompt brachen die US-Kupferpreise an einem Tag um bis zu 22 % ein und sorgte für eine Preisangleichung zwischen der US-Börse Comex und der London Metal Exchange (LME). Kurzfristig bleibt der Druck bestehen, solange Vorratskäufe ausbleiben und Lagerbestände auf den Weltmarkt zurückfließen. Mittel- bis langfristig dürfte jedoch die wachsende globale Nachfrage, insbesondere durch Rechenzentren und Energiewende, dem Kupfermarkt Unterstützung geben. Gestern wurde eine Tonne Kupfer an der LME 87 USD höher bei 9.622 USD gehandelt.

 

Heute im Fokus

Heute um 9:55 Uhr standen die finalen Daten für den PMI Dienstleistungen im Juli auf der Agenda. Bereits in der Erstschätzung kletterte das Konjunkturbarometer von 49,7 im Juni auf 50,1 im Juli und markierte damit ein Vier Monats Hoch. Mit dem Sprung über die Schwelle von 50 Punkten signalisiert der Index, dass der Dienstleistungssektor die Schrumpfungsphase hinter sich gelassen hat und sich nun auf einen leichten Wachstumskurs begibt. Die Talsohle scheint damit durchschritten. Für den Euroraum wurde die Erstschätzung des entsprechenden Indikators (Veröffentlichung heute um 10:00 Uhr) mit 51,2 angegeben, was einem Anstieg von 0,7 Punkten gegenüber dem Juni-Wert entspricht. Aus den USA erwarten die Märkte um 14:30 Uhr die Veröffentlichung der Handelsbilanzdaten für Juni. Experten rechnen mit einer leichten Verringerung des Defizits auf rund -70 Mrd. USD. Um 16:00 Uhr folgt dann der ISM-Index für den Dienstleistungssektor im Juli. Nach einem Wert von 50,8 im Vormonat wird mit einem Anstieg auf 52 Punkte gerechnet.

04.08.2025
Zölle und Arbeitsmarkt belasten Aktienkurse

 

US-Arbeitsmarktbericht enttäuscht

Die globalen Finanzmärkte reagierten am Freitag empfindlich auf enttäuschende Arbeitsmarktdaten aus den USA und die jüngst verhängten Strafzölle Washingtons. Der S&P 500 büßte 1,6 % ein, während der DAX sogar um 2,7 % nachgab. Auch auf der Rentenseite zeigten sich deutliche Bewegungen: Die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen sank um über 20 Bp auf 3,70 %. Der Dollar verlor außerdem an Wert gegenüber dem Euro, der wieder deutlich über die Marke von 1,15 USD kletterte. Der jüngste Arbeitsmarktbericht offenbarte ernüchternde Zahlen: Im Juli wurden lediglich 73.000 neue Stellen geschaffen, erheblich weniger als erwartet. Zudem wurden die Beschäftigungszahlen der beiden Vormonate um insgesamt 258.000 nach unten korrigiert, wodurch sich der Eindruck einer sich eintrübenden Arbeitsmarktlage weiter verstärkte. Parallel dazu stieg die Arbeitslosenquote auf 4,2 %. Beobachter werten dies als klares Anzeichen für eine Abkühlung, die in erster Linie auf die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump zurückzuführen sein dürfte. Die jüngst verhängten Zölle - darunter 39 % auf Schweizer Produkte - belasten nicht nur den internationalen Handel, sondern zunehmend auch die heimische Wirtschaft. Die US-Notenbank Fed steht vor einer diffizilen Aufgabe. Während die schwachen Konjunkturdaten den geldpolitischen Tauben rund um Gouverneur Christopher Waller Auftrieb verleihen, bleibt die Inflation durch die Zollpolitik ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Die neuesten Arbeitsmarktzahlen dürften den Druck auf die Fed erhöhen, eine baldige Zinssenkung zu beschließen, gleichzeitig aber die Spannungen zwischen der Zentralbank und dem Weißen Haus weiter befeuern. Trump, der wiederholt einen Kurswechsel der Notenbank forderte, dürfte nach den schwachen Arbeitsmarktdaten kaum zu besänftigen sein.

 

Trump erhöht Druck auf die Fed

US-Präsident Donald Trump nutzt die jüngsten Entwicklungen, um seinen Einfluss auf die Zentralbank auszuweiten. Nachdem die Fed-Gouverneurin Adriana Kugler am Freitag überraschend ihren Rücktritt ankündigte, will Trump die Gelegenheit nutzen, einen Nachfolger zu ernennen, der einer expansiveren Geldpolitik zugeneigt ist. Zudem entließ Trump Erika McEntarfer, die Leiterin des Büros für Arbeitsmarktstatistiken, nur wenige Stunden nach Veröffentlichung der schwachen Arbeitsmarktdaten. Die Entlassung McEntarfers, deren Arbeit parteiübergreifend geschätzt wurde, stieß auf scharfe Kritik. Der ehemalige Leiter des Statistikamts, William Beach, bezeichnete die Entscheidung als "unhaltbar" und verteidigte die hohe Qualität der US-Arbeitsmarktzahlen. Der Schritt Trumps verstärkt jedoch zunehmend den Eindruck, dass unabhängig agierende Institutionen durch die politische Agenda des Weißen Hauses immer mehr unter Druck geraten.

 

Inflation im Euroraum stabil bei 2 %

Die Inflation im Euroraum blieb im Juli stabil bei 2 %, wobei die Kerninflation, die Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, leicht auf 2,3 % stieg. Ökonomen hatten zuvor mit einem Rückgang der Gesamtinflation auf 1,9 % gerechnet. Die EZB zeigte sich angesichts der weitgehend stabilen Zahlen abwartend. "Wir befinden uns an einem Punkt, an dem es klug ist, abzuwarten", sagte der irische Zentralbankchef Gabriel Makhlouf. Die LBBW rechnet mit einem finalen Lockerungsschritt der EZB im späteren Jahresverlauf, insbesondere wenn sich die Wachstumsbelastungen im Euroraum verstärken.

 

Märkte erwarten US-Zinssenkungen

Asiatische Aktien und US-Börsenfutures haben heute Morgen leicht zugelegt, gestützt durch Spekulationen über bevorstehende Zinssenkungen der US-Notenbank. Der MSCI Asia Pacific Index stieg um 0,1 %. Die Futures des S&P 500 und des Nasdaq 100 notierten 0,4 % höher.

01.08.2025
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

 

Zölle bremsen Börsen aus

Die Börsenbarometer S&P 500 und Nasdaq erreichten gestern zwischenzeitlich neue Allzeithochs - hauptsächlich aufgrund solider Gewinne großer Tech-Konzerne. Die Börsen in Europa konnten der Rekordjagd allerdings nicht folgen. Im Fokus standen uneinheitliche Konzernbilanzen sowie die weiteren Entwicklungen im globalen Zollstreit. Der DAX notierte letztendlich 0,8 % tiefer bei 24.065 Punkten. Der Euro Stoxx 50 rutschte um 1,4 % auf 5.320 Zähler ab. Zuvor hatten sie zeitweise um jeweils rund ein halbes Prozent zugelegt. In der Nacht auf heute sollte eigentlich die Frist für Verhandlungen im Handelsstreit enden. Doch US-Präsident Trump veröffentlichte heute Nacht neue Details, darunter eine Reihe neuer Zollsätze, die für rund 70 Länder neue Sätze von 15 % bis 40 % vorsehen und laut der Exekutivanordnung Trumps erst ab dem 7. August greifen. Auf den Kurstafeln der Börsen in Fernost stehen heute Morgen überwiegend negative Vorzeichen. Auch die vorbörsliche Indikation für den DAX lässt vorerst keinen grünen Start in den heutigen Tageshandel erwarten. Zum Monatsauftakt kommt hinzu, dass die DAX-Performance während der Sommerpausen der vergangenen 24 Jahre tendenziell negativ war. Für den August betrug die durchschnittliche Performance seit 2000 circa -1,7 %.

 

Wirtschaftsflaute erreicht den Ausbildungsmarkt

Nach zwei Jahren der Rezession befindet sich Deutschland im dritten Jahr der Wirtschaftsschwäche. Bereits seit 2023 spiegelt sich die konjunkturelle Flaute auch im Arbeitsmarkt wider. Die Zahl der Erwerbslosen legte im Juli deutlich um 65.000 auf 2,97 Mio. zu, wie die Bundesagentur für Arbeit gestern mitteilte. Gleichzeitig erhöhte sich die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 %. Neben der beginnenden Sommerpause sind die Unternehmen weiterhin tendenziell sehr zurückhaltend bei der Meldung neuer Stellen. Zudem erreicht die ausbleibende Erholung allmählich auch den Ausbildungsmarkt. So plant rund jedes vierte Unternehmen in diesem Jahr seine Ausbildungsplätze zu reduzieren. Dies zeigt eine gestern veröffentlichte DIHK-Umfrage, die auf Antworten von rund 15.000 Betrieben basiert. Nur 15 % planen mit einer Ausweitung und 59 % mit einer gleichbleibenden Zahl an Ausbildungsplätzen. Die aktuelle Situation führt langfristig zum Problem, dass der Mangel an Auszubildenden heute den Fachkräftemangel von morgen verstärkt.

 

US-Arbeitsmarkt im Fokus

Heute steht vorrangig der US-amerikanische Arbeitsmarkt auf der Agenda. Im Konsens rechnen die Prognostiker damit, dass die US-Wirtschaft im Juli gerade einmal 110.000 Stellen neu besetzt hat (Beschäftigungsveränderung ohne den Agrarsektor). Dies würde den niedrigsten Wert im laufenden Jahr markieren. Gleichzeitig könnte sich die Arbeitslosenquote im Juli leicht von 4,1 % auf 4,2 % erhöhen. Der US-Arbeitsmarkt präsentiert sich somit in Summe trotz zeitweiliger Schwächesignale widerstandsfähig. Aus volkswirtschaftlicher Sicht besteht für die US-Währungshüter somit kein Handlungsdruck, mit baldigen Zinssenkungen die Konjunktur zu stützen. Zudem dürfte sich die Stimmung in der US-Industrie im Juli aufgehellt haben. Prognosen der LBBW zufolge könnte der Einkaufsmanagerindex ISM den kontraktiven Bereich bei 49 Zählern verlassen und bei einem Juli-Stand von 52 Punkten in den expansiven Bereich bewegen.

vorherige Seite nächste Seite

Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

Anlegermagazin "Am Puls"

Unsere Experten setzen sich laufend mit Themen aus der Anlagewelt auseinander und stellen Ihnen alle drei Monate einen aktuellen Überblick sowie wichtige Informationen zu den Finanzmärkten zur Verfügung.

Jetzt online lesen