Publikationen

Hypo Börsenblick

20.09.2024
Mercedes-Gewinnwarnung nach DAX-Rekord

 

Verzögerter Jubel über den Jumbo Zinsschritt der US-Notenbank

50 Basispunkte! Der Jumbo-Zinsschritt der US-Notenbank am Mittwochabend löste nach anfänglichem Zögern kräftige Kurszuwächse an den Aktienmärkten aus. Sowohl der DAX als auch der S&P 500 erreichten neue Allzeithochs. Der DAX überwand nach einem Tagesplus von 1,6 % erstmals die Marke von 19.000 Punkten. Fed-Chef Powell ist es offenbar gelungen, die Märkte zu überzeugen. Der große Zinsschritt bedeutet demnach nicht, dass eine Rezession droht, die mit Vehemenz verhindert werden soll. In einem Rezessionsszenario wären herbe Kursverluste an den Aktienmärkten wohl nicht zu vermeiden. Die Lesart der Märkte nach den Powell-Kommentaren lautet viel mehr: Die US-Notenbank begegnet Schwächeanzeichen der US-Wirtschaft vorsorglich, ohne die Preisstabilität zu gefährden. Somit bleibt das „Soft-Landing“-Narrativ für die USA erst einmal gültig. Die Renditen von Staatsanleihen legten wie schon am Vortag zu.

 

Bank of Japan und Bank of England lassen Leitzinsen unverändert

Nach der Fed stehen standen gestern weitere Zinsentscheide auf der Agenda. Die Norges Bank, die Bank of England sowie die türkische Zentralbank ließen ihre jeweligen Leitzinsen wie erwartet unverändert. Heute früh gesellte sich die Bank of Japan hinzu. Sie beließ den Leitzins bei 0,25 %. Zwar sind die japanischen Währungshüter als einzige Ausreißer in den großen Währungsräumen grundsätzlich im Zinserhöhungs-Modus. Bis Dezember werden sie wohl nicht mehr an der Zinsschraube drehen. Sie haben kein Interesse daran, dass der Yen schnell weiter aufwertet, um der Konjunktur nicht zu schaden.

 

Negative Nachrichten aus dem Automobilsektor reißen nicht ab

Die Automobilverkäufe in Europa sind im August in Europa im Vergleich zum Vorjahr um 18,3 % eingebrochen. Dies teilte der Verband der europäischen Automobilhersteller gestern mit. Besonders schwach entwickelten sich die gesamten Absatzzahlen in den beiden größten Automobilmärkten Frankreich (-24,3 %) und Deutschland (-27,8 %). Vor allem die Nachfrage nach Elektroautos brach förmlich ein: 44 % weniger E-Autos wurden verkauft. Ihr Marktanteil reduzierte sich von 21 % auf 14,4 %. Nach Börsenschluss setzte sich der negative Newsflow fort: Mercedes-Benz reduzierte überraschend seine Gewinnziele. Nun erwartet der Stuttgarter Konzern eine Umsatzrendite im Pkw-Geschäft von 7,5 % bis 8,5 %, bislang war man von 10 % bis 11 % ausgegangen. Vor allem die hartnäckige Flaute auf dem chinesischen Markt belastet. Nach Volkswagen und BMW kriselt es nun auch beim dritten großen deutschen Autokonzern. Eine Fortsetzung der Rekordjagd beim DAX erscheint vor dem Hintergrund der schwachen Verfassung des bedeutenden Automobilsektors nur schwer vorstellbar. Die heutigen Indikationen deuten auf einen schwächeren Start in den Handelstag hin. Am Nachmittag werden neue Daten zum US-Verbrauchervertrauen veröffentlicht.

19.09.2024
Fed gibt Startschuss für Zinssenkungen

 

Startschuss für weitere geldpolitische Lockerungen

Die US-Notenbank ging gestern bei der wohlvorbereiteten Zinswende direkt in die Vollen. Die Fed beschloss, ihr Tagesgeldzielband um 50 Basispunkte auf 4,75 % - 5,00 % zu senken. Abgesehen von den Zinssenkungen während der Corona-Pandemie hat die Fed zuletzt 2008 während der weltweiten Finanzkrise die Zinsen um einen halben Punkt gesenkt. Die fortschreitende Abkühlung am Arbeitsmarkt – die inzwischen mindestens so stark gewichtet wird wie die noch immer erhöhte Inflation – dürfte hierfür den Ausschlag gegeben haben. Die Risiken für Beschäftigung und Inflation seien "im Gleichgewicht". Die Fed signalisiert mittels ihrer Leitzinsprojektionen weitere Zinssenkungen um insgesamt 50 Basispunkte bis Ende 2024 sowie insgesamt 100 Bp für das Jahr 2025. In direkter Reaktion auf die Zinssenkung gaben der Dollarindex und die US-Anleiherenditen nach, zogen danach aber wieder deutlich an. Gleichzeitig legten die drei großen US-Indizes, die zuvor auf der Stelle getreten hatten, deutlich zu. Am Ende des Tages verpuffte jedoch die Zinswende an den Aktienmärkten. Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq gingen mit Verlusten aus dem Handel. Die asiatischen Aktienmärkte verlaufen heute Morgen überwiegend freundlich. Die vorbörsliche DAX-Indikation liegt ebenfalls im grünen Bereich.

 

US-Wohnbaugeschäft läuft

Im Gegensatz zum hiesigen Markt läuft das Wohnbaugeschäft in den USA sehr solide und lieferte vor dem Fed-Zinsentscheid positive Nachrichten. Auf das Jahr hochgerechnet stieg die Zahl der neu begonnenen Projekte im August um fast 10 % auf rund 1,36 Mio., nach 1,24 Mio. im Juli, wie das US-Handelsministerium mitteilte. Gleichzeitig legte die Zahl der Baugenehmigungen – ein Frühindikator für das künftige Baugeschehen – um rund 5 % auf annualisiert 1,48 Mio. zu.

 

Andere Notenbanken halten Füße still

Nach der Fed stehen heute weitere Zinsentscheide auf der Agenda. Die Norges Bank, die Bank of England sowie die türkische Zentralbank dürften nach Meinung der LBBW jedoch nichts an ihren Leitzinsen verändern. Damit blieben die jeweiligen Schlüsselsätze bei jeweils 4,5 %, 5 % sowie 50 %.

18.09.2024
Zähes Warten auf den Zinsentscheid der Fed

 

US-Daten überraschen positiv

Die Finanzmärkte zeigten sich gestern nur mäßig bewegt. Die Aktienindizes kletterten etwas weiter empor. Die Staatsanleiherenditen stiegen ebenfalls leicht an. Angeschoben wurden sie von guten Konjunkturdaten aus den USA. So übertrafen die für August vermeldeten Einzelhandelsumsätze die Analystenerwartungen. Auch die Industrieproduktion lief im vergangenen Monat besser als vermutet und glich den Rücksetzer des Vormonats fast aus. Die Daten nährten damit Hoffnungen der Marktakteure, dass der US-Wirtschaft eine sanfte Landung gelingt.

 

ZEW-Index enttäuscht

Die monatliche Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt, dass die Hoffnung der befragten Analysten und Volkswirte auf eine Konjunkturbelebung in Deutschland und dem Euroraum jüngst weiter nachgelassen hat. Für Deutschland sank das Stimmungsbarometer im September von 19,2 auf 3,6 Punkte – dem niedrigsten Stand seit fast einem Jahr.

 

Fed vor Leitzinssenkung

Der Datenkalender hält heute keine hochkarätigen Meldungen vor, außer dem Zinsentscheid der US-Notenbank um 20:00 Uhr MESZ. Kaum jemand zweifelt daran, dass der Offenmarktauschuss der Federal Reserve heute eine Zinssenkung beschließen wird. Die große Frage ist, ob er das obere Ende des Leitzinsbandes von 5,50 % auf 5,25 % oder sogar auf 5,00 % herunternimmt. Die LBBW bleibt bei der Prognose einer Zinssenkung um lediglich 25 Basispunkte. Das ist auch die Erwartung der überwältigenden Mehrheit der von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten. Die Entscheidung dürfte dennoch auf des Messers Schneide stehen. Die Zinssätze an den Geldmärkten deuten darauf hin, dass die dortigen Händler die Wahrscheinlichkeiten minimal zugunsten einer großen Zinssenkung taxieren. Für Spannung ist also gesorgt – nicht nur hinsichtlich der Größe des Zinsschritts, sondern auch hinsichtlich der Hinweise der Notenbank auf den weiteren Leitzinspfad.

17.09.2024
Paukenschlag im Staat New York

 

Tropensturm legte Shanghai lahm

Der Taifun, welcher am gestrigen Morgen Shanghai traf, war der stärkste aller elf Tropenstürme, welche die Finanz- und Wirtschaftsmetropole in den vergangenen 75 Jahren heimsuchte. Der Taifun kam dabei zur Unzeit. Um die Konsumfreude der Chinesen ist es zuletzt nicht allzu gut bestellt. Dies dürfte u.a. auch an der schon seit längerem andauernden Immobilienkrise liegen. Nun gab es jedoch Hoffnung auf - zumindest temporäre - Besserung. Während der Mondfest-Feiertage verreisen nämlich typischerweise Abermillionen von Chinesen. Weil jedoch auch die angrenzenden Küstenprovinzen Zhejiang und Jiangsu von den Folgen des Taifuns betroffen sind, hagelte es nun jedoch Stornierungen.

 

Apple tut sich in China wohl schwer

In China werden die KI-Funktionen für das neue iPhone 16 erst im Laufe des kommenden Jahres zur Verfügung stehen. Dies dürfte sich zusätzlich negativ auf den iPhone-Absatz im Reich der Mitte auswirken. Apples Umsatz war dort jüngst ohnehin schon geschrumpft. Und dies, obwohl Apple in China zuletzt Rabatte von umgerechnet bis zu 300 US-Dollar gewährte, was für das Unternehmen aus Cupertino ansonsten eigentlich ein Tabu ist. Trotzdem gehört das iPhone dort nicht einmal mehr zu den fünf meistverkauften Geräten. Nun droht mit dem neuesten Modell von Huawei, Mate XT, in welchem die KI-Funktionen schon integriert sind, weitere Konkurrenz.

 

Paukenschlag im Staat New York

Was war das? Der Empire State Manufacturing Index, welcher die wirtschaftliche Einschätzung der 200 wichtigsten produzierenden Unternehmen im US-Bundesstaat New York zu messen versucht, überraschte gestern mehr als positiv. Im August hatte dieser bei -4,7 Punkten gelegen. Für September war im Konsens zwar eine leichte Verbesserung auf -4,0 Zähler erwartet worden. Ein negativer Indexwert hätte jedoch weiterhin bedeutet, dass die Unternehmen von einer konjunkturellen Eintrübung ausgehen. Der nun tatsächlich erfolgte Sprung auf +11,5 Punkte kommt daher völlig aus dem Nichts und deshalb einem Paukenschlag gleich.

 

Heute im Fokus

Mit Ausnahme des ZEW-Index betreffen die heute zur Veröffentlichung anstehenden Makrodaten allesamt die Vereinigten Staaten: Für die dortigen Einzelhandelsumsätze, welche im Juli gegenüber Juni noch um 1,0 % wuchsen, wird im Konsens nun ein Minus von 0,2 % erwartet. Im Gegenzug prognostizieren die Bankvolkswirte nach einem Rückgang der US-Industrieproduktion um 0,6 % im Juli nun jedoch wieder eine leichte Erholung um 0,2 %, was sich wohl auch positiv bei der Kapazitätsauslastung niederschlagen dürfte. Besonders gespannt dürften die Anleger zudem auf den NAHB-Index sein. Der wichtigste Frühindikator zur US-Bautätigkeit war von ohnehin niedrigem Niveau zuletzt nämlich vier Monate gesunken. Die rückläufigen US-Zinsen könnten nun jedoch für einen wieder höheren Wert gesorgt haben.

16.09.2024
Start in die Woche der US-Leitzinswende

Gemischte Zahlen da und dort

Die von der Uni Michigan erhobenen und am Freitag veröffentlichten vorläufigen Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen im September fielen mit 69,0 Zählern nicht nur besser aus als im August (67,9), sondern übertrafen dabei auch die Konsenserwartungen leicht (68,5). Die verbesserte Stimmung könnte dabei auf die zuletzt wieder deutlich gesunkenen Spritpreise zurückzuführen sein. Die im Laufe des Wochenendes veröffentlichten August-Zahlen zum chinesischen Einzelhandel enttäuschten hingegen. Hatten diese im Juni noch um 2,7 % YoY zugelegt, sank das Wachstum nun auf nur noch 2,1 % YoY und fiel damit deutlich schwächer aus als im Konsens (2,5 % YoY) erwartet. Völlig überraschend kommt der Rückgang jedoch nicht: Schließlich zeigt sich die chinesische Wirtschaft schon seit längerer Zeit zweigeteilt. Während das Geschäft mit dem Ausland zwar noch läuft, sich jedoch zunehmendem Gegenwind ausgesetzt sieht, fällt die Inlandsnachfrage schon länger schwach aus.

 

Fed-Sitzung als Wochenhöhepunkt

Die heute begonnene Woche hält mehrere weitere wichtige Makrozahlen oder -ereignisse parat. Für morgen stehen die Zahlen zu den US-Einzelhandelsumsätzen sowie zur dortigen Industrieproduktion und zur Kapazitätsauslastung - jeweils für August - auf der Agenda. Mit dem NAHB-Index - dem wichtigsten Frühindikator für die Bautätigkeit in den USA - startet morgen zudem die neue Zahlenrunde zur Verfassung des US-Immobilienmarkts. Am Mittwoch stehen hierzu die Zahlen zu den Baugenehmigungen sowie zu den Neubaubeginnen, und am Donnerstag zu den Verkäufen bestehender Häuser - durchgängig für August - zur Veröffentlichung an. Kom-plettiert wird das Datenset allerdings erst mit den dann noch ausstehenden Zahlen zu den Neubauverkäufen, den schwebenden Hausverkäufen sowie dem S&P/Case-Shiller Hauspreisindex. Für Donnerstag stehen zudem die Zahlen zur US-Leistungsbilanz im 2. Quartal 2024 sowie der Index der Philadelphia Fed auf dem Terminkalender. Die Makrowoche endet am Freitag mit den Zahlen zu den japanischen Verbraucher- und den heimischen Produzentenpreisen im August sowie dem vorläufigen Wert für das Verbrauchervertrauen in der EWU im September. Das mit Abstand wichtigste Ereignis dieser Woche ist jedoch die Fed-Sitzung am Mittwoch, verbunden mit der Frage, ob die US-Währungshüter die Leitzinswende mit einem kleinen Senkungsschritt um 25 Basispunkte starten, oder ob es gleich 50 Zähler-Wumms wird. Neben der US-Notenbank tagen zudem auch die Bank of England sowie die Bank of Japan am Donnerstag bzw. am Freitag.

 

Mögliches Trump-Attentat vereitelt

Beamte des Secret Service eröffneten gestern das Feuer in Richtung eines bewaffneten Mannes, welcher sich am Rande von Trumps Golfplatz in Florida im Gebüsch versteckt hielt, als Trump dort gerade spielte. Er soll über ein Sturmgewehr mit Zielfernrohr und Kamera verfügt haben.

13.09.2024
EZB hält Wort, Ausblick bleibt vage

 

Zweite Zinssenkung der EZB

Die EZB hat gestern beschlossen ihren Einlagesatz erneut um 25 Basispunkte zu senken auf nun 3,50 %. Der Hauptrefisatz wurde sogar um 60 Basispunkte von 4,25% auf 3,65% gesenkt. Die dadurch erzielte Verringerung des Zinsabstandes zwischen Hauptrefi- und Einlagesatz war bereits im Frühjahr von der EZB angekündigt worden. Sie ist als technische Maßnahme zu betrachten, da sich die Geldmarktsätze seit geraumer Zeit ohnehin am Einlagesatz orientieren. Die gestrige Zinssenkung der EZB um 25 Bp. war auch in dieser Höhe erwartet worden und ist durch die Daten der letzten Monate – weniger Inflation, schwächere Konjunktur – gerechtfertigt. Was den Ausblick angeht, blieb EZB-Präsidentin Christine Lagarde indes vage. Die Projektionen der Volkswirte des EZB-Stabes zu Headline-Inflation und BIP geben keinen wirklichen Hinweis, da sie nahezu unverändert blieben. Lediglich die BIP-Projektionen für das laufende und das kommende Jahr wurden um je 0,1 Prozentpunkte auf 0,8 % bzw. 1,3 % gesenkt. Die Risiken für die Inflation dürften ausgeglichen sein. Das spricht insgesamt für ein langsames Vorgehen der EZB. Sie könnte zudem eine längere Pause einlegen, falls die Inflationsrisiken wieder aufflackern. Die LBBW erwartet die nächste Zinssenkung der EZB im Dezember, dann um weitere 25 Basispunkte einheitlich über alle Leitzinssätze. Im kommenden Jahr dürfte es ähnlich laufen. Der Markt wird sich in Geduld üben müssen. 

 

US-Produzentenpreise etwas höher

Die US-Zahlen vermochten die Märkte gestern kaum zu inspirieren. Die Erzeugerpreise für August lagen mit +0,2 % M/M zwar leicht über Erwartungen. Dafür wurde aber der Juli-Wert von +0,1 % M/M auf 0,0 % revidiert. Diese Zahlen dürften für den kommende Woche anstehende Zinsentscheid der US-Notenbank nur noch eine geringe Bedeutung haben.

 

Zum Wochenschluss melden sich die Ratingagenturen

Der heutige Freitag bietet Daten zur Industrieproduktion im Euroraum für Juli. Die von Reuters befragten Volkswirte erwarten einen Rückgang um 0,5 % im Monatsvergleich. In den USA werden die vorläufigen Zahlen für das Verbrauchervertrauen („Uni Michigan Sentiment“) veröffentlicht. Die Konsenserwartung sieht einen Anstieg von 67,8 auf 68,5 vor. Den Abschluss bilden heute Abend die Einschätzungen zweier Ratingagenturen zu den Ratings von Deutschland, Spanien und Griechenland.

12.09.2024
Warten auf die EZB

 

Heute zweite EZB Zinssenkung

Die Mehrzahl der öffentlichen Kommentare der Euro Währungshüter in der jüngeren Vergangenheit Zeit spricht dafür, dass die EZB heute um 14:15 Uhr ihre insgesamt zweite Zinssenkung in diesem Jahr verkündet. Der für August gemeldete deutliche Rückgang der EWU-Inflation auf 2,2 % dürfte verbliebene Zweifel beseitigt haben, dass ein solcher Schritt angemessen ist. Die Hartnäckigkeit der Inflation im Dienstleistungssektor ist allerdings ungebrochen. Die Teuerung in diesem Sektor zog im August sogar auf den höchsten Wert seit Oktober 2023 an. Vor diesem Hintergrund erscheint es geradezu zwingend, dass EZB Chefin Lagarde den Spekulationen der Finanzmarktteilnehmer auf eine beschleunigte Folge weiterer geldpolitischer Lockerungsschritte entgegentritt. Die Terminsätze am EUR-Geldmarkt implizieren derzeit eine Wahrscheinlichkeit von rund 50 %, dass die EZB auf jeder der beiden Sitzungen, welche noch bis Ende des Jahres folgen, jeweils eine Zinssenkung um 25 Bp. beschließt. Angesichts der Tatsache, dass die EWU-Inflation im Herbst aller Voraussicht nach wieder ein Stück weit anziehen dürfte, haltet die LBBW das Ausmaß dieser Zinssenkungsspekulation für klar überzogen.

 

Brent fast auf Dreijahrestief

Brent-Öl ist in dieser Woche zum ersten Mal seit Dezember 2021 wieder unter die Marke von 70 USD gefallen. Auslöser dafür war die Kürzung der Prognose der weltweiten Ölnachfrage für 2024 und 2025 durch die OPEC. Auf der Angebotsseite gibt es aktuell jedoch eine ganze Reihe von Einschränkungen. So hat die OPEC+ die für Oktober geplanten Fördererhöhungen bis auf weiteres verschoben. Die libyschen Ölexporte sind in der letzten Woche wegen politischer Spannungen um über 80 % auf nur noch knapp 0,2 mbpd eingebrochen. Und schließlich legt Hurrikan Francine momentan etwa ein Viertel der US-Ölförderung im Golf von Mexiko lahm. Die LBBW rechnet daher unverändert mit einer Erholung des Ölpreises. Zum Jahresende dürfte Brent wieder bei 80 USD notieren.

 

Dow Jones Index schafft Intraday-Reversal

Enttäuschende Inflationsdaten hatten den US-Handel gestern zunächst stark belastet. Dann griffen die Anleger aber einmal mehr bei den Technologiewerten zu. Der Dow Jones Index legte von seinem Tiefststand eine Rally von 750 Punkten hin und schloss schließlich doch mit 0,3 % im Plus. Das war immerhin das größte Intraday-Reversal seit rund zwei Jahren. Positive Vorgaben von der Wall Street und ein schwächerer Yen gaben dann auch den asiatischen Märkten Auftrieb. In Tokio stieg der Nikkei-Index um rund 3 %. Auch in Asien zählten die Technologiewerte zu den größten Gewinnern.

10.09.2024
Schlagabtausch zwischen Harris und Trump

 

Erste Anzeichen der Stabilisierung

Noch vor genau einer Woche hatte der DAX die 19.000er-Marke im Blick. Die schnelle Kehrtwende nach unten zeigte unterdessen, dass die Affinität zu Aktien nachgelassen hat. Die europäischen Aktienmärkte konnten sich zum Wochenstart jedoch wieder stabilisieren. Nach den zuletzt hochgekochten US-Konjunktursorgen konnte der DAX in der Spitze rund ein Prozent auf bis zu 18.484 Punkte zulegen. Auch der Euro Stoxx 50 schaffte es gestern im Hoch um gut ein Prozent auf bis zu 4.797 Zähler. Nach den jüngsten Arbeitsmarktdaten waren die Fragezeichen bezüglich der Lage der US-Wirtschaft und die zu erwartende Zinssenkung der Fed in der kommenden Woche groß. Während die US-Anleger gestern ihre Konjunktursorgen bereits zur Seite schoben, deckeln sie aktuell die Kursentwicklungen an den asiatischen Börsen. In China bleibt zudem die Stimmung angesichts der anhaltenden Sorgen um die schwächelnde chinesische Wirtschaft gedämpft. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen, der CSI 300, fiel um 0,5 % und erreicht mit 3.176 Punkten ein 5-Jahrestief.

 

Euroraum-Wirtschaft unter Druck

Deutschland bleibt das wirtschaftliche Sorgenkind im Hinblick auf die gesamte Euroraum-Konjunktur. Das Sentix-Barometer, eine monatliche Befragung unter rund 1.000 Investoren, zeigt für Deutschland den dritten Monat in Folge gen Süden und markierte mit minus 34,7 Zählern den niedrigsten Wert seit Oktober 2022. Die Lagebewertung sank auf den tiefsten Stand seit Juni 2020 und verzeichnete mit minus 48 Punkten einen laut Sentix selten erreichten Rezessionswert. Genauso schlimm sei es, dass selbst auf diesem niedrigen Stand die Erwartungswerte ebenso auf minus 20,3 Punkte gesunken sind. Das entsprechende Barometer für den Euroraum sank ebenfalls den dritten Monat in Folge und fiel um 1,5 Zähler auf minus 15,4 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert seit Januar. Damit stünde der Euroraum laut Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner weiter an der Schwelle zur Rezession.

 

Duell der Gegensätze

In der Nacht zum Mittwoch (3 Uhr dt. Zeit) treffen Kamala Harris und Donald Trump im TV-Duell in Philadelphia im Swing State Pennsylvania aufeinander. Kurz vor dem mit Spannung erwarteten TV-Duell lieferten sich die beiden US-Präsidentschaftskandidaten in Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der RealClearPolitics-Durchschnitt einer Vielzahl von Umfragen zeigte zuletzt an, dass die Unterstützung für Trump bei 47,2 % lag, Harris kam auf 48,4 %. In einer von der New York Times in Auftrag gegebenen Umfrage unter wahrscheinlichen Wählern lag Trump kurz vor dem Duell bei 48 % und Harris bei 47 %. Beide Kandidaten werden versuchen, die noch unentschiedenen Wähler zu erreichen. Bei Harris besteht noch Erklärungsbedarf was ihre politischen Pläne anbelangt. Viele Wähler wissen noch nicht genau, was sie von ihr inhaltlich zu erwarten haben. Für Trump wird es unter anderem darum gehen, mit einem besonnenen Auftritt skeptische Wähler davon zu überzeugen, dass er das Format für den Präsidentenjob hat, den er vor vier Jahren an Biden verlor. In den nun auf das TV-Duell folgenden Umfragen sollte sich zeigen, ob die Unterstützung für Harris weiter ins Stocken geraten könnte oder ob der Hype um sie nach dem Einstieg ins Rennen weiter geht. Seit Mitte August stagnieren ihre Umfragewerte um die 48 %.

09.09.2024
US-Arbeitsmarkt bewegt die Märkte

 

US-Stellen unter Erwartungen

Laut dem mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag hat die US-Wirtschaft im August zwar 142.000 neue Stellen geschaffen. Der Stellenzuwachs lag allerdings unter den Konsens-Erwartungen (laut Bloomberg 165.000). Hinzu kamen heftige Nettoabwärtsrevisionen von fast 90.00 für die beiden Vormonate. Damit gibt nach LBBW Einschätzung nun keine Zweifel mehr, dass die Fed am 18. September die Leitzinswende einleiten wird. Es ist jedoch mit einer intensiven Debatte im entsprechenden Gremium (FOMC) über die Höhe der Zinssenkung zu rechnen: Reicht eine Senkung um 25 Basispunkte aus, um der Eintrübung der Arbeitsmarktlage gerecht zu werden? Oder sind gleich 50 Bp. nötig, um ein klares Signal zu senden? Den finalen Ausschlag über die Größe des Zinsschritts könnten nun weitere Daten geben, welche bis zum 18. September noch veröffentlicht werden, vor allem die Inflationsdaten und die Einzelhandelsumsätze für August.

 

Renditen sinken deutlich

Die stärker als erwartete Abkühlung des US-Arbeitsmarktes führte zum Wochenschluss zu deutlichen Verlusten an den Aktienmärkten, sowohl in den USA als auch in Europa. Die Sorgen um die Entwicklung der US-Wirtschaft übertrafen die Aussicht auf sinkende Leitzinsen. Durch eine Umschichtung in Staatsanleihen sanken vor allem die kurzfristigeren Renditen am Freitag deutlich. Zweijährige US-Treasuries und Bundesanleihen steuerten auf ihre Jahrestiefs zu.

 

Leicht schwächere Daten aus Asien

Zum Wochenstart wurden heute am frühen Morgen in Asien bereits neue Daten veröffentlicht: Im August stiegen die chinesischen Verbraucherpreise um 0,6 % gegenüber dem Vorjahresmonat und damit leicht schwächer als erwartet (+0,7 %). In Japan wurde das finale BIP-Wachstum für das zweite Quartal 2024 von ursprünglich +0,8 % leicht nach unten revidiert auf +0,7 %. Die Aktienmärkte in Asien schlossen ebenfalls deutlich im Minus, wobei sie sich von ihren zwischenzeitlichen Tagestiefs etwas erholten. Die europäischen Aktienfutures deuten für den Tagesstart ebenfalls eine leichte Erholung nach den Verlusten vom Freitag an.

 

Spannende Termine diese Woche

Nach den bereits veröffentlichten Daten aus Asien stehen heute nur wenige Makrodaten im Kalender. Für den Euroraum gibt es zum Sentix Investorvertrauen den September-Wert, der weiterhin negativ erwartet wird (im August waren es - 13,9 Punkte). Und für Deutschland erscheinen noch die Einzelhandelsumsätze vom Mai. Weitaus spannender wird es diese Woche in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, wenn Kamala Harris und Donald Trump im TV-Duell aufeinandertreffen. Je nach Verlauf könnte dies dem Rennen um die US-Präsidentschaft neue Impulse geben. Am Mittwoch wird dann die Entwicklung der US-Konsumentenpreise vom August veröffentlicht. Und am Donnerstag erwartet das LBBW Research für den Zinsentscheid der EZB, dass die Notenbank ihren Einlagesatz (aktuell 3,75 %) nochmals um 25 Basispunkte senken wird.

 

 

06.09.2024
Warten auf den US-Arbeitsmarkt

 

Schleppender Konsum in Japan

Die japanischen Verbraucher haben sich angesichts steigender Preise auch im Juli mit Ausgaben zurückgehalten. Die privaten Konsumausgaben stiegen im Juli im Jahresvergleich nur um 0,1 %, wie aus Regierungsdaten hervorgeht. Das lag deutlich unter den Markterwartungen von 1,2 %. Saisonbereinigt und im Vergleich zum Vormonat gingen die Ausgaben sogar um 1,7 % zurück. Während die Verbraucher zwar mehr für Fernseher und Reisen ausgaben, schränkten sie ihre Ausgaben für Lebensmittel wegen der gestiegenen Preise ein.

 

Brent auf Jahrestief

Brent-Öl ist in dieser Woche mit etwas mehr als 72 USD auf ein neues Jahrestief gefallen. Auslöser dafür waren einmal mehr schlechte Konjunkturdaten aus China und den USA. Bei der OPEC+ haben die niedrigen Ölpreise zuletzt für Diskussionen gesorgt. Damit dürfte die geplante Erhöhung des Outputs im Oktober um 180.000 bpd vorerst wohl verschoben werden. Allerdings ist die Produktion in Libyen aufgrund politischer Spannungen zuletzt drastisch gefallen. Vom 20.7. bis zum 28.8. brach die Förderung um 689.000 bpd ein. Gerade die Probleme auf der Angebotsseite dürften in den kommenden Monaten weiter für eine relative Knappheit am Ölmarkt sorgen. Und auch die Nachfrage könnte demnächst wieder etwas positiver gesehen werden. Denn die anstehenden Zinssenkungen in den USA sollten der Konjunktur wieder etwas Rückenwind bringen. 

 

US-Arbeitsmarkt im Fokus der Fed

Heute wird um 14:30 Uhr der US-Arbeitsmarktbericht für August veröffentlicht. Die Beschäftigungskomponenten regionaler US-Frühindikatoren geben einen dezidierten Hinweis auf eine weitere Eintrübung der Beschäftigungslage. Nach dieser Maßgabe dürfte der Jobzuwachs in der US-Privatwirtschaft im August deutlich unterhalb von 100.000 liegen. Auf der anderen Seite lässt eine Stabilisierung der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, verglichen mit dem Juli-Niveau, auf eine ähnliche Stellendynamik wie im vergangenen Monat schließen. Die jüngste Verbraucherumfrage des Conference Boards gibt gleichfalls keinen Hinweis auf eine Verschlechterung der Arbeitsmarktlage. Da im Juli der Stellenaufbau im öffentlichen Sektor unterdurchschnittlich war, könnte ein Kompensationseffekt im August das Gesamtbild der US-Arbeitsmarktentwicklung etwas aufhellen. In der Summe wird der Arbeitsmarktbericht der Fed voraussichtlich keine hinreichende Grundlage für einen großen Senkungsschritt liefern. Das LBBW Research geht davon aus, dass die Fed ihr Tageszielband auf den drei verbleibenden Sitzungen des laufenden Jahres jeweils um 25 Bp. senken wird.

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Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

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