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Hypo Börsenblick

26.07.2024
Die Jugend der Welt trifft sich in Paris

Gestern Vormittag gab es den nächsten Tiefschlag für die deutsche Wirtschaft: Das Geschäftsklima des Münchener ifo Instituts sackte von 88,6 auf 87,0 Punkte. Die Erwartungskomponente fiel dabei noch stärker zurück als die Lageeinschätzung. Diesen Einbruch kann nur als Desaster gewerteet werden. An eine ausgedehnte Stagnation hatten wir uns ja schon fast gewöhnt. Aber jetzt sieht es so aus, als hätte die Wirtschaft schon wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Nach einem guten Jahresbeginn und dem allenfalls mäßigen zweiten Quartal droht der Wirtschaft ein Minus-Sommer. Der deutsche Aktienmarkt war ohnehin schon schwach gestartet, holte aber im Handelsverlauf den Großteil der Verluste wieder auf. Es blieb ein Minus von 0,5 % auf 18.299 Punkte. Stützend wirkte die positive Tendenz der Wall Street bis zum europäischen Handelsschluss. Allerdings rutschten die Kurse im späten New Yorker Handel noch ins Minus. Der S&P 500 verlor 0,5 % auf 5.399 Punkte, der Nasdaq-Index sogar 0,9 %. Umsatzspitzenreiter war wieder einmal Nvidia, bei denen die Abgaben überwogen. Die KI-Phantasie könnte in der Tat ihren Zenit überschritten haben. Neueren Einschätzungen zu Folge holt Chinas Industrie auf diesem Feld deutlich schneller auf als bislang erwartet. In der kommenden Woche werden die Berichte der führenden IT-Werte zeigen, ob sich die hoch gesteckten Markterwartungen erfüllen lassen. Interessanterweise konnte der IT-Dinosaurier IBM gestern gut 4% zulegen. Hier half ein starkes Softwaregeschäft. Abseits der Hochtechnologie brachen gestern Ford Motors nach schwachen Zahlen um 18 % ein. Die hohen Kosten für die Umstellung auf Elektromobilität reißen tiefe Löcher in die Bilanz.  Einen 8%igen Kursschub erlebte der Rüstungskonzern Raytheon dank eines Auftragsbooms für Flugzeugtriebwerke und Patriot-Systemen.

In einer elfminütigen Fernsehansprache begründete US-Präsident Biden am Donnerstagabend seinen Rückzug aus dem Wahlrennen mit dem Zurücktreten persönlicher Ambitionen hinter die Staatsraison. Diese Entscheidung begrüßen 87 % der Amerikaner, so viel Einigkeit war nie im politisch gespaltenen Land. Die neueste Umfrage der New York Times zeigt zudem, dass die neue Kandidatin Kamala Harris den Vorsprung Donald Trumps im Präsidentschaftsrennen nahezu wettgemacht hat. Und sie fördert interessante Details zu Tage: Das Bild, das sich die Amerikaner von seiner derzeitigen Vizepräsidentin machen, hat sich deutlich verbessert. Punkten kann sie vor allem bei jungen und hispanischen Wählern, während sie bei Rentnern weniger beliebt ist. Gut informierte Kreise erwarten, dass auch Ex-Präsident Barack Obama in Kürze die Kandidatur der Vizepräsidentin unterstützen wird. Die Mehrzahl der Parteitagsdelegierten hat sie offenbar bereits hinter sich vereint. Offen bleibt die Frage, wen sie als Vizepräsidentschafts-Kandidaten berufen wird. Und Donald Trump? Ihm wurde fürs Erste die Show gestohlen.

Im zweiten Quartal stieg das US-BIP mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,8 % zur Vorperiode an. Das lag weit oberhalb unserer Erwartungen. Hauptwachstumsträger war wie so oft der persönliche Verbrauch, der mit einer Jahresrate von 2,3 % zulegte und somit rechnerisch 1,6 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum beitrug. Auch wenn man berücksichtigt, dass der Lageraufbau 0,8 Prozentpunkte zum Wachstum beisteuerte, bleibt die BIP-Veröffentlichung in der Gesamtschau eine positive Überraschung. Die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft beeindruckt einmal mehr. Dessen ungeachtet haltet die LBBW an ihrer Prognose fest, dass die US-Notenbank im September ihre Leitzinswende einläuten wird. Die nächste wichtige Indikation wird heute Nachmittag der PCE Deflator geben, die von der Fed besonders beachtete Preisentwicklung des privaten Konsums. Das LBBW Research erwartet ein Absinken von 2,6 % auf 2,4 %, was diese Sicht unterstützen würde. Anschließend eröffnet ein Defilee auf der Seine die Olympiade von Paris.

25.07.2024
US-Aktien geben kräftig nach

Die Hausse an den Aktienmärkten seit Ende 2022 war geprägt von den "Glorreichen Sieben" unter der Führung des KI-Chipherstellers Nvidia. Die Nvidia-Aktie verzeichnete im ersten Halbjahr fast 150 % Kursgewinne und war damit für über 4 Prozentpunkte der Performance des S&P 500 verantwortlich. Seit Mitte Juli geriet die Hausse der großen Wachstumstitel ins Stocken. Gestern gab es nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen einen weiteren Dämpfer: Der S&P 500 gab um 2,3 % nach, und der Nasdaq-Index um 3,6 %. Das Angstbarometer VIX legte auf 18,5 % zu, den höchsten Stand seit Ende April.

Schlusslicht unter den sieben großen Titeln mit KI-Fantasie war schon zu Jahresbeginn Tesla, weshalb sie in der Börsenberichterstattung seit geraumer Zeit außen vor blieben, nach dem Motto: Da waren´s nur noch sechs. Am Montag nach Börsenschluss legte der Elektroautobauer seine Zahlen zum ersten Quartal vor und enttäuschte einmal mehr die Anleger: Die Margen schrumpften auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren, der Markt für E-Autos wird umkämpfter, der Musk-Mythos verblasst. Die Aktie gab gestern um 12 % nach. Die Titel der Google-Mutter Alphabet büßten nach der Zahlenvorlage um über 5 % ein. Hier suchten die Anleger offenbar das Haar in der Suppe: Umsätze (+14 %) und Gewinn (+29 %) legten im zweiten Quartal stärker zu als erwartet.

Die konjunkturelle Erholung im Euroraum ist im Juli wieder ins Stocken geraten, wie der gestern veröffentlichte HCOB/S&P Global Einkaufsmanagerindex zeigt. Der vorläufige Index gab von 50,9 auf 50,1 Punkte nach und liegt damit nur noch marginal über der 50-Punkte-Marke, die Wachstum von Kontraktion trennt. Dabei gab der Index für den Dienstleistungssektor von 52,8 auf 51,9 Punkte nach. Das Pendant für das verarbeitende Gewerbe fiel von 45,8 auf 45,6 Punkte zurück, den niedrigsten Stand seit sieben Monaten. Noch schwächer fielen die Daten für Deutschland aus: Der Gesamtindex gab von 50,4 Punkten auf 48,7 Punkte nach, der Dienstleistungssektor gab von 53,1 auf 52,0 Punkte nach, und das verarbeitende Gewerbe war von 43,5 auf 42,6 Punkte rückläufig. Daher sollte auch ein Rückgang des heute Vormittag avisierten ifo-Geschäftsklimas nicht überraschen. Nach drei Anstiegen in Folge stagnierte der Gesamtindex im Juni.

24.07.2024
Bank of Canada dürfte heute nachlegen

Die Inflationsrate in Kanada ist von 2,9 % im Mai 2024 auf 2,7 % im Juni 2024 gefallen. Damit liegt die Teuerungsrate im von 1 % bis 3 % reichenden Zielband der Bank of Canada (BoC). Da zudem das kanadische Wirtschaftswachstum nachgelassen hat, erwarten die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte mit großer Mehrheit, dass die kanadischen Währungshüter auf ihrer heutigen Gremiensitzung eine Senkung ihres Leitzinses um einen Viertelprozentpunkt auf 4,50 % beschließen werden. Die US-Notenbank wird hingegen nach LBBW Prognose ihren Kollegen aus Ottawa erst im September mir einer Lockerung der Geldpolitik folgen, obgleich auch in den Vereinigten Staaten die Inflationsentwicklung Argumente für eine frühere Leitzinssenkung liefert.

 

Der von der Federal Reserve Bank of Richmond erhobene Index für die Stimmung der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in ihrem Distrikt ist von -10 Punkten im Juni auf -17 Punkte im Juli gefallen. Der entsprechende Konjunkturindex der Federal Reserve Bank of Philadelphia, welcher bereits am Donnerstag vergangener Woche veröffentlicht wurde, hat sich indes in die gegenteilige Richtung entwickelt hat und damit positiv überrascht. Angesichts dessen geht das LBBW Research in der Gesamtschau davon aus, dass der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Juli in Richtung der Expansionsschwelle klettern wird. Diese Entwicklung stände im Einklang mit deren Prognose, dass sich das Expansionstempo der US-Gesamtwirtschaft im Jahr 2024 verlangsamen wird, aber eine Rezession vermieden wird. Im nächsten Jahr sollte die US-Wirtschaft vor dem Hintergrund der prognostizierten Fed-Leitzinssenkungen wieder eine Gangart zulegen.

23.07.2024
Freundlicher Wochenauftakt

Zum Wochenstart reagierten die Investoren gelassen auf die Ankündigung vom Sonntag, dass Joe Biden nicht mehr für die nächste US-Präsidentschaftswahl kandidieren wird. Die Aktienmärkte in Europa und in den USA schlossen deutlich im Plus und konnten damit einen Teil ihrer Verluste aus der schwachen Vorwoche wieder aufholen. Insbesondere die Notierungen von Tech-Konzernen, die zuletzt stärker unter Druck geraten waren, legten zu. Dazu zählte auch der deutsche Softwarekonzern SAP, der gestern nachbörslich sein Zahlenwerk veröffentlichte. Nach dem guten zweiten Quartal wurde die Jahresprognose für 2024 bestätigt und für 2025 leicht erhöht. Der operative Gewinn soll dann durch eine Ausweitung des Stellenabbauprogramms um 0,2 Mrd. Euro stärker steigen.

Nicht alle Unternehmen konnten die Anleger mit ihren Zahlen gestern überzeugen: Der Kurs der Fluglinie Ryanair sackte nach einem schwächer als erwarteten Gewinn und Ausblick zwischenzeitlich um mehr als 15 % ab.

In den ersten 24 Stunden nach Ankündigung ihrer Bewerbung um die US-Präsidentschaftskandidatur konnten die Demokraten bereits 81 Millionen Dollar an Partei-spenden für die Wahlkampfkampagne von Kamala Harris einsammeln.

Auch die Delegierten der Demokratischen Partei sammeln sich zunehmend um Harris. Nach einer inoffiziellen Umfrage von AP (Associated Press) bekannten sich bis gestern schon mehr als die erforderlichen 1.976 der 4.000 Delegierten für eine Unterstützung von Harris.

Heute Nachmittag wird für den Euroraum ein vorläufiger Juli-Wert für das Verbrauchervertrauen veröffentlicht. Die negative Stimmung der Verbraucher vom Juni (-14,0 Punkte) dürfte sich nur geringfügig aufhellen. In den USA steht die Zahl der US-Neubauverkäufe für Juni auf dem Plan, für die ein Rückgang erwartet wird.

Neben den Makrodaten bleiben aber auch die Unternehmensberichte für das zweite Quartal von großem Interesse. In dieser Woche veröffentlichen 136 Unternehmen aus dem S&P 500 ihre Zahlen. Gestern waren es neun, heute sind es 34, darunter Coca-Cola, General Electric, Tesla, UPS und Visa. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Index-Schwergewicht Alphabet, das zu den sechs US-Aktien mit der größten Marktkapitalisierung zählt.

Aber auch für den Stoxx Europe 600 läuft die Berichtssaison zu Hochtouren auf: 25 Index-Mitglieder legen heute ihre Zahlen vor, darunter Akzo Nobel, LVMH und Spotify.

22.07.2024
Biden wirft das Handtuch

US-Präsident Joseph Biden hat dem Drängen seiner Parteifreunde nachgegeben und ist aus dem Rennen um die 60. Präsidentschaft der Vereinigten Staaten ausgestiegen. Dies verkündete Biden am gestrigen Abend europäischer Zeit. Die Demokratische Partei hat befürchtet, mit dem sichtlich gealterten Biden als Spitzenkandidaten nicht nur das Rennen um das Weiße Haus zu verlieren, sondern auch in den Neuwahlen zum Repräsentantenhaus und Teilen des Senats, die beide ebenfalls am 5. November stattfinden, zurückzufallen. Nun scheint es auf Kamala Harris, die amtierende Vizepräsidentin, als Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei hinauszulaufen. Der Präsident hat Harris seine Unterstützung ausgesprochen. Sie liegt in den Umfragen im direkten Vergleich mit dem frisch gekürten Kandidaten der Republikaner, Donald Trump, derzeit in etwa genauso weit zurück wie zuletzt Biden.

 

 

Am letzten Freitag war es mal wieder so weit: Das Internet ruckelte und zuckelte nur noch. Die Ursache war vermutlich ein fehlerhaftes Software-Update einer weit verbreiteten IT-Security Lösung, wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik mitteilte. Rund um den Erdball gab es Störungen des Flugverkehrs, im Gesundheitssystem, bei Nachrichtenagenturen und im Zahlungsverkehr. Der Vorfall unterstreicht die Abhängigkeit vom Internet ebenso wie dessen potentielle Verwundbarkeit. Eine Schadensbilanz für die Wirtschaft liegt bislang nicht vor, aber sie dürfte gemessen an der Ursache beachtlich sein. 

19.07.2024
Sinkende Zinsen auch ohne Leitzinssenkung

Die Europäische Zentralbank hat erwartungsgemäß bei ihrem gestrigen Zinsentscheid ihre Leitzinsen unverändert gelassen. Die Renditen deutscher Staatsanleihen tendierten im Nachgang dennoch tiefer. EZB-Chefin Christine Lagarde erklärte wie gewohnt, dass der weitere geldpolitische Pfad der Notenbank abhängig sei von den hereinkommenden Daten. Die Wirtschaft des Euroraums sei im zweiten Quartal vermutlich langsamer gewachsen als zu Jahresbeginn. Nach vorn blickend überwögen die Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum. Die Löhne stiegen immer noch mit erhöhter Geschwindigkeit. Das Lohnwachstum dürfte sich aber verlangsamen. Die Inflationsrate werde im weiteren Jahresverlauf um das aktuelle Niveau herum schwanken und im kommenden Jahr dann auf das 2 %-Ziel der EZB sinken. Der Ausgang des nächsten Zinsentscheids am 12. September ist laut Lagarde "völlig offen". Bis dahin werde die EZB über erheblich mehr Informationen verfügen als aktuell. Nach LBBW-Einschätzung wirkt das aktuelle Leitzinsniveau bremsend auf die Wirtschaftsleistung und würde es auch noch im Falle von ein oder zwei Leitzinssenkungen. Insofern sieht die LBBW Spielraum für eine weitere graduelle Lockerung der Geldpolitik und haltet für den kommenden Zinsentscheid eine Zinssenkung um 25 Basispunkte für wahrscheinlich.

Abgesehen vom EZB-Zinsentscheid erhielten die Anleihekurse gestern Auftrieb von den wöchentlichen Daten zu den Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung in den USA, die stärker anstiegen als von Analysten erwartet.

Das EU-Parlament hat gestern Ursula von der Leyen als Präsidentin der EU-Kommission wiedergewählt. Eine Wiederwahl galt zwar als wahrscheinlich, aber nicht als sicher. Letztlich konnte von der Leyen sogar 401 Stimmen für sich gewinnen. Notwendig wären nur 360 gewesen.

Um 10 Uhr veröffentlicht die EZB heute die Ergebnisse ihrer vierteljährlichen Umfrage zu Inflation, Wirtschaftswachstum und Arbeitslosenquote, die sie unter Fachleuten von Finanzinstituten und nichtfinanziellen Instituten mit Sitz in Europa durchführt (Survey of Professional Forecasters). Daneben könnte am späteren Nachmittag eine Rede des Fed-Vizepräsidenten John Williams Aufmerksamkeit an den Finanzmärkten erfahren.

18.07.2024
EZB-Rat macht Sommerferien

Der Preis für eine Feinunze Gold erreichte im gestrigen Tagesverlauf ein neues Verlaufshoch bei 2.483,60 US-Dollar. Derweil präsentiert sich der Euro gegenüber dem Greenback so stark wie seit März nicht mehr. Im Hoch knabberte die Gemeinschaftswährung gestern an der Marke von 1,0950 US-Dollar. Die Renditen haben den Rückwärtsgang eingelegt, in Übersee stärker als hierzulande. Zehnjährige US-Staatsanleihen rentieren so niedrig wie seit vier Monaten nicht mehr. Deren deutsche Pendants haben bis zu einem neuen Vier-Monats-Rendite-Tief noch gut 20 Basispunkte vor sich.

Prägend für die Entwicklung vieler Finanzmarktzeitreihen dieser Tage: u. a. die Notenbanken. Die US-Währungshüter zieren sich noch, ihren Leitzins zu vermindern. Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump warnte die Fed zuletzt davor, vor der November-Wahl zu senken. Dabei lässt die Dynamik der US-Volkswirtschaft aktuell spürbar nach. Die Einsätze auf Wetten, die bei einer expansiveren Fed-Politik Gewinne abwerfen, nehmen aktuell sprunghaft zu. Daher der schwächere US-Dollar am Devisenmarkt und die jüngsten Gewinne beim Gold. Die EZB demgegenüber hat bereits im Juni gesenkt. Heute trifft sich der EZB-Rat zum letzten Mal vor der Sommerpause. Ein neuerlicher Leitzinsschritt ist zwar avisiert, aber wir werden uns bis September gedulden müssen.

Ausgerechnet gestern wurden für die Vereinigten Staaten mehrere positive Überraschungen gemeldet, so für die Bauaktivität und für die Industrieproduktion. Das Beige Book der Notenbank berichtete von einer weiter ansteigenden Wirtschaftsleistung in der Mehrzahl der Fed-Bezirke.

In Straßburg wird sich heute Ursula von der Leyen im EU-Parlament zur Wiederwahl als Kommissionspräsidentin stellen. Die "Koalitionäre" Europäische Volkspartei, Sozialdemokraten und Liberale sind sich zwar grundsätzlich einig, von der Leyen erneut zu wählen, aber die Unterstützung scheint nicht vollkommen. Mehr als 40 abweichende Stimmen sollten es tunlichst nicht werden.

Die Aufgaben der neuen EU-Kommission: Klare Kante gegenüber Aggressoren, Kriegstreibern und Völkermördern. In der Handelspolitik wird der nächste US-Präsident den Ton vorgeben - mit größter Wahrscheinlichkeit wird es erneut Donald Trump werden. Mit ihm werden in harten Verhandlungen Deals zu schließen sein, wie dies weiland Jean-Claude Juncker tat.

17.07.2024
Euroraum: Kreditnachfrage zieht an

Gute Nachrichten aus dem Euroraum! Der gestern veröffentlichte Bank Lending Survey der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt zwar für das zweite Quartal einen weiteren Rückgang der Kreditvergabe und eine Verschärfung der Vergaberestriktionen, aber für das noch junge dritte Quartal gibt es einen Lichtblick. Die von der EZB befragten Banken erwarten überwiegend einen Anstieg der Kreditnachfrage durch Firmen. Das ist die erste Erwartung einer steigenden Kreditnachfrage seit zwei Jahren, was als Zeichen für eine konjunkturelle Belebung gewertet werden darf.

Dagegen ist der ZEW-Indikator für die Konjunkturerwartungen in Deutschland im Juli gesunken. Zwar wird nach wie vor überwiegend eine Verbesserung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten erwartet, aber das Lager der Optimisten ist kleiner geworden. Der Saldo aus Optimisten und Pessimisten hat sich um mehr als 5 Punkte auf 41,8 verschlechtert.

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) bleibt für die deutschen Konjunkturaussichten zurückhaltend. Es sei mit einem BIP-Wachstum von 0,2 % in diesem Jahr und 1,3 % im Folgejahr zu rechnen, teilte der IWF gestern mit.

In den USA überraschten dagegen die Konjunkturdaten des gestrigen Tages positiv. Die Einzelhandelsumsätze im Juni blieben real zum Mai unverändert, erwartet worden war ein Rückgang um 0,3 %. Ohne Berücksichtigung der Umsätze von Kraftfahrzeugen wurde ein Plus um 0,4 % im Monatsvergleich verzeichnet. Die Importpreise, wichtig für die Inflationsentwicklung, zeigten im Juni keine Veränderung zum Vormonat.

Die heutigen Zahlen werden eindeutig aus den USA dominiert. Die Baukonjunktur, widergespiegelt in den Genehmigungen und den Baubeginnen, dürfte nach LBBW-Einschätzung uneinheitlich sein. Die Genehmigungen sollten demnach fallen, die Baubeginne dagegen steigen. Die Industrieproduktion sollte im Juni um 0,4 % über dem Mai-Wert liegen, die Kapazitätsauslastung dürfte von 78,2 % auf 78,4 % angezogen haben. Am Ende des Tages wird überdies der vielbeachtete Konjunkturbericht aus den Fed-Distrikten, das sogenannte Beige Book, vorgelegt.

16.07.2024
Trump-Trades beflügeln die Wall Street

Der Anschlag auf den Ex-Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten Donald Trump vom Wochenende in Butler hat die US-Börsen zum Wochenstart nicht belastet. Im Gegenteil, Dow-Jones und S&P-500 klettern auf neue Allzeithochs. An der Wall Street geht man nun von einem Wahlsieg Trumps aus. Hiervon profitierten neben Kryptoanlagen auch die die Aktie des von Trump gegründeten Social-Media-Unternehmens Trump Media & Technology Group. Die Aktie legte bis zum Börsenschluss gut 31 % zu.

Die industrielle Produktion in Europa befindet sich im Rückmarsch. Die Industrieproduktion in der Eurozone ist im Mai um 0,6 % im Monatsvergleich gesunken. Besonders die schwache Leistung Deutschlands, eines industriellen Schwergewichts, trägt zu diesem Abwärtstrend bei. Wie die Statistikbehörde Eurostat gestern vermeldete, sank die Industrieproduktion in der Eurozone im Mai im Jahresvergleich um 2,9 %, in der Gesamt-EU um 2,5 %. Deutschland steht mit -6,6 % sehr schlecht da - nur Rumänien verliert mit -6,9 % noch mehr. Vom September 2022 bis Mai 2024 ist die Produktion in der Eurozone mittlerweile um 7,34 % gesunken.

Auch in China hat sich das Wirtschaftswachstum weiter verlangsamt. Die Gründe dafür sind der anhaltende Abschwung am Immobilienmarkt und die unsichere Lage am Arbeitsmarkt im zweiten Quartal. Wie aus den gestern veröffentlichten Daten hervorgeht, wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt von April bis Juni um 4,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dies ist das langsamste Wachstum seit dem ersten Quartal 2023 und liegt unter der von Analysten in einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters prognostizierten Wachstumsrate von 5,1 %.

Das ZEW in Mannheim veröffentlicht heute um 11:00 Uhr seinen monatlichen Bericht der Konjunkturerwartungen. Im Juni lag der Index bei 47,5 Punkten um 0,4 Prozentpunkte höher als im Mai. Die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage verschlechterte sich leicht um 1,5 Punkte auf minus 73,8. Für Juli prognostiziert die LBBW bei der Erwartungskomponente eine Abschwächung um 5 Punkte auf 42,5 Punkte. Mit dieser Prognose liegen sie leicht über der aktuellen Konsensschätzung. Aus den USA folgen um 14:30 Uhr die Einzelhandelsumsätze für Juni. Nach einem Plus von 0,1 % im Mai erwartet das LBBW Research für die Einzelhandelsdaten Juni ein Minus von 0,2 %.

15.07.2024
Unternehmen starten in die Berichtssaison

Die ersten Makrodaten zum Wochenstart kamen am Morgen bereits aus China: Das BIP stieg im 2. Quartal statt des erwarteten Planwerts von 5,0 % nur um 4,7 % (yoy). Die chinesische Industrieproduktion im Juni übertraf dagegen die Erwartungen leicht (+5,3 % yoy statt 5,0 %).

Für den Euroraum wird um 11 Uhr ebenfalls die Industrieproduktion veröffentlicht, allerdings erst die Mai-Daten. Das LBBW Research rechnet hier mit einem Rückgang gegenüber dem Vormonat, geprägt von der schwachen Entwicklung in Deutschland, wo die Industrieproduktion im Mai bekanntlich um 2,5 % zurückging.

In den USA dürfte am Abend eine Rede des Fed-Chefs Powell im Fokus stehen, in der er weitere Signale hinsichtlich der für September erwarteten ersten US-Leitzinssenkung geben könnte. Außerdem wird die Debatte um die Präsidentschaftswahl durch das Attentat vom Wochenende auf den Kandidaten Trump beeinflusst.

Morgen könnten dann die US-Einzelhandelsumsätze für den Monat Juni den Eindruck einer Schwächephase des privaten Konsums verstärken.

Für Deutschland stehen am Dienstag die ZEW-Konjunkturerwartungen auf dem Programm, die nach LBBW Prognose zum zweiten Mal in Folge rückläufig sein dürften.

Am Donnerstag liefert dann die letzte EZB-Ratssitzung vor der Sommerpause das geldpolitische Highlight der Woche. Eine Leitzinsaktion ist zwar nicht zu erwarten, aber die Marktakteure werden genau darauf achten, wie weit die Notenbanker die Tür für eine weitere Zinssenkung auf der darauffolgenden Sitzung im September öffnen.

Der Fokus der Investoren richtet sich zudem auf die Quartals- bzw. Halbjahresberichte der Unternehmen. Am Freitag präsentierten bereits die US-Banken Citigroup, JPMorgan Chase, Wells Fargo und Bank of New York Mellon ihre Q2-Zahlen, die gemischt ausfielen. In dieser Woche geht es u.a. mit Johnson & Johnson und Netflix weiter.

Die größten europäischen Unternehmen starten nach dem gestrigen Abschluss der Fußball-Europameisterschaft ebenfalls in die Berichtssaison: Heute legt Nordea als erstes Mitglied des Euro Stoxx 50 das Zahlenwerk zum Halbjahresabschluss vor, am Mittwoch folgt der niederländische ASML-Konzern (Maschinen für Halbleiterproduktion), bevor am Freitag der Pharma-Zulieferer Sartorius die Berichtserstattung der DAX-Unternehmen eröffnet.

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Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

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