Ende März, und der Börsenmonat geht zu Ende. Ein spektakulärer Börsenmonat. In den vergangenen Wochen wurde klar, dass die Zinswende nicht friktionsfrei verläuft. Auf den Kollaps der Silicon Valley Bank folgte die nicht minder spektakuläre Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Nun scheint das Gröbste überstanden zu sein. Weitere Ansteckungseffekte blieben vorerst aus. An den Aktienmärkten ist zum Quartalswechsel daher wieder Ruhe eingekehrt. Die impliziten Volatilitäten sind wieder zurück auf unter 20% p.a., sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks. Gestern schaffte der DAX den Sprung über die Marke von 15.500 Punkten. Der S&P 500 setzte seinen Aufwärtstrend ebenfalls fort, getragen von Technologiewerten. Der Nasdaq marschiert auf die 13.000 Punkte zu. Heute Vormittag um 11:00 Uhr werden die vorläufigen harmonisierten Verbraucherpreisdaten für den Euroraum veröffentlicht. Die Analysten der LBBW erwarten hier einen deutlichen Rückgang der Jahresrate von 8,5% im Vormonat auf 7,3%.
Der GfK-Konsumklima-Index für Deutschland ist zum sechsten Mal in Folge gestiegen. Allerdings nimmt das Tempo der Verbesserungen ab. Zudem ist die Stimmung der Konsumenten nach wie vor auf einem historischen Tief. Der aktuelle Wert des Index liegt lt. dem GfK-Geschäftsführer Rolf Bürkl "auf einem Niveau, das wir, wenn wir bis 1980 zurückgehen, noch nicht gesehen haben". Es ist ein Novum, dass die Stimmung trotz stabiler Beschäftigungslage und relativ niedriger Arbeitslosigkeit so gedrückt ist. Heute stehen Inflationszahlen aus Deutschland für März auf der Agenda. Ein kräftiger Basiseffekt dürfte ein Jahr nach Beginn des Ukraine-Kriegs für einen spürbaren Rückgang der Inflationsrate sorgen. Die Analysten der LBBW gehen davon aus, dass die Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat von 8,7% im Februar auf 7,1% im März deutlich zurückgegangen sein wird.
Normalerweise sind die Unternehmen im März sehr aktiv am Anleihemarkt und begeben im Schnitt das höchste Monatsvolumen an neuen EUR-Bonds. Nur nicht in diesem Jahr: Nach der Pleite der Silicon Valley Bank und im Zuge der Unsicherheiten rund um die Credit Suisse herrschte zwischenzeitlich ein Stillstand am Primärmarkt. Sowohl Unternehmen als auch Investoren hielten sich zurück. In der vergangenen Woche startete der VW-Konzern als erstes Unternehmen wieder mit einer größeren Transaktion durch und platzierte zwei Green Bonds über insgesamt 1,75 Mrd. Euro. Weitere Neuemissionen von Corporate Bonds folgten, aber die entstandene Lücke dürfte kaum noch zu schließen sein. Dieser Monat wird das niedrigste März-Volumen seit vielen Jahren bringen. Immerhin kann ein Endspurt in den letzten Tagen des Monats noch verhindern, dass es der schwächste März nach 2008 wird. Der Tag beginnt heute mit Daten zur Entwicklung der Verbraucherstimmung in Deutschland: Das GfK-Konsumklima dürfte sich laut Konsens-Prognose nochmals leicht verschlechtert haben gegenüber dem schwachen Wert des Vormonats (-30,5 Punkte). Aus den USA folgen am Nachmittag Daten zu den Hausverkäufen vom Februar. Ansonsten gibt es heute wenig bedeutsame Makrodaten.
Im Zuge der Zinserhöhungen der EZB - zuletzt Mitte März um 0,50 Prozentpunkte - verlangsamte sich das Wachstum der Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum weiter. Im Vergleich zum Vorjahresmonat reichten im Februar die Banken nur noch 5,7% mehr Darlehen an Firmen aus, wie die EZB gestern mitteilte. Im Januar lag das Wachstum noch bei 6,1% und im Dezember bei 6,3%. Spiegelbildlich verhält sich der Wachstumspfad der Kreditvergabe an Unternehmen in Deutschland. Das Wachstum betrug im September 2022 noch 13% - das größte Plus seit Oktober 2008 - und fiel bis in den Februar auf 9,1% herab. Das Kreditwachstum könnte sich vor dem Hintergrund der noch bevorstehenden Zinserhöhungen im laufenden Jahr weiter abschwächen. Gleichfalls hat die EZB im März damit begonnen, ihre umfangreichen Anleihenbestände abzuschmelzen und dadurch ihre Notenbankbilanz zu verringern. Der eingeleitete Bilanzabbau verschärft die Finanzierungsbedingungen und hat das Ziel, die Nachfrage zu dämpfen, um dadurch die Inflation zu bremsen.
Die US-Bank First Citizens Bancshares aus North Carolina übernimmt die SVB. Für die neue Handelswoche rechnet die LBBW mit weiteren notwendigen und beruhigenden Einlassungen von Politikern und Notenbankern. Wie letzte Woche gilt: Das Bankenbeben geht weiter, bleibt aber beherrschbar. Das Münchner Ifo-Institut veröffentlicht das Geschäftsklima im März. Aufgrund des Bankenbebens ist ein leichter Stimmungsrücksetzer wahrscheinlich.
Heute früh um 8 Uhr veröffentlicht das Statistische Bundesamt Daten zur Preisentwicklung von Wohnimmobilien im vierten Quartal und damit auch für das Gesamtjahr 2022. Daten anderer Anbieter deuten darauf hin, dass die Hauspreise im vierten Quartal ihren Rückgang beschleunigten, den sie im dritten Quartal eingeleitet hatten. Die LBBW erwartet im laufenden Jahr eine Fortsetzung der Preiskorrektur. Deren Ausmaß dürfte aber überschaubar bleiben, da Wohnraum knapp ist und es auf absehbare Zeit bleiben dürfte. Als Kapitalanlage sind Wohnimmobilien derzeit wohl nur im Einzelfall eine attraktive Alternative zu Anleihen. Zur Eigennutzung kann ein Immobilienerwerb dennoch Sinn machen, zumal auch künftig die Mieten weiter steigen dürften. Heute Vormittag werden vorläufige Werte für die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und den Euroraum veröffentlicht. Im Großen und Ganzen sehen die Analysten der LBBW Potenzial für leichte Anstiege der Indizes. Am frühen Nachmittag stehen die Auftragseingänge für langlebige Güter in den USA auf dem Datenkalender. Nach dem kräftigen Rückgang im Vormonat rechnet die LBBW nun für den Februar mit einer gewissen Erholung. Zudem setzen heute die Staats- und Regierungschefs der EU ihr Gipfel-Treffen fort. Gestern deuteten sich Kompromisse bei den Streitthemen Verbrenner-Aus sowie Förderung von Kernkraft als grüne Technologie an.
Neuigkeiten, wenngleich nicht ganz so schwerwiegend, gab es auch von der Europäischen Zentralbank (EZB). Auf einer Veranstaltung in Frankfurt äußerten sich sowohl EZB-Chefvolkswirt Philip Lane als auch Belgiens Notenbankpräsident Pierre Wunsch dahingehend, dass der Bankensektor im Euroraum solide aufgestellt sei und es keine Bankenkrise oder Finanzmarktkrise gebe. Man darf diese Aussage nicht als Freibrief für die Zukunft sehen, sondern als Einschätzung der aktuellen Lage. Doch spricht dies tendenziell dafür, dass die EZB im Kampf gegen die Inflation die Zinsschraube weiter anziehen wird. Heute entscheidet noch die Bank of England über ihr weiteres Vorgehen. In der Schweiz berät die Schweizerische Nationalbank (SNB) über die Geldpolitik.
Entgegen jener Spekulationen erhöhte die EZB in der vergangenen Woche ihre Leitzinsen dennoch um weitere 50 Zähler. Weil die US-Währungshüter ihren Satz seit Beginn der Zinserhöhungsphase jedoch kumuliert bereits deutlich stärker angehoben haben als die EZB, gilt ein weiterer Erhöhungsschritt von Powell & Co. im Rahmen der heutigen Fed-Sitzung trotzdem nicht als zwingend ausgemacht. Eine Leitzinspause stünde allerdings wohl nur dann zur Disposition, wenn die US-Währungshüter eine beträchtliche Wahrscheinlichkeit darin sehen würden, dass die aktuellen Verwerfungen Ausdruck eines systemischen Problems im Finanzsektor sind. Ansonsten erwartet die LBBW auch für die USA eine weitere Leitzinserhöhung, allerdings lediglich um 25 Basispunkte. Wichtig dürfte dabei zusätzlich sein, welches rhetorische Signal die US-Notenbanker mittels ihrer überarbeiteten Dot Plots, also der Leitzinsprojektionen, an die Märkte senden werden.
Der Preis, den die UBS für die Übernahme ausverhandelt hat, ist nur ein Bruchteil des letzten Börsenwerts der Credit Suisse. Zudem wird die UBS zugleich von zahlreichen Risiken abgeschirmt. Ob die UBS am Ende von der Zwangsehe profitieren wird, muss sich noch zeigen - deren Aktienkurs legte jedenfalls nach anfänglichen Verlusten am Montag zu. Verlierer ist eindeutig die Credit Suisse und deren Aktionäre und Nachranggläubiger. Der Aktienkurs brach nach den bereits starken Verlusten der Vortage nochmals deutlich ein. Die Inhaber der AT1-Nachränge müssen sogar einen Totalverlust hinnehmen. Nach den turbulenten Tagen sehnen sich die Märkte nach einem ruhigeren Fahrwasser. Zumindest seitens des makroökonomischen Datenkalenders für heute sehen wir wenig Gefahr, das dem entgegenstehen sollte. Aus Europa steht lediglich der ZEW-Index aus Deutschland auf der Agenda. Wirklich spannend wird es im restlichen Wochenerlauf. Starten wird die Fed mit ihrem Zinsentscheid am Mittwoch, Donnerstag folgt dann der, der BoE und der SNB. Vor dem Hintergrund der Turbulenzen im Bankensektor stellt sich die Frage, ob die Notenbanken nun vorsichtiger agieren und mit weiteren Leitzinsanhebungen pausieren oder ob diese kleiner als bisher erwartet ausfallen werden.
Die Zentralbanken nehmen die Bankenkrise ernst. Die Währungshüter der USA, Japans, Großbritanniens, der Schweiz, Kanadas und die EZB haben am Sonntagabend vereinbart, die Dollar-Geschäfte mit siebentägiger Laufzeit, statt wöchentlich nun täglich abzuhalten. Durch die Anpassung der Handelsintervalle der Swap-Linien wird die Liquiditätsversorgung der Finanzwirtschaft mit US-Dollar ausgeweitet. Die Operation beginnt heute und soll bis mindestens Ende April dauern. Die europäischen Geldinstitute prüfen derweil Szenarien eines möglichen Überschwappens der Vertrauenskrise bei der Credit Suisse auf den gesamten Bankensektor. Die Rolle der EZB in der Kommunikation ist hierbei ganz entscheidend. Schalten sich die Frankfurter Wächter zu früh ein, um die Widerstandsfähigkeit der Banken zu betonen, könnte das den gegenteiligen Effekt haben.
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