Publikationen

Hypo Börsenblick

15.07.2025
US-Inflationsdaten heute im Fokus

 

Vorsichtiger Wochenstart

Die europäischen Aktienindizes gaben gestern etwas weiter nach, nachdem sich nun doch keine schnelle Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU abzeichnet. Vergangene Woche kolportierten Nachrichtenagenturen noch, eine Lösung stünde unmittelbar bevor. Die EU-Kommission stellte nun eine Liste mit möglichen Gegenzöllen auf US-Importe im Wert von 72 Mrd. Euro fertig für den Fall, dass die Verhandlungen scheitern sollten. Ein früherer Entwurf war noch umfangreicher und hätte Importgüter im Wert von 95 Mrd. Euro betroffen. Die US-Aktienindizes schoben sich gestern im Handelsverlauf in leicht positives Terrain vor, und auch die europäischen Börsen dürften heute mit einem leichten Plus eröffnen. Anleihe- und Devisenmärkte starteten kaum verändert in die neue Woche. Der Ölpreis beendete den Handelstag gut einen US-Dollar tiefer. Der Bitcoin überwand erstmals in seiner Geschichte die Marke von 120.000 US-Dollar, fiel nachfolgend aber wieder deutlich darunter zurück.

 

China wächst langsamer

Das BIP-Wachstum Chinas hat sich im zweiten Quartal offiziellen Zahlen zufolge von 5,4 % auf 5,2 % in der Jahresrate verlangsamt. Von Bloomberg befragte Analysten hatten gleichwohl eine noch etwas stärkere Verlangsamung erwartet, so dass vordergründig die Daten auf der positiven Seite überraschten. Das Wachstum basierte vor allem auf stärkeren Daten seitens der Industrieproduktion und der Exporte, während sich der private Konsum abschwächte. Das chinesische Statistikbüro bezeichnete die Binnennachfrage als unzureichend. Jüngste Daten von Chinas Immobilienmarkt weisen einen andauernden Preisverfall aus.

 

Märkte warten auf CPI-Daten

Die Akteure an den Finanzmärkten dürften heute vor allem die Daten zu den Verbraucherpreisindizes (CPI) der USA gespannt erwarten. Von der weiteren Inflationsentwicklung dürfte wesentlich abhängen, wie es um die Chancen einer baldigen Leitzinssenkung der Fed bestellt ist. Im Einklang mit dem Konsens der von Bloomberg befragten Analysten geht die LBBW davon aus, dass der Verbraucherpreisindex im Juni um 0,3 % im Vergleich zum Mai angestiegen ist. Hinsichtlich der Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) erwartet die Landesbank Baden-Württemberg einen Anstieg von 0,4 % und liegen damit etwas oberhalb des Analystenkonsens von 0,3 %. 

 

Quartalsberichte der Unternehmen

Heute startet die Berichtssaison der großen börsennotierten Unternehmen in den USA. Traditionell sind es die Wall-Street-Banken, die als erstes einen Blick in ihre Bücher gewähren. Heute zur Mittagszeit sind das Citigroup, JPMorgan Chase und Wells Fargo. Morgen folgen Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley.

14.07.2025
Zollnews diese Woche nur zweitrangig

 

"Blauer Brief" auch an EU & Mexiko

Nach tagelangem Warten erhielten am Wochenende mit Mexiko und der EU nun auch die letzten zwei der fünf wichtigsten US-Handelspartner Post aus Washington. Beide Volkswirtschaften müssen sich auf einen Zoll von 30 % einstellen, sollte bis Anfang August keine Einigung mit den USA erzielt werden. Für Mexiko ist der Zollsatz schmerzhaft, aber verkraftbar. Denn Waren, welche die Vorgaben des nordamerikanischen Freihandelsabkommens USMCA erfüllen, können nach Aussagen des US-Handelsministers Lutnick auch weiterhin zollfrei gehandelt werden. Das trifft auf mehr als 80 % (!) der Exporte Mexikos in die USA zu. Aus europäischer Sicht ist der neue Zollsatz hingegen ein Rückschlag. Nicht nur ist er höher als der Anfang April angedrohte Satz von 20 %, sondern er übersteigt auch die Zollsätze andere wichtiger Handelspartner der USA, wie beispielsweise Japan oder Korea.

 

Die jetzige Zolldrohung an die EU dürfte jedoch eher Verhandlungstaktik statt finales Ergebnis sein. Denn in vielen Fragen gab es bereits eine Verständigung. Und die EU-Kommission ging zuletzt auch vom Vorhaben einer Digitalsteuer ab. Betroffen von einer solchen wären vor allem US-Techkonzerne. Trump lässt in dem Schreiben zudem Verhandlungsspielraum erkennen. Im Brief wird erwähnt, dass man bei Investitionszusagen europäischer Unternehmen bzw. Staaten doch noch zu Ausnahmen bereit wäre. Es bleiben 18 Tage für eine Einigung.

 

Fundamentaldaten im Zentrum

Für die Märkte dürften die Handelsgespräche auch vorerst in den Hintergrund treten. Viel spannender werden diese Woche ohnehin die Fundamentaldaten sein. Neben dem Start der Berichtssaison an den Börsen (eingeläutet von den US-Großbanken am Dienstag) werden vor allem die US-Inflationszahlen für Juni Aufmerksamkeit erhalten. Während es bisher nur wenige Anzeichen anziehender Preise gab, dürfte sich die US-Zollpolitik nun erstmals deutlicher in den Daten widerspiegeln. Die LBBW rechnet mit einem Plus auf Monatsbasis von 0,3 % (Mai: 0,1 %). Am Mittwoch und Donnerstag bieten zudem das "Beige Book" der Fed sowie die US-Einzelhandelsumsätze Einblick in die derzeitige Wirtschaftslage. In Europa stehen neben Daten zur Industrieproduktion für den Euroraum und dem ZEW-Index für Deutschland am Dienstag u.a. auch Inflationsdaten für Großbritannien am Mittwoch auf der Agenda.

 

Chinas Exporte finden ihren Weg

In Fernost wurden über Nacht bereits die ersten Wirtschaftsdaten gemeldet. Die chinesischen Exporte zeigten sich auch im Juni robust und verbuchten einen Anstieg von 5,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Während die Ausfuhren in die USA erneut erwartbar nachgaben (-16 %), stützten jene in die ASEAN-Staaten (+17 %) und die EU (+8 %) die Exportwirtschaft. In vielen Fällen wird das Wachstum dabei aber teuer erkauft. Die Produzentenpreise verzeichneten zuletzt mit -3,6 % den stärksten Rückgang seit fast zwei Jahren. Ein harter Preiskampf in vielen Industrien sorgt zudem für Margendruck. Dies dürfte in naher Zukunft in einigen Sektoren (u.a. in der Solarindustrie) zu einer Konsolidierung führen. Eine solche wird auch von der chinesischen Regierung zunehmend gefordert. Der ruinöse Wettbewerb führt nämlich nicht nur zur Fehlallokation von Ressourcen, sondern verhindert auch eine nachhaltige Stabilisierung der Preise.

 

Bereits morgen stehen die Zahlen für das chinesische BIP im zweiten Quartal an. Das Wachstum dürfte angesichts der starken Exporte zwar höher ausfallen, als noch im April erwartet, aber die Inlandsnachfrage bleibt auf staatlichen Stimulus angewiesen. Die zweite Jahreshälfte wird zudem deutlich herausfordernder werden.

11.07.2025
Inflation am Zielwert

 

Inflationsrate bei 2,0 % bestätigt

Die Inflation in Deutschland befindet sich aktuell auf einem perfekten Niveau, wenn man das Stabilitätsziel der EZB als Maßstab nimmt. Das Statistische Bundesamt bestätigte gestern für den Juni die vorläufige jährliche Inflationsrate von 2,0 % auch als endgültigen Wert. Und im Vergleich zum Vormonat blieb der deutsche Konsumentenpreisindex stabil (+0,0 %). Auch aus Übersee gab es keine bedeutenden neuen Makrodaten, nur ein kleines Update zum Arbeitsmarkt: In den USA ging die Anzahl der wöchentlich gemeldeten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe leicht zurück (von 232 Tausend auf 227 Tausend).

 

BMW erneut Tagesgewinner

Die Aktienmärkte bewegten sich ohne große Veränderungen weiterhin an ihren Rekordniveaus. Während die US-Indizes leicht stiegen, gab es beim DAX eine Verschnaufpause. Nach dem erstmaligen Überschreiten der Marke von 24.500 Punkten am Mittwoch gab der deutsche Leitindex gestern leicht nach und schloss bei 24.457 Zählern. Tagessieger war wie schon am Vortag die Aktie von BMW, die um 4 % zulegte. Im Rahmen einer Investorenveranstaltung bestätigte der Autokonzern seine angestrebte Margenbandbreite von 5 % bis 7 % für das zweite Quartal. Demnach habe ein Anstieg der Nachfrage in Europa eine schwächere Entwicklung in China kompensiert, zudem zeige sich der US-Markt trotz Zollerhöhungen stabil.

 

Positiver Ratingtrend bei Corporates

Seit Jahresanfang erhielten die Unternehmen in Europa deutlich mehr Verbesserungen als Verschlechterungen bei ihren Ratingeinstufungen. Die Relation der Herauf- zu Herabstufungen übertraf in beiden Quartalen den langjährigen Median-Wert. Im zweiten Quartal verteilten die Ratingagenturen sogar etwa 50 % mehr Upgrades als Downgrades. Wie üblich profitierten Unternehmen im Investmentgrade deutlich öfter von einer Verbesserung der Bonitätsnote als die schwächer eingestuften Unternehmen im High-Yield-Segment. Umgekehrt musste der Großteil der Rating-Downgrades von HY-Unternehmen hingenommen werden (seit Jahresanfang 2025 ca. 70 % aller Herabstufungen). Dies entspricht dem üblichen Muster: Je schwächer das Rating, desto höher das Downgrade-Risiko. Positiv war auch die Entwicklung zwischen den beiden Rating-Segmenten: Es gab nur wenige Absteiger vom Investmentgrade in den High-Yield-Bereich (sogenannte Fallen Angels). Der Aufstieg von einem HY-Rating hin zum Investmentgrade gelang dagegen viermal so vielen Unternehmen (Rising Stars).

Bei der Ratingagentur Fitch steht heute das Staatenrating für Deutschland im Fokus: Die Agentur legt ihren regelmäßigen Bericht dazu vor. Seitens der Makrodaten könnte es ein ruhiger Wochenausklang werden, hier sind keine bedeutenden Veröffentlichungen angekündigt.

10.07.2025
Nvidia knackt die vier Billionen

 

Neue Rekorde an den Börsen

Im Zuge der Wiederaufnahme ihrer Hausse kann die Wall Street einen neuen Rekord in der Einzeldisziplin vermelden. Der Wert des führenden Chip-Designers Nvidia übersprang am Mittwoch die Schwelle von 4 Mrd. US-Dollar. In Deutschland hatte der DAX auf einem neuen Allzeithoch von 24.549,56 Punkten geschlossen. Verantwortlich für die positive Stimmung waren Hoffnungen auf den baldigen Abschluss eines Handelsabkommens der EU mit den USA. Exportwerte lagen entsprechend vorne. Im Fokus standen einige Übernahmethemen. Unicredit hat seinen Anteil an der Commerzbank auf 20 % aufgestockt, der Bund will sein Paket an der gelben Bank jedoch nicht verkaufen. Bester Wert im Euro Stoxx 50 war EssilorLuxottica. Meta Systems hat ein Paket am Optikkonzern erworben, das auf 5 % ausgebaut werden soll. Offenbar sollen die Silicon-Valley-Nerds zukünftig italienisch designte Brillen tragen. Merck (USA) will 10 Mrd. USD für Verona Pharma, einen Biotech-Spezialisten für Atemwegserkrankungen auf den Tisch legen.

 

Trump schwingt weiter die Zollkeule

In Washington schwang Präsident Trump unterdessen weiter sein Universalinstrument. Importe aus Brasilien sollen mit 50 % Zöllen belegt werden, da seinem Kumpel Jair Bolsonaro wegen eines Umsturzversuches der Prozess gemacht werden soll. Außerdem sollen ganz allgemein Kupfer mit 50 % und Pharmazeutika mit 200 % belegt werden. Schon jetzt klingelt es in der Zollkasse. Im bisherigen Jahresverlauf haben die USA laut Finanzminister Scott Bessent 100 Mrd. USD eingenommen, im Gesamtjahr könnten es 300 Mrd. werden. Im Vorjahr waren es gerade einmal 80 Mrd. USD. Die Frage ist aber, wer dieses Geld am Ende bezahlt. Aus Sicht der LBBW sind es die Endabnehmer der importierten Produkte.

 

Fed diskutierte Zinssenkungen

Mit Spannung hatten die Marktteilnehmer das Protokoll der zurückliegenden Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses erwartet. Den Beschluss zur Beibehaltung des bisherigen Niveaus der Fed Funds hatten die Washingtoner Währungshüter einstimmig getroffen. Aus der verklausulierten Notenbanksprache lässt sich nun eine wachsende Bereitschaft zu Zinssenkungen herauslesen: Eine Mehrheit der Teilnehmer hält eine gewisse Senkung der Leitzinsen für angemessen, sofern sich der von den Zöllen ausgehende Aufwärtsdruck auf die Preise als temporär oder begrenzt erweise, mittel- bis längerfristige Inflationserwartungen solide verankert blieben oder eine gewisse Abschwächung der Wirtschaftsaktivität und des Arbeitsmarktes auftrete. Alles bleibt aber offen: Einige Stimmen plädierten für eine Zinssenkung schon zum nächsten Termin noch im Juli, während andere die Leitzinsen bis Jahresende stabil halten wollten. 

 

BMW im Blick

Die Anleger können sich heute wiederum den Handels-Diskussionen widmen, denn marktbewegende Konjunkturzahlen stehen nicht zur Veröffentlichung an. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht endgültige Inflationszahlen für Juni. Diese dürften die vorläufige Jahresrate von 2,0 % bestätigen. Aus deutscher Perspektive hätte die EZB ihr Stabilitätsziel also erreicht. BMW veranstaltet heute einen Investorentag. Im Vorfeld war der Titel gestern Tagesgewinner im DAX.

09.07.2025
Bei Liz Truss ging das Experiment in die Hose

 

US-Zölle hinterlassen Bremsspuren

In den US-Inflationszahlen sucht man die Auswirkungen der Erhöhungen der US-Einfuhrzölle zwar vergeblich, aber in der deutschen Außenhandelsstatistik haben die US-Zollerhöhungen Bremsspuren hinterlassen. Die deutschen Warenausfuhren sanken im Mai - in saisonbereinigter Rechnung - um 1,4 % im Monatsvergleich und damit stärker als allgemein erwartet. Die meisten deutschen Exporte gingen im Mai 2025 in die Vereinigten Staaten. Dorthin wurden kalender- und saisonbereinigt 7,7 % weniger Waren exportiert als im April 2025. Damit sanken die Exporte in die Vereinigten Staaten auf 12,1 Mrd. Euro, das war der niedrigste Wert seit März 2022 (11,9 Mrd. Euro). Damit haben sich die guten Zahlen aus dem ersten Quartal bereits deutlich relativiert. Es zeichnet sich ab, dass das erste Quartal von Vorzieheffekten in Erwartung auf eine deutliche Erhöhung der US-Importzölle profitierte. Bereits im zweiten Quartal dürfte sich dies wieder umkehren. Da aber auch die Importe zurückgehen und der Handelsbilanzsaldo sich somit nur wenig verändern dürfte, sollte sich die Wirkung auf die Wirtschaftsleistung Deutschlands im zweiten Quartal in Grenzen halten.

 

Unternehmer applaudieren OBBBA

Der Stimmungsindikator des US-Verbandes der Kleinunternehmer ging im Mai zwar um 0,2 Punkte auf 98,6 Punkte zurück. Damit verharrt der Indikator aber über seinem langjährigen Mittel. Die Kleinunternehmer nannten Steuern als ihr größtes Problem, klagten jedoch auch über einen Fachkräftemangel und steigende Arbeitskosten. Angesichts dessen applaudierte der Verband der Kleinunternehmer US-Präsident Donald Trump und dem US-Kongreß für die Verabschiedung des "One Big Beautiful Bill Act (OBBBA)" genannten Gesetzespaket. Dadurch besteht für Kleinunternehmen insbesondere der Steuerrabatt in Höhe von 20 % fort. Vor diesem Hintergrund ist für Juli mit einer Aufhellung der Stimmung unter den Kleinunternehmen zu rechnen. Dass das Gesetzespaket die Verschuldung des Zentralstaates nach Berechnungen des "Committee for a Responsible Federal Budget" von rund 96 % des BIP im Fiskaljahr 2024 bis auf 127 % des BIP im Fiskaljahr 2034 emporschnellen lassen wird, wird dabei geflissentlich ignoriert. Die britische Premierministerin Liz Truss erlitt im Jahr 2022 mit ihrem Plan schuldenfinanzierter Steuersenkungen Schiffbruch. Emporschnellende Renditen auf britische Staatsanleihen und ein Absturz des Pfundes führten zu ihrem Rücktritt. Bislang schützt noch die Stellung des US-Dollar als Weltreservewährung Donald Trump davor, seinen "Liz Truss-Moment" erleben zu müssen. Besser, er hört auf, am Greenback zu sägen.

08.07.2025
Zolldrama geht weiter

 

Zollmoratorium verlängert

Das von US-Präsident Donald Trump losgetretene Zolldrama geht in den nächsten Akt. Eigentlich wären morgen die neuen Zölle in Kraft getreten. Trump verlängerte diese Frist aber gestern bis zum 1. August. Für eine Reihe von Ländern sollen allerdings bereits Zollbriefe verschickt werden. Manche Länder sind wohl bereits informiert worden. Unter anderem Japan und Südkorea sind mit jeweils 25 % betroffen. Südafrika (30 %) sowie Myanmar und Laos (40 %) trifft es noch härter. Die USA drohten in den Briefen an Japan und Südkorea bereits mit Vergeltungsmaßnahmen, sollten diese Länder ihre eigenen Einfuhrzölle anheben. Die EU wiederum gewinnt durch das neue Moratorium wieder etwas Zeit für weitere Verhandlungen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat hierzu mit Donald Trump telefoniert. Man sei am "Anfang der Schlussphase". Die US-Aktienmärkte reagierten nervös auf die Zoll-Neuigkeiten. Im Mittelpunkt standen hierbei die Zölle auf Importe aus Japan und Südkorea, was vor allem den Automobil- und Technologiesektor betrifft. Der S&P 500 beendete den Handelstag mit einem Minus von 0,79 %.

 

Deutsche Industrieproduktion steigt

Positive Nachrichten zur deutschen Industrieproduktion rückten gestern angesichts des Zollkonfliktes in den Hintergrund. Die Produktion im produzierenden Gewerbe legte in Deutschland im Mai um 1,2 % im Vergleich zum Vormonat zu. Dafür fiel der Rückgang im April mit einem revidierten Wert von 1,6 % stärker aus als ursprünglich gemeldet (-1,4 %). Der Anstieg im Mai war laut Destatis vor allem auf die Zuwächse in der Automobilindustrie (+4,9 % zum Vormonat) und der Energieerzeugung (+10,8 %) zurückzuführen. Auch die Produktion in der Pharmaindustrie (+10,0 %) trug zum Anstieg bei. Der Rückgang im Baugewerbe (-3,9 %) wirkte sich dagegen negativ aus. Ohne Energie und Baugewerbe stieg die Produktion um 1,4 % im Vergleich zum Vormonat.

Passend zu diesen positiven Daten aus der Industrie zeigte sich die deutsche Bundesbank gestern etwas zuversichtlicher hinsichtlich der deutschen Konjunktur. Der Bundesbank-Chef Joachim Nagel hält ein leichtes Wachstum der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr für möglich. Er verwies dabei auf die stärker als erwarteten Wachstumszahlen im ersten Quartal. Es gebe Anlass zu vorsichtigem Optimismus für die Zukunft.

 

Handelskonflikt weiter im Fokus

Der Handelskonflikt mit den USA dürfte auch heute im Fokus der Anleger stehen. Die Aktienmärkte in Fernost nahmen die jüngsten Nachrichten zur Einführung von Zöllen durch US-Präsident Donald Trump bislang gelassen hin.

Makrodaten sind heute dünn gesät. Aus den USA wird das Wirtschaftsvertrauen der National Federation of Independent Business (NFIB) für kleine US-Unternehmen gemeldet. Die LBBW geht von einem leichten Rückgang auf 98,5 Punkte aus.

07.07.2025
Greenback lässt Federn

 

Nervosität am Aktienmarkt

Angesichts des nahenden Endes der Frist für die Zollverhandlungen mit den USA waren die europäischen Marktteilnehmer am Freitag sichtlich negativ gestimmt. Noch am Donnerstag hatte Donald Trump angekündigt, die einzelnen Länder in Kürze über die konkrete Höhe der jeweiligen Zölle informieren zu wollen. Der DAX verbuchte einen Tagesverlust in Höhe von 0,61 %, während der Euro Stoxx 50 einen Prozentpunkt tiefer aus dem Handel ging. Die US-Börsen waren angesichts des Unabhängigkeitstages am 4. Juli feiertagsbedingt geschlossen, weshalb erst am heutigen Tage weitere Reaktionen von der Wall Street folgen werden. 

 

Greenback lässt Federn

Der Vertrauensverlust in die Vereinigten Staaten hatte in den letzten Monaten auch eine anhaltende Dollarschwäche zur Folge. Die Verabschiedung des umstrittenen Steuer- und Ausgabengesetzes dürfte den Schuldenberg der USA stark nach oben treiben, wodurch deren Kreditwürdigkeit leiden und die Anleiherenditen steigen könnten. Seit Jahresbeginn verlor der US-Dollar gegenüber einem Korb aus sechs wichtigen Währungen spürbar an Wert. Der zugrundeliegende Index notiert im laufenden Jahr schon 11,1 % tiefer.

 

Mittwoch endet das Zollmoratorium

Während diese Woche insgesamt eher wenige Makro-Veröffentlichungen auf der Agenda stehen, wird das wohl wichtigste Ereignis am Mittwoch stattfinden: Am 9. Juli endet das Moratorium für Donald Trumps reziproke Zölle. In Anbetracht der Tatsache, dass der schwelende Handelskonflikt in den letzten Monaten bereits die Marktvolatilität spürbar erhöhte, ist eine hohe Schwankungsbreite in der nun beginnenden Handelswoche nicht ausgeschlossen. Abgesehen davon erwarten uns am heutigen Montag aktuelle Zahlen zur deutschen Industrieproduktion im Mai. Die LBBW rechnet mit einem deutlichen Anstieg von 2 % gegenüber dem Vormonat. Darüber hinaus wird Bundesbankpräsident Joachim Nagel heute eine Rede halten. Am Mittwoch folgen außerdem neue Daten zur Inflation aus dem Reich der Mitte. Die LBBW prognostiziert einen Rückgang von 0,1 % im Vergleich zum Vorjahresmonat für den chinesischen Verbraucherpreisindex. Zu guter Letzt wird die Fed am Mittwoch das Protokoll der Juni-Notenbanksitzung veröffentlichen. 

04.07.2025
US-Volkswirtschaft bislang noch resilient

 

Die Vereinigten Staaten feiern

Die Vereinigten Staaten feiern heute ihren Unabhängigkeitstag. Das lange Wochenende sei ihnen gegönnt! Um sich dieses zu verdienen, musste gestern vorgearbeitet werden. So winkte das Repräsentantenhaus in Washington ein zentrales Gesetzesvorhaben der Regierung abschließend durch: u. a. Verlängerung nicht gegenfinanzierter Steuersenkungen, beschlossen 2017, Kürzung von Sozialprogrammen, finanzielle Sicherung von Institutionen, die Immigranten aufspüren und ausweisen, Ende vieler Nachhaltigkeitsinitiativen. Schließlich noch: eine Anhebung der Schuldenobergrenze des US-Zentralhaushaltes um 5 Bio. US-Dollar auf weit mehr als 40 Bio. US-Dollar. 

Daneben wurden gestern verschiedene US-Konjunkturzahlen veröffentlicht. Große Aufmerksamkeit wurde traditionell der Anzahl der außerhalb der Landwirtschaft netto neu geschaffenen Stellen zuteil. Die "non-farm payrolls" stiegen im Juni um 147 Tsd. an. Der Konsens befragter Expertinnen und Experten hatte bei 110 Tsd. gelegen. Gut die Hälfte des Plus entfiel auf den öffentlichen Bereich; insbesondere im Bildungsbereich wurde aufgestockt. Die Privatwirtschaft meldete einen Anstieg der Beschäftigung um netto 74 Tsd. Stellen.

Insgesamt überraschte die US-Volkswirtschaft am aktuellen Rand einmal mehr mit einem hohen Grad an Resilienz. Ins Bild passt eine Arbeitslosenquote, die auf lediglich 4,1 % nachgab. Zudem stieg, wie gleichfalls gestern gemeldet wurde, der ISM-Einkaufsmanager-Index für den Dienstleistungssektor im Juni auf 50,8 Punkte. Damit lag diese Zeitreihe wieder oberhalb der sogenannten "Expansionsschwelle".

 

Der Aktienmarkt frohlockt

Der Finanzmarkt quittierte den Zahlenreigen Greenback-positiv. Der Euro sackte zunächst ab, von Werten um die 1,1790 USD in Richtung 1,1725 USD. Nachfolgend erholte er sich wieder und beendete den Handelstag bei 1,1750 USD. Am Rentenmarkt ließen die Kurse langlaufender US-Treasuries Federn. Die Wahrscheinlichkeit für Fed-Leitzinssenkungen für Ende Juli schrumpft zusehends. Prononciert nahm der US-Aktienmarkt den Feiertag "4th of July" vorweg: Der S&P 500 erklomm im gestrigen Handelsverlauf ein neues Allzeit-Hoch bei 6.284 Punkten.

03.07.2025
Neuemissionen von Bonds laufen gut

 

Job-Rückgang in den USA

Am US-Arbeitsmarkt zeichnet sich ein Dämpfer ab. Laut dem gestern veröffentlichten ADP-Report für den Privatsektor sank die Zahl der Beschäftigten dort im Juni um 33 Tausend gegenüber dem Vormonat. Dies war der erste monatliche Rückgang seit über 2 Jahren (nach dem schwachen März 2023). Die von Bloomberg befragten Analysten hatten dagegen mit einem Beschäftigungszuwachs um fast 100 Tausend gerechnet. Im produzierenden Gewerbe gab es zwar einen Anstieg (+32 Tsd.), aber der Dienstleistungs-Sektor sorgte mit einem deutlichen Abbau (-66 Tsd.) für den unerwarteten Rückgang der Beschäftigten. Im Euroraum gab es ebenfalls Daten zum Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote entwickelte sich im Mai leicht schwächer als erwartet, sie erhöhte sich von 6,2 % im Vormonat auf 6,3 %. An den Börsen beeinträchtigte das die gute Stimmung nicht. Der DAX legte leicht zu, ebenso die Aktien-Indizes in den USA.

 

Neuemissionen auf Hochtouren

Währen der IPO-Markt für europäische Aktien schwächelt (laut Bloomberg die schwächste erste Jahreshälfte seit mehr als einem Jahrzehnt), läuft es für Neuemissionen von Euro-Unternehmensanleihen richtig gut: Im ersten Halbjahr 2025 platzierten die Unternehmen ein sehr hohes Volumen von 307 Mrd. Euro (+16 % gegenüber dem starken Vorjahreszeitraum).

Nur im Zuge der Corona-Krise hatten sie sich im ersten Halbjahr 2020 noch mehr liquide Mittel durch neue Anleihen verschafft. In diesem Jahr blieb der Markt nach dem Zoll-Schock von Anfang April zwar für mehrere Wochen ausgetrocknet. Danach gab es aber eine Flut an Neuemissionen: Auf das Rekord-Monatsvolumen im Mai (81,8 Mrd. Euro) folgte der Juni als historisch drittstärkster Monat (68,4 Mrd. Euro). Der Großteil der neuen Unternehmensanleihen stammte wie üblich aus dem Investmentgrade-Segment (in H1/2025 ca. 77 % des Volumens). Aber auch Unternehmen mit schwächeren Bonitäten nutzten zunehmend das gute Marktumfeld: Bei Neuemissionen mit High-Yield-Ratings gab es im Juni sogar ein neues Rekord-Monatsvolumen von 23,3 Mrd. Euro nach dem bereits sehr starken Mai.

Im zweiten Halbjahr dürfte die Dynamik bei den Neuemissionen saisonal bedingt zwar nachlassen, die Nachfrage aber auf einem hohen Niveau bleiben. Für das Gesamtjahr 2025 rechnet die LBBW weiterhin mit dem zweithöchsten Jahresvolumen nach 2020 (500 Mrd. Euro) und einer Steigerung gegenüber dem guten Vorjahr (2024: 442 Mrd. Euro).

 

Heute US-Daten im Fokus

Heute dürfte es nach der Hitzewelle in Europa eine leichte Abkühlung geben. Auch seitens der Makrodaten wird es hierzulande ruhiger, die finalen Werte der HCOB Einkaufsmanager-Indizes für Deutschland und den Euroraum dürften unspektakulär auf dem Niveau der vorläufigen Werte bestätigt werden. In Übersee schaltet der Datenkalender dagegen auf Hochtouren: Das US-Wirtschaftsministerium veröffentlicht mehrere wichtige Zahlen zum Arbeitsmarkt. Darunter die Arbeitslosenquote, für die nach 4,2 % im Vormonat ein leichter Anstieg auf 4,3 % zu erwarten ist. Zudem steht der ISM Services Index auf der Agenda, der auf einer Umfrage unter US-Dienstleistungsunternehmen basiert. Nach 49,9 Punkten im Mai dürfte der Juni-Wert wieder über die Marke von 50 Punkten klettern. Interessant wird zudem, ob sich das US-Handelsbilanzdefizit im Mai wie erwartet ausgeweitet hat (nach -61,6 Mrd. USD im April).

02.07.2025
EZB-Treffen in Sintra: Ovationen für Powell

 

EZB hält Jahreskonferenz ab

Einmal im Jahr versammelt sich die Creme der Zentralbankwelt und deren akademische Erforscher im portugiesischen Sintra. In Reden und Tischgesprächen werden Meinungen ausgetauscht und Hinweise auf die Zukunft der Geldpolitik gegeben. Heute ist der letzte Tag der dreitägigen Veranstaltung.

Vermutlich werden von der diesjährigen Edition nicht viele Spuren zurückbleiben. Große Ankündigungen der Spitze des Eurosystems um EZB-Präsidentin Christine Lagarde blieben aus. Das muss nicht schlecht sein, denn es zeigt, dass der Euroraum derzeit in robuster Verfassung ist. Das Wachstum war im ersten Quartal mit +0,6 % deutlich über Erwartungen, und die Inflation - gestern kam die Zahl für den Juni - lag mit 2,0 % punktgenau auf dem Zielwert.

Am ehesten bereitet der EZB vermutlich die Politik in den USA Kopfzerbrechen. Eine der Auswirkungen: der Euro legt zum US-Dollar schier unaufhaltsam zu. Inzwischen wurde die Marke von 1,18 US-Dollar je Euro überwunden. Zeit für die EZB, dem Markt einmal die Instrumente zu zeigen. Laut EZB-Vizepräsident Luis de Guindos kann die EZB zwar einen Anstieg des Euro gegenüber der US-Währung bis auf 1,20 Dollar ignorieren. "Darüber hinaus wird es viel komplizierter", warnte er.

Die EZB entscheidet am 24. Juli wieder über den Leitzins. An den Märkten wird damit gerechnet, dass die EZB eine Zinspause einlegt.

 

Der Stargast kommt aus den USA

Heimlicher Star der Veranstaltung in Sintra war dieses Jahr der US-amerikanische Notenbankpräsident Jerome Powell. Für Notenbanker ungewöhnlich wurde der meist als zurückhaltend beschriebene Powell mit stehenden Ovationen gefeiert. Grund hierfür ist seine Standhaftigkeit gegenüber US-Präsident Trump. Letzterer fordert seit Monaten Zinssenkungen von Powell und kritisierte ihn öffentlich. Das Zeichen der Solidarität seiner Fachkollegen dürfte Powell, dessen Amtszeit im Mai kommenden Jahres endet, in diesem Konflikt den Rücken stärken.

 

Was macht der Arbeitsmarkt?

Heute trumpfen im Datenkalender die Arbeitsmarktdaten auf. Aber aus den USA kommt der ADP-Report für den Stellenaufbau im Privatsektor im Juni. Die LBBW rechnet mit einem Stellenplus um 100 Tsd. und ist damit nur etwas pessimistischer als der Konsens der von Bloomberg befragten Bankvolkswirte. Käme es so, wäre dies eine deutliche Verbesserung gegenüber den mageren 37 Tsd. im Mai.

Aus dem Euroraum kommen ebenfalls Daten vom Arbeitsmarkt: die Arbeitslosenquote für Mai. Mit 6,2 % dürfte der Wert des Aprils bestätigt werden. Insgesamt ist der europäische Arbeitsmarkt weiter robust.

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Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

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