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Hypo Börsenblick

10.06.2025
Zolleffekte im Handel CHN - USA

 

Chinas Wirtschaft: angeschlagen

Die hierzulande kurze Woche begann gestern mit chinesischen Daten zum zurückliegenden Wonnemonat. Im Mai legten dort die Exporte weiter zu. Mit einem Plus von 4,8 % im Jahresvergleich schwächte sich indes der Zuwachs erwartungsgemäß ab; im April hatte noch eine Jahresrate von 8,1 % auf der Tafel gestanden, im März sogar 12,4 %. Derweil gaben im Mai die Einfuhren Chinas deutlich nach, und zwar um 3,4 % gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahl überschattete auch den Handelsbilanzüberschuss, der von 96 Mrd. US-Dollar per April auf 103 Mrd. US-Dollar anstieg.

Alles in allem lieferte der vergangene Monat einen Anhaltspunkt für diejenigen Verwerfungen, welche die prohibitiv hohen Zölle von Anfang April im bilateralen Handel zwischen den USA und China ausgelöst hätten, wäre nicht eine "Karenzzeit" von 90 Tagen verfügt worden. Die Exporte Chinas in die USA brachen im Mai um mehr als ein Drittel ein: der stärkste Rückgang seit dem Februar 2020, als Corona alles überschattet hatte.

Robust zeigten sich zuletzt einmal mehr die Ausfuhren Chinas in die übrige Welt. Eine hohe Nachfrage aus den ASEAN-Staaten (+15,2 %) und aus der EU (+12,1 %) erwies sich erneut als wichtige Stütze für die Exporte des "Reichs der Mitte". Bei den Importen machte sich speziell eine abkühlende Inlandsnachfrage Chinas bemerkbar. Gleichfalls gestern veröffentlichte Daten zur Preisniveauentwicklung zeigen, dass deflationäre Tendenzen in der chinesischen Wirtschaft weiterhin vorherrschen. Die Verbraucherpreise gingen im Jahresvergleich um 0,1 % zurück, die Erzeugerpreise sogar um 3,3 %.

Ganz offensichtlich stehen sowohl die sogenannte "Volksrepublik" als auch die Vereinigten Staaten gehörig unter Druck, in den anhaltenden Gesprächen zu den Handelsbeziehungen beider Länder Verbesserungen zu erreichen. Dabei spielen sowohl Washington als auch Peking auf Zeit. Vermutlich werden die Vereinigten Staaten zunächst Handelsabkommen mit anderen Staaten finalisieren wollen. Erst danach wird wohl eine, wie auch immer geartete, Einigung mit Peking angestrebt. Warum Peking unter diesen Vorzeichen kurzfristig irgendetwas von seinem Bestand an "Seltenen Erden" abgeben soll, wie sich die US-Regierung dies vorstellt, bleibt rätselhaft.

 

Kurze Woche, wenige Daten

Was die Veröffentlichung von Konjunkturdaten anbelangt, werden die Vereinigten Staaten den weiteren Verlauf der Woche bestimmen: morgen Verbraucherpreise, am Freitag das Michigan-Verbrauchervertrauen Ansonsten gibt es wohl den allfälligen Nachrichtenfluss zu irgendwelchen Zollüberlegungen. 

06.06.2025
US-Wirtschaft ist nicht unkaputtbar

 

EZB senkt Einlagesatz auf 2,0 %

Der EZB-Rat hat auf seiner gestrigen Sitzung beschlossen, alle seine drei Schlüsselzinsen um jeweils einen Viertelprozentpunkt zu senken. Dies entsprach der einhelligen Erwartung der von Reuters befragten Bankvolkswirte. Der EZB-Einlagesatz beläuft sich nunmehr auf 2 %. Die EZB ist nach eigenem Bekunden im neutralen Bereich ihrer Geldpolitik angekommen - da wollte sie offenbar hin. Zunächst dürften die Notenbanker im Frankfurter Skytower eine Pause einlegen. Der Zeitpunkt dürfte geschickt gewählt sein. Niemand weiß, ob die US-Zollpolitik noch zu tieferen Verwerfungen bei Wachstum und Inflation führen wird, oder ob am Ende gilt: TACO - Trump always chickens out! Dies sollte nach der Sommerpause vermutlich klarer sein. Deutliche Schrammen wird die US-Politik aber schon nach heutigem Wissen im Konjunkturbild des Euroraums hinterlassen. Die LBBW rechnet daher damit, dass die EZB noch einmal ihre Schlüsselzinsen um jeweils einen Viertelprozentpunkt senken wird. Dann hätte sie wohl den derzeit maximalen Spielraum der Geldpolitik ausgeschöpft. Für weitergehende Schritte bräuchte es einen härteren Einbruch der Konjunktur. Das ist nicht auszuschließen, aber Stand heute das Szenario mit der geringeren Wahrscheinlichkeit. Und nur ein überraschender Inflationsanstieg dürfte die EZB dazu veranlassen, ihre Leitzinsen alsbald wieder anzuheben.

 

US-Wirtschaft ist nicht unkaputtbar

Donald Trump trat sein Präsidentenamt mit einem Rückgang der US-Wirtschaftsleistung an. Im ersten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer Jahresrate von 0,2 %. Trump machte seinen Vorgänger Joe Biden für diesen wirtschaftlichen Start verantwortlich. Trotz rückläufiger Stimmungsindikatoren in den Monaten März und April entstanden in der US-Wirtschaft jeweils rund 200.000 neue Arbeitsplätze. Das GDPNow-Modell der Federal Reserve Bank of Atlanta prognostizierte für das zweite Quartal ein Wachstum von 4,6 %. Vor diesem Hintergrund wurde diskutiert, ob eine Wachstumsprognose von 1,0 % für das Jahr 2025 möglicherweise zu konservativ angesetzt sei.

Jüngste Entwicklungen lieferten jedoch neue Hinweise auf wirtschaftliche Herausforderungen. Im Mai gingen die US-Automobilabsätze im Monatsvergleich um etwa 9 % zurück, und der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor fiel unter die Expansionsschwelle. Zudem berichteten die Distrikte der US-Notenbank im sogenannten „Beige Book“, dass die wirtschaftliche Aktivität leicht zurückgegangen sei. Dies steht in einem auffälligen Kontrast zur Prognose des GDPNow-Modells der Fed-Atlanta.

Der am Nachmittag erwartete Bericht des US-Arbeitsministeriums könnte weitere Erkenntnisse zur aktuellen Lage liefern. Laut einer Erhebung des privaten Personaldienstleisters ADP entstanden im Mai lediglich 37.000 neue Stellen in der US-Privatwirtschaft. Das „Beige Book“ deutet auf eine weitgehend unveränderte Beschäftigungslage hin, weshalb ein Beschäftigungszuwachs von unter 100.000 Stellen erwartet wird.

05.06.2025
TACO-Trade bringt DAX-Rekord

 

Und wieder: Ein neuer DAX-Rekord

Der DAX erreichte gestern auf Schlusskursbasis ein neues Allzeithoch bei 24.276 Punkten, genau 50 Punkte über dem bisherigen Rekordwert aus der Vorwoche. Die Anleger hoffen weiterhin darauf, dass die US-Importzölle doch nicht so hoch ausfallen werden wie befürchtet und von Trump angekündigt. In diesen Tagen wurde in diesem Zusammenhang ein neues Akronym populär: TACO: "Trump always chickens out", frei übersetzt: "Trump kneift immer". Anleger können sich darauf verlassen, dass die Drohungen des US-Präsidenten nicht umgesetzt werden, sondern lediglich Drohkulisse und Verhandlungstaktik sind, was den Aktienmarkt entsprechend stützt. Zudem ist die laufende DAX-Rally von den fiskalpolitischen Maßnahmen der neuen Bundesregierung getragen. So beschloss das Kabinett gestern in Berlin ein milliardenschweres Paket mit erweiterten Abschreibungsmöglichkeiten für Maschinen und Elektrofahrzeuge.

 

Schwache US-Konjunkturdaten

Die Aktivität der US-Dienstleister ist im vergangenen Monat zum ersten Mal seit fast einem Jahr in den Bereich der Schrumpfung gerutscht. Die Aktivität bei den US-Dienstleistern ging im letzten Monat zum ersten Mal seit fast einem Jahr zurück, was auf einen abrupten Nachfragerückgang zurückzuführen war, während die Preise aufgrund höherer Zölle in der gesamten Wirtschaft anzogen. Der Dienstleistungsindex des Institute for Supply Management sank im Mai um 1,7 auf 49,9 Punkte und fiel deutlich unter den Konsens-Erwartungen aus. Werte unter 50 signalisieren eine schrumpfende Konjunktur. Die Subindizes gewähren ein differenzierteres Bild auf die aktuelle Lage der US-Dienstleister: So ging der Index der Auftragseingänge um 5,9 auf 46,4 Punkte zurück und gab damit so stark nach wie seit Juni 2024 nicht mehr. Dagegen stieg der Index der gezahlten Preise auf 68,7 Punkte und erreichte damit den höchsten Stand seit November 2022. Zudem fielen gestern die Beschäftigungsdaten des privaten Dienstleisters ADP enttäuschend aus. Demnach wurden in der Privatwirtschaft im Mai weniger Stellen geschaffen (37.000) als erwartet (114.000), der niedrigste Wert seit Mai 2023. Diese Daten unterstreichen das Dilemma, in dem die US-Notenbank steckt: Einerseits müsste sie die Zinsen senken, um die lahmende Konjunktur in Schwung zu bringen, andererseits müsste sie die Zinsen auf hohem Niveau halten, um die Inflation zu bekämpfen. Trump versuchte gestern einmal mehr, Fed-Chef Powell unter Druck zu setzen. Dieser reagiere "zu spät", so Trump im Onlinedienst X. Der nächste Sitzungstermin der Fed findet am 18. Juni statt.

 

EZB wird heute die Zinsen senken

Die Inflation im Euroraum ist im Mai auf 1,9 % gesunken und liegt damit knapp unter dem 2%-Ziel der EZB. Dies ebnet den Weg für eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte, die heute erwartet wird – bereits die achte seit Mitte 2024. Der Einlagesatz würde damit auf 2,0 % fallen. Entscheidend wird sein, ob die EZB angesichts der Risiken durch den Handelsstreit ihre zurückhaltende Rhetorik bestätigt und damit einen weiteren Lockerungsschritt im dritten Quartal signalisiert. Falls die neuen EZB-Projektionen Zinssenkungen skeptischer sehen, könnte dies die Märkte überraschen, da die Mehrheit der Akteure mit einer weiteren Senkung in diesem Jahr rechnet.

03.06.2025
Zoll-Hickhack verunsichert Börsen

 

Zunehmende Unsicherheit in Handelsfragen

Zum Wochenstart dominierten die Handelsspannungen zwischen den USA und China die Aktienmärkte. Auf die Anlegerstimmung drückte vor allem die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die Zölle auf importierten Stahl und Aluminium auf 50 % zu verdoppeln. Unter Druck gerieten vor allem die Aktien südkoreanischer und vietnamesischer Stahlhersteller, die das Metall in die USA exportieren. Der DAX gab zum Wochenauftakt in der Spitze um bis zu 1 % nach und beendete den Handel mit einem Minus von 0,3 %. Ebenfalls war an der Wall Street die Stimmung anfänglich gedämpft. Insgesamt schlossen die Börsen letztendlich leicht im grünen Bereich. Heute Morgen überschattet die US-Handelspolitik weiterhin das Marktgeschehen in Asien. Vorwiegend hielten sich die Anleger in Japan mit Engagements zurück.

 

Weitere Runde von Friedensgesprächen

Gestern kamen in Istanbul Vertreter Russlands und der Ukraine zu zweiten direkten Friedensgesprächen zusammen. Bereits im Vorfeld waren die Hoffnungen auf nennenswerte Fortschritte hin zu einer Waffenruhe gering. Vor allem in Russland ist die Stimmung nach den ukrainischen Angriffen vom Wochenende angespannt. Nach knapp einer Stunde stand fest, dass es einen weiteren Austausch von Kriegsgefangenen mit Fokus auf Schwerverletzte und junge Menschen geben soll. Zudem übergaben die russischen Vertreter der Ukraine bei dem Gespräch ein Memorandum mit den Bedingungen Moskaus für einen vollständigen Waffenstillstand. Fest stand zudem, dass eine Friedenslösung nur auf Ebene der Staatschefs geklärt werden könne.

 

Deutsche Industrie bleibt Schlusslicht

Trotz Bremsspuren der deutschen Unternehmen nähert sich die Industrie im Euroraum der Wachstumsschwelle. Dies zeigen die endgültigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Mai. Das Barometer für die Industrie der Eurozone stieg um 0,4 Zähler auf 49,4 Punkte – und damit auf den höchsten Wert seit August 2022. Damit ist der Indikator nicht mehr weit von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten entfernt. Während Griechenland mit beschleunigtem Wachstum die Tabelle anführt, gefolgt von Spanien, war Deutschland in der PMI-Rangliste Schlusslicht, wenngleich die Geschäftseinbußen hier so schwach ausfielen wie selten zuvor in den zurückliegenden drei Jahren. Das deutsche Industrie-Barometer notierte im Mai bei 48,3 Punkten und damit marginal schlechter als im Vormonat. Fernab des Blicks auf die PMIs sehen die Daten in den letzten drei Monaten insgesamt positiver aus – das reicht von der Entwicklung der Auftragseingänge über die Industrieproduktion bis hin zur Exportdynamik und dem ifo Geschäftsklima. Spätestens seit der Regierungsbildung und der Aussicht auf Steuererleichterungen bei Investitionen schauen die Unternehmen tendenziell optimistischer in die Zukunft.

 

Inflation im Fokus

Mit den Verbraucherpreisen wird heute ein wichtiger Datenpunkt für den Zinsentscheid der EZB am Donnerstag veröffentlicht. Die Teuerung im Euroraum dürfte laut Einschätzung der LBBW nach 2,2 % im April auf nunmehr 2,0 % im Mai gefallen sein. Primär sind die rückläufigen Energiepreise sowie die Eurostärke gegenüber dem US-Dollar für den sich fortsetzenden disinflationären Trend verantwortlich. Gemäß Marktkonsens dürfte die EZB die Leitzinsen daher übermorgen um weitere 25 Basispunkte senken.

02.06.2025
So gut wie seit 35 Jahren nicht mehr

 

USA und China mit neuer Eiszeit

Im Handelsstreit mit China warf US-Präsident Donald Trump der dortigen Regierung Wortbruch vor. Mitte Mai hatten sich die Vereinigten Staaten sowie die Volksrepublik im Rahmen von Gesprächen in Genf darüber verständigt, die gegenseitigen Zölle in dreistelliger Höhe vorerst wieder deutlich zu senken um Zeit für weitere Verhandlungen zu gewinnen. Damals versprach China die Rücknahme von Handelsbeschränkungen für Seltene Erden. Tatsächlich wurden die zugesagten Exportlizenzen bislang jedoch nur schleppend erteilt. Deshalb kündigte Trump auf seiner Plattform Truth Social härtere Bandagen gegenüber China an - er werde nun nicht mehr Mr. Nice Guy sein. China sieht in seiner Zurückhaltung in Sachen Seltene Erden jedoch eine Art Faustpfand gegenüber Amerika. Wie u.a. Siemens bestätigte, erteilte die USA nämlich jüngst ein Exportverbot für EDA-Software (Electronic Design Automation) nach China. Für chinesische militärische Endnutzung gilt dieses sogar weltweit. Während sich die bisherigen US-Tech-Restriktionen vor allem auf Hochleistungschips beschränkten, ist hiervon nun die gesamte chinesische Halbleiterindustrie betroffen. Weil die Entwicklung derartiger Software kostspielig und langwierig ist, hört man aus Expertenkreisen, dass dies Chinas Fortschritt in der Halbleiterindustrie um mehrere Jahre zurückwerfen könnte.

 

Russland-Revolte gegen Trump

US-Präsident Donald Trump schreckte bislang vor scharfen Sanktionen gegenüber Russland zurück, und fiel stattdessen eher durch Russlandfreundlichkeit auf. Diesbezüglich droht ihm nun jedoch erstmals eine Revolte im US-Senat. Ein von Republikaner und Demokraten gemeinsam eingebrachter Entwurf sieht nämlich weitreichende wirtschaftliche Strafmaßnahmen gegen Russland vor, falls sich das Land weiter weigert, richtige Friedensverhandlungen mit der Ukraine aufzunehmen. Im Zentrum des Entwurfs stehen Strafzölle in Höhe von 500 % auf Importe aus allen Ländern, welche wissentlich russisches Öl, Erdgas, Uran oder petrochemische Produkte beziehen.

 

Anleger reiben sich die Augen

Das ständige Hin und Her in Trumps politischem Kurs ist atemberaubend und entzieht den Unternehmen jegliche Form der Planungssicherheit. Die Risiken für die US-Ökonomie sowie für die Weltwirtschaft sind daher kaum zu greifen. Zuletzt tauchte die US-Wachstumsdynamik unter das Potenzialwachstum der Vereinigten Staaten ab. Und der operative Quartalsgewinn des S&P 500 fiel im ersten Quartal 2025 um satte 5,5 % niedriger aus als im Schlussquartal 2024. Die jüngste Entwicklung am Aktienmarkt ist daher mehr als erstaunlich. Mit einem Plus von 6,15 % war der S&P 500 nämlich so gut unterwegs wie im Monat Mai seit 35 (!) Jahren nicht mehr.

30.05.2025
Oval Office erleidet Niederlage vor Gericht

 

US-Gericht stoppt Teile der neuen Importzölle

Die US-Regierung hat einen ernsten Rückschlag erlitten auf dem Weg zu immer höheren Importzöllen. Ein Bundesgericht in New York urteilte, dass weite Teile der seit dem 20. Januar eingeführten US-Importabgaben nicht mit der US-Verfassung in Einklang stehen. Speziell der Bezug der Trump-Regierung auf das Notstandsgesetz IEEPA von 1977 sei unzulässig. Diejenigen Zollmaßnahmen, die sich hierauf beziehen, müssen, so das New Yorker Gericht, zurückgenommen werden. Deren Anwendung sei auf Dauer zu verbieten.

Wo kein Notstand, da keine Anwendung eines Notstandsgesetzes: Handels- und Leistungsbilanzdefizite, auch struktureller Art, sind kein Notstand. Zudem hat das Oval Office bis heute nicht dargelegt, dass höhere Zölle das erste Mittel der Wahl gegen Importüberschüsse sind.

In Reaktion auf das Urteil aus New York legte die Trump-Regierung umgehend bei einem höheren Gericht Berufung ein. Einstweilen bleiben die betreffenden Zollregelungen in Kraft. Höchstwahrscheinlich wird sich am Ende das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten mit dem Fall beschäftigen. Andere Zolldirektiven, die seit dem 20. Januar erlassen worden sind, bleiben unberührt. Hierzu zählen bspw. viele sektorspezifische Maßnahmen, so für die Automobilbranche.

 

Finanzmarkt guckt auf das Naheliegende

Der US-Aktienmarkt reagierte verhalten auf die gestrigen Meldungen aus dem juristischen System der Vereinigten Staaten. Der S&P 500 beendete den Tag mit einem kleinen Plus von 0,4 %. Der DAX verlor im gestrigen Handel etwas mehr als 0,4 %. Der Euro fiel im frühen Handel zunächst, von Werten um die 1,13 USD kommend, unter die Marke von 1,122 USD zurück. Den Tag schloss er per Saldo höher, bei 1,135 USD.

Den Finanzmarkt beschäftigten gestern auch fundamentale ökonomische Nachrichten. So wurde die Anzahl der neuen Anträge auf US-Arbeitslosenunterstützung mit 240 Tsd. gemeldet, empfindlich höher als die allgemein erwarteten 230 Tsd. Hinzu kam eine Abwärtsrevision beim privaten Konsum in den Vereinigten Staaten für das erste Quartal. Folge: Ausweislich der Terminsätze sind sich die Auguren am Finanzmarkt so gut wie sicher, dass die US-Notenbank noch dieses Jahr ein weiteres Mal ihre Leitzinsen absenken wird.

28.05.2025
Gute Stimmung am Aktienmarkt

 

Börsianer in Kauflaune

Angesichts des Aufschubs der geplanten US-Strafzölle auf EU-Waren zeigten sich die Marktteilnehmer am gestrigen Dienstag überaus positiv gestimmt, insbesondere an der Wall Street. Noch am Freitag hatte Donald Trump damit gedroht neue Strafzölle zu verhängen und die Verhandlungen abbrechen zu wollen. Ebenso schnell ruderte er dann auch wieder zurück und verkündete die Rückkehr zur ursprünglichen Frist, also einen Aufschub bis zum 9. Juli. Es bleibt also ein Hin und Her, das sich nicht gerade positiv auf die Glaubwürdigkeit des US-Präsidenten auswirkt. Der S&P 500 legte um satte 2 % zu, was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet war, dass die US-Börsen am Montag feiertagsbedingt geschlossen hatten. In Europa waren angesichts der dahinschwindenden Friedenshoffnungen zwischen Russland und der Ukraine vor allem Rüstungswerte gefragt. Der DAX schloss 0,83 % im Plus.

 

Goldpreis lässt Federn

Nachdem der Preis des Edelmetalls in den vergangenen Wochen und Monaten von einem Hoch zum Nächsten geeilt war, notierte dieser am Dienstag zeitweise rund 1,5 % im Minus. Dies ging vor allem mit der gestrigen Dollarstärke einher, da die Assets traditionell stark negativ korreliert sind. In den nächsten Tagen sind dann vor allem die US-Konjunkturdaten von Bedeutung, die weitere Impulse hinsichtlich des geldpolitischen Pfades der Fed geben sollten. Schließlich präferieren Anleger in einem Umfeld hoher Zinsen eher Staatsanleihen als Gold, das keine Cashflows abwirft.

 

Heute steht NVIDIA im Fokus

Insgesamt nähert sich die Berichtssaison dem Ende, ein wichtiges Ereignis ließ bislang jedoch noch auf sich warten: Am heutigen Mittwoch wird der KI-Highflyer NVIDIA Einblicke in seine Bücher gewähren. Wohl kaum ein Unternehmen hat die fulminante Tech-Rally in den letzten Jahren so angetrieben wie der Chipgigant. Entsprechend sind die Erwartungen seitens der Investoren nach wie vor hoch und eine hohe Volatilität als Reaktion auf die veröffentlichen Zahlen nicht auszuschließen. Auch auf der Makro-Seite stehen heute ein paar Veröffentlichungen auf der Agenda: Den Anfang macht die deutsche Arbeitslosenquote in saisonbereinigter Form. Die LBBW prognostiziert unverändert 6,3 %. Im Anschluss daran wird die EZB die aktuellen kurz- bis mittelfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher veröffentlichen. Gegen Abend unserer Zeit wird die Fed außerdem das Protokoll der Sitzung Anfang Mai veröffentlichen.

27.05.2025
Handelsgespräche auch abseits der USA

 

ASEAN-Staaten bauen Barrieren ab

Während in den letzten Tagen erneut Trumps Zolldrohungen und das schleppende Vorankommen bei den Handelsgesprächen die Schlagzeilen dominierten, ereigneten sich an anderer Stelle hingegen Fortschritte. Beim gestern in Kuala Lumpur begonnenen Gipfel des Staatenverbunds ASEAN einigten sich die anwesenden Vertreter der südostasiatischen Staaten auf eine weitere Vertiefung der wirtschaftlichen Integration. Dabei soll unter anderem das im Jahr 2010 in Kraft getretene Handelsabkommen ATIGA (ASEAN Trade in Goods Agreement) weiter ausgebaut werden. Neben dem Abbau tarifärer und nicht-tarifärer Handelshemmnisse sind dabei eine Vereinfachung der Zollabfertigung sowie neue Wertschöpfungsregeln geplant. Zudem wollen die Staaten ihre wechselseitigen Investitionen verstärken und die industrielle Basis in der Region weiter ausbauen.

 

Die aktuellen Bemühungen stehen dabei nicht nur im Zeichen der jüngsten US-Zolldrohungen – von denen Südostasien massiv betroffen ist – sondern erfolgen auch angesichts des anteilsmäßig kaum vorankommenden Handels zwischen den ASEAN-Staaten. So stagniert der intraregionale Handel seit Jahren bei nur 20 % des gesamten Warenverkehrs. Zum Vergleich: Bei den EU-Staaten macht der intra-regionale Handel rund 60 % aus. Mit den jüngsten Beschlüssen soll nun mehr Dynamik bei den regionalen Handelsströmen erzeugt werden. Mit der Aufnahme des an Indonesien angrenzenden Inselstaates Osttimor als 11. Mitgliedsland ab Oktober, beschloss man zudem die erste Erweiterung des Staatenbundes seit 1999.

 

Asien auch im Fokus Europas

Zeitgleich zum derzeit stattfindenden ASEAN-Gipfel befindet sich der französische Präsident Macron auf Tour in der Region. Bei seinem ersten Stopp in Vietnam, wo zuletzt vor fast zehn Jahren ein französischer Präsident zu Besuch war, wurden gestern zahlreiche Verträge in den Bereichen Energie, Infrastruktur und Verteidigung geschlossen. Auch der Kauf von zwanzig Airbus-Flugzeugen durch die vietnamesische Airline VietJet war Teil der Vereinbarungen. Macron bekräftigte in der anschließenden Pressekonferenz mit seinem vietnamesischen Amtskollegen Luong Cuong zudem die Bedeutung der freien Schifffahrt in der Region - ein klarer Wink an China und dessen Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer, die auch mit Vietnam zu Konflikten führen.

China steht auch in anderer Hinsicht auf der Agenda Europas. Am Rande des WTO-Ministertreffens in Paris Anfang Juni sollen nach Angaben der EU-Kommission neue Gespräche zwischen EU-Handelskommissar Maros Sefcovic und dem chinesischen Handelsminister Wang Wentao stattfinden. Dabei wird es vor allem um eine Stabilisierung der Beziehungen in Wirtschafts- und Handelsfragen gehen. Das Treffen dürfte auch als Vorbereitung des Ende Juli anstehenden Gipfels der EU-Staats- und Regierungschefs mit der chinesischen Seite in Peking dienen. Beide Seiten suchen angesichts des neuen US-Protektionismus zwar jüngst wieder eine Annäherung, doch in vielen Fragen sind die unterschiedlichen Interessen wohl kurzfristig schwer zu überbrücken.

 

Stimmungsindikatoren im Blick

Nachdem gestern bereits die europäischen Börsen auf die US-Zollverschiebung mit einem deutlichen Kursplus reagierten (DAX +1,7 %, Euro Stoxx 50 +1,3 %), deuten die Futures für die US-Börsen nach dem Feiertag auf Ähnliches hin. Im Gegensatz zu gestern stehen heute auch einige wichtige Konjunkturdaten an, die u.a. Einblicke in die Stimmungslage der Wirtschaft in Europa und Übersee geben.

 

26.05.2025
Zolldrohung schreckt Märkte auf

Starker Auftakt für deutsches BIP

Das BIP-Wachstum in Deutschland sorgte Ende vergangener Woche für einen echten Paukenschlag. Die Zahl für das erste Quartal 2025 wurde von +0,2 % auf +0,4 % aufwärts revidiert. Eine Revision um 0,2 Prozentpunkte ist ungewöhnlich. Zudem wurden die Vorquartale bestätigt. Sonst hat man oft nur eine etwas andere Verteilung der Wachstumszahlen über den Revisionszeitraum. Effektiv sieht die Konjunktur mit den heutigen Daten deutlich besser aus als vor der Revision. Nach Angaben von Destatis haben die Exporte für die Revision eine wesentliche Rolle gespielt. So gab es bedeutende Vorzieheffekte für die Ausfuhren in die USA im Vorgriff auf befürchtete Zollerhöhungen. Auf die Dauer dürfte das zwar die Konjunktur nicht antreiben. Im zweiten oder dritten Quartal sollte es eine gewisse Korrektur geben. Dennoch spricht diese Zahl dafür, dass die Konjunktur besser läuft als vor ein paar Wochen befürchtet.

 

Bahn frei für EZB-Zinssenkung

Gute Nachrichten gab es aus dem Euroraum für die Lohnentwicklung, zumindest durch die Brille der Notenbanker betrachtet. Der Anstieg der Tariflöhne im Euroraum hat sich im ersten Quartal deutlich abgeschwächt. Das Lohnwachstum lag bei 2,4 % nach einem Plus von 4,1 % im vierten Quartal 2024, so die EZB. Die Lohnsteigerungen gelten als Inflationstreiber vor allem im Dienstleistungssektor.

 

Zolldrohung aus dem Weißen Haus

Für die Entscheidungen der EZB dürfte gewiss auch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump relevant sein. Nachdem es Hoffnungen auf einen Kompromiss zwischen USA und EU in Sachen "reziproker Zölle" gab, goss Trump am Freitag erneut Öl ins Feuer, indem er einen Zoll für Einfuhren aus der EU in Höhe von 50% empfahl, und zwar ab 1. Juni. Die Finanzmärkte reagierten aufgeschreckt. Die Aktienmärkte gingen in einen regelrechten Sturzflug über, fingen sich dann aber im weiteren Handelsverlauf wieder etwas. Für heute stehen die Zeichen am Aktienmarkt sogar auf Erholung, nachdem Trump am Wochenende eine Fristverlängerung vor Erhebung der angekündigten Zölle bis zum 9. Juli verkündet hatte.

 

Der Datenkalender bleibt heute leer. In den USA ist Memorial Day für die im Dienst für das Vaterland gefallenen amerikanischen Soldaten. Die Börsen bleiben geschlossen. Vielleicht kann eine nachmittägliche Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Märkte bewegen. Lagarde spricht in Berlin zur "Rolle Europas in einer fragmentierten Welt". Wahrlich ein aktuelles Thema!

23.05.2025
Zinssenkung versus Staatsverschuldung

 

Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Der ifo Geschäftsklimaindex stieg von 86,9 Punkten im April auf 87,5 Punkte im Mai und verzeichnete damit seinen fünften Anstieg in Folge. Die Verbesserung des Geschäftsklimas im Mai war einer Aufhellung der Geschäftserwartungen geschuldet. Die Einschätzung der Lage verschlechterte sich indes. Ein ähnliches Bild zeichnet die Entwicklung des von S&P Global erhobenen HCOB-Einkaufsmanagerindex für Deutschland. Der Gesamtindex für die Stimmung in der Wirtschaft sank von 50,1 Punkten im April auf 48,6 Punkte im Mai und rutschte damit unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten. Der Rückgang des HCOB-Gesamtindex ist auf die Wirtschaftsschwäche im Dienstleistungssektor zurückzuführen. Gleichwohl mehren sich unter dem Strich - bei aller angebrachten Konjunkturskepsis - die Hoffnungszeichen. Aus Sicht der LBBW wird die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr zwar mit einer Rate von 0,5 % schrumpfen. Es ist jedoch zu konzedieren, dass mittlerweile die Aufwärtsrisiken überwiegen.

 

Handelsstreit führt zu Vorzieheffekt

Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex für die Vereinigten Staaten ist indes überraschend angestiegen. Der Indikator kletterte von 50,6 Punkten im April auf 52,1 Punkte im Mai. Dieser Anstieg ist jedoch aus zwei Gründen zu relativieren. Zum Ersten folgt der Anstieg im Mai auf das Tief im April. Zum Zweiten haben Unternehmen aus Sorge über Störungen in der Lieferkette und vor steigenden Preisen infolge von Zollerhöhungen ihre Lagerbestände aufgestockt wie noch nie in der 18-jährigen Geschichte der Erhebung. Derweil hat Fed-Gouverneur Christopher Waller die Tür für US-Leitzinssenkungen geöffnet. Sollten sich die US-Einfuhrzölle der Marke von 10 % annähern, sei die US-Notenbank in einer guten Position, um ihre Leitzinsen in der zweiten Jahreshälfte zu senken. Da zuvor jedoch der von US-Präsident Donald Trump "One Big Beautiful Bill Act" genannte Gesetzesentwurf mit knapper Mehrheit durch das US-Repräsentantenhaus ging, veränderten sich die Renditen von langlaufenden US-Staatsanleihen trotz der Hinweise auf Zinssenkungen nicht. Nach Berechnungen des Haushaltsbüros des US-Kongresses würde das Inkrafttreten des Gesetzespaketes die US-Staatsverschuldung über einen Zeitraum von knapp 10 Jahren um 3,8 Billionen US-Dollar in die Höhe treiben. Nun berät der US-Senat über den Gesetzesentwurf.

 

Tariflohnindikator auf der Agenda

Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge steht heute die Veröffentlichung des EZB-Tariflohnindikators auf der Agenda. Nach Schätzung der LBBW wird der Indikator von 4,1 % im Schlußquartal 2025 auf 3,5 % im ersten Quartal 2025 fallen. Eine Bewahrheitung dieser Schätzung wäre Rückenwind für die EZB-Leitzinsprognose der Landesbank aus Baden-Württemberg. Sie erwarten, dass die Notenbanker im Frankfurter Skytower im Verlauf dieses Jahres ihre Schlüsselzinsen noch zweimal um jeweils einen Viertelprozentpunkt senken werden. Eine Leitzinssenkung auf der Gremiensitzung im Juni gilt dabei als sehr wahrscheinlich.

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Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

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