Publikationen

Hypo Börsenblick

30.06.2025
Billionen neuer Schulden

US-Börsen auf neuen Allzeithochs

Kurz vor dem Halbjahresultimo gelang den US-Indizes der Sprung auf neue Rekordstände. Sowohl der S&P 500 als auch der Nasdaq-Sammelindex stiegen jeweils um 0,5 % auf 6.173 bzw. 20.273 Punkte. Der S&P 500 hat damit den Kursverfall seit Beginn der Trumpschen Zolloffensive im Februar vollständig ausgebügelt. Trotz eines Zuwachses von rund 5 % seit Jahresbeginn bleibt dieser im Vergleich zum DAX, der um etwa 20 % zugelegt hat, eher gering. Am Freitag überschritt der DAX erneut die Marke von 24.000 Punkten. Besonders im Fokus stand die Aktie von Nike: Der Sportartikelhersteller übertraf die Umsatzerwartungen und plant, künftig weniger in China zu produzieren, um US-Zölle zu vermeiden. Die Folge: ein Kursanstieg von rund 15 %. In dessen Sog legte auch Adidas in Frankfurt um knapp 4 % zu.

 

Trump setzt Powell unter Druck

Dem US-Markt halfen Zahlen, die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen wecken könnten: Das von der Fed favorisierte Inflationsmaß, der Deflator des privaten Verbrauchs, war im Mai um 2,3 % gestiegen, die Ausgaben der US-Verbraucher hingegen um 0,1 % geschrumpft. Die Hoffnungen auf eine tendenziell expansivere Geldpolitik wurden zudem durch Äußerungen aus dem Weißen Haus verstärkt. US-Präsident Donald Trump forderte den Rücktritt von Notenbankchef Jerome Powell, dessen Amtszeit noch bis Mai 2026 läuft. In scharfer Kritik bezeichnete er Powell mit abwertenden Begriffen und kündigte an, im Falle einer Wiederwahl nur eine Person mit der Bereitschaft zu Zinssenkungen für das Amt zu nominieren

 

EZB lädt nach Sintra

Am Freitag hatten auch die Automobilwerte und Siemens deutlich zugelegt. Hintergrund war die Hoffnung auf einen konstruktiven Verlauf der Handelsgespräche mit den USA. Am 9. Juli läuft die vom Weißen Haus gesetzte Frist ab, aber Washington deutete die Möglichkeit einer Verlängerung an. Die Gespräche mit Kanada brach Präsident Trump hingegen ab, da Ottawa an seiner Steuer für Digitalunternehmen festhält. Die Handelsthematik wird die Märkte auch in dieser Woche im Bann halten. Zudem erhoffen sich die Marktteilnehmer neue Aufschlüsse über die Geldpolitik. Am Montag beginnt die zur Tradition gewordene Notenbanktagung der EZB in der portugiesischen Sommerfrische von Sintra, am Abend legt ihre Chefin Christine Lagarde ihre Sicht der Dinge dar. Am Nachmittag verdienen die deutschen Juni-Inflationsdaten Aufmerksamkeit, dazu der Chicago-Einkaufsmanagerindex

27.06.2025
Der Euro zeigt Muskeln

 

Auftragseingänge in den USA deutlich gestiegen

Die Bestellungen langlebiger Wirtschaftsgüter in den USA sind im Mai deutlich gestiegen und übertrafen die Prognosen klar. Haupttreiber war ein starker Anstieg bei den Flugzeugbestellungen, die im Vormonat noch stark rückläufig waren. Doch auch ohne den schwankungsanfälligen Transportsektor gab es ein leichtes Auftragsplus. Trotz anhaltender Unsicherheit über die US-Handelspolitik unter Präsident Trump und einer abwartenden Haltung der US-Notenbank in Sachen Zinssenkungen, deuten die gestrigen Zahlen auf eine gewisse konjunkturelle Stabilisierung hin. Die Sorgen um eine wirtschaftliche Abschwächung könnten damit etwas gedämpft werden.

 

Der US-Dollar verliert an Dominanz

Der US-Dollar verliert spürbar an Vertrauen - und das wohl dauerhaft. Laut einer Umfrage des Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF) unter 75 Zentralbanken planen viele Notenbanken, ihre Dollar-Bestände zu reduzieren. Stattdessen rücken Gold, der Euro und  "in kleinerem Umfang" der chinesische Yuan in den Fokus. Geopolitische Spannungen, der Trend zur Währungsdiversifikation und die unberechenbare US-Wirtschaftspolitik unter Donald Trump haben das Vertrauen in die Leitwährung erschüttert. Besonders der Euro erlebt eine Renaissance: Nach Jahren der Schwäche infolge der Eurokrise gewinnt er wieder an Attraktivität. Noch 2023 galt der US-Dollar als beliebteste Reservewährung - nun rutscht er auf Platz sieben ab. Der Euro hingegen profitiert von Stabilität, planbarer Geldpolitik und dem Wunsch vieler Staaten nach mehr geldpolitischer Unabhängigkeit. Der globale Währungswandel nimmt an Fahrt auf - zu Ungunsten des Dollar. Mit Erreichen der Marke von 1,1730 erreichte der Euro die höchste Preisnotiz seit 1.371 Tagen.

 

US-Inflationsdaten erwartet

Heute blicken die Märkte auf die US-Daten zu den privaten Konsumausgaben (PCE) für Mai. Der Index misst Preisveränderungen bei Gütern und Dienstleistungen und gilt als wichtiges Inflationsbarometer. Im April lag die jährliche Inflationsrate bei 2,1 %, die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel bei 2,5 % - etwas niedriger als im März (2,7 %). Die Fed nutzt diese Kerninflation als bevorzugten Indikator. Für Mai erwarten die Märkte einen leichten Anstieg auf 2,6 %. 

 

Fed-Stresstest: Ergebnisse heute Abend erwartet

Heute um 22:30 Uhr deutscher Zeit veröffentlicht die US-Notenbank Fed die Ergebnisse ihres jährlichen Stresstests für Banken. Geprüft wurde, ob die Institute auch unter extremen wirtschaftlichen Bedingungen über genügend Kapital verfügen, um kreditfähig zu bleiben. Die Ergebnisse gelten als wichtiger Gradmesser für die Stabilität des US-Bankensektors und könnten auch Auswirkungen auf Dividenden und Aktienrückkäufe haben. Märkte und Regulierer blicken mit Spannung auf die Veröffentlichung.

26.06.2025
Stimmung an den Märkten durchwachsen

 

Europäische Indizes lassen Federn

Die Erleichterung aufgrund des Waffenstillstands zwischen dem Iran und Israel war an den europäischen Aktienmärkten nur von kurzer Natur. Weder die Lockerung der Geldpolitik seitens der EZB noch die starke Nachfrage nach den hiesigen Rüstungswerten konnten die gestrige negative Stimmung dämpfen. Der DAX verbuchte entsprechend einen Tagesverlust in Höhe von 0,61 %, während das Minus beim Euro Stoxx 50 sogar 0,85 % betrug. Jenseits des Atlantiks waren die Börsianer hin- und hergerissen und traten regelrecht auf der Stelle. Auch hier brachte die Waffenruhe zunächst Entspannung, gleichzeitig sorgt die Angst vor einem erneuten Aufflammen des Konflikts weiterhin für Unsicherheit. Mit kursstützenden Zinssenkungen der Fed ist auf Basis der impliziten Leitzinserwartungen mit 90 % Wahrscheinlichkeit erst im September zu rechnen. Der S&P 500 schloss prozentual unverändert bei 6.092 Punkten.

 

 

Ölpreis steigt

Nachdem die Furcht vor Lieferstörungen infolge des Nahost-Konflikts jüngst spürbar abnahm und zu einem Rückgang des Ölpreises führte, folgte gestern bereits die Gegenbewegung. Ein Fass der Sorte Brent verteuerte sich zeitweise um mehr als 1,5 %. Die Unsicherheit hinsichtlich Störungen der Ölversorgung bewegt die Marktteilnehmer also weiterhin. Darüber hinaus meldeten die USA deutlich gesunkene Rohöllagerbestände. Während die befragten Analysten mit 1,3 Millionen Barrel rechneten, betrug der tatsächliche Rückgang 5,8 Millionen Barrel.

 

Heutiger EU-Gipfel im Fokus

Am heutigen Donnerstag stehen nur wenige Veröffentlichungen auf der Agenda, sowohl die Makro-Seite als auch die Einzeltitel betreffend. Zu Beginn des Tages wird die Gesellschaft für Konsumforschung das GfK Konsumklima für Juli veröffentlichen. Für den Indikator prognostiziert die LBBW -19,0 nach zuletzt -19,9 Zählern. Heute Nachmittag (unserer Zeit) werden des Weiteren in den USA die vorläufigen Auftragseingänge für langlebige Güter veröffentlicht. In Anbetracht der geopolitischen Lage werden die Staats- und Regierungschefs der EU am heutigen Tage außerdem im Rahmen eines Gipfels zusammentreten. Darüber hinaus werden heute auch noch ein paar Unternehmen Einblicke in ihre Bücher gewähren. Dazu zählen unter anderem die Gesellschaften Nike und H&M.

25.06.2025
Waffenruhe in Nahost

 

Anleger feiern Waffenruhe

Die Waffenruhe in Nahost brachte Erleichterung an den Börsen. Nach dem US-Angriff auf Irans Atomanlagen hatte der Iran ein Pseudo-Gegenschlag ausgeführt, ohne Schaden anzurichten. Daraufhin verkündete Trump eine Waffenruhe, die zunächst fragil erschien. Beide Seiten warfen sich erneute Angriffe vor, worauf sich Trump sehr verärgert zeigte. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt. An den Finanz- und Rohstoffmärkten wurde dieses Szenario rasch eingepreist: Die Ölpreise gaben kräftig nach; die Kurse an den Aktienmärkten legten zu. Zwischenzeitlich hatte der DAX um über 500 Punkte hinzugewonnen und ein Tageshoch bei 23.813 Punkten erreicht. Zu Handelsschluss blieb ein Plus von 1,6 %. Der S&P 500 avancierte um 1,1 %. Der Nasdaq 100 erreichte nach einem Tages-plus von 1,5 % gar ein neues Allzeithoch.

 

Powell legt Rechenschaft ab

Fed-Chef Powell hatte gestern seinen halbjährlichen Rechenschaftsbericht vor dem Kongress abgelegt. Er bekräftigte dabei die Kernbotschaft aus dem jüngsten Zinsentscheid: Die Notenbank bleibt in einer abwartenden geldpolitischen Haltung. Konjunktur und Arbeitsmarkt zeigen sich demnach solide, die Inflation ist noch etwas erhöht. Die Inflationswirkung der US-Zollpolitik berge Unsicherheit. Noch sei unklar, ob die zu erwartende Inflationssteigerung temporär oder dauerhaft ausfallen wird. Damit hat sich die geldpolitische Lagebeurteilung seit dem Zinsentscheid vom 18. Juni erwartungsgemäß kaum verändert. Einige US-Notenbanker hatten zuletzt mit einer Zinssenkung bereits auf der nächsten Sitzung im Juli geflirtet. Einer solchen Tendenz hat sich der führende US-Währungshüter nach Einschätzung der LBBW nicht angeschlossen. 

 

Unternehmen werden optimistischer

Das ifo-Geschäftsklima ist nach Angaben des ifo-Instituts im Juni von 87,5 auf 88,4 gestiegen, zum sechsten Mal in Folge. Das Geschäftsklima hat damit den höchsten Stand seit Mai 2024 erreicht. Die Lage war quasi unverändert (86,2 nach 86,1), die Erwartungen zogen von revidiert 89,0 auf 90,7 an. Die Verbesserung der Frühindikatoren setzt sich damit fort. Dass sie zunächst von der Aufhellung der Erwartungen leben, ist dabei nicht ungewöhnlich. Aktuell gibt es ja auch gute Gründe hierfür: Die Geldpolitik stützt, die Fiskalpolitik expandiert und in Sachen Außenhandel besteht zumindest die Möglichkeit, dass sich die EU mit den USA auf einen Handelsdeal einigt, der den Unternehmen wieder Planungssicherheit gibt. Der Blick auf die Wirtschaftsbereiche zeigt, dass vor allem Dienstleister optimistischer in die Zukunft blicken. Deren Subindex war nach einem kräftigen Anstieg um vier Punkte wieder in den Expansionsbereich angestiegen. Die Stimmung in den übrigen Wirtschaftsbereichen Industrie, Bau und Handel hellte sich weniger stark auf.

 

NATO-Gipfel heute im Fokus

Von Seiten der Konjunktur gibt es heute nur wenig Neues. Die Blicke dürften sich auf den NATO-Gipfel in Den Haag richten. Im Mittelpunkt steht - natürlich - Donald Trump. NATO-Generalsekretär Rutte hat Trump den goldenen Teppich ausgerollt, um einen Eklat wie jüngst beim G7-Treffen zu vermeiden. Trump veröffentlichte eine persönliche Textnachricht, in dem er von Rutte mit Lob überhäuft wurde. Zudem schaffte Rutte die sonst üblichen langen Sitzungen ab, die Trump zu sehr langweilen würden.

24.06.2025
Waffenstillstand am Golf

 

Keine weitere Eskalation

Israel und der Iran halten sich offenbar an die von US-Präsident Trump verkündete Waffenruhe. Nach dem US-Angriff auf Irans Atomanlagen hatte der Iran die Hintertür zur Gesichtswahrung genutzt, indem er nach klarer Vorankündigung einige Raketen auf die US-Basis in Qatar abschoss. Da diese abgefangen wurden, ohne Schaden angerichtet zu haben, war der Schlagabtausch damit beendet. Wenig ernst nahmen die Märkte den Beschluss des iranischen Parlaments, die Straße von Hormus zu sperren. Schließlich ist der Iran keine Parlamentarische Demokratie, es entscheidet der Oberste Führer. Der New York Times zu Folge kommuniziert dieser aus seinem Führerbunker in bester Mafiaboss-Manier offenbar nur noch schriftlich über Mittelsmänner.

 

Börsen nach US-Angriff gelassen

Nach anfänglichen Verlusten hatten die Börsen gelassen auf die Entwicklung im Nahen Osten reagiert. Der Rohölpreis sackte am Montag nach anfänglichem Plus wieder unter die 80-USD-Marke ab. Der DAX verlor leicht auf 23.269 Punkte. An der Wall Street zählten Ölausrüster wie Halliburton und Schlumberger zu den größten Verlierern. Insgesamt legte der S&P 500 1,0 % zu auf 6.025 Punkte. An der Nasdaq gewann Tesla über 8 %. Der Elektroautobauer profitierte vom Startschuss für autonom fahrende Taxis im texanischen Austin.

 

Taubengezwitscher in der Fed

Ein nachhaltiger Anstieg des Ölpreises hätte auch die Inflation angefacht. Die um die Geldwertstabilität besorgten Notenbanker können nun erstmal aufatmen. Die höchsten Leitzinsen aller Hartwährungsländer haben die USA, weshalb Fed-Chef Jerome Powell regelmäßig Kritik aus dem Weißen Haus einstecken muss. Heute Nachmittag wird er vor dem Kongress seiner gesetzlichen Pflicht nachkommen und den Abgeordneten die geldpolitische Linie der Fed erläutern. Deren Leitungsgremium hatte die jüngste Zinsentscheidung noch einstimmig getroffen. Nun werden aber taubenhafte Töne lauter. Fed-Direktorin Michelle Bowman pflichtete gestern ihrem Kollegen Christopher Bower bei. Dieser hatte geäußert, dass die Fed mit einer Zinssenkung nicht bis zu einer Abschwächung des Arbeitsmarktes warten müsse. Bowman erwartet insbesondere nur eine sehr langsame Wirkung der Trumpschen Zölle auf die Verbraucherpreise. Die Renditen für kurz laufende US-Papiere gaben leicht nach, zehnjährige Treasuries rentierten stabil. Am ganz langen Ende stiegen die Renditen hingegen etwas an, sodass 30jährige US-Staatsanleihen nun ein halbes Prozent mehr abwerfen als zehnjährige Papiere.

 

Deutschlands Konjunktur im Fokus

Heute stehen besonders viele Veröffentlichungen an. Um 11:00 Uhr gibt das ifo-Institut die Zahlen zum Geschäftsklima im Juni bekannt. Sowohl bei den Erwartungen als auch bei der Lage geht die LBBW von einer Verbesserung aus. Nach fünf Anstiegen in Folge würde damit der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland langsam Form annehmen. Um 15:55 Uhr hält dann EZB-Chefvolkswirt Lane eine Rede zur aktuellen Wirtschaftslage im Euroraum. Ebenfalls um 16 Uhr stellt das Marktforschungsinstitut Conference Board das US-Konsumentenvertrauen für Juni vor. Die Landesbank Baden-Württemberg geht auch hier von einer Verbesserung aus. Außerdem tagt heute und morgen der NATO-Gipfel in Den Haag. Für ein geschlossenes Vorgehen des Bündnisses gegen die russische Bedrohung sind die USA unter Donald Trump aber nicht mehr zu gewinnen.

23.06.2025
Die Welt ist (un)sicherer geworden

 

Die Eskalationsspirale dreht sich

In der vergangenen Woche setzten Israel und der Iran ihre gegenseitigen Angriffe fort. Der Konflikt im Nahen Osten brachte dabei den DAX ins Schlingern. Er verlor zeitweise 2 % auf 23.051 Punkte. Damit rückte das Anfang Juni erreichte Rekordhoch von 24.479 Zählern scheinbar in weite Ferne. Am Freitag konnte der DAX wieder etwas Boden gutmachen. Erleichtert reagierten die Investoren auf eine Ankündigung von US-Präsident Trump, innerhalb von zwei Wochen zu entscheiden, ob die USA in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran eingreifen. Dies wurde als Signal für eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine diplomatische Lösung gewertet. Doch am Wochenende überschlugen sich die Ereignisse. Die Bedenkzeit war ein Täuschungsmanöver, die Diplomatie verstummte und die Waffen sprachen. US-Präsident Trump ordnete ein einmaliges Bombardement auf iranische Atomanlagen an. Russland und China übten scharfe Kritik und verurteilten das Vorgehen, das unverantwortlich und ein eklatanter Verstoß gegen internationales Recht, die UN-Charta und Resolutionen des UN-Sicherheitsrats sei. Die Geschichte wird zeigen, ob der Eintritt der USA in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran die Welt sicherer oder unsicherer gemacht hat. Inwiefern sich die weitere Eskalationsspirale dreht, hängt zum einen von Irans Antwort und zum anderen von der möglichen Gegenreaktion seitens der USA ab. Daher dürften in dieser Woche die Anleger mit Argusaugen Richtung Nahost blicken. Während die Börse in Tel Aviv gestern ein neues Rekordhoch verzeichnete, gaben heute Morgen die asiatischen Börsen nach. Die vorbörsliche DAX-Indikation liegt ebenfalls im roten Bereich. Insgesamt bleibt weiterhin Vorsicht geboten. Je nach Nachrichtenlage könnte es kurzfristig zu weiteren Kursschwankungen dies- und jenseits des Atlantiks kommen.

 

Was diese Woche wichtig ist

Diese Woche startet mit den vorläufigen Juni-Zahlen zu den Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und den Euroraum - und zwar sowohl für das verarbeitende Gewerbe als auch den Dienstleistungssektor. Morgen folgt das ifo-Geschäftsklima, das wie auch die Einkaufsmanagerindizes in der Konsensprognose leicht verbessert erwartet wird. Von hohem Interesse dürfte an diesem Tag auch die Rede von Fed-Chef Jerome Powell im Rahmen seines halbjährlichen Rechenschaftsberichts vor dem Kongress sein. Darüber hinaus startet der zweitägige NATO-Gipfel in Den Haag. Nur einen Tag später folgt der EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs. Mit Blick auf die sich anbahnende US-Konjunkturschwäche erwarten die Anleger am Donnerstag zudem mit Spannung die Zahlen zu den US-Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter. Außerdem sind die Daten zum PCE-Deflator, dem von den US-Währungshütern bevorzugten Inflationsmaß, für Freitag angesetzt.

20.06.2025
Nahostkonflikt vor Zuspitzung

 

US-Entscheidung zu Nahost im Blick

Gestern verdichteten sich die Informationen, wonach die USA die Möglichkeit eines militärischen Luftschlags gegen das Regime in Teheran in Betracht ziehen. Ein solcher könnte bereits in den kommenden Tagen stattfinden. Trump selbst meinte zwar, er werde in den nächsten zwei Wochen entscheiden. Ob er sich aber tatsächlich so lange Zeit lassen wird, ist fraglich. Denn nicht nur stehen mit der derzeit laufenden Debatte zum künftigen Budget wichtige innenpolitische Verhandlungen an, sondern auch die Feierlichkeiten rund um den US-Unabhängigkeitstag am 4. Juli rücken immer näher. Trump wird diese wohl kaum durch kriegerische Ereignisse im Ausland überschattet sehen wollen.

Eine diplomatische Lösung scheint indes noch nicht vollends ausgeschlossen. Die Außenminister von Deutschland, Frankreich und Großbritannien unternehmen derzeit einen erneuten Anlauf, um eine solche auszuloten. Dazu ist am heutigen Freitag ein Treffen mit dem iranischen Außenminister in Genf geplant. Auf den Märkten wird dieses wohl mit Aufmerksamkeit verfolgt werden. Sollten die europäischen Initiativen ergebnislos enden, könnte dies die Nervosität weiter erhöhen. Der Preis für ein Barrel Brent-Öl kletterte gestern in Betracht der volatilen Nachrichtenlagen zwischenzeitlich auf fast 79 US-Dollar. Am heutigen Handelstag dürfte die Volatilität jedenfalls hoch bleiben. 

 

Notenbanken (fast) wie erwartet

Nach dem Zinsentscheid der Fed am Mittwoch, der wie von Ökonomen prognostiziert ein Festhalten am derzeitigen Niveau zum Ausgang hatte, agierten gestern auch die Bank of England sowie die Schweizerische Notenbank gemäß den Erwartungen. Erstere beließ angesichts anhaltender Risiken beim Inflationsausblick den Leitzins bei 4,25 %. Mit dem gegensätzlichen Problem hat man hingegen in der Schweiz zu kämpfen. Dort drehte die Inflationsrate zuletzt sogar ins Negative, weswegen die Währungshüter sich für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte entschieden. Damit liegt der Leitzins zum ersten Mal seit 2022 wieder bei null. Am falschen Fuß erwischt wurden Beobachter derweil von der Entscheidung der norwegischen Notenbank. Sie lockerte entgegen der allgemeinen Einschätzung erstmals seit Ende des Zinserhöhungszyklus Anfang 2024 ihre geldpolitischen Zügel. Trotz der robusten Wirtschaftsentwicklung sah man nun die Zeit für den ersten Zinsschritt gekommen. Dazu hat neben einem leicht nachlassenden Inflationsdruck wohl auch die Stärke der norwegischen Krone beigetragen. Sie legte gegenüber dem US-Dollar seit Jahresanfang um mehr als 13 % zu.

 

Eurozone bald mit neuem Mitglied

Einen erfreulichen Beschluss gab es gestern beim Treffen der EU-Finanzminister in Luxemburg. Nachdem bereits EU-Kommission und EZB grünes Licht gaben, stimmten sie ebenfalls dem Beitritt Bulgariens zur Eurozone am 1. Januar 2026 zu. Das Land hätte eigentlich bereits vor zwei Jahren aufgenommen werden sollen, aber die hohe Inflation als Folge von Pandemie und Russlands Angriffskrieg in der Ukraine widersprach den makroökonomischen Kriterien eines solchen.

 

An Terminen stehen heute unter anderem die Veröffentlichung des Wirtschaftsberichts der EZB sowie Daten zum Verbrauchervertrauen in der Eurozone an.

18.06.2025
Zinsentscheid der Fed heute im Fokus

 

Risk-off Stimmung an den Märkten

Die Nahost-Krise dominierte gestern weiterhin die Märkte. US-Präsident Trump dementierte Vermutungen, dass er den G7-Gipfel wegen Ausarbeitungen zu einer Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran verlassen hätte. Vielmehr wird nach einem Treffen von Trump mit US-Sicherheitsberatern spekuliert, dass die USA in den Konflikt eingreifen könnten. Mit sinkenden Hoffnungen auf eine schnelle friedliche Lösung sanken auch die Aktienkurse auf breiter Ebene. Nur Ölwerte profitierten von der Unsicherheit.

 

US-Daten schwächer als erwartet

Seitens der gestern vermeldeten Makrodaten gab es ebenfalls keine positiven Nachrichten für die US-Konjunktur: Die Einzelhandelsumsätze in den USA fielen im Mai noch schwächer aus als prognostiziert, statt der Konsens-Schätzung von -0,6 % sanken sie um 0,9 %. Auch die US-Industrieproduktion schnitt im Mai unter den Erwartungen ab und verringerte sich leicht um 0,2 % (Konsens: 0,0 %).

 

Sprung beim ZEW-Indikator verpufft

Für Deutschland lieferten die ZEW-Konjunkturerwartungen zwar eine positive Überraschung. Doch der unerwartet große Sprung von 25,2 auf 47,5 Punkte (Konsens-Schätzung: 35,0) beeindruckte die Marktteilnehmer nicht. Zum einen enthielten die neuen DAX-Rekordstände im Mai und Anfang Juni schon sehr hohe Erwartungen. Zum anderen waren die erst vor kurzem eskalierten geopolitischen Probleme rund um die Nahost-Krise noch nicht vollständig berücksichtigt. Außerdem befindet sich der Lageindikator des ZEW für Deutschland trotz eines deutlichen Anstiegs um 10,0 Punkte weiter in tiefrotem Gebiet (-72,0 Zähler).

 

Heute Fed-Zinsentscheid im Fokus

Das Statistikamt Eurostat veröffentlicht heute die finalen Inflationszahlen für den Euroraum im Mai. Die vorläufig berichtete Steigerung um 1,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat dürfte bestätigt werden. Zum Immobilienmarkt gibt es neue Daten aus Deutschland (Baugenehmigungen im Monat April 2025) und auch aus Übersee (Anzahl der US-Neubaubeginne und Baugenehmigungen vom Mai). Das mit Abstand wichtigste Ereignis auf dem heutigen Terminkalender ist aber der Zinsentscheid der US-Notenbank am Abend: Man darf davon ausgehen, dass die Fed ihren Leitzins unverändert auf dem aktuellen Niveau von 4,5 % belässt.

17.06.2025
Nahost-Konflikt hält Unsicherheit hoch

 

Angriffe in Nahost halten an

Trotz der Eskalation in Nahost zeigten sich die Aktienmärkte zum Start in die neue Woche robust. Der DAX notierte zum Handelsschluss 0,78 % im Plus. Auch der am Freitag kräftig gestiegene Ölpreis ging wieder zurück. Die Produktions- und Exportkapazitäten für Öl sind bislang trotz der Militärschläge nicht beeinträchtigt. Zudem ist die Straße von Hormus - eine entscheidende Route für den weltweiten Öltransport - weiterhin passierbar. Die Krisenwährung Gold war gestern ebenfalls weniger gefragt. Die Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran hielten derweil an. Israel setzt seine Angriffe auf den iranischen Militär- und Machtapparat weiter fort. Der Iran reagiert mit Raketenangriffen auf israelische Städte.

Unerwartet haben sich die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten bei ihrem Treffen in Kanada auf eine Erklärung zu den Angriffen zwischen dem Iran und Israel geeinigt. Darin fordern sie eine Deeskalation. Der Iran dürfe niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Zudem wurde Israels Recht auf Selbstverteidigung betont. US-Präsident Trump verließ aufgrund der Nahost-Krise vorzeitig den G7-Gipfel in Richtung Washington. Äußerungen Trumps, in denen er zur Evakuierung Teherans aufrief, ließen prompt den Ölpreis wieder steigen.

 

Bank of Japan wartet ab

Die Bank of Japan (BoJ) machte heute den Anfang einer Reihe von Zinsentscheidungen, die diese Woche anstehen. Wie erwartet beließen die japanischen Währungshüter ihren Leitzins bei 0,5 %. Ihren Zinserhöhungskurs wird die BoJ wohl erst fortsetzen, wenn mehr Klarheit über den Ausgang des Handelskonflikts mit den USA besteht. Die Situation in Nahost sorgt aktuell für zusätzliche Unsicherheit. Morgen wird die Federal Reserve ihren Zinsentscheid verkünden. Es wird ebenfalls von unveränderten Leitzinsen ausgegangen.

 

Lohnkostenanstieg etwas geringer

Im Euroraum stiegen die nominalen Lohnkosten im ersten Quartal 2025 um 3,4 % im Vergleich zum Vorquartal. Damit fiel der Anstieg geringer aus als noch im vierten Quartal 2024 (+4,1 %). Die Entwicklung der Lohnkosten wird auch von der EZB genau verfolgt, um Rückschlüsse auf die Inflation zu ziehen. Im Dienstleistungssektor zogen die Löhne um 4,3 % an, im Baugewerbe um 4,4 % und in der Industrie um lediglich 2,5 %.

 

Anhaltende Unsicherheit

Auch heute werden die Nachrichten in erster Linie von den geopolitischen Ereignissen dominiert werden. Die extreme Unsicherheit rund um den Nahost-Konflikt sorgt für erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten. Im Fokus dürfte die Frage stehen, ob die USA militärisch in den Konflikt eingreifen. An makroökonomischen Daten stehen für Deutschland die ZEW-Konjunkturerwartungen auf dem Programm. Die LBBW rechnet mit einer Fortsetzung der im Mai eingesetzten Erholung. Aus den USA werden unter anderem die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze für Mai gemeldet. Die Landesbank Baden-Württemberg prognostiziert für die Industrieproduktion einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vormonat. Dagegen erwarten sie angesichts der im Mai eingebrochenen Autoabsätze einen Rückgang der Einzelhandelsumsätze im Vergleich zum Vormonat.

16.06.2025
Gefasste Aktienmärkte, nervöser Ölmarkt

 

Märkte gefasst trotz Kriegshandlungen zwischen Israel und Iran

Die kriegerischen Angriffe zwischen Israel und dem Iran dauerten über das Wochenende unvermindert an. Eine baldige Entspannung zeichnet sich nicht ab. Der weitere Fortgang dürfte die Finanzmarktteilnehmer in der laufenden Woche maßgeblich beschäftigen. Gleichwohl hielten sich am Freitag die Verluste der großen Aktienindizes dies- und jenseits des Atlantiks noch in einem sehr überschaubaren Maß. DAX und S&P 500 verloren jeweils gut 1 %. Die Renditen von Anleihen tendierten angesichts steigender Ölpreise etwas höher. Brent-Öl notiert mit 75 US-Dollar pro Fass rund 12 % höher als vor acht Tagen.

 

USA von Attentaten erschüttert

In den USA drehte sich die innenpolitische Gewaltspirale weiter: Bei Attentaten auf Politiker der Demokratischen Partei wurde eine Abgeordnete des Repräsentantenhauses von Minnesota und ihr Ehemann zuhause erschossen. Ein Mitglied des Senats von Minnesota und seine Frau wurden angeschossen, überlebten aber. Der mutmaßliche Täter wurde inzwischen gefasst.

 

G7-Treffen in stürmischen Zeiten

Gestern begann das Treffen der G7-Staaten in Kanada. Zu besprechen haben die Staats- und Regierungschefs zwar eine immense Liste an Themen. Weitreichende Beschlüsse werden gleichwohl nicht erwartet. Das Treffen dauert noch bis zum Dienstag.

 

Konjunkturdaten zweitrangig

Die Konjunkturdaten genießen angesichts der dramatischen geopolitischen Entwicklungen wenig Aufmerksamkeit an den Märkten. Dabei verzeichnete der Index des Verbrauchervertrauens der Uni Michigan am Freitag einen unerwartet deutlichen Anstieg von 52,2 auf 60,5 Punkte - was allerdings immer noch ein niedriger Wert ist. China meldete heute früh überraschend starke Einzelhandelsumsätze im Mai.

 

Woche der Zinsentscheide

Eine Reihe von Notenbanken stellen in der neuen Woche turnusgemäß ihre Geldpolitik auf den Prüfstand. Prominenteste Vertreterin ist die US-amerikanische Fed am Mittwoch. Die Future Märkte rechnen mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%, dass die US-Notenbank ihr Leitzinsband unverändert bei 4,25 % bis 4,50 % belassen wird. Spannung verspricht der Zinsentscheid dennoch, da die Währungshüter eine Aktualisierung ihrer Projektionen für Konjunktur, Inflation und Leitzinsen veröffentlichen werden. Bereits morgen früh dürfte die Bank of Japan nach Einschätzung der LBBW eine Fortführung ihrer aktuellen Geldpolitik bekanntgeben. Die Notenbank ist zwar grundsätzlich auf Zinserhöhungskurs. Sie dürfte mit einem nächsten Zinsschritt aber abwarten, bis sie mehr Klarheit über den Ausgang des Handelskonflikts mit den USA hat. In Europa eröffnet die schwedische Riksbank am Mittwoch den Reigen der Zinsentscheide. Ökonomen erwarten mehrheitlich eine Zinssenkung von 2,25 % auf 2,00 %. Es folgt am Donnerstagvormittag die Schweizerische Nationalbank. Die LBBW rechnet mit einer neuerlichen Leitzinssenkung von 0,25 % auf 0,00 %, da die Inflation in der Schweiz jüngst sogar in den negativen Bereich rutschte. Unveränderte Leitzinsen dürften hingegen am Donnerstag die Bank of England (4,25 %) und die norwegische Norges Bank (4,50 %) verkünden.

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Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

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