Kehrt die Inflation zurück?

Im September ist die Inflationsrate im Euroraum nach einer ersten Schätzung von –0,2 % auf –0,3 % gesunken. Auch Österreichs harmonisierter Verbraucherpreisindex (HPVI) ist von 2,2 % am Jahresanfang auf 0,6 % im Mai gesunken, um in der Folge auf 1,8 % im Juli zu steigen und von dort wieder auf 1,4 % im August zu sinken. Somit waren die letzten Monate sehr volatil.

Momentan ist Inflation kein Thema

Gemäß der OeNB-Inflationsprognose vom September 2020 wird die HVPI-Inflationsrate zwar im Jahr 2021 auf ca. 1,7 % ansteigen. Allerdings rechnet sie gerade bei den Energiekomponenten des Verbraucherindex mit eher inflationsdämpfenden Effekten. Darüber hinaus wird sich der COVID-19 bedingte Nachfrageausfall auf die Kerninflationskomponenten Industriegüter (ohne Energie und Dienstleistungen) auswirken. Ebenfalls dämpfend sollte sich der OeNB zufolge der niedrige Ölpreis auswirken und dadurch einen weiteren Rückgang der Gesamtinflation nach sich ziehen.

Wie geht es mit der Preissteigerung weiter?

Die entscheidende Frage dürfte aber sein, warum die Inflation so niedrig ist wie sie ist und ob sie dies auch in Zukunft so bleibt? Niedrige Inflation ist ein nahezu weltweites Phänomen und dürfte auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein. Die Globalisierung, verstärkt durch das Internet und die damit verbundene Ausweitung des Güterangebots sowie der schärferen Wettbewerb ist ein oft angeführter Faktor. Des Weiteren damit teils zusammenhängend, die schwindende Preissetzungsmacht der Gewerkschaften. Mit der Ausweitung der Globalisierung könnte es bald vorbei sein. Die Wachstumsraten des Welthandels lassen schon seit Jahren nach. Viele Regionen Ostasiens, allen voran China, haben den Anschluss an die Industrieländer geschafft. Damit wird die verfügbare „Reservearmee“ der Arbeiter kleiner. Allerdings hat das Internet seinen wettbewerbsverschärfenden Charakter noch nicht überall ausgespielt. Zu den nächsten Feldern, auf denen dem stationären Handel Konkurrenz erwächst, könnten Lebensmittel gehören, Drohnen für die Zustellung zum Endkunden und 3D-Drucker eröffnen weitere Perspektiven. In der Vergangenheit waren es stets Rohstoffpreise, die für überraschende Preisschübe gesorgt haben. Rohstoffe sind ihrer Natur nach endlich, ein „ewiges“ Wachstum verschärft ihre Knappheit und sorgt für höhere Preise. Überdies ist der Klimawandel ins Bewusstsein von Politik und Gesellschaft gerückt, dies dürfte vor allem Energie ver(s)teuern. Unter dem Strich dürfte die Inflation kurz- bis mittelfristig sehr niedrig bleiben. Dagegen scheinen die langfristigen Risiken eher aufwärtsgerichtet. Den Ausschlag für einen Anstieg könnten die Zentralbanken geben. Seit Jahren kämpfen sie bereits gegen wirkliche oder vermeintliche Deflationsrisiken. Die Notenbank der USA hat offiziell beschlossen, ihr Inflationsziel von 2 % nicht als Obergrenze, sondern als längerfristigen Durchschnitt zu interpretieren. Das heißt einer Phase des Unterschreitens – so wie derzeit – darf eine ebenso lange Phase des Überschießens mitsamt lockerer Geldpolitik folgen. In Europa diskutiert die EZB derzeit, ob sie diesem Beispiel folgen soll. Es ist trotz der lockeren Gelpolitik eher unwahrscheinlich, dass die Inflation nicht mehr zähmbare Ausmaße annimmt. Zu stark fallen die genannten Argumente von Globalisierung und Wettbewerbsintensität gegen hohe Inflation ins Gewicht.

Strategische Vermögensplanung wichtig

Der Ansparer sieht sich somit weiter vor die schwierige Wahl gestellt, entweder in die renditelose Sicherheit von Staatsanleihen und Bankeinlagen oder in Assetklassen mit jeweils eigenen Risiken zu investieren. Immobilien, Aktien und Edelmetalle bleiben erste Wahl. Ein breit diversifiziertes Portfolio, dass die Hauptassetklassen beinhaltet und global aufgestellt ist, kann helfen, besonders langfristige Risiken abzudecken. Bankfachlicher Rat erscheint gerader bei größeren Zeithorizonten sinnvoll.

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